der Begriff der Aussage identisch mit diesem und das Aussageobjekt in ihm nur
intentional impliziert ist. Zugleich wird damit auch das auf den ersten Blick
überraschend erscheinende Phänomen sichtbar, daß alle Aussage Wirklich
keitsaussage ist und eine Grundlage sich ergibt, das Verhältnis der Sprache,
und damit auch der Dichtung, zur Wirklichkeit exakt bestimmen zu können.
Wir gehen von einem einfachen Behauptungssatz aus, z. B.: Der Schüler
schreibt. Das Aussageobjekt oder der Aussageinhalt der durch diesen Be
hauptungssatz ausgedrückten Aussage ist der Sachverhalt, daß der Schüler
schreibt. Aber dieser Sachverhalt, d. h. der Aussageinhalt, ändert seinen sach
lichen, realontologischen Charakter je nach der Art des Aussagesubjekts dieser
Aussage, ja auch bereits nach dem Sinn, in dem dieses den Satz sagt. Begegnet
uns der Satz in einer Redesituation, in der etwa ein Lehrer sagt: Der Schüler
schreibt — so ist der Lehrer das Aussagesubjekt. Der Sachverhalt des Aussage
objekts kann dann eine reale Situation, der jetzt und hier schreibende Schüler
sein. Das Aussagesubjekt wird als solches hervortreten, z. B. wenn es etwa
jemand Ruhe gebietend sagt: >Ruhe! Der Schüler schreibt!< — Aber dieses
Aussagesubjekt kann den Satz auch in einem anderen Sinne aussprechen (oder
etwa an die Tafel schreiben), als grammatisches Beispiel für den Behauptungs
satz oder als Vorlage für eine Übersetzung in eine andere Sprache. In diesem
Fall wird der Lehrer als Aussagesubjekt weniger hervortreten; und der Sach
verhalt der Aussage ist dann keine konkrete Situation, sondern ein sprachlich
grammatischer Umstand. Wird der Satz in diesem Sinne von dem Aussage
subjekt ausgesprochen, macht es sich weniger >subjektiv< bemerkbar als in
dem ersten Falle. Und steht derselbe Satz in einem Lehrbuch der Grammatik,
scheint überhaupt kein Aussagesubjekt vorhanden oder bemerkbar, die Frage
nach seiner Beschaffenheit jedenfalls irrelevant zu sein.
Am Beispiel dieses einfachen Behauptungssatzes sollten die Probleme nur
erst vorweisend angedeutet werden, die der Begriff des Aussagesubjekts, und
das ist der Aussage selbst, enthält. Wenn man gemeinhin die verschiedenen
Bedeutungen, die der Inhalt des Satzes »Der Schüler schreibt« annehmen kann,
semantisch aus dem Kontext, in dem er steht oder geäußert wird, erklärt, so
richtet sich unsere Aufmerksamkeit auf das strukturelle Element, das sozu
sagen erst die Kontextzusammenhänge hervorbringt. Die Aussageinhalte und
damit die Kontexte sind der Anzahl nach unendlich, weil alles, was ist, was
vorgestellt und gedacht wird, zum Aussageobjekt werden kann. Die Struktur
der Sprache läßt sich darum nicht aus dem Aussageobjekt erkennen. Ihr
Strukturelement ist das Aussagesubjekt. Und die Analyse des Aussagesubjekts
ergibt, wie wir zu zeigen versuchen, daß das gesamte stofflich-thematische