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mit dem hölzernen Einbau gemacht hatte, waren Veranlassung für
den Versuch zur Anwendung des eisernen Einbau-Systems, wie es von
Rziha empfohlen wird und auch neuerdings in kleinerem Maßstab
»mit gutem Erfolge in Frankfurta/M. ausgeführt wurde.
Der Nutzen des Sohlenstollens für die Entwässerung des Ge
birges war in unserem Fall so einleuchtend, daß er auch für das
eiserne Cinbausystem beibehalten wurde. — Die Geviere des
Sohlenstollens bestanden aus eisernen Rahmen in Hufeisenform
und wurden aus einem Stück Flacheisen gebildet. Der Rahmen
stand auf einer hölzernen Sohlschwelle, auf der er mit Keilen be
festigt wurde (Bl. 2 Fig. VIII und IX). — Der große Einbau
des ganzen Profils hatte eine ähnliche Form wie das Sohlstollen-
Geviere und bestand aus 5 Theilen, welche aus alten Eisenbahn
schienen niedern Profils gebogen waren und mittelst Lochen durch
Schraubenbolzen verbunden wurden. Zwischen die Köpfe der
Rahmenstücke wurden eiserne Keile eingelegt, um die Verbindung
leichter lösen zu können. Der ganze Rahmen wurde wie der des
Sohlstollens auf einer Holzschwelle mittelst Keilen befestigt.
Bei dem kleinen Querschnitt des Siels konnte füglich davon
abgesehen werden, die eisernen Rahmen zugleich als Lehrbögen für
die Mauerung zu konstruiren, was bei größern Tunnels zu den
besondern Vortheilen des Rziha'schen Eisenbausystems gerechnet
wird. Es wurden dieselben Lehrbögen verwendet wie früher,
welche aus starken dreifachen und durch eiserne Laschen mit Schrau
benbolzen verbundenen Holzbohlen zusammengesetzt waren.
Die Ausführung der bergmännischen Arbeiten beim Eisenein
bau ist sowohl für den Sohlenstollen als das ganze Profil ganz
analog, der beim gewöhnlichen gezimmerten Sohlstollen. — Für
Abtreibearbeit besonders zeigte sich dieses System sehr geeignet. Die
Pfähle schmiegen sich in diesem Falle wie die Dauben eines Fasses
zusammen und erreicht man daher viel leichter dichte Fugen, als
beim hölzernen Stollenzimmer. Als weitere Vortheile des eisernen
Einbaus ist noch hervorzuheben, daß die eisernen Rahmen vermöge
ihrer Steifigkeit und günstigen Form, dem Gebirgsdruck einen
bessern Widerstand leisten, als irgend eine Holzeinbau-Konstruktion
und daß der lichte Raum für die Förderung der Berge und die
Maurerarbeiten vollständig frei bleibt.
Die vorzüglichste Sorge mußte natürlich auch bei diesem
System auf die Wasserhaltung und eine Arbeitseintheilung ver
wendet werden, welche ein zu langes Einwirken des Gebirgsdrucks
auf den Einbau vermied, da bei Senkungen des ganzen Einbaues
die Herstellung des richtigen Profils noch viel schwieriger wurde
als beim großen Stollenbau. Um solche Senkungen möglichst zu
vermeiden, war es nöthig, die Mauerung dem Vollausbruch un
mittelbar folgen zu lassen; im Uebrigen wurde dieselbe ganz wie
beim großen Stollenbau mit Holzgevieren ausgeführt und konnte
der First benso nur in IM. langen Stücken geschlossen werden.
Die Resultate der Anwendung des eisernen Tunnel-Einbaues
sind, bei gehöriger Berücksichtigung seiner Eigenthümlichkeiten, auch
in unserem Fall so günstig ausgefallen, daß wohl auch anderweitig
Veranlassung genommen werden dürfte, dieses System zu adoptiren.
Beil. 4.
zur 5. Versammlung.
Vortrag des Herrn Ingenieur-Assistenten Benneder
über
Fhotokopie.
Ich habe unserem Herm Vorstand einige Zeichnungen über
geben, die von mir auf dem Wege der Photokopie hergestellt
wurden und folge heute gerne der Aufforderung, den Vorlagen
einige erläuternde Worte beizufügen.
Während des Studienjahrs 1871/72 wurde an der Kgl. Ge
werbe-Akademie in Berlin von Herrn Prof. Dr. Vogel ein mit
Uebungen verbundener Vortrag über das „Lichtpause-Verfahren"
gehalten. Dieses besteht darin, daß mit Hülfe des Sonnenlichtes
eine Zeichnung auf ein lichtempfindliches Papier übertragen wird.
Das Haupterforderniß ist das lichtempfindliche Papier. In
Berlin wurde damals mit Chlorsilber präparirtes Papier verwendet,
das an sich weiß, unter der Einwirkung des Lichtes sich bräunt.
Außer diesem Papier bedarf man einen soliden Rahmen mit einer
darein passenden durchaus reinen Glasplatte, eine weiche Einlage
von gleicher Größe und einen gleichfalls genau in den Rahmen
passenden Deckel, der durch Federn fest angedrückt werden kann.
Mit diesem Apparate operirt man in folgender Weise: Auf
die in dem Rahmen liegende Glasplatte wird zuerst das Blatt mit
der Originalzeichnung gelegt, so daß diese selbst nach oben sieht,
die Zeichnung muß scharf und deutlich, das Blatt muß auch auf
der Rückseite ganz rein sein; auf die Zeichnung kommt das licht
empfindliche Papier, so daß die präparirte Seite desselben die Zeich
nung unmittelbar berührt; hierauf die weiche Einlage und der fest
aufliegende Deckel.
Nun wird die Glasplatte dem Lichte — womöglich dem direk
ten Sonnenlichte — ausgesetzt. Unter günstigen Verhältnissen hat
man in ca. 15 Minuten eine ganz genaue, negative Kopie des
Originals. Durch das weiße Papier des Originalblattes dringt