ober endlich durch Dampfheizungsröhren bekannt geworden, wohl
aber hatte er öfters Gelegenheit, ein allmähliges Braunwerden
von Stroh, Holz oder Filz, welche zum Schutz gegen Abkühlung
um Dampfröhren oder -Cylinder gelegt wurden, zu konstatiren.
Die erwähnten Stoffe wurden durch diese langsame Zersetzung
mürbe, vielleicht auch wurde ihre Brennbarkeit erhöht; daß sie
aber ohne direktes Zutreten von Feuer sich entzünden können,
muß auf Grund des oben Gesagten bezweifelt werden, bis un
trügliche Beweise vorliegen.
Bei der vom Unterzeichneten eingesehenen Hochdruckwasser
heizung des erbprinzlichcn Palais zu Sigmaringen befinden
sich die außen 25 min. im Durchmesser haltenden schmiede
eisernen Heizröhren in 55 min. weiten Kanälen, welche in den
Fußböden hinlaufen und ganz aus Holz bestehen. Die Wände
der Kanäle sind mit Blech ausgeschlagen. Da wo die Röhren
die Kanäle verlassen, um in die Heizspiralen überzugehen, nähern
sie sich dem Fußboden bis auf wenige Millimeter; die
Heizspiralen selbst nähern sich der Holzvertäferung der Wände
oft bis auf 1 cm., ohne daß in beiden Fällen eine Bräunung
des Holzwerkes hätte wahrgenommen werden können.
In gleicher Weise besitzen die Kunstsammlung des fürst
lichen Schlosses und das Landesspital zu Sigmaringen Hoch
druck-Wasserheizungen, ohne daß dieselben bis heute zu Bränden
Veranlassung gegeben hätten.
Auf ergangene Anfrage äußerten sich die Herren Gebrüder
Sulzer in Winterthur, welche schon seit 35 Jahren Dampf-
und Wasserheizungs-Anlagen nach bewährtesten Systemen bauen,
nachstehend und in obigem Sinne:
„Wir machen Ihnen in Antwort auf Ihr gefl. Schreiben
vom 12. November die Mittheilung, daß bei Hochdruck-Heiß
wasserröhren schon verschiedene Male Entzündungen konstatirt
worden sind. Bei Dampfheizungsröhren mit Niederdruck
dampf ist uns dagegen kein Fall bekannt, daß Holzwerk an
gebrannt worden, während andererseits solches bei Mittel- und
Hochdruckdampf (3—5 Atm.) allerdings behauptet wird, bis
fetzt aber nicht sicher konstatirt werden konnte. Das Holzwerk
wird hiebei allerdings nach und nach braun gefärbt.
Bei unsern gewöhnlich zur Ausführung kommenden Dampf-
und Dampfwasserheizungen betrügt der Druck im Maximum
2 Atm., gewöhnlich 1 Atm. und werden Sie daraus selbst die
sich ergebende Temperatur berechnen können. Bei Warmwasser
heizungen geht letztere selbstverständlich nicht höher als bis zum
Siedegrade."
Auf Grund des oben Gesagten hält der Unterzeichnete die
Vorschrift einer Entfernung des Holzwerks von Dampf- oder
Wasserheizungsröhren im Prinzip für überflüssig, soweit es sich
ausschließlich um die Entstehung von Feuer handelt.
Soll aber außerdem auch eine erhöhte Disposition des in
Betracht kommenden Holzwerkes für Fortpflanzung von aus an
deren Ursachen entstandenem Feuer vermieden werden, so genügt
hierfür eine Entfernung desselben von den Heizröhren von höch
stens 1—2 em. vollkommen. C. Kr über."
2) von Professor Teichmann, welcher besagt:
„Die Temperatur der gesättigten Wasserdämpfe, und nur
um solche kann es sich bei Dampfheizungen handeln, beträgt bei
den Spannungen
1 2 5 10 20 Atmosphäre
100 120 152 180 215° Celsius;
alle diese Temperaturen liegen weit unter der Entzündungs
temperatur des Holzes, der Papier- und Pflanzenfaser selbst in
feinster Vertheilung. Höhere Temperaturen können weder in
einer Dampf- noch in einer Heißwasserheizung vorkommen, so
lange obige Pressungen nicht überschritten werden. Die aller
meisten Dampf- und Wasserheizungen begnügen sich mit Pressun
gen, welche die atmosphärische nur ganz wenig übersteigen; na
mentlich ist dieß der Fall bei den sogenannten Äbdampfheizungen
und den offenen Nieder druckwasserheizungen. Die Dampfleitungs-
röhren der Dampfmaschinen arbeiten mit Pressungen von 5—7,
Lokomotiven mit 10—12 Atmosphären. Nur die Perkins'schen
Hochdruckheißwasserheizungen haben Pressungen und Temperaturen
angewendet, welche die oben genannten übersteigen und bei
welchen in der Nähe des Heizapparates Entzündungen beobachtet
worden sein sollen. Dieselben sind aber jetzt verlassen, weil
nur ganz enge Röhren so stark hergestellt werden können, daß
sie so enorme Pressungen aushalten und weil eine ganz mäßige
Vergrößerung der Oberfläche der Heizröhren dieselben Resultate
in Bezug auf Heizeffelt gibt, wie diese übermäßige Steigerung
des Druckes. Soweit noch Hochdruckwasserheizungen ausgeführt
werden, arbeiten sie mit Pressungen unter 20 Atm.
Referent hatte kürzlich Gelegenheit, Versuche über die Ent
zündung leicht brennbarer Gegenstände bei Dampfspannungen
bis zu 7 Atmosphären zu machen. Nur Zündhölzchen, mit dem
Köpfchen auf das Dampfrohr gestellt und an eine Flantsche an
gelehnt, entzündeten sich bei 1 Atm. Druck, Papierschnitzel,
Hobelspähne, Baumwolle, Stroh, theils trocken, theils mit Erdöl
getränkt, zeigten im Verlauf eines Tages bei Spannungen bis
zu 7 Atm. auf einem Dampfrohr liegend, nicht die geringste
Veränderung.
Es ist deshalb ganz allgemein üblich, Dampfehlinder,
Lokomotiv- und Lokomobilkessel, Dampfleitungsröhren und der
gleichen mit Holz, Stroh oder Spreu einzuhüllen, um sie vor
Abkühlung zu schützen. Es sind nur solche Holzverkleidungen
an Dampfeylindern bekannt, welche Jahrzehnte lang gehalten
haben bei einem inneren Druck von 5—6 Atm. Mit der Länge
der Zeit werden diese Umhüllungsmaterialien jedoch braun und
moderig.
Ganz allgemein werden leicht brennbare Gegenstände,
Wäsche, Holz re. in mit Dampf geheizten Kammern getrocknet,
wo sie ohne Anstand in unnüttelbare Berührung mit den Heiz
röhren kommen. Bei den Eilzügen, die zwischen Paris und
Wien Verkehren, liegen die Dampfheizungsröhren unmittelbar
unter den gepolsterten Sitzen, ohne daß je an eine Gefahr der
Entzündung gedacht wurde.
Es gibt keine Heizung, welche so große Sicherheit gegen
Entzündung bietet, wie eine Dampf- oder Heißwasserheizung
und deshalb sollten die Gesetze die Anwendung derselben er
leichtern und nicht beschränken; namentlich sind Beschränkungen
so lange unzulässig, als nicht Entzündungen durch Dampfröhren
wirklich beobachtet werden. Teichmann."
3) von Oberbaurath Brokmann hier, welcher ein Schrei
ben des als Fabrikanten von Heißwasser- und Dampfheizungen
in Deutschland und dem Auslande wohlbekannten Fabrikanten
Haag in Augsburg vorlegt und seine eigenen reichen Erfahr
ungen, die mit der Haag'scheu Anschauung übereinstimmen,
darlegte.
Die Haag'schen Aeußerungen lauten wie folgt:
„Auf Ihre Anfrage am Schlüsse Ihres Briefes kann ich
Ihnen erwiedern, daß wir in Bayern keine bauliche Vorschriften
haben, nach welchen Dampf- und Wasserheizungsröhren von Holz
werk in Gebäuden einen Abstand haben sollten; daher ich meine
viele hunderttausend von Metern messende Dampf-Wasserheizungs-
röhren, die ich in Gebäude gelegt habe, bis auf 5 mm. Nähe
entlang an Holzwänden und Holzböden in Gebäuden zu allen
möglichen Zwecken, öffentliche als private, in Staats- und Stadt-
l gebäuden geführt habe, und zwar nicht nur in Bayern, sondern
\ in ganz Deutschland, im Norden, Süden, Osten und Westen,
j in Oesterreich-Ungarn, Rußland, Schweden, Italien und der
Schweiz, ohne irgendwo Anstand gefunden zu haben, nur in
Württemberg wollte man vor einigen Jahren Anstand nehmen,
da in den württemb. Baugesetzen ein Passus enthalten ist, daß
Dampf- und Wasserheizungsröhren 15 om. von Holzwerk in
Gebäuden abstehen müssen. Ich erklärte hierauf, daß es dann
eine Unmöglichkeit meinerseits wäre, Dampf- und Wasserhei
zungen zweckmäßig in Gebäuden anzubringen, worauf man Ab
stand nahm, d. h. diejenigen Holzwände an den Stellen, wo die
Röhren in deren Nähe kamen, mit dünnen Blechstreifen belegen
mußte. Joh. Haag.