die Darsiellung der bekannten Anekdote von Arestotcles anschließt,
alle auf die Macht der weiblichen Reize sich beziehend.
Das zweite Bild zeigt 3 Felder mit Schach-, Brett- und
Kartenspiele, im 4. die Musiker eines Festzugs.
Das 3. Bild einen Hahnentanz, Ausritt zur Jagd und
eine Kneiperei. Die Farben der Bilder, welche aus dem Jahr
1537 sind, seien blaß, aber die Zeichnung desto schöner.
2) Einen Entwurf zu einem Kricgermonument für den
Marktplatz in Pforzheim; derselbe ist aus einer Conkurrcnz ver
schiedener anderer Künstler für die Ausführung ausgewählt
worden. Eine Germania mit Schwert, Schild und Kaiserkrone
steht auf rundem Postament mit Kricgsemblemen, dieses auf
einem vierseitigen Unterbau, dessen Ecken mit Adler bekrönt sind
und auf dem die Siegcstage des badischen Heeres verzeichnet sind.
Die Figuren sind Entwürfe des verstorbenen Bildhauer Rau
hier, der architektonische Theil ist von Herrn Dollinger;
Postament wird von Sandstein, die Germania und der Adler
in Bronze, Gitter und Kandelaber in Eisen ausgeführt.
3) Entwurf zur Restauration der Fa^ade des Rathhauses
in Tübingen; dieselbe ist ursprünglich ein unverputzter Fach
werksbau aus dem 15. Jahrhundert, im vorigen Jahrhundert
verputzt und bemalt. Eine wesentliche Abänderung ist nicht
beabsichtigt, in dem unteren Stockwerk bleiben die Spritzen-
rcmisen, in dem mittleren die städtischen Kanzleien, im oberen
der große Rathsaal, insbesondere wird die Fenstereintheilung
in keiner Weise geändert, dagegen ein neuer Verputz mit Sgrasfito-
malereien erstellt. Diese zeigen allegorische Figuren, Frieden
und Wissenschaft, in einem Friese die Porträts bedeutender
Tübinger Größen, ein Standbild Eberhard's im Bart als Stifter
der Universität, und endlich die Reichs-, Landes- und Stadt-
wappen, oben befindet sich eine Stundenuhr und eine astro
nomische Uhr. —
Dieser Entwurf findet großes Interesse des- Vereins und
giebt zu eingehenden Besprechungen Veranlassung; der Herr
Vorsitzende spricht dem Herrn Prof. Dollinger den warmen
Dank und die Anerkennung für seine sehr fleißigen Mittheilungen
an den Verein aus.
Achte ordentliche Versammlung vom 22. April 1876.
Vorsitzender: Oberbaurath v. Schlierholz,
Schriftführer: Professor Teichmann.
Anwesend 28 Mitglieder.
Herr Binder verliest das Protokoll der letzten Sitzung,
das genehmigt wird.
Der Vorsitzende theilt mit, daß die K. Centralstelle für
Gewerbe und Handel sich erboten hat, den Versandt von kunst
gewerblichen Gegenständen für die Ausstellung in München zu
besorgen.
Der Vorort des Vereins der Architekten und Ingenieure
macht aufmerksam aus einen Aufsatz von Prof. Baumeister
in Karlsruhe: „der Verein der Architekten und Ingenieure und
die Reichsgesetzgebung", worin die Vereine aufgefordert werden,
ein allgemeines deutsches Rcichsbaugesctz anzustreben und bei
den Reichsbehörden dafür zu wirken. Der Aussatz wird verlesen.
Nach einer Debatte, in welcher die Herren v. Schlier
holz, v. Egle und Silber gegen ein derartiges Vorgehen sich
anssprcchen, weil, da wir erst vor Kurzem unser langersehntes
Baugcsetz erhalten haben, daher auch kein wesentliches Interesse
an dem Vorschlage haben können, wogegen aber Herr Rhein-
hard die Mängel unserer Gesetze namentlich in Bezug auf
Wasser- und Fluß-Recht hervorhebt und mit Beispielen belegt,
und daher der Antrag von Herrn vr. Weyrauch: daß das
Reich eben nur da einzuschreiten habe, wo die Interessen mehrerer
Staaten gleichzeitig in Frage kommen, wie z. B. für ein längst
ersehntes Wasserrccht, aber in Fragen, welche nur innere An
gelegenheiten betreffen, die Landcsgcsetze genügen — allgemeine
Zustimmung erhält.
Der Vorsitzende erneuert seine Einladung an die Mit
glieder, morgen Mittag die nun fertige Johanneskirche unter
der Führung ihres Baumeisters Herrn v. Leins zahlreich,
ebenso nachher den neuen Liederhallesaal zu besuchen und in
letzterem Locale einen fröhlichen Abend zuzubringen.
Der Kirchenbauverein stellt 5 Karten zur Einweihung der
Johanneskirche auf den 30. April dem Verein zur Verfügung.
Diese Freundlichkeit wird verdankt und der Ausschuß eingeladen,
den Verein bei dieser Festlichkeit zu vertreten.
Vortrag von Herrn Binder über die Rutschungen der
linksufrigen Zürichseebahn bei Horgen siehe Beilage 1. Der
Vorsitzende spricht den Herren Prof. Schleebach in Winterthur
und Obcringenicur Moser in Zürich, welche die Materialien
zu diesem Vortrag geliefert haben, sowie dem Herrn Referenten
den Dank des Vereins aus.
Ueber die im Fragekasten gefundene Frage:
„Welche Einrichtungen sind zu treffen, um das Ein
frieren der gewöhnlichen Abtrittgrubcn und Abfallrohre zu
verhindern, und welches ist das beste Material für die Ab
fallröhren?"
ist Herrn Prof. Silber das Referat ertheilt und er läßt sich
darüber vernehmen wie folgt:
Es liegt nahe, daß gegen das Einfrieren von Kloaken in
erster Linie wirksam ist eine möglichst gute Verwahrung der
Tröge nach außen, wie auch nach innen, d. h. sowohl des ivcgen
des Entlercns außerhalb dem Gebäude liegenden Theils, als
des im Gebäude befindlichen; wie diese Vorsichtsmaßregeln zu
gleich auch gute Mittel sind, um die Verbreitung des Geruchs
abzuhalten. Die Verwahrung nach außen läßt sich verhültniß-
mäßig sehr leicht zu einer dreifachen gestalten, indem zuunterst,
unmittelbar auf dem Trog (sei dieser gemauert, aus Beton,
oder aus Stein, oder aus Platten hergestellt) ein Dieleubodcn
gelegt, sodann in einen Falz des Trottoirs oder sonstigen stei
nernen Einfassung eine eiserne Platte eingelegt wird. Der Ab
stand zwischen diesen beiden von ca. 25—30 cm. besteht in der
Ausfüllung mit einem porösen Material. Ueber die eiserne
Platte läßt sich sodann leicht für den Winter, oder wo es nicht
hinderlich ist, auch für Sommer und Winter ein Bretterkästchen
aufsetzen, das gleichfalls mit Stroh, Loh, Hobelspähnen oder
derlei auszufüllen ist. Der nach innen gelegene Theil der
Kloaken kann mit doppeltem Plattenbodcn und Sandfüllung da
zwischen abgedeckt oder überwölbt werden und in letztem Fall
eine Sandschüttung und Plattcnboden darüber erhalten.
Ein Eintauchen des Schlauchs bis nahe auf die Sohle der
Grube oder etwa in eine weiter oben der Mündung des
Schlauchs vorgehängte eiserne Schüssel ist mit Rücksicht auf das
etwaige Einfrieren nicht günstig, wie Referent aus Erfahrung
weiß, und wie er auch ein günstig erwartetes Resultat von
dieser Vorkehr gegen Geruchabhaltung nicht gefunden hat. Ebenso
kann jede Art von Ventilation, die man der Grube giebt, nicht
als Vortheilhaft für die Wärmehaltung angesehen werden, da
sie immer frische, also im Winter kalte Luft zur Grube führen
wird. Doch dürfte es, wie für die Ventilation, so auch in
Betreff der Erkaltung der Grube vortheilhafter sein, einen be
sondern Ventilationsschlot anzuordnen, statt den Abtrittsschlauch
selbst bis über's Dach zu führen.
Als nützlich gegen Abkühlung des Schlauchs und damit
auch der Grube ist ferner anzuführen eine Verwahrung des
Schlauchs in den Abtritten der Stockwerke mit Getäfel und
Strohverwahrung; ferner gute Verschlüsse der Sitzdcckel, da
häufig, namentlich wo die Fenster offen gelassen werden, eine
Abkühlung von den Abtritsräumen aus auf Schläuche und
Grube stattfindet. Als zweckmäßige Sitzdeckel sind diejenigen
sehr empfehlcnswerth, welche Flaschner Zaiser hier (Maricn-
straße) fertigt und welche mit Kautschukringcn versehen und mit
Schlempen am Sitz befestigt werden. Als Ventilationsmündungen
empfiehlt Referent die Hovorth'schcn Ventilatoren oder die Wolpcrt-
schcn Luftsauger nicht allein als sehr zweckmäßig in Betreff
ihres Hauptzweckes, als auch deßhalb, weil diese beiden keinen
Luftstrom oder Windstoß von oben nach unten gelangen lassen.
Eine weitere zweckmäßige Verwahrung endlich gegen Eindringen
kalter Luft vom Abtritt aus durch Sitz oder Deckel, wie gegen
Ausströmen übler Dünste ist eine Klappe, welche noch über dem
Sitzdeckel angebracht werden kann.