Full text: Sitzungs-Protokolle / Verein für Baukunde in Stuttgart (1877)

55 
Diese fühlbare Lücke ist nur von zwei Ausstellern ausge- j 
füllt, nämlich: von Oberbaurath v. Schlierholz durch eine 
Zusammenstellung von 58, bis zum Jahr 1875 ausgeführten, 
Eisenbahnbrücken in einem Hefte mit Angabe der wesentlichsten ! 
Dimensionen und Gewichte, sowie von Professor Laißle bei j 
seinen Straßenbrückchen, bei denen nicht nur genaue Gewichts- i 
angaben, sondern auch eine von Jngenienrassistent Koch berech 
nete Formel sich findet, die mitgetheilt zu werden verdient: 
Das Eisengewicht beträgt pro □ in Fahrbahn mit Die- > 
lenbelag 4,8 I + 30 kgr. wenn l die Spannweite in Metern ; 
bedeutet. . 
Die Literatur über Brückenbauten ist durch die verschie 
denen Werke und kürzeren Abhandlungen von Professor Wey- ; 
rauch und Bauinspektor Kn oll, sowie die größeren Werke von 
Präsident v. Klein, Oberbaurath v. Schlierholz, Oberbau 
rath v. Etzel und Oberingenieur Presset vertreten. 
IV. Wasserbau. 
a. Fluß- und Uferbanten. 
Durch die Abtheilung für Straßen- und Wasserbau beim 
Kgl. Ministerium des Innern (Baurath v. Martens, Bau 
inspektor Männer) wurden die Plane der Jllerkorrektion 
nach dem gegenwärtigen Stand der dortigen Arbeiten ausge 
stellt, die von dem rationellen und sicheren Fortgang dieser 
Berbesserungsarbeiten ein anschauliches Bild gaben. 
Sodann waren vertreten: Professor Weprauch durch seine 
bekannte Studie über den Escher-Linth-Kanal, Oberingenieur 
Presse! durch seine autographirten Blätter über die Strom 
bauten an der Lehgrader Lehne und Bauinspektor Hoch eisen 
durch eine Zeichnung über Flußkorrektipnen in Frankreich und 
am Rhein, sowie die neueren Kolmationsanlagen am letzteren. 
Diese Frucht einer Studienreise verdient umsoinehr hervorge 
hoben zu werden, als die eine Zeit lang vergessenen Kolma 
tionsanlagen erst neuerdings wieder in ihrer Bedeutung ge 
würdigt werden. 
Bon demselben Aussteller waren eingesendet: Die meteo- ; 
rologischen und Pegelbeobachtungen in der Schweiz, karto 
graphisch dargestellt. .... , j 
Endlich gehören hieher: Die Hochwasserschleusen an der 
Brenzbahn von Oberbaurath v. Morlok und Bauinspektor 
Lambert, welche den Zweck haben, das Hochwasser der Donau 
von dem hinter dem Bahndamm gelegenen Areal abzuhalten, 
indem sie bei eintretendem Hochwasser sich automatisch schließen. 
Sehr zu bedauern ist, daß über Wehranlagen gar keine 
Arbeiten eingesandt waren, obgleich Württemberg in seinen 
zahlreichen festen Wehren aus Holz- und Steinbau eine inte 
ressante Spezialität besitzt, deren Zusammenstellung und Ver 
öffentlichung der Wunsch vieler Techniker ist. 
Ebenso vermißte man Plane über die Kettenschifffahrt. 
b. Wasserliersorgmigswcsen. 
Hier steht in erster Linie Oberbaurath Dr. v. Ehmann 
mit den schon in Brüssel ausgestellten Relief-Planen und der 
Denkschrift über „das öffentliche Wasserversorgungswesen des 
Königreichs Württemberg". 
Die Uebersichtskarte der in Württemberg ausgeführten 
Werke überrascht durch die große Anzahl der letztern; die 
schön ausgeführten Spezialplanc über die Wasserversorgung der 
schwäbischen Alb mit interessantem Relief und Längendurch 
schnitt durch die ausgeführten Gruppen, nebst Zeichnungen 
über die maschinellen Einrichtungen, Turbinen, Wasserräder rc. 
zeigen das spstematische Vorgehen in der Einführung dieser 
Lebensbedingung für unsere Alborte. 
Die weiter ausgestellten Plane über die Wasserversorgung 
der Städte Heilbronn, Ulm, Eßlingen, Heidelberg, meist mit 
ausführlichen gedruckten Gutachten versehen, sowie die Ent 
würfe von Bauinspektor Ehmann über die Wafferversorgung 
von Schloß Friedrichshafen, Oberjettingen O.A. Herrenberg, Ge 
bersheim O.A. Leonberg, Stadt Neuenbürg, Stadt Ueberlingen 
u. a. beweisen, daß das verdienstliche Wirken dieser beiden 
Männer ihren Namen auch über die Grenzen des Landes hin 
aus Achtung verschafft hat. 
Nehmen die vorstehenden Arbeiten unsere Aufmerksamkeit 
durch die Großartigkeit der Ausdehnung und Gesammtanlage 
in Anspruch, so interessiren uns bei den folgenden Arbeiten 
des Civilingenieurs Kröber insbesondere die Details der 
maschinellen Anlage und zwar: 
Bei der Wasserversorgung des fürstlichen Schlosses itz 
Sigmaringen, die in Deutschland erstmals eingeführte Be 
nützung einer direkt wirkenden Wassersüulenmafchine zum Be 
trieb des Pumpwerks, eine Einrichtung, welche sich sehr gut 
bewährt hat und in der projektirten Wasserversorgung der 
Stadt Sigmaringen nach den vorliegenden Entwürfen eine 
Wiederholung finden soll. Der Nutzeffekt soll mit Einrechnung 
der Pumpenwiderstände 65 sein, gegen ca. 50—55 0 / 0 bei 
Wasserrädern und Turbinen. 
Ferner sind viele Zeichnungen und Musterstücke verschie 
dener dem Aussteller patentirter Wasserhahnen, Hydranten 
und Ventile, auch ein gelungener Mischhahn für Badeeinrich 
tungen (letzterer nicht pateutirt) zu erwähnen, endlich eine 
Wasserkraftmaschine eigenen Patents von Z—3 Pferdekrästen, 
deren Einführung überall, wo eine Druckwasserleitung mit An 
satzröhren existirt, leicht möglich ist und der daher für klei 
neren gewerblichen Krastbedars eine ziemliche Zukunft zu ver 
sprechen ist. Detailzeichnungen und Beschreibung nebst Preis- 
kourant sind beigegeben. 
Bauinspektor Hocheisen stellte sein Projekt für die 
Wasserversorgung der Stadt und des Bahnhofs Balingen aus 
dem Quellgebiet der Lochen aus, ein Projekt, das bis jetzt an 
der Sparsamkeit? des dortigen Gemeinderaths trotz der Wasser 
kalamität der Stadt gescheitert ist. 
c. Entwässerung und Kanalisation. 
Die Frage der Kanalisation Stuttgarts ist auf Grund 
eines Projekts des Ingenieurs Gordon im vorigen Jahr im 
Verein vielfach diskutirt worden, worüber in den Vereinsheften 
1 und 2 der Jahrgänge 1875 und 1876 werthvolle Notizen 
enthalten sind. 
Die von Baurath Kaiser und Ingenieur Dobel aus 
geführten Kanalisatiousanlagen waren durch Zeichnungen und 
Musterstücke der ausgeführten Leitungen, Röhren, Spül- und 
Einsteigschächte, Wasserverschlüsse rc. veranschaulicht, ein großer 
Situationsplan gab das Bild des fertigen und projektirten 
Kanalnetzes. 
Für die Entwässerung der Stadt Heilbronn sind Pläne 
und Gutachten von Ingenieur Gordon in Frankfurt aus 
gestellt. 
Drainirungs- und Berieselungsanlagen von Ländereien 
waren nicht vertreten, trotzdem die Meliorationsarbeiten auch 
in Württemberg neuerdings mehr als früher Berücksichtigung 
finden, wie dies die Ausstellung beim Cannstatter Volksfest 
gezeigt hat. 
V. Jeuerköschivesen. 
Der Landesinspektor des württemb. Feuerlöschwesens, 
Großmann) hatte sein verdienstvolles Werk „der Rathgeber 
im Feuerlöschwesen", das anschauliche Zeichnungen über sämmt 
liche Geräthschasten einer Feuerwehr und treffliche Instruk 
tionen über Organisation und Leitung der Feuerwehrverbände 
enthält, ausgestellt. 
Beigegeben waren drei hübsch gearbeitete Modelle von 
Feuerspritzen von Spritzenfabrikant H. Knrtz in Stuttgart, 
sowie zwei Modelle kleiner Hand- und Gartenspritzen, die viel 
Interesse erregten.
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.