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Beschluß gefaßt wird, daß der Beitritt des letzteren Vereins
von der Betheiligung sämmtlicher Mitglieder abhängig gemacht
werden müsse.
Von Carl Schließmann in Castel-Mainz, Garteneta
blissement und Spalierfabrik, ist ein Preisverzeichniß mit Zeich
nungen über Einfriedigungen, Gartenhäuschen und dergl. ein
gelaufen, welches zur Cirkulation unter den Mitgliedern be
stimmt wird.
Es wird sodann zur Besprechung über die vom Bundes
rath des deutschen Reichs beschlossene einheitliche Bezeichnung
der metrischen Maße und Gewichte, welche in wesentlichen
Punkten von der vom Verbände deutscher Architekten- und
Ingenieur-Vereine längst eingeführten und in die Praxis voll
ständig übergegangenen Bezeichnungen erheblich abweicht, über
gegangen. Der Vorsitzende hat, Herrn Oberbaurath von
Tritschler, welcher als württembergischer Delegirter der
Verhandlungen der zur Berathung über diese Frage in Berlin
zusammengetretenen Kommission angewohnt hat, eingeladen,
dem Verein Mittheilungen über den Gang und die Resultate
der betreffenden Berathungen Mittheilung zu machen. Da
Herr v. Tritschler durch Unwohlsein verhindert wurde, so
hat Herr Regierungsrath Kiefer, welcher ebenfalls als
württembergischer Delegirter an den Verhandlungen Theil
genommen hat, die Güte dem Verein die gewünschten Mit
theilungen in ausführlicher Weise zu machen und woraus her
vorging, daß die Delegation aus Technikern, Mitgliedern der
Reichseichs-Commission, aus Gelehrten und Schulmännern be
standen und daß das Bestreben wesentlich dahin gerichtet war
unter Anwendung des kleinen lateinischen Alphabets ein mög
lichst logisch geordnetes System mit möglichst kurzen Bezeich
nungen und anschließend an die anderen Länder zu verfolgen,
was zu erzielen gegenüber so verschiedenen Interessen nicht
leicht war. Hieran knüpfte sich eine längere Diskussion.
Herr Professor Baumgärtner spricht sein Bedauern
aus, daß der Beschluß der Delegirten der Reichskommission
nicht vor der endgültigen Publizirung durch den Bundesrath
dem Verbände deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine
zur Kenntniß gegeben und etwaige weitere Wünsche entgegen
genommen worden seien, wie solches nach einem Beschlusse der
Abgeordnetenversammlung des Verbands zu Coburg am 27.
August d. I. erbeten worden sei, und daß die Reichskommission
bei ihren Beschlüssen die seit Einführung der Metermaße
bei den deutschen Technikern üblichen und in die Praxis ein
gelebten Bezeichnungen in wesentlichen Punkten nicht berück
sichtigt habe, wie z. B. beim Flächenmaß vorzugsweise auf
den Wunsch von Schulmännern statt des seither allgemein
üblichen Zeichens Hü der Buchstaben q eingeführt worden sei rc.
Die Herren Oberbaurath v. Egle und Professor Baum
gärtner beantragen, daß die vorstehende Ausführung des
Letzteren als Ausdruck der Ansicht des Vereins in das Protokoll
niedergelegt werde, was nach erfolgter Abstimmung durch Auf
stehen und Sitzenbleiben von der Mehrzahl bestätigt wird.
Hiemit ist der Gegenstand erledigt und der Vorsitzende
spricht im Namen sämmtlicher Anwesenden dem Referenten,
Herrn Negierungsrath Kiefer, für seinen eingehenden Vortrag
den Dank des Vereins aus und gibt zugleich der Ueberzeugung
Ausdruck, daß von Seite des Referenten Nichts persäumt
worden sei um das möglichst Richtige für die fraglichen Be
zeichnungen zu erzielen, daß es aber auch schwer sei, den ver
schiedenen Anschauungen in dieser Beziehung gerecht zu werden;
man müsse sich eben jetzt in die neuen Vorschriften wieder
einleben, wie dieß mit so manchem Neuen schon geschehen sei.
Herr Stadtbaurath Wolfs zeigt sodann zwei Projekte
für monumental behandelte Brunnen vor.
1) Den Dannecker'schen Brunnen in der Neckarstraße.
Durch Neuanlage der Trottoirs in der Neckarstraße mußte
der vor dem ehemals Graf Wilhelm'schen Palais aufgestellte
mit der von Dannecker modellirten, von Professor Wagner
ausgeführten Figur versehene Brunnen aus Verkehrsrücksichten
entfernt werden. Es wurde von den städtischen Kollegien
beschlossen, denselben an einem anderen passenden Platze wie
der aufzurichten. Bei der Wegnahme des Brunnens hat es
sich aber gezeigt, daß sowohl der steinerne Unterbau der Figur
als auch die eisernen Brunnentröge sehr schadhaft und für eine
Wiederverwendung durchaus nicht mehr zu gebrauchen waren.
In Anbetracht dieses Umstandes und mit Rücksicht darauf, daß
der ganze Unterbau sammt Trögen in einer Form ausgeführt
waren, die als unschön und mit der künstlerisch hoch zu
schätzenden Figur nicht in Harmonie stehend bezeichnet werden
mußte, wurde die Ausführung eines ganz neuen Brunnens
genehmigt und der Vorzeigende mit der Anfertigung von
Plänen beauftragt.
Diese Pläne sind wie sie ausgestellt für die Ausführung
mit kräftigem Unterbau im Renässancestyl und mit 4 Brunnen
schalen angenommen und soll als nahezu fertig auf dem
Rondell am Neckarthor aufgestellt werden.
2) Der zweite Plan zeigt einen Brunnen, der auf dem
Platze, welcher sich bei der Einmündung der Silberburg- in
die Böblingerstraße bildet, aufgestellt werden soll. Die Grund
form des Brunnens bildet mit Rücksicht auf die Dreieckform
des Platzes ebenfalls ein Dreieck. Derselbe ist, entsprechend
der neuen katholischen Kirche, in deren unmittelbaren Nähe er
zu stehen kommt, im frühgothischem Styl ausgeführt gedacht,
und soll für Nutz- und Trinkwasser eingerichtet werden.
Die Kosten für dessen Erstellung berechnen sich auf ca.
6000 Mark.
Der Vorsitzende dankt für die Mittheilung dieser interes
santen Pläne, welche um so mehr anzuerkennen ist, als in der
letzten Zeit von Seite der Architekten im Vereine verhältniß-
mäßig wenige Projekte vorgezeigt worden sind.
Hierauf Schluß der Versammlung 10'/- Uhr.
Der Schriftführer:
Knoll.