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fälle, für Straßen- und Eisenbahnprojekte weitere Punkte aufge
nommen und eingeschaltet wurden. Im Jahre 1859 sah sich die
K. Commission für Herstellung eines geognostischen Atlasses von
Württemberg zum Zweck der Ermittlung von den Lagerungsver
hältnissen der Gesteinsschichten veranlaßt, weitere trigonometrische
Höhenbestimmungen auszuführen. Seitdem sind auch auf einer
größeren Anzahl von topographischen Atlasblättern (von 9,s^ Meilen)
je ca. 1500 Höhenpunkte bestimmt worden. Wenn nun diese An
zahl von Höhenpunkten, die für die Herstellung einer geognostischen
Karte wesentlichsten Anhaltspunkte auch bietet, so wird damit den
meisten topographischen und militärischen Zwecken nicht, vollständig
technischen Anforderungen aber gar nicht entsprochen.
Als deßhalb im Jahr 1865 die ersten geognostischen Atlas
blätter zur Ausgabe kamen, hat Oberbaurath v. Morlok die
Ausführung einer allgemeinen, eingehenden Landeshöhenaufnahme
in Anregung gebracht. Obgleich nun der große Werth, den eine
derartige Aufnahme hätte, von sämmtlichen Ministerien und Be
hörden vollständig anerkannt und gewürdigt wurde, so kam das
Unternehmen, zunächst in Anbetracht des Kostenpunktes, und in
späterer Zeit wegen der Kriege von 1866 und 1870 doch nicht
zu Stande.
In weiterer Würdigung des Nutzens solcher Aufnahmen ha
auf Grund eines Antrags der K. Eisenbahnbau-Commission, welchen
dieselbe im Referat des Herrn Präsidenten v. Klein und des Ober
baurath v. Morlok gestellt hatte, das K. Ministerium der aus
wärtigen Angelegenheiten gestattet, daß zunächst für die Vorarbeiten
zum Bau der Murrthalbahn in dem Viereck „Stuttgart, Waiblin
gen, Backnang, Bietigheim" Höhenaufnahmen von größerer Aus
dehnung gemacht werden durften, und wurde auf den weiteren
Antrag der beiden oben benannten Referenten die unmittelbare
Leitung dieser Arbeiten den Herrn Professoren Dr. v. Baur und
Dr. Schoder übertragen.
Zur Grundlage für die Aufnahmen hat der von der Kommis
sion für europäische Gradmessung gewählte Horizont gedient. Zu
der europäischen Gradmessung war nämlich schon im Jahr 1868
die K. Eisenbahnbau-Kommission in Beziehung insofern getreten,
als sie diesem, ihren Zwecken ebenfalls dienenden Unternehmen, ihre
Unterstützung und erforderlichen Geldmittel zukommen ließ, und es
war somit der Anknüpfungspunkt für die Fortführung dieser oro-
graphischen Aufnahmen hiedurch gegeben.
Die nun in den Jahren 18 68 /to nach verschiedenen Methoden
ausgeführten Nivellements lieferten die nöthigen Anhaltspunkte und
Erfahrungen um an der Hand derselben die Vorarbeiten für weitere
Bahnen einheitlich und auf rationelle Weise in Behandlung nehmen
zu können.
Die bis jetzt fast ausschließlich für Eisenbahnzwecke vollzogenen
Aufnahmen erstrecken sich auf eine Fläche von ca. */g^dcs ganzen
Landes und ist, da der hohe Werth dieser systematisch durchgeführten
Arbeit immer mehr erkannt wird, alle Hoffnungen vorhanden, daß
in nicht zu ferner Zeit diese Aufnahmen über das ganze Land
ausgedehnt werden.
Die Wahrscheinlichkeit, daß diese Aufnahmen eine solche größere
Ausdehnung annehmen könnten, machte es zur Aufgabe, den wirk
lich schon stattfindenden Arbeiten bei Gelegenheit der Vorarbeiten
für Eisenbahnbauten eine Instruktion zu Grunde zu legen, welche
es gestattet möglichst einheitliche und den etwa später noch eintre
tenden Anforderungen ebenfalls entsprechende Resultate zu er
zielen.
Mit Rücksicht auf die sehr schätzbare Grundlage, welche die
Württembergischen Flurkarten als Situation für Höhenaufnahmen
bilden, hat sich die Methode, nach welcher die betreffenden Punkte
direkt einnivellirt und in der Karte bezeichnet werden, am meisten
Geltung verschafft, und ist namentlich das direkte Einweisen der
Curven gänzlich vermieden. Das Aufnehmen direkter Höhenpunkte
hat außer verschiedenen Vortheilen auch noch den Vorzug, daß,
sobald ein allgemeiner europäischer Horizont festgestellt sein wird,
eine Reduktion auf denselben leicht vorgenommen werden kann.
Da die Flurkarten zur Uebersicht eines größeren Komplexes nicht
geeignet sind, so werden Uebersichtskarten im Maßstab 1:25000
angefertigt, welche vorerst Quadrate von 25 Flurkarten bilden;
dieselben werden jedoch, wenn die Aufnahme eine allgemeinere sein
wird, Quadrate von 100 Flurkarten bilden, so daß alsdann ein
solches Blatt genau die Größe einer Flurkarte oder eines topogra
phischen Atlasblattes erhält. Die gegenwärtig schon angefertigten
Uebersichtskarten werden durch Lithographie vervielfältigt und sind
schon verschiedene Exemplare an die Ministerien, den großen Gene
ralstab der deutschen Armee in Berlin, an die Forstdirektion u. s. w.
ausgefolgt worden und können dieselben auch in Zukunft für öffent
liche Zwecke von der König!. Eisenbahnbau-Kommission bezogen
werden.
Oberbaurath v. Morlok übergibt zugleich ein Exemplar der
für die Höhenaufnahmen von der Kgl. Eisenbahnbau-Kommission
erlassenen Instruktion für die Vereinsbibliothek.
Anschließend legt Oberbaurath v. Schlierholz 8 Blätter
Horizontalcurvenkarten für ein Bahnprojekt Wangen—Friedrichs
hafen im Maßstab 1:10000 vor, wie dergleichen von den mit
Horizotalcurven in Entfernung von 5 zu 5 Meter versehenen
Flurkarten des Maßstabes 1:2500 dargestellt und für die unter
ihm bearbeiteten Bahnen seit 1865 zur Darstellung der Bahn
projekte behandelt worden, in einem Maßstab noch übersichtlich
genug für die wesentlichsten Bauprojekte und nicht zu groß um
nicht eine größere Bahnausdehnung hiemit darstellen zu können.
Redner empfiehlt den Maßstab 1:25000 zu generellen
Arbeiten und Darstellungen, der von 1:10000 aber dürfte sich für
bestimmtere Bahnprojekte eignen, zu deren Darstellung der Maßstab
1:25000 nicht genug Uebersichtlichkeit gewährt.
Schließlich werden die von Regierungsrath Diefenbach
aufgelegten trefflichen Photographien von Gegenständen und Gebäu
den der Wiener Weltausstellung in reicher Anzahl mit großem
Interesse besichtigt und nachdem der Vorstand den Herren Ober
baurath v. Morlock und Regierungsrath Diefenbach für die
interessanten Beitrage zum heutigen Abend gedankt, die Versamm
lung geschlossen.
Siebente ordentliche Versammlung vom 11. April 1874.
Vorsitzender: Oberbaurath v. Egle.
Schriftführer: Architekt Haider.
Außerdem anwefend 18 Mitglieder.
Nachdem der Vorsitzende die Verhandlungen eröffnet hatte,
lud derselbe die Anwesenden ein, die von Professor I. Lietzen-
mayer aufgelegten Konkurrenz-Entwürfe über