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noch eine Entlastung durch einen Regen-Auslauf unter der
Planie hindurch nach dem Nesenbach.
Weil das Bogelsanggcbiet durch Regenauslässe nicht ent
lastet werden könne, habe er zur Bestimmung der Größe des
Hauptkanals dieses Gebiets auch eine größere Rcgenhöhc von
4,5 mm. pro Stunde angenommen.
4) In Betreff der Führung des Hauptkanals des Vogel-
sanggebicls habe er noch Einiges zu berichtigen:
Die Conunission habe in ihrem Bericht S. 30 gesagt,
keines der von ihm vorgeschlagenen Projekte zur Ausführung
empfehlen zu können, sondern daß sie cS für genügend erachte,
den Hauptkanal des Vogelfangdistrikts vorerst durch die Schiller-
Straße in den Hauptkanal im K. Schloßgarten zu führen niit
Hinweglassung des von ihm projcktirtcn Regenauslasscs.
Dieses Projekt, bemerkt der Redner, sei das gleiche, welches
er auch vorgeschlagen habe. Im Fall nämlich der nach seinem
1. Projekt entworfene Hauptkanal unter dem Bahnhof hindurch
nach der Ludwigsburger-Straße nicht sofort, sondern erst in
späterer Zeit zur Ausführung gebracht werben sollte, habe er
die Führung dieses Kanals vorläufig auch durch die Schiller-
Straße nach dem Königl. SchloßgartenKanal empföhlen, damit
wenigstens von hier aus in Bälde ein geregeltes Kanalnetz
zur Ausführung gebrückt werden könne.
Sollte aber das I. Projekt ganz fallen gelassen werden,
so habe er ein II. Projekt mit einem Regen-Auslaß am Königs-
thorc entworfen, welches er aber als das weniger gute nicht
empfohlen habe.
Verglich der Höhenlage des Kanals in der Alleenstraße
am Polygon macht Herr Gor von darauf aufmerksam, daß
nicht außer Acht gelassen werden solle, dieselbe so zu wählen,
daß es später immer noch möglich sei, eine Verbindung mit
dem von ihm unter der Eisenbahn hindurch projcktirten Haupt-
kanal herzustellen.
* Zur Fortschaffung des Spülwassers eventuell auf die
Berieselungsfelder bei Wangen fei dieses durchaus nothwendig.
Bei dem Entwurf seines Projekts habe er stets darauf
Rücksicht genommen,- daß mit der Ausführung schrittweise vor
gegangen werden könne; es habe daher manchem Kanäle etwas
größere Dimensionen gegeben werden müssen, als derselbe nach
Vollendung deS Kanalnetzes erhalten würde. Er habe die
Größe der Haupt-Kanäle alle berechnet und würde daher em
pfehlen, seine Dimensionen in der Hauptsache beizubehalten.
Daß bei der Detailbcarbestung und Ausführung noch
manche uiiwcscmliche Aenderungen vorkommen werden, sei be
greiflich, weil oft Verhältnisse eintreten können, welche das
strenge Einhalten des Projektes nicht zulassen. Seine Aufgabe
sei auch nur gewesen, einen generellen Plan zu entwerfen,
welcher als Richtschnur bei der speciellen Ausarbeitung des
Projekts dienen- solle.
5) Noch einige Worte fügt der Redner über die Zeit der
Ausführung bei. Diesen Abschnitt habe er kurz behandelt, da
derselbe auch von der technischen Seite aus betrachtet, weniger
wichtig sei.
Die Co:: Mission habe einen annäherungsweisen Kosten-
voranschlag gefertigt über sämmtliche Kanäle von Stuttgart,
Heslach und Berg (mit Ausnahme des Praggcbicts) und habe
dabei auch die Kanäle der vorerst nur projektirtcn Straßen in
Rechnung genommen, wodurch selbstverständlich der Kostenpunkt
ein sehr bedeutender und auch die Zeitdauer eine viel größere
werde, als nach seiner Annahme. Er habe die Zeitdauer der
Ausführung nur für diejenigen Kanäle bemessen, welche in schon
bestehenden und bebauten Straßen hergestellt würden.
. Seine Ansicht sei, daß für kleinere zusammenhängende
Distrikte Kastcnvoranschlägc genau ausgearbeitet werden; die
Behörden seien dann viel eher geneigt, die Kanalisirung in
Angriff zu nehmen.
Durch Veröffentlichung so großer Summen für die Kana
lisation, welche aber eigentlich erst im Laufe von Jahrzehnten
zur Verwendung kämen, würden die Einwohner etwas zurück
geschreckt. Wenn aber einmal ein oder mehrere Distrikte kana-
lisirt seien und die Bewohne/ derselben die Vortheile und
Bequemlichkeiten einer guten Kanalisation erfahren haben, so
werden bald die Bewohner der noch nicht kanalisirten Stadt
theile um eine solche nachsuchen.
Herr Gordon empfiehlt daher der Commission die An
gaben der Kosten nur für die in bebauten Straßen anzulegenden
Kanäle zu berechnen.
Hiemit schließt der Redner tvcgcn der vorgerückten Zeit
seinen Vortrag und erklärt sich gern bereit, über etwaige An
stände weitere Aufklärung zu geben.
Herr Bauinspcktor Knoll bemerkt bezüglich der durch die
j Kanäle abzuführenden Wassermcnge, daß die Commission nirgends
! die Ansicht ausgesprochen habe, als solle durch die Sammel-
! kanäle die gesammte Wassermcnge, welche sich aus den ange
nommenen Rcgenhöhen crgicbt, abgeführt werden, daß als bei-
j nahe selbstverständlich die Regenauslässe wesentlich hiezu in
! Anspruch zu nehmen seien und daß durch die Annahme der
Commission keine Vergrößerung der von Herrn Gordon vor
geschlagenen Kanal-Querschnitte bedingt werde.
Nachdem die Herren Baurath Kaiser und Prof. La iß lc
! in Betreff der Führung des Hanptkanals in der Böblinger-
> Straße erklärten, daß Herr Gordon das von der Commission
I Gesagte nicht in ihrem Sinne aufgefaßt habe, macht Herr
! Regicrungsrath Diefenbach den Vorschlag, die Sache noch
einmal der Commission zur Berathung zu übergeben und Herrn
Gordon dann von einer etwaigen Aenderung des Kommissions-
Gutachtens in Kenntniß zu setzen.
Der Vorsitzende Herr Obcrbaurath v. Schlier holz drückt
Herrn Gordon im Namen des Vereins für die sehr interessanten
Erläuterungen seines Kanalisations-Projekts den Dank aus mit
der Bitte, Herr Gordon möchte, wenn cs nothwendig sein
sollte, bei einer weiteren Versammlung über diesen Gegenstand
! wieder an der Berathung Theil nehmen.
Derselbe sagte dieses unter der Voraussetzung zu, daß
ihm dieß seine vielen anderweitigen Berussgeschäfte zulassen.
Nachdem der Vorsitzende nach die Mittheilung machte,
daß die nächste Versammlung wegen des Bergwerksballs erst
heute über 3 Wochen stattfinden könne und daß dann die einzelnen
Abschnitte zur Berathung kommen werden, schließt derselbe die
heutige Sitzung.
Vierte ordentliche Versammlung vom 26. Febr. 1876.
Vorsitzender: Oberbanratb v. Schliert,olz.
Schrchfiihrer: Städtischer Ingenieur Dobel.
Antvesend 19 Mitglieder, 1 Gast.
Die Versammlung wird durch den Vorsitzenden eröffnet;
derselbe stellt den von Herrn Bauinfpektor Rheinhard ein
geführten Gast, Herr Ingenieur Kanz, vor.
Das Protokoll über die Versammlung vom 8. Februar
wird vorgelesen und nicht beanstandet.
Der Vorsitzende bringt zur Mittheilung, daß in der deut
schen Bauzcitung der seiner Zeit von Herrn Baurath Bok
gehaltene Vortrag über Vertilgung des Holzwurms veröffentlicht
worden sei. Die Bauzcitung habe das darin vorgeschlagene
Mittel seiner Gifthaltigkcit wegen als gefährlich bezeichnet und
nach der deutschen Tischlcrzeitung auf eine Tränkung mittelst
Benzin aufmerksam gemacht.
Der Vorsitzende hat hierüber mit Herrn Oberstudienrath
v. Krauß, der iu dieser Sache bekanntlich die mannigfachsten
Versuche machte, gesprochen; dieser habe Benzin als einen zu
flüchtigen Stoff, dagegen erfahrungsgemäß das von Herrn Bau
rath Bok empfohlene natrnm arsenioosum wiederholt als
allein wirksam bezeichnet.
Ferner wird mitgetheilt, daß der Verband der deutschen
Architekten und Ingenieure vom 20. Januar bekannt gebe, die
Generalversammlung werde heuer in München stattfinden;
47 Vereine haben dafür, 15 Vereine für Verschiebung
gestimmt.
Mit der großen Kunstausstellung sei auch zu gleicher Zeit
die Ausstellung der Architekten re. verbunden; die Ingenieure
haben eine abgesonderte Ausstellung, welcher jedoch auch die