der Wiener Ausstellung, daß hierin die deutsche Kunst die Eben
bürtigkeit erreicht hat.
So hoch diese Kunst sich entwickelte, so wenig wollte es der
kleinen Broncewaaren-Jndustrie gelingen, eine höhere Entwicklung
zu erreichen; nicht nur die Ausbildung des Geschmacks, sondern
auch die erforderliche Technik, welche nach ihrem Untergange Zeit
zur Erholung bedurfte, mußte sich fast ganz an Paris anlehnen.
Um allmälig eine gewisse Selbstständigkeit zu gewinnen, war
ein größerer allgemein verbreiteter Wohlstand nothwendig, den
Handel und Industrie erst zu erwerben hatten.
Dagegen wurde die Eisengießerei auf's Eifrigste gepflegt und
entwickelte sich rasch über ganz Deutschland. Neben dem Nützlichen
wurde besonderer Fleiß auch auf billige Darstellung der sogenann
ten Eisenbijouterie und kleiner figürlicher Gegenstände verwendet,
welche die theueren Broncen ersetzen mußten. Einzelne deutsche
Firmen haben hierin Tüchtiges geleistet und verdient besonders die
gräflich Wernigerode'sche Eisengießerei von Jlsenburg wegen der
hohen Vollendung ihrer Arbeiten in der Specialität der Imitation
antiker Gegenstände aller Art besondere Erwähnung.
Die Zinkgießerei wurde ebenso fleißig, besonders in Berlin
gepflegt, und führte zu bedeutenden Etablissements, welche in Wien
auch ihre wohlverdiente Auszeichnung erhielten.
Nebenher wurde zwar auch die Broncewaaren-Jndustrie
besonders durch die Pflege der Lampenfabrikation in's Auge gefaßt,
die sich durch die Einführung des Leuchtgases auf die Fabrikation
von Lustres und verwandter Artikel warf. Ebenfalls von Berlin
ausgehend führte sie zu bedeutenden Unternehmungen auch in Süd
deutschland und es entstanden so das Mainzer Geschäft von Krause
und das Augsburger von Ried in ger, welche Anfangs nach eng
lischen und französischen Mustern arbeiteten, jetzt aber durch selbst
ständige tüchtige Künstler eine größere künstlerische Vollendung ihrer
Formen erzielen.
Nicht ohne Erfolg treten Einzelne bereits mit Hebung der
Broncewaarenfabrikation hervor und wird hierauf die Wiener Aus
stellung von hohem Einfluß sein.
Werfen wir schließlich noch einen Blick auf unser engeres
Vaterland, dessen Industrie und Kunsterzeugnisse in der Aus
stellung des deutschen Reichs einverleibt waren und in Vorstehendem
nicht besonders erwähnt werden konnten.
Die energische Entwicklung unserer Industrie hat kaum mehr
als einen Zeitraum von 25 Jahren hinter sich.
Was speciell die Gießerei-Industrie vor und in dieser Zeit
leistete, gipfelt sich wohl in den Erzeugnissen des Königl. Hütten
werks Wasseralfingen.
Die ersten bedeutenderen Arbeiten bilden die beiden den hie
sigen Schloßhofeingang zierenden Wappenthiere, welche nach den
Modellen von Isvpi trefflich gegossen sind.
Durch den genialen, aus Bruckmann's Atelier in Heilbronn
hervorgegangenen späteren Professor am Königl. Polytechnikum,
C. Weitbrecht, erhielt dann Wasseralfingen einen äußerst thäti
gen Künstler, dem, wenn auch seine meisterhaften, figürlichen und
ornamentalen, naturalistisch durchgeführten Arbeiten der neueren
Kunstrichtung weichen mußten, das große Verdienst bleibt, die
künstlerische Ausstattung der Gießereierzeugnisse in der bedeutendsten
Weise gefördert zu haben.
Durch das Relief „die vier Jahreszeiten" in dem
großen Saale des K. Landhauses Rosenstein bleibt sein Name der
Nachwelt erhalten.
Unter seinem Schüler Christian Plock und seinem Nach
folger am Polytechnikum Professor Mauch bildete sich eine tüchtige
Modellirschule, welche besonders auch durch die bedeutenden Auf
träge Sr. Maj. des Königs Wilhelm für die Wilhelma und
des damaligen Kronprinzen für die Villa und deren Baumeister
Zanth und Leins mächtig gefördert wurde.
Zu gleicher Zeit gab die Ausführung der Broncegüsse für
die Jubiläumssäule Veranlassung, auch diesen Zweig der Kunst
industrie zu pflegen, welches Feld aber bald den größeren An
forderungen an die Eisenindustrie weichen mußte.
In größeren Zink- und Broncegußarbeiten, wenn auch in
wenig ausgedehnter Weise, hat sich W. Pelargus in Stuttgart
einen guten Namen erworben.
Von allen Seiten angeregt entwickelte sich zu gleicher Zeit
in der alten Goldschmiedestadt Gmünd ebenfalls ein reges Streben
nach höherer Ausbildung ihrer Erzeugnisse, und trug hiezu die
von Erhard und Söhne in's Leben gerufene Bronce- und Sil-
berwaarenindustrie, in Verbindung mit auf galvanoplastischem Wege
erzeugten Kunstgegenstünl»-, welche auch die vollste Anerkennung in
Wien erhielten, außerordentlich viel bei. Das Bedürfniß tüchtiger
Arbeiter führte in neuester Zeit zur Errichtung einer Modelleur-,
Ciseleur- und Graveurschule, die bereits fleißig besucht, die gün
stigsten Erfolge verspricht.
Im Allgemeinen war für die Hebung unserer ganzen vater
ländischen Industrie die Errichtung der K. Centralstelle für, Ge
werbe und Handel in den Jahren 1848/49 vom höchsten Werthe,
wie sie auch mit Hülfe der Fortbildungsschulen auf's Günstigste
den kunstindustriellen Bestrebungen leitend und fördernd zur Seite
stand.
Zur Ausbildung technisch und künstlerisch erzogener Schüler
wird die mit dem K. Polytechnikum seit einigen Jahren verbun
dene „Kunstgewerbeschule" gewiß wesentlich beitragen, und bliebe
nur noch ein Wunsch unerfüllt, durch die Bildung eines Kunst
gewerbe-Museums dem Studium musterhafte Originale an die
Hand zu geben.
Indem ich diese, leider etwas zu dürftig gehaltene Umschau
auf der Wiener Weltausstellung und im engern Vaterlande schließe,
kehre ich zu der Ihnen vorliegenden Sammlung meiner eigenen
Fabrikate zurück.
Nur durch Ihre thatkräftige Unterstützung wird es mir mög
lich gemacht werden, diesen bei uns noch neuen Zweig der Kunst
industrie in der begonnenen Weise fortzuführen und lebensfähig
zu gestalten.
Wollen Sie mir hiezu Ihre Mitwirkung nicht versagen.