Full text: Sitzungs-Protokolle / Verein für Baukunde in Stuttgart (1877)

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sührer, sowie den Normalplänen — als ein schätzbares Material 
für die Ingenieure betrachtet werden dürfen. 
Beim Beginne unseres Eisenbahnbaucs wurden die Brücken, 
insoweit Steine nicht zur Anwendung kommen konnten, bis zum 
Jahre 1853 mit Holz konstruirt, welches aber mit Ausnahme 
der beiden Howc'schcn bedeckten Brücken, der noch bis vor 
l 1 /, Jahren bestandenen Besigheimer, 2 Oeffnungcn L 26, 
3 ä 47 m. weit, und der noch bestehenden Erbacher Brücke 
mit je 2 Oeffnungcn von je 36 m, Weite, in Folge der Er 
schütterungen, dadurch erfolgter Tcxturlockerung und bald ein 
getretener Fäulniß nur wenig Dauer gewährte, daher, sobald 
die eisernen Brückenkonstruktionen aus Walzciseu, da man Guß 
eisen nicht anwenden wollte, die vom Jahre 1845 an da und 
dort ausgeführt wurden, sich bewährten, man auf Eisenkon 
struktion überging, und wurden die ersten Brückenoberbauten von 
Walzcisen im Jahre 1852 als Blcchbalkenbrücken auf der Bahn 
strecke Maulbronn—Bruchsal, die erste Gitterbrücke aber im 
Jahre 1853 nächst Eßlingen über den Hammcrkanal 23 in. weit 
und den Floßkanal mit 3 Oeffnungcn je 10 m weit aufge 
stellt, im Laufe der Zeit aber die eisernen Uebcrbrückungen zu 
großen Weiten gesteigert, wie am Kocherviadukt bis zu 72 in., 
am Marbachviadukt bis 67 m. und an der Sigmaringer Donau 
brücke bis 66 m. 
Für den Querschwellenoberbau, für welchen je nach dem 
Gradienten und den Richtungsverhältnissen mehr oder weniger 
weichhölzerne cyanisirte Zwischenschwellen, aber nicht über die 
doppelte Anzahl der eichenen verwendet werden, wurden je nach 
der Zunahme des Lokomotivengcwichts die Schienenprofile durch 
vier Sorten erhöht, so daß das jetzige Profil 114 mm. hoch ist 
und bei einem Querschnitt von 45,3 □ cm. pro lausenden 
Meter 35,3 Kil. wiegt, auch wurde alsbald zur Verstärkung 
der Stöße und Vermeidung der Geleiseverschiebung Verlaschung 
eingeführt. 
Der normirten, größten, bewegten Belastung pro Rad 
(7000 Kilgr.) gegenüber und insbesondere zur Einführung von 
'chwebenden Stößen gegenüber den seither gebräuchlichen festen 
ist jedoch ein höheres Profil und kräftigere Verlaschung nöthig 
und wünschenswerth. 
In Betracht des stets theurer werdenden Holzes wurde 
bezüglich des Oberbausystems in neuerer Zeit bei größeren 
Strecken der Versuch gemacht, statt den hölzernen Querschwellen 
Steinwürfel und bei den derzeitigen niederen Eisenpreisen eisernen 
Oberbau anzuwenden. 
Steinwürfel wurden besonders in Einschnitten und auf con- 
solidirten Bahnen verwendet, kommen aber neuerdings wieder 
in Abgang, weil die Fahrzeuge aus Mangel von Elasticität des 
Oberbaues nothleidcn und bezüglich der Unterhaltung gerade das 
Gegentheil von dem eintrat, was man hoffte, dieselbe nämlich 
umständlich und theuer sich ergab. 
Als eiserne Oberbauten wurden probeweise angewendet 
das System Köstlin und Battig bei Aalen und das von 
Vauthcrin bei Scheer, ersteres als nicht nachahmbar, letzteres 
aber bei zartem Schottermaterial als gut erkannt, zudem es zu 
unserem seitherigen Oberbausystem paßt, und kaum theurer 
als letzteres zu stehen kommt und weit weniger zu unterhalten 
kostet, weshalb demselben wohl sicher eine Zukunft für seine 
weitere Anwendung auch bei uns beigemessen werden darf, 
wie denn ferner das System Hilf für die Bahn Heilbronn— 
Eppingen in Aussicht genommen ist. 
Diese ganze Thätigkeit auf dem Gebiete des Eisenbahn 
bauwesens dürfte ergeben, daß wir nicht hinter anderen Staaten 
zurückblieben, bezüglich der Ausdehnung der Bahnen, eher da 
und dort zu viel leisteten, dennoch aber noch nicht hiermit ab 
geschlossen haben, da uns insbesondere noch Anschlüsse gegen 
Osten und Westen, wie Verbindungen dem Bodensee ent 
lang fehlen; diese aber erreicht, wird ohne Zweifel wohl ein 
langsameres Tempo im Weiterbau schon aus Rücksicht auf die 
Stcuerkräfte des Landes eingehalten werden müssen. 
Mehrfach hört man sagen, diese oder jene Linie sei un 
richtig tracirt, das und jenes nicht ökonomisch genug angelegt. 
Meine Herren! diese Behauptungen glaube ich nicht un 
berührt lassen zu dürfen und weise darauf hin, daß bei der 
Wahl einer Trace der Techniker nicht immer allein maßgebend 
ist, ja oft gegen sein besseres Wissen und unter erschwerten 
Umständen arbeiten muß. 
Meist sind es Petitionen, sog. Eisenbahnvcreine, die mit 
ihren Kirchthurminteressen zunächst auf die Regierung und die 
Stände einwirken und nicht selten Nachgiebigkeit erzielen, so 
also verschiedene Faktoren mitwirken und dabei leider nicht 
immer die Lokalintereffen mit der natürlichen Trace zusammen 
treffen. Ebenso glaube ich aucki behaupten zu dürfen, daß es 
von jeher Bestreben der Techniker gewesen ist, keine Mühe zu 
scheuen, um die billigsten Tracirungen zu erhalten und dabei 
die einfachste und billigste Konstruktion, ohne die Solidität 
hintanzusetzen, anzustreben, wie die Ausstellung Ihnen in reichem 
Maße zeigen dürfte, zu der ich nun Sie, meine Herren, 
freundlichst einlade. 
Sie werden dabei auf dem Gebiete des Eisenbahnbaues, 
soweit es möglich war Material beizubringen, ein Bild seiner 
Entwicklung von den Arbeiten von 1835 an, sowie über die 
Zeit der Ausführung bis auf die Neuzeit erhalten, ebenso auf 
dem des Straßen- und Wasserbaues, wie des Wasserversorgungs- 
des Kanalisations- und des Feuerlöschwesens, wobei ich aber 
um Nachsicht in Beurtheilung der Darstellung bitten muß, indem 
cs den meisten Ausstellern nicht möglich war, besondere schöne Zeich 
nungen anzufertigen, diese vielmehr genöthigt waren, nur das bei 
verschiedenen Bauverwaltungen vorhandene und von diesen freund 
lichst überlassene Material zu benützen. 
Beilage 8. 
Bericht 
über 
die Ausstellung auf dem chefammtgeviel des Ingenieurwesens, 
verankialtkt vom Lerem für Saukundc vom 26. Mai bis 4. Auni 1877. 
Es ist eine Eigenthümlichkeit des schwäbischen Volks- ! Träger begraben, und hält es so außerordentlich schwer, die 
stammes, sich nicht ohne äußere Anregung in die Oeffentlich- ! allenthalben in reichem Maße vorhandenen Einzelleistungen 
keit zu drängen, und dadurch werden so viele Früchte einer ! zusammenzustellen, daß es bei uns ein besonderes Bedürfniß 
tüchtigen, aber äußerlich anspruchslosen Geistesarbeit mit ihrem ! genamtt werden muß, den Sinn für das Auftreten in der
	        

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