Full text: Sitzungs-Protokolle / Verein für Baukunde in Stuttgart (1878)

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ist zu ebener Erde eine schön gewölbte, Zschiffige Halle mit | 
Kreuzgewölben überdeckt, die auf einer Reihe von 8seitigen 
Steinpfeilern ruht. Diese Steinpfeiler haben gleichfalls in 
späterer Zeit ein gegypstes Kapital erhalten und die Kreuz 
gewölbe gegppste Rippen. Der Raum wird gegenwärtig als 
Stall benützt, was ohne Zweifel auch früher der Fall war. 
Das eine Schiff bildet den Gang, im andern Schiff sind die 
Pferdestände, je 2 zwischen 2 Steinpfeilern. Zur Befestigung 
der Abtheilungswände in der Mitte sind Steinpfeiler einge 
stellt, von gleicher Höhe und Form wie die Pfeiler, auf denen 
die Gewölbe ruhen. Eine feste Stellung erhalten sie durch 
aufgesetzte steinerne mit dem Gewölbe versplinte Pfosten. 
Der obere später aufgesetzte Stock dieses Flügels enthält 
nichts von Interesse. Gegenwärtig dient er zur Wohnung 
des herrschaftlichen Försters. 
Der Hauptbau (Herrenbau) ,des Schlosses ist ein großes 
3 Stock hohes Gebäude mit 2 Flügeln an der Ostseite, mit 
hohem Dache. Die Mauern sind in Kalkstein aufgeführt, mit 
Mörtelbewurf. Die Ecken, Fenster- und Thüröffnungen sind in 
Sandstein hergestellt. Er enthält einen großen gewölbten ! 
Keller, darüber parterre mehrere mit Kreuzgewölben und 
Tonnengewölben überdeckte Räume, über deren frühere Be- | 
stimmung nichts bekannt ist, sodann eine mit einer Holzdecke 
auf 2 Freipfosten überdeckte Halle, die gegenwärtig als Wagen- i 
remise benützt wird. Die Thüröffnungen in den Mauern haben : 
meist Einfassungen von Sandstein mit spätgothischer Profilirung. 
In die oberen Stockwerke gelangt man durch eine vor- ; 
gebaute steinerne Wendeltreppe. Die erste Etage enthält außer j 
einigen Zimmern den großen Saal, dessen flache Decke durch j 
4 Säulen gestützt ist. Die ursprüngliche Holzdecke ist jetzt ge- ! 
gppst, auch die früher nach Art der Pfosten in der unteren > 
Halle geschnitzten Säulen haben durch eine in Gpps hergestellte j 
Bekleidung die jetzige Form erhalten. 
Die übrigen Räume dieses Stocks, sowie die Räume im > 
obern Stock sind von der einfachsten, dürftigen Ausstattung. 
Die Decken sind theils gegppst, zum Theil zeigen sie noch die 
ursprüngliche Holzbalkendecke mit einfach gekehlten Balken. 
An diesem Hauptbau ist beim Umbau an Stelle einer aus 
Riegelwerk bestehenden, vom Wetter stark beschädigten südlichen 
Giebelwand ein steinerner Treppengiebel aufgeführt worden; 
der alte Steingiebel auf der Nordseite hat einen ähnlichen 
Abschluß erhalten, ebenso die Giebel der gegen Osten vor 
springenden Flügel. Anschließend an diesen Hauptbau ist nun 
in jüngster Zeit an Stelle eines früheren Gebäudes ein neuer 
Flügel gebaut worden. Der alte abgebrochene Bau war im 
untern Stock von Stein, der obere Stock von Riegelwerk. 
Der Neubau ist in den Außenmauern auf den alten Funda 
menten aufgesetzt, auch in der inneren Eintheilung, was -den 
obern Stock betrifft, gegen früher wenig verändert worden. 
Der neue Flügelbau erhält seinen Abschluß durch einen i 
thurmartigen Thorbau. Von diesem Thurm aus ist eine etwa 
7 m hohe Mauer mit einem bedeckten Umgang bis zum nord 
westlichen Thurme fortgeführt und hiedurch ein nach allen 
Seiten geschlossener Hof hergestellt. 
Der Vorsitzende dankt für die Mittheilungen, sodann 
übergibt Herr Ingenieur Klunzinger dem Verein als Ge 
schenk einen Separatabdruck seines in der „Allgemeinen Bau 
zeitung" erschienenen Artikels über „die schmalspurige Montan 
bahn Rostocken-Marksdors, ferner einen Scparatabdruck aus 
der „Wochenschrift des österreichischen Architekten- und In 
genieur-Vereins" betreffend einen von ihm gehaltenen Vortrag 
über „ein neues Bremsspstem für Eisenbahnzwecke". 
Der Vorsitzende dankt im Namen des Vereins und schließt 
die Vereinsversammlung. 
Der Rest des Abends wird ausgefüllt durch Versteigerung 
von Büchern aus dem Nachlaß des verstorbeneu Vereinsmit 
glieds Herrn Oberbaurath v. Binder (welche Dank der Auf 
opferung des Herrn Ingenieur Dobel ein sehr gutes Resultat 
lieferte). Der Schriftführer: 
Koch. 
Achte ordentliche Wersammkung vom 27. April 1878. 
Vorsitzender: Oberbaurath v. Schlierholz. 
Schriftführer Prof. L a i ß l e. 
Anwesend 24 Mitglieder und 3 Gäste, Ingenieur Gsell, Ingenieur 
Wollmann und Kaufmann Dürr. 
Es wird verlesen ein Gesuch der Association ckos In 
genieurs sortis äss ecoles speciales de Gand, worin dieselben 
nur gegenseitigen Austausch der Schriften nachsuchen, was 
nicht beanstandet wird. 
Der Verein von Architekten und Ingenieuren in Bremen 
bittet um Aufnahme in den Verband, die Zustimniung zu der 
Aufnahme wird ausgesprochen. 
In den Verein aufgenommen wurden folgende Herren: 
Auf den Vorschlag von Herrn Oberbaurath Bok, der 
fürstl. hohenzollersche Bauinspektor de Pap in Sigmaringen, 
ferner Badinspektor Maier in Wildbad, als auswärtige Mit 
glieder, ferner 
auf den Vorschlag von Herrn Architekt Gerock, In 
genieur und Maschinenmeister Reim Herr, Dirigent der Eisen 
gießerei Stuttgart als hiesiges Mitglied. 
Der Vorsitzende bringt auf Anregung des Herrn Ober 
baurath von Egle vor: ob es nicht angezeigt wäre, die auf Sep 
tember in Aussicht genommene General-Versammlung in Dres 
den in Hinsicht auf die Pariser Ausstellung um ein Jahr zu 
verschieben. Es wird vom Verein beschlossen, entsprechenden 
Antrag an den Verband zu stellen. 
Herr Professor Schmid erhält das Wort für seinen Vor 
trag über Benutzung der Generatorgase zur Feuerung. 
Der Vortragende führt an, daß die Verwendung der Hoch 
ofengase schon im Jahre 1814 in Frankreich eingeführt worden 
sei, und daß diese Gase bereits in den 30 er Jahren in Wasser 
alfingen und anderen Württemb. Hüttenwerken zu mannigfachen 
Zwecken als: Erwärmung des Windes, Heizung von Dampf 
kesseln, Trockenkammern u. s. w. mit großem Vortheil Anwen 
dung gefunden haben. Versuche, die Hochofengase zum Pad 
deln oder anderen subtilen Prozessen zu benutzen, schlugen viel 
fach fehl, weil die Hochofengase in Folge des nicht stets gleich 
förmigen Hochofenganges nicht immer diejenige Zusammen 
setzung hatten, wie sie die betreffenden Prozesse verlangten. 
Man versuchte daher schon in den dreißiger Jahren eigene 
Apparate zur selbständigen Erzeugung von Kohlenoxyd 
gas aus jedem beliebigen Brennstoff zu construiren und 
erzielte dabei auch sehr günstige Resultate, nainentlich in 
den Gegenden, welche Mangel au Steinkohlen haben, wie die 
österreichischen Eisen- und Glasindustriedistrikte. Diese zur 
Gaserzeugung benutzten Apparate, Gas-Generatoren ge 
nannt, mußten aber stets mit Gebläseluft betrieben werden, 
ein Umstand der ihre Verbreitung sehr beschränkte, so daß die 
selben bis gegen Ende der fünfziger Jahre nur ausnahms 
weise (Steiermark, Kärnthen, Böhmen) zur Anwendung 
kamen. In dieser Zeitperiode wurden nun in mehreren Ländern 
großartige Versuche über den effectiven Heizwerth der Brenn 
stoffe angestellt, wobei sich ergab, daß bei den besten Kessel 
anlagen damaliger Zeit nur etwa 66 °/ 0 des theoretischen Heiz 
wertes ausgenützt wurden. Den bedeutenden Verlust von 
34° o glaubte man vorzugsweise zu finden in der ungenügen 
den Mischung von Luft und Brennstoff, respektive Sauerstoff 
und Kohlenstoff bei dem Verbrennungsprozeß, in Folge dessen 
es nöthig wird, ein weit größeres Luftquantum zuzuführen, 
zu erwärmen und abzuführen, als das theoretisch erforderliche. 
Diese Erkenntniß lenkte wiederum die Aufmerksamkeit 
der Techniker auf die Benützung der Generatorgase, bei welcher 
eine innigere Mischung leicht erzielt werden kaun, da Kohlen 
stoff und Sauerstoff in flüssiger Form auftreten. 
Gegen die sechziger Jahre erschien Siemens auf der 
Bühne mit seinem Regeuerativ-Gasofen, wobei er durch 
Veränderung der Dimensionen des Generators und durch zweck 
mäßige Placirung desselben unterhalb der Hüttensohle das 
Gebläse entbehrlich machte und zugleich auch durch kostenfreie 
Erwärmung von Gas und Luft auf hohe Temperaturen (bis
	        

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