29
reichendes Parallelogramm Fig. 5, welches die festen Stützpunkte
seiner Verbindungshebel mm an den horizontalen Bögen bb, und
die beweglichen an der damit bewegten Winkeleisen-Bremsschiene 1
findet.
Die Direktion dieses Parallelogramms geschieht durch einen
auf der untersten Plattform stehenden Arbeiter, mittelst der Hebel
vorrichtung lr. Wird dieser Hebel nach oben gezogen, so erweitert
sich das Parallelogramm, es bewegt sich die Bremsschiene herunter
und preßt dadurch den Rammbär fest. Beim Herabdrücken des
Hebels verengt sich das Parallelogramm und der festgehaltene
Rammbär fällt.
Wird nun bei gebremstem Rammbären eine Pulverpatrone in
den Mörser eingeworfen und auf das Kommandowort: „Feuer!"
der Hebel Ir herabgedrückt, so dringt der Piston des freifallenden
Rammbärs in den Mörser ein, preßt die darin befindliche Luft
zusammen, und da solche ein elastisches Luftkissen blldet, entsteht ein
Druck auf den sich abwärts bewegenden Pfahlkopf. Die enorm
gepreßte Luft erhitzt sich aber dabei so stark, daß die Patrone zur
Entzündung kommt und die Pulvergase den Pfahl vollends ab
wärts und den Rammbären in die Höhe treiben. Letzterer wird
dann durch Aufwärtsbewegen des Hebels Ir aufgefangen, welch ein
fache Manipulation leicht erlernt werden kann.
Zur Entzündung der Patrone bedarf es nur der Fallhöhe
von 1,2 Meter. Sollte aber der Rammbär beim Hinaufschleudern
der Plattform zu nahe kommen, so dient der Piston derselben als
Luftpolster.
Zum Eintreiben der Pfähle sind also nur zwei Arbeiter er
forderlich, von denen der eine, je nach der Höhe des Pfahles auf
den Plattformen g postirt ist, die Führung des Pfahles über
wacht und in Zeiträumen von circa 10 Sekunden, welche zur Ab
kühlung der Pulverrückstände nöthig sind, die Patrone einzuwerfen
hat, und der andere den Bremshebel dirigirt, den er auf das
Kommando „Feuer!" des ersten Arbeiters abwärts drückt und den
Rammbären im Aufwärtsfliegen bremst.
In der Regel wird ein Pfahl in festen Boden mit circa 12
Schlägen ä 80 Gramm Pulver in etwa 2 Minuten eingetrieben,
zu welcher Arbeit, wie wir aus den vergleichenden Notizen ersehen
werden, die Dampf-Ramme etwa 250 Schläge und 5 Minuten
Zeit nöthig hat.
Dagegen stellen sich die Arbeiten für das Weiterbewegen der
Rammgerüste, Aufziehen und Einstellen der Pfähle bei der Pulver-
wie bei der Dampf-Ramme ziemlich gleich. Erstere bietet jedoch
auch hierin ziemliche Vortheile, da die Gerüstung leichter und für
Wasser und Kohle nicht zu sorgen ist. Für diese Arbeiten werden
bei der Pulver-Ramme ca. 6 Arbeiter, bei der Dampf-Ramme ca. 10
Arbeiter erforderlich.
Einen großen Vortheil bietet die erstere ferner dadurch: daß
der Schuß seine Wirkung nur gegen den Pfahl und den Ramm
bären zu äußern vermag, das Gerüste daher nicht im Geringsten
erschüttert, solches also auch in seinen Verbindungen nicht losge
rüttelt wird, und dadurch keiner Reparaturen bedarf.
Bei Beurtheilung nachfolgender vergleichender Resultate ist
wohl zu beachten, daß die Pulver-Ramme durch Handwinden be
wegt und ebenso der Rammbär, Mörser und Pfähle in die Höhe
zur ersten Aktion gezogen werden mußten, ein Zeitverlust, welcher
sehr beträchtlich zum Nachtheil der Pulver-Ramme ausfallen mußte.