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Architekten, die nicht mit der Kunstausstellung ausstellen wollen
sich anschließen können.
Der Vorsitzende kommt nun auf den schon öfter, besonders
durch Herrn Baninspcktor Rheinhard angeregten Wechsel des
Vereinslokals zu sprechen. So hübsch und bequem in einer
Beziehung auch das seitherige Lokal sei, so lasse dasselbe doch
Manches, besonders in Beziehung auf die Wirthschaft zu wün
schen übrig; jetzt nachdem das Museum vollendet sei, könne es
möglich sein, dort ein passendes Lokal zu gewinnen. Herr
Oberbaurath Binder und der Redner selbst seien deßhalb mit
dem Ausschuß des oberen Museums in Verbindung getreten,
und sei die Zusage gemacht worden, daß das passende und in
jeder Beziehung günstig gelegene Verwaltungsraths-Zimmcr zu
erhalten sei.
Ueber den Preis sei noch nichts Bestimmtes beschlossen,
derselbe werde sich aber wohl nicht höher stellen, als der für
das seitherige Lokal.
Eine Zuschrift der Gesellschaft „Bergwerk" wird verlesen,
in welcher dieselbe die Zustimmung auf die Lösung des Ver
trags bis Juli d. I. und zugleich ihr Bedauern über das
Scheiden des Vereins ausdrückt mit dem Wunsche, es möchten
die freundschaftlichen Beziehungen der beiden Gesellschaften auch
in Zukunft fortbestehen.
Es wird /um ein Comite zur weiteren Anbahnung und
Abschließung ^ines Vertrags gewählt, bestehend aus den Herren:
Oberbaurath v. Schlierholz, v. Egle, Binder, Brock
mann, Baurath Bok und Bauinspektor Rheinhard.
Letzterer betont bei der Wahl eines Lokals, daß dasselbe auch
des Tags und Abends über als Lesezimmer benützt werden
könne, wogegen die schon früher vorgebrachten Bedenken er
hoben werden.
Nachdem nun die gewöhnlichen Geschäfte erledigt sind,
wird zur Tagesordnung
„ Kommissionsbericht, das Gordon'sche Kanalisa
tionsprojekt" betreffend,
übergegangen.
Der Vorsitzende schickt einen kurzen Auszug aus dem
I. Kapitel, alte Dohlenaulagen, voraus, erwähnt der in der
letzten Sitzung von Ingenieur Gvrdon beanstandeten Punkte,
welche die Kommission wieder einer Revision unterzogen habe
und ersucht den Herrn Baurath Kaiser mit dem Referat zu
beginnen und abschnittweise durchzunehmen.
Herr Baurath Kaiser trägt nun den von der Kommission
behandelten II. Abschnitt vor; die Versammlung ist mit dem
darin ausgesprochenen Grundsätze, den Nesenbach als Haupt-
sammclkanal aufzugeben, vollständig einverstanden.
Ehe Herr Baurath Kaiser zur 2. Frage übergeht, bittet
der Vorsitzende denselben, den nicht allen Mitgliedern bekannten
Kanalisationsplan zu erläutern. Herr Baurath Kaiser führt
nun die 3 verschiedenen Systeme vor, spricht von der dieses
Jahr zur Ausführung genehmigten Strecke der Schiller- und
Alleenstraße.
Bei der Erläuterung des unteren Systems kommt Redner
auf die von Gordou beanstandeten Punkte bezüglich der ver
änderten Situirung des Hauptkanals in der Böblinger Straße,
sowie bezüglich der vorläufigen Weglassung eines Theils des
Kanals in der Böblinger Straße zu sprechen.
Er habe mit Herrn Gordou selbst hierüber gesprochen;
dieser habe das Wörtchen vorerst beinahe ganz übersehen;
daher nur eine präcisere Fassung dem Kommissionsbericht zu
geben wäre und zwar anstatt „vorerst" wäre nur zu setzen:
„bis zur Ausführung des ganzen Kanalnetzes."
In Betreff der veränderten Situirung des Kanals in der
Böblinger Straße habe die Kommission diesen Punkt noch ein
mal in's Auge gefaßt und feie zu der Ansicht gelangt, daß
diese Aenderung nicht von so großer Bedeutung sei, als daß
dieselbe glaube, auf ihrem Vorschlage beharren zu müssen, sie
schlage daher folgende Fassung vor:
„Es wird möglich sein, die etwas scharfen Biegungen
des Hauptkanals au den spitzen Ecken der Böblinger- und
Tübingerstraße, sowie der Tübinger- und Gerberstraße durch
Anwendung möglichst großer Halbmesser so anzulegen, daß sie
einen geordneten Abfluß des Wassers ermöglichen. Die Ver
legung' des Kanals in die Kurzcstraße, Tübingerthorplatz und
Tübingerstraße, welche auch in Erwägung gezogen wurde, hätte
zwar den Vortheil, daß die Biegungen nicht um spitze, sondern
um rechte und stumpfe Winkel anzulegen wären und hiezu
möglicher Weise etwas größere Halbmesser benützt werden
könnten. Als ein Nachtheil muß es aber bezeichnet werden,
daß statt nur zweier Biegungen des Gordon'schcn Planes,
die andere Richtung durch die Kurze Straße 4 Biegungen er
fordern würde, was für einen geregelten Ablauf des Wassers k.
auch nicht sonderlich günstig ist; ferner müßte beim Aufgeben
des Gordon'schcn Planes doch ein Kanal von gewöhnlicher
Größe in die Böblinger- und Gerberstraße an Stelle des Haupt-
kanals gelegt werden, dessen Kosten die Ersparnisse, welche
durch die geringere Länge des Hauptkanals in der Kurzcstraße re.
entstehen, wieder beanspruchen würden.
Endlich tritt bei dem Gordon'schcn Projekt die Trennung
des unteren Systems von dem südöstlichen oberen mehr hervor
als bei der andern Richtung."
Nachdem noch der Kommissionsbcricht zu Frage 2 vor
gelesen worden war, und der Vorsitzende auf die'eben erwähnten
Aenderungen aufmerksam gemacht hatte, giebt die Versammlung
zu dieser neuen Fassung ihre Zustimmung.
Herr Baurath Kaiser geht nun zum schwierigsten Ab
schnitt III. Größe und Profil der Kanäle über, und es kommt
zuerst der Kommissionsbericht zur Verlesung.
Redner bemerkt: Gordon halte den vorgeschlagenen Zu
fluß von 1 kbm. pro □ km. für die Hauptauslaßkanäle zu
hoch; dieselben würden viel zu große Dimensionen annehmen
müssen. Auch habe derselbe die in Paranthese gesetzte Bei
fügung Seite 9 Zeile 4 und 5 (wobei aber das aus den
Häusern kommende Abwasser noch nicht berücksichtigt ist) bean
standet, indem er glaubte, die Kommission sei der Ansicht, er
habe das Verbrauchswasser bei seiner Berechnung der Größe
der Kanäle gar nicht in Betracht gezogen, im Gegentheil, sagte
Gordon, er habe den Kanälen eine solche Größe gegeben, daß
dieselben außer dem von ihm angenommenen Niederschlag noch
das Brauchwasser 5° pro Tag und Kopf aufnehmen können.
Die Kommission, welche inzwischen wieder eine Sitzung zur
Berathung dieser Differenzen gehabt, habe diesen Punkten nun
eine andere Fassung bezw. eine Ergänzung gegeben, welche
aber in der seitherigen Auffassung der Kommission Nichts ändere,
sondern die Darstellung nur präciser wiedergeben soll, da die
Verschiedenheiten eigentlich nur auf Mißverständnissen beruhen.
Herr Baurath Kaiser hebt hervor, daß Gordon bei seiner
Bestimmung der Größe der Hauptkanäle bestimmte Regcnhöhe
angenommen, wogegen die Kommission den umgekehrten Weg
eingeschlagen und angegeben habe, welche Wassermengen ab
zuführen seien, wenn die Regen-Auslässe nicht in Thätigkeit
gesetzt werden, daß aber letztere so oft als möglich angewendet
werden sollen, habe die Kommission an vielen Punkten aus
gesprochen.
Herr Baurath Kaiser bringt nun die von der Kommission
vorbereitete neue Fassung dieses Abschnitts III. zum Vortrag,
derselbe lautet:
Zu Frage 4.
Die auf S. 43 des Gordon'schcn Berichts zur Bestimmung
der Durchflußprofile der Hauvtkanälc angegebene Regcnhöhe
von 4,54 mm. pro Stunde, wovon jedoch nur 27 7? pCt. mit
1,25 mm. zur gleichzeitigen Abführung gelangen sollen (wozu
aber noch das Abwasser aus den Häusern zu nehmen ist, was
Gordon bei seinen Rechnungen berücksichtigt hat), hält die
Kommission als zu gering bemessen, und zwar sowohl bezüglich
der Regcnhöhe als auch bezüglich des Procentsatzes des in
Wirklichkeit abzuführenden Wassers.
Um nun aber dem ausführenden Techniker zur Bestimmung
der Größe der Kanäle Anhaltspunkte an die Hand zu geben,
glaubt die Kommission folgende Anträge stellen zu sollen:
Zunächst hält die Kommission für angemessen, als Maßstab
über Regenhöhe und Zeit des Abflusses diejenige Wassermenge