Full text: Sitzungs-Protokolle / Verein für Baukunde in Stuttgart (1874)

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mit dem hölzernen Einbau gemacht hatte, waren Veranlassung für 
den Versuch zur Anwendung des eisernen Einbau-Systems, wie es von 
Rziha empfohlen wird und auch neuerdings in kleinerem Maßstab 
»mit gutem Erfolge in Frankfurta/M. ausgeführt wurde. 
Der Nutzen des Sohlenstollens für die Entwässerung des Ge 
birges war in unserem Fall so einleuchtend, daß er auch für das 
eiserne Cinbausystem beibehalten wurde. — Die Geviere des 
Sohlenstollens bestanden aus eisernen Rahmen in Hufeisenform 
und wurden aus einem Stück Flacheisen gebildet. Der Rahmen 
stand auf einer hölzernen Sohlschwelle, auf der er mit Keilen be 
festigt wurde (Bl. 2 Fig. VIII und IX). — Der große Einbau 
des ganzen Profils hatte eine ähnliche Form wie das Sohlstollen- 
Geviere und bestand aus 5 Theilen, welche aus alten Eisenbahn 
schienen niedern Profils gebogen waren und mittelst Lochen durch 
Schraubenbolzen verbunden wurden. Zwischen die Köpfe der 
Rahmenstücke wurden eiserne Keile eingelegt, um die Verbindung 
leichter lösen zu können. Der ganze Rahmen wurde wie der des 
Sohlstollens auf einer Holzschwelle mittelst Keilen befestigt. 
Bei dem kleinen Querschnitt des Siels konnte füglich davon 
abgesehen werden, die eisernen Rahmen zugleich als Lehrbögen für 
die Mauerung zu konstruiren, was bei größern Tunnels zu den 
besondern Vortheilen des Rziha'schen Eisenbausystems gerechnet 
wird. Es wurden dieselben Lehrbögen verwendet wie früher, 
welche aus starken dreifachen und durch eiserne Laschen mit Schrau 
benbolzen verbundenen Holzbohlen zusammengesetzt waren. 
Die Ausführung der bergmännischen Arbeiten beim Eisenein 
bau ist sowohl für den Sohlenstollen als das ganze Profil ganz 
analog, der beim gewöhnlichen gezimmerten Sohlstollen. — Für 
Abtreibearbeit besonders zeigte sich dieses System sehr geeignet. Die 
Pfähle schmiegen sich in diesem Falle wie die Dauben eines Fasses 
zusammen und erreicht man daher viel leichter dichte Fugen, als 
beim hölzernen Stollenzimmer. Als weitere Vortheile des eisernen 
Einbaus ist noch hervorzuheben, daß die eisernen Rahmen vermöge 
ihrer Steifigkeit und günstigen Form, dem Gebirgsdruck einen 
bessern Widerstand leisten, als irgend eine Holzeinbau-Konstruktion 
und daß der lichte Raum für die Förderung der Berge und die 
Maurerarbeiten vollständig frei bleibt. 
Die vorzüglichste Sorge mußte natürlich auch bei diesem 
System auf die Wasserhaltung und eine Arbeitseintheilung ver 
wendet werden, welche ein zu langes Einwirken des Gebirgsdrucks 
auf den Einbau vermied, da bei Senkungen des ganzen Einbaues 
die Herstellung des richtigen Profils noch viel schwieriger wurde 
als beim großen Stollenbau. Um solche Senkungen möglichst zu 
vermeiden, war es nöthig, die Mauerung dem Vollausbruch un 
mittelbar folgen zu lassen; im Uebrigen wurde dieselbe ganz wie 
beim großen Stollenbau mit Holzgevieren ausgeführt und konnte 
der First benso nur in IM. langen Stücken geschlossen werden. 
Die Resultate der Anwendung des eisernen Tunnel-Einbaues 
sind, bei gehöriger Berücksichtigung seiner Eigenthümlichkeiten, auch 
in unserem Fall so günstig ausgefallen, daß wohl auch anderweitig 
Veranlassung genommen werden dürfte, dieses System zu adoptiren. 
Beil. 4. 
zur 5. Versammlung. 
Vortrag des Herrn Ingenieur-Assistenten Benneder 
über 
Fhotokopie. 
Ich habe unserem Herm Vorstand einige Zeichnungen über 
geben, die von mir auf dem Wege der Photokopie hergestellt 
wurden und folge heute gerne der Aufforderung, den Vorlagen 
einige erläuternde Worte beizufügen. 
Während des Studienjahrs 1871/72 wurde an der Kgl. Ge 
werbe-Akademie in Berlin von Herrn Prof. Dr. Vogel ein mit 
Uebungen verbundener Vortrag über das „Lichtpause-Verfahren" 
gehalten. Dieses besteht darin, daß mit Hülfe des Sonnenlichtes 
eine Zeichnung auf ein lichtempfindliches Papier übertragen wird. 
Das Haupterforderniß ist das lichtempfindliche Papier. In 
Berlin wurde damals mit Chlorsilber präparirtes Papier verwendet, 
das an sich weiß, unter der Einwirkung des Lichtes sich bräunt. 
Außer diesem Papier bedarf man einen soliden Rahmen mit einer 
darein passenden durchaus reinen Glasplatte, eine weiche Einlage 
von gleicher Größe und einen gleichfalls genau in den Rahmen 
passenden Deckel, der durch Federn fest angedrückt werden kann. 
Mit diesem Apparate operirt man in folgender Weise: Auf 
die in dem Rahmen liegende Glasplatte wird zuerst das Blatt mit 
der Originalzeichnung gelegt, so daß diese selbst nach oben sieht, 
die Zeichnung muß scharf und deutlich, das Blatt muß auch auf 
der Rückseite ganz rein sein; auf die Zeichnung kommt das licht 
empfindliche Papier, so daß die präparirte Seite desselben die Zeich 
nung unmittelbar berührt; hierauf die weiche Einlage und der fest 
aufliegende Deckel. 
Nun wird die Glasplatte dem Lichte — womöglich dem direk 
ten Sonnenlichte — ausgesetzt. Unter günstigen Verhältnissen hat 
man in ca. 15 Minuten eine ganz genaue, negative Kopie des 
Originals. Durch das weiße Papier des Originalblattes dringt
	        
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