Zsimfzehnte ordentliche Versammlung
am 13. Oktober 1877.
Vorsitzender: Oberbaurath v. Schlierholz.
Schriftführer: Bauinspektor Zobel.
Anwesend: 16 Mitglieder und 1 Gast.
Herr Architekt Holch wird von Herrn Baurath Bok als
Gast eingeführt.
Herr Professor Bäumer, als nunmehr wieder in Stutt
gart und erstmals wieder im Verein anwesend, wird von dem
Herrn Vorsitzenden begrüßt.
Sodann berichtet der Herr Vorsitzende über die seit der
letzten Sitzung eingelaufenen Gegenstände:
1) Seitens des K. Kultministeriums wurde dem Verein
Mitteilung gemacht über eine eröffnete Conkurrcnz, betreffend
Ausführung eines Gebäudes für Ausstellung schöner Künste
in Rom. Ein Theilnehmer habe sich nicht gemeldet.
2) Wurde vom K. Ministerium des Innern die von dem
selben aus Anlaß des deutschen Feuerwehrtages herausgegebene
Festschrift „Das Feuerlöschwesen im Königreich Württemberg"
dem Vereine zugesandt.
Weiter ist eine größere Anzahl von Zeitschriften und
sonstigen Drucksachen eingelaufen, dieselben sind zur Durchsicht
aufgelegt, nämlich:
1) Wochenschrift des östr. Ingenieur- und Architektenvereins
Nr. 23-40.
2) Zeitschrift des östr. Ingenieur- und Architektenvereins
VI. u. VII. Heft.
3) Ingeniörs-Föreningens Förhandlinger. Stockholm, 1876
5 u, 6e Haftet. 1877 la Haftet.
4) Mittheilungen des Architekten- und Jngenieurvereins im
Königreich Böhmen 1877 Heft I. u. H.
5) Auszug ans den Sitzungs-Protokollen des technischen
Vereins zu Lübeck 1876.
6) Mttelrheinischer Architekten- und Jngenieurverein. Haupt
versammlung: Frankfurt, 30. Juni 1877.
7) Technische Mechanik: VI. Capitel: Theorie der elastischen
Linie und der continuirlichen Träger. VII. Capitel:
Berechnung des elastischen Bogenträgers. Vom Jn
genieurverein des Polytechnikums Stuttgart.
10) Denkschrift über die Pflege der Kunst an den öffentlichen
Bauwerken. München 1877, 7 Exemplare. (Geschenk
vom Münchner Comitä der Kunstgenossenschaften, vom
dortigen Architekten- und Ingenieur-Verein, des Kunst
gewerbevereins, der Akademie der bildenden Künste und
der K. Kunstgewerbeschule in München).
11) Notizblatt des Architekten- und Ingenieur-Vereins für
Niederrhein und Westfalen. Band II. 1876.
Herr v. Keßler, Direktor der Maschinenfabrik Eßlingen,
hat dem Verein das bei der letzten Ausstellung aufgelegt ge
wesene Album, enthaltend eine große Zahl sehr hübscher
Photographien — verschiedener seitens der Fabrik ausgeführter
Lokomotiven, Brücken rc. — zum Geschenk gemacht. Der
Herr Vorsitzende hat bereits schriftlich int Namen des Vereins
hiefür gedankt.
Herr Baurath Barth, vormals in Heilbronn und Pro
fessor Bäumer, seit Jahren in Wien, haben ihren Wohnsitz
hieher verlegt und zählen nun zu den ortsanwesenden Mit
gliedern.
Herr Bauinspektor Mayer ist nach Ellwangen als aus
wärtiges Mitglied abgegangen; seine Stelle als Sekretär des
Vereins übernimmt Herr Bauinspektor Kn oll und ist weiter
in den Ausschuß eingerückt Herr Oberbaurath Brokmann.
Herr Professor Lietzenmaier hat seinen Austritt aus
dem Verein angezeigt und durch den Vereinsbeschluß: „daß
zur Aufnahme Angemeldete ein curriculum vitae einzureichen
haben" als mit seinen Ansichten unverträglich, motivirt.
Dagegen sind mehrere Aufnahmsgesuche eingelaufen und
einstiinmig aufgenommen worden, als auswärtige Mitglieder:
die Herren Bauinspektor Sapper in Cannstatt, Baumeister
Bahnmeister Baas in Ostrach, Baumeister Ernst Neuss er
in Schramberg, ersterer auf Vorschlag des Herrn Vorsitzenden,
die beiden Letzteren auf den des Herrn Bauraths Leibbrand;
als hiesiges Mitglied Herr Baumeister Albert Sautter dahier,
vorgeschlagen von Herrn Professor Silber.
Herr Professor Baumgärtner erstattet als Delegirter
bei der 6. Abgeordneten-Versammlung des Verbands deutscher
Architekten- und Jngenieurvereine zu Coburg nunmehr ein
sehr eingehendes und ausführliches Referat über diese, am 24.
und 25. August stattgehabte Versammlung. Er erwähnt, daß
die wenigen Tage, an welchen die verschiedenen Abgeordneten
zusammen waren, zwar genußreiche, aber sehr arbeitsvolle,
auch für ihn interessante, gewesen seien; er erwähnt, daß zum
erstenmale die Behörden des Staats und der Stadt Notiz von
dem Zusammentritt und dem Wirken des Abgeordneten-Tages
genommen haben. Herr Staatsrath Rose als Vertreter der
herzoglichen Regierung, Herr Oberbürgermeister Müder als
Vertreter der Stadt Coburg bewillkommten die Versammlung
in der ersten Sitzung und zeigten großes Interesse als Zu
hörer bei den Berathungen, wie sie sich auch an dem darauf
folgenden Tagewerk betheiligten, zu welchem die Coburger
Fachgcnossen, insbesonders Herr Baurath Menning, in
liebenswürdiger Weise Sorge trugen.
Die einzelnen Gegenstände, welche zur Verhandlung
kamen und die darauf erfolgten Berathungen und Beschlüsse,
sind aus dem ausgegebenen gedruckten Protokolle ersichtlich,
sowie aus der deutschen Bauzeitung Nr. 70, 71, 73, 75 it.-77,
weßhalb darauf verweisend, hier nur eine Anzahl von Fragen
aufgenommen werden, welche den einzelnen Vereinen zur
weiteren Behandlung zukommen werden.
Bei Berathung des Kapitels über „Erhaltung und
Erforschung der Baudenkmale" wurde beschlossen: durch
den Verband die bereits an den Reichstag eingereichte Petition
zu erneuern und in motivirten Eingaben an die Regierungen
der deutschen Staaten die Bitte zu stellen, fraglichem Gegen
stand Beachtung und Unterstützung beim Reiche zu schenken,
und daß die Vereine bezüglich genannter Pflege auf die Reichs
tagsabgeordneten einwirken möchten. Der Verein bezeichnet
als die hiefür geeigneten Staatsstellen das Kult- und Finanz
ministerium, sowie das Ministeriunr des Innern.
In weiterer Behandlung der Frage über „Druckhöhen
verluste in geschlossenen Röhren", beschließt der Verein
die mit Wasserversorgungen beschäftigten hiesigen Mitglieder,
insbesonders Herrn Oberbaurath Dr. v, Ehmann, um Mit-
iheilung ihrer Erfahrungen, resp. Anstellung von Versuchen,
und zwar in thunlichster Bälde, zu ersuchen.
Behufs weiterer Behandlung der Frage über „Die
Minimaldimensionen von Brückenpfeilern" wird
das diesbezügliche Aktenmaterial für Herrn Baurath v. Hänel
und die übrigen Herrn Mitgliedern der hierüber bestandenen
Commission, Professor Laißle und Bauinspektor Kn oll,
bezüglich weiterer Behandlung zur Ausfolge erbeten.