Full text: Sitzungs-Protokolle / Verein für Baukunde in Stuttgart (1877)

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Die Kommission zur Beantwortung der Fragen des Vereins 
deutscher Ingenieure über die Einführung eines metrischen 
Gewindesystems schlägt dem Verein vor, zu beantworten: 
ad. 1. Halten Sie es für wünschenswerth, die Einfüh 
rung eines einheitlichen Schranbengewindsystems anzustreben, 
event, würden Sie ein solches bei sich einführen, falls es Ihren 
Beifall fände. Antwort: Ja. 
ad. 2. Welches der gebräuchlichsten der vorgeschlagenen 
Systeme empfehlen Sie zu diesem Zwecke. 
a. Das Whitworth'sche? 
b. Das Delisle'sche? 
c. welches Andere? 
Antwort: Nachdem der Verein deutscher Eisenbahnverwal- 
kungendas Whitworth'sche Gewindsystem im Prinzip adoptirt 
hat, und während in England selbst die Frage der Einführung des 
Metermaßes erörtert wird, hält der Verein die einseitige Auf 
stellung anderer Systeme nicht für zeitgemäß. 
Die Fragen: 3) welcher Form des Gewindes geben Sie 
den Vorzug? und 
4) welche Gewindewinkel empfehlen Sie? sind hiemit gleich 
zeitig erledigt? 
ad. 5. Welche Mittel und Wege halten Sie für geeig 
net, um im Falle der Annahme eines einheitlichen Systems 
dem Publikum die Sicherheit zu verschaffen, daß es wirklich 
normale Gewindeschneidewerkzeuge erhält? 
Antwort: Die Deponirung von Musterbohrern bei den 
größeren Eichämtern ist wünschenswerth. 
Brockmann. Keßler. Kröber. Stotz. 
Teichmann. 
Die Versammlung genehmigt diese Anträge und geht nun 
mehr über zu Versteigerung des literarischen Nachlasses des 
verstorbenen Oberbauraths Binder. 
Die eigentliche Versammlung wird hiemit geschlossen und 
bezüglich der Ausstellung selbst auf deren Beschreibung (Bei 
lage 8) verwiesen. 
Der Schriftführer: 
Teich mann. 
Dreizehnte ordentliche Wersammkuug am 9. Juni 1877. 
Vorsitzender: Oberbaurath v. Schlierholz. 
Schriftführer: Bauinspektor Rheinhard. 
Anwesend 13 Mitglieder und 1 Gast (Herr Baumeister Sautter). 
Die Protokolle über die elfte und über die zwölfte ordent 
liche Versammlung werden verlesen lind gutgeheißen. 
Die auf die Tagesordnung gesetzte Fortsetzung der Ver 
steigerung von Werken aus der Bibliothek des verstorbenen 
Oberbauraths Binder wird wegen der schwachen Betheiligung 
der Mitglieder an der heutigen Versammlung auf spätere ge 
legellere Zeit zurückgestellt. 
Hierauf verbreitet sich der Herr Vorsitzende über seine 
Wahrnehmungen bezüglich der Betheiligung von Fachgenossen 
uub Laien an der kürzlich stattgehabten Vereinsausstellung von 
Arbeiten aus dein Gebiet des Jngenieurwesens, und weist auf 
deren nähere Beschreibung, Beilage 8 und 8 a, hin. 
Vom Architekten- und Ingenieur-Verein zu Hamburg ist 
eine Zuschrift eingelaufen, betreffend die Beantwortung von 
Fragen über die Haftpflicht der Ingenieure und Architekten, 
für die von ihnen entworfenen bezw. durch sie zur Ausführung 
kommenden Bauten, um Material für Vorschläge zu gewinnen, 
welche ui obigem Betreff bei Abfassung des deutschen Civil- 
gesetzbuchs zu machen wären. Der Verein beschließt auf die 
Beantwortung dieser Fragen einzugehen und eine Kommission 
von 5 Mitgliedern hiefür einzusetzen. In dieselbe werden ge 
wählt die Herren Banrath Kayser und Bok I., Prof. Silber 
und Prof. Baumgärtner, Bauinspektor Bracher, sämmtliche 
in Stlittgart. Nach einem weiteren Beschluß soll es den Kom 
missionsmitgliedern anheimgestellt werden, zu den Kommissions 
sitzungen, sowie zur Beihilfe bei Abfassung ihres Gutachtens 
auf Kosten des Vereins einen Juristen zuzuziehen. 
Der Herr Staatsminister v. Sick hat dem Verein vier 
Exemplare einer statistischen Uebersicht über den Verkehr auf 
den Württembergischen Staatsstraßen iin Jahr 1875 übersendet, 
für welche Gabe der Verein seinen Dank ausspricht. 
Eingelaufen sind mehrere Zeitschriften anderer Vereine, 
sowie mehrere Exemplare einer Abhandlung des technisch- 
chemischen Laboratoriums in Berlin über die Prüfung von 
Portlandcementen, ebenso von Dyckerhof und Wiedmann in 
Karlsruhe mehrere Abdrücke einer Schrift, den gleichen Gegen 
stand betreffend. 
In den Verein wurden hierauf auf Vorschlag des Herrn 
Oberauraths v. Schlierholz als auswärtige Mitglieder durch 
Abstimmung aufgenommen: 
die Herren Baumeister Dulk in Ebingen und 
Ingenieur Schweyer in Wangen. 
Der letzte Gegenstand der Tagesordnung betraf die Wahl 
des Orts für eine zweite Sommerexkursiou, und wurde be 
schlossen, am Sonntag den 26. August eine Exkursion nach Waib 
lingen zur Besichtigung des Remsviadukts daselbst zu machen 
und von da aus ins Bad Neustädtle sich zu begeben. 
Schluß der Sitzung nach 9 Uhr. 
Der Schriftführer: 
Rheinhard. 
Vierzehnte ordentliche Versammlung am 22. Juli 1877. 
Vorsitzender: Oberbaurath v. Schlierholz. 
Schriftführer: Baumeister Lang. 
Anwesend 8 Mitglieder und 1 Gast (Baumeister Sautter). 
Der Vorsitzende macht Mittheilung 
1) über die Abgeordnetenversammlung des Verbands deut 
scher Architekten- und Jngenieurvereine in Coburg am 
24. und 25. August, bei der Prof. Baumgärtner 
unseren Verein vertreten wird; 
2) über die Zusendung der Denkschriften des Verbands an 
die Ministerien der auswärtigen Angelegenheiten, des 
Innern, des Kirchen- und Schulwesens und der Finanzen, 
an die Wasser- uild Straßenbauabtheilung und die Bau 
gewerkeschule; ' 
3) über die vom Ministerium des Kirchen- und Schulwesens - 
dem Verein übersandte Konkursausschreibung für ein 
Universitätsgebäude in Leyden; 
4» über die Aufforderung des Berliner Architektenvereins 
zur Beschickung der Berliner internationalen Kunstaus 
stellung vom 2. September bis 28. Oktober d. I.; die 
Gegenstände sind vom 1.—31. Juli einzusenden; 
5) von einer Einladung des Vorstands des mittelrheinischen 
Architekten- und Jngenieurvereins zur Hauptversammlung 
in Frankfurt a. M. auf 30. Juni mit Ansflug nach 
Aschaffenburg am 1. Juli; (ad 2, 3 und 4 sind die Ver 
einsmitglieder durch eine Veröffentlichung in: Schwäbischen 
Merkur eingeladen worden); 
6) über Aufnahmsgesuche der Herren: 
Baumeister Sautter, vorgeschl. von Prof. Silber, 
Fabrikant Decker; Architekt Gunzenhaußen und 
Holch, vorgeschl. von Baurath Bok I. 
Die Aufnahmsgesuche können erst bei der nächsten ordentlichen 
Versammlimg erledigt werden. Der Wunsch der zwei letzteren 
Herren, die Bibliothek jetzt schon benützen zu dürfen, findet 
keinen Widerspruch. 
Sodann wird übergegangen zur Berathung der vom Ver 
band vorgelegten, resp. vom Hamburger Architekten- und Jn- 
genieurverein angeregten Fragen betreffs der Haftpflicht der 
Architekten und Ingenieure für ihre Rathschläge und Aus 
führungen. 
Zunächst kommt das Schreiben des Hamburger Architekten- 
und Jngenieurvereins an den Verband zur Verlesung, worauf
	        
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