19
Zug mit 6 leeren Transportwagen zu schieben habe, während
von den Steinbrüchen abwärts der Zug aus Maschine und
aus 3 mit je 200 Centnern belasteten Wagen zu bestehen hat.
Die Dimensionen der Maschine sind:
Cylinderdurchmesser 300 mm.
Kolbenhub 500 „
Dampfdruck ........ 10 Atmosph.
Heizfläche 50 Dm.
Rostfläche 1 Qm.
Durchmesser des Zahntriebrads . 1050 mm.
Radstand der Laufräder .... 3000 „
Gewicht der Maschine im Dienst . 16000 Klgr.
Gewicht der 6 Wagen ä 4000 — 24000 „
Zusammen 40000 Klgr.,
woraus sich ein Zahndruck von 6000 Kilogramm ergiebt. Durch
ihre Berechnungen, welche ich im Einzelnen nicht ausführe,
weil sie sonst schon bekannt gegeben worden sind, ist von den
Technikern der Ostermundinger Bahn ausgeführt worden, daß
bei dem Reibuugscoefficienten von 0,147 und bei einer
Steigung von 68" o» unter sonst gleichen Verhältnissen die
Zahnradlokomotive 66 Tonnen und die Thallokomotive nur
42 Tonnen zu schieben vermag; sie haben deshalb jene Bahn
mit der Zahnstange eingerichtet und wurde dieselbe nach dem
Rechenschaftsbericht über die Jahre 1870 und 1871 und spä
teren Mittheilungen über 6 Jahre ohne allen Unfall und mit
bestem Erfolg betriebe». Es durften sich daher die Vorstände
des Königlichen Bergraths und der Hüttenverwaltung Wasser
alfingen wohl veranlaßt finden, auch dieses System für
ihren Fall in Bearbeitung ziehen zu lassen. —
V. Anfertigung und Ieststessung dreier Projekte für
die Kruöenöayn.
Mit den vorstehenden und andern Studien und ihren
Ergebnissen konnte an die Aufgabe für Wasseralfingen selbst
herangetreten werden; es waren jetzt die nöthigen Anhalts
punkte für die Bearbeitung des Projekts und die Materialien
gewonnen, um die Anlage-, Einrichtungs- und Betriebs-Kosten
der künftigen Bahn mit Sicherheit fest- und in Berechnung
stellen zu können. Nachdem je für den conkreten Fall ein
möglichst rationelles Projekt ausgearbeitet war, wurden dessen
Anlagekosten berechnet und aus deren Verzinsung und den
Betriebs- und Unterhaltungs-Kosten die Nützlichkeit und Zweck
mäßigkeit jedes Systems ermittelt.
Projekt A mit Teilbetrieb und stehender Maschine.
Schon im Jahre 1855 hatte Ihr Referent, als es sich
noch ausschließlich um Verbringung der Erze zum Werke und
nicht auch um Schlackeutransport gehandelt hat, ein Projekt
für eine derartige Grubenbahn ausgearbeitet, welches seine
Abladestation auf östlicher Seite des Hüttenwerks gegenüber
der Gießerei erhalten hätte, auf einem Niveau, welches der
Höhenlage der Gicht der Hochöfen entspricht. An dieser Stelle
wäre ein Pochwerk zuul Verkleinern der Erze angebracht und
mittelst einer durch die Gase der Hochöfen getriebenen Dampf
maschine in Bewegung gesetzt und betrieben worden, und es
wären dann durch dieselbe Dampfkraft aus zu erstellender
Brücke die also zerkleinerten Erze an ihre Verwendungsstelle
zur Hochofeugicht unmittelbar gebracht worden. Indem nun
neuerdings die Beseitigung der Schlacken mit der Beischaffung
der Erze zu verbinden und verschiedene Einrichtungen zu
treffen waren, welche sich mit jenem Projekte nicht mehr in
Uebereinstimmung befanden und indem ferner als ein un-
abweisliches Bedürfniß erkannt worden war, daß — wie
immer die Verbindungsbahn angelegt werden wollte — noch
weiter auf dem Grubenplatz und dem Hüttengebiete eine mit
Lokomotiven, Pferden oder Arbeitern zu betreibende Bahn an
zulegen wäre, mußte das ältere Projekt beseitigt bleiben; es
wurde statt seiner der in der Zeichnungsbeilage dargestellte
Entwurf A angefertigt. Nach demselben verbreiten sich 3
Stränge über das Hüttenwerk, vereinigen sich an seinem süd
lichen Ende, und es führt die nun einspurige Bahn aus einer
Länge von 1020 M., niit einer Spurweite von 0,9 M. und
mit Steigungen von 30 und 42°,oo bis zu dem Gehänge des
Appenwangs und bis an den Fußpunkt der schiefen Ebene
vor der Schlackenhalde. Hier verzweigt sie sich in 3 Geleise,
wovon das eine zum Ausweichen der Maschine angelegt ist
und zwei für die schiefe Ebene angeordnet sind. Das eine
Geleise ist nur für die herabgehenden Erzwägen» das andere
für die berganfgehenden Schlackenwagen bestimmt. Die schiefe
Ebene selbst hat eine Länge von 135 m. und überwindet mit
222°,oo Steigung eine senkrechte Höhe von 30,0 m. Für den
Betrieb war die Anwendung der Kette ohne Ende als die den
Verhältniffen entsprechendste und einfachste Vorrichtung ge
wählt. Nach diesem Projekte ist die Kette mit Doppelhaken
versehen, in welche sich die an den Holzgestellen der Wagen be
findlichen Ringe selbstthätig einlegen. Für den Betrieb der
Kette ohne Ende hätte ein auf der Axe der oberen Ketten
rolle aufgekeiltes Schneckenrad, das von der seitswärts auf
gestellten Lokomobile mittelst Riemen und einer eisernen unter
dem Grubenerz angelegten Transmission getrieben wird, zu
dienen.
Die Baukosten für diese Bahn sind berechnet zu 77,400
Mark. Die Einrichtung mit dem Seile oder der Kette und
stationärer Maschine märe auf 37,600 Mark zu stehen ge-
s kommen, so daß also die Gesammtanlagenkosten zusammen be
tragen hätten 115,000 Mark.
Betriebskosten:
Die Verwendung der durch die thalabwärtsgehenden
Wagen gewonnene Kraft verniindert zwar den Aufwand für
die Betriebskraft. Dagegen ist die Erhaltung der Kette und
der zugehörigen Einrichtungen sehr kostspielig.
Es berechnen sich diese Kosten:
Verzinsung des Baukapitals von 115,000 M.
ä 4 ‘/2°/o = 5175 Mark.
Instandhaltung 6° f o des Bau- und Anlage-
Kapitals 6900
1 Führer und 1 Heizer — 2700
•5 Arbeiter, wovon je 2 oben und je 2 unten
an der schiefen Ebene und 1 bei der Auf
zugsmaschine mit deren Bedienung und
mit dem Rangiren der Züge beschäftigt sind 3500 „
Betriebskosten pro 300 Arbeitstage . . . 18,275 Mark.
Somit: Tägliche Ausgaben für Verzinsung,
Unterhaltung und Arbeiter 60,92 Mark.
Hiezu: Für 470 Kilo Kohlen 14,10 „
Ferner: Für Putz- und Schmier-Material (hier
mehr als bei den andern Projekten . . 9,00
Zusammen 84,02 Mark^
so daß bei 259,500 Kilo — 5190 Centner geförderten
Schlacken und Erzen 50 Kilo = 1 Centner durchschnittlich
1,62 Pf. kosten würden. Als ein besonders nachtheiliger auf
dieses Projekt einwirkender Umstand mußte erkannt werden,
daß sowohl unten an der schiefen Ebene, als oben auf der
Schlackenhalde und am Scheide- und Ladeplatz noch eine An
zahl Arbeiter nothwendig gewesen wäre, die Wagen auf
größeren Entfernungen ihrer Bestimmung zuzuführen.
Dieser besondere Betrieb hätte sich zu weiteren 6—8 Mark
pro Tag berechnet, so daß der gefördete Centner
ä 50 Klgr. auf
8400 -f 700
“ 5190
1,75 Pf. zu stehen gekommen wäre.
Projekt 8. System der Adhäfionsmaschine.
Dieses Projekt würde auf dem Hüttenwerk und auf der
Grube dieselbe Steigung und Einrichtung, wie die bei Projekt
A beschriebene und auf der offenen Bahn eine Länge von
1260 m., bei einer Steigung von 55,l°oo erhalten haben.