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ist zu ebener Erde eine schön gewölbte, Zschiffige Halle mit |
Kreuzgewölben überdeckt, die auf einer Reihe von 8seitigen
Steinpfeilern ruht. Diese Steinpfeiler haben gleichfalls in
späterer Zeit ein gegypstes Kapital erhalten und die Kreuz
gewölbe gegppste Rippen. Der Raum wird gegenwärtig als
Stall benützt, was ohne Zweifel auch früher der Fall war.
Das eine Schiff bildet den Gang, im andern Schiff sind die
Pferdestände, je 2 zwischen 2 Steinpfeilern. Zur Befestigung
der Abtheilungswände in der Mitte sind Steinpfeiler einge
stellt, von gleicher Höhe und Form wie die Pfeiler, auf denen
die Gewölbe ruhen. Eine feste Stellung erhalten sie durch
aufgesetzte steinerne mit dem Gewölbe versplinte Pfosten.
Der obere später aufgesetzte Stock dieses Flügels enthält
nichts von Interesse. Gegenwärtig dient er zur Wohnung
des herrschaftlichen Försters.
Der Hauptbau (Herrenbau) ,des Schlosses ist ein großes
3 Stock hohes Gebäude mit 2 Flügeln an der Ostseite, mit
hohem Dache. Die Mauern sind in Kalkstein aufgeführt, mit
Mörtelbewurf. Die Ecken, Fenster- und Thüröffnungen sind in
Sandstein hergestellt. Er enthält einen großen gewölbten !
Keller, darüber parterre mehrere mit Kreuzgewölben und
Tonnengewölben überdeckte Räume, über deren frühere Be- |
stimmung nichts bekannt ist, sodann eine mit einer Holzdecke
auf 2 Freipfosten überdeckte Halle, die gegenwärtig als Wagen- i
remise benützt wird. Die Thüröffnungen in den Mauern haben :
meist Einfassungen von Sandstein mit spätgothischer Profilirung.
In die oberen Stockwerke gelangt man durch eine vor- ;
gebaute steinerne Wendeltreppe. Die erste Etage enthält außer j
einigen Zimmern den großen Saal, dessen flache Decke durch j
4 Säulen gestützt ist. Die ursprüngliche Holzdecke ist jetzt ge- !
gppst, auch die früher nach Art der Pfosten in der unteren >
Halle geschnitzten Säulen haben durch eine in Gpps hergestellte j
Bekleidung die jetzige Form erhalten.
Die übrigen Räume dieses Stocks, sowie die Räume im >
obern Stock sind von der einfachsten, dürftigen Ausstattung.
Die Decken sind theils gegppst, zum Theil zeigen sie noch die
ursprüngliche Holzbalkendecke mit einfach gekehlten Balken.
An diesem Hauptbau ist beim Umbau an Stelle einer aus
Riegelwerk bestehenden, vom Wetter stark beschädigten südlichen
Giebelwand ein steinerner Treppengiebel aufgeführt worden;
der alte Steingiebel auf der Nordseite hat einen ähnlichen
Abschluß erhalten, ebenso die Giebel der gegen Osten vor
springenden Flügel. Anschließend an diesen Hauptbau ist nun
in jüngster Zeit an Stelle eines früheren Gebäudes ein neuer
Flügel gebaut worden. Der alte abgebrochene Bau war im
untern Stock von Stein, der obere Stock von Riegelwerk.
Der Neubau ist in den Außenmauern auf den alten Funda
menten aufgesetzt, auch in der inneren Eintheilung, was -den
obern Stock betrifft, gegen früher wenig verändert worden.
Der neue Flügelbau erhält seinen Abschluß durch einen i
thurmartigen Thorbau. Von diesem Thurm aus ist eine etwa
7 m hohe Mauer mit einem bedeckten Umgang bis zum nord
westlichen Thurme fortgeführt und hiedurch ein nach allen
Seiten geschlossener Hof hergestellt.
Der Vorsitzende dankt für die Mittheilungen, sodann
übergibt Herr Ingenieur Klunzinger dem Verein als Ge
schenk einen Separatabdruck seines in der „Allgemeinen Bau
zeitung" erschienenen Artikels über „die schmalspurige Montan
bahn Rostocken-Marksdors, ferner einen Scparatabdruck aus
der „Wochenschrift des österreichischen Architekten- und In
genieur-Vereins" betreffend einen von ihm gehaltenen Vortrag
über „ein neues Bremsspstem für Eisenbahnzwecke".
Der Vorsitzende dankt im Namen des Vereins und schließt
die Vereinsversammlung.
Der Rest des Abends wird ausgefüllt durch Versteigerung
von Büchern aus dem Nachlaß des verstorbeneu Vereinsmit
glieds Herrn Oberbaurath v. Binder (welche Dank der Auf
opferung des Herrn Ingenieur Dobel ein sehr gutes Resultat
lieferte). Der Schriftführer:
Koch.
Achte ordentliche Wersammkung vom 27. April 1878.
Vorsitzender: Oberbaurath v. Schlierholz.
Schriftführer Prof. L a i ß l e.
Anwesend 24 Mitglieder und 3 Gäste, Ingenieur Gsell, Ingenieur
Wollmann und Kaufmann Dürr.
Es wird verlesen ein Gesuch der Association ckos In
genieurs sortis äss ecoles speciales de Gand, worin dieselben
nur gegenseitigen Austausch der Schriften nachsuchen, was
nicht beanstandet wird.
Der Verein von Architekten und Ingenieuren in Bremen
bittet um Aufnahme in den Verband, die Zustimniung zu der
Aufnahme wird ausgesprochen.
In den Verein aufgenommen wurden folgende Herren:
Auf den Vorschlag von Herrn Oberbaurath Bok, der
fürstl. hohenzollersche Bauinspektor de Pap in Sigmaringen,
ferner Badinspektor Maier in Wildbad, als auswärtige Mit
glieder, ferner
auf den Vorschlag von Herrn Architekt Gerock, In
genieur und Maschinenmeister Reim Herr, Dirigent der Eisen
gießerei Stuttgart als hiesiges Mitglied.
Der Vorsitzende bringt auf Anregung des Herrn Ober
baurath von Egle vor: ob es nicht angezeigt wäre, die auf Sep
tember in Aussicht genommene General-Versammlung in Dres
den in Hinsicht auf die Pariser Ausstellung um ein Jahr zu
verschieben. Es wird vom Verein beschlossen, entsprechenden
Antrag an den Verband zu stellen.
Herr Professor Schmid erhält das Wort für seinen Vor
trag über Benutzung der Generatorgase zur Feuerung.
Der Vortragende führt an, daß die Verwendung der Hoch
ofengase schon im Jahre 1814 in Frankreich eingeführt worden
sei, und daß diese Gase bereits in den 30 er Jahren in Wasser
alfingen und anderen Württemb. Hüttenwerken zu mannigfachen
Zwecken als: Erwärmung des Windes, Heizung von Dampf
kesseln, Trockenkammern u. s. w. mit großem Vortheil Anwen
dung gefunden haben. Versuche, die Hochofengase zum Pad
deln oder anderen subtilen Prozessen zu benutzen, schlugen viel
fach fehl, weil die Hochofengase in Folge des nicht stets gleich
förmigen Hochofenganges nicht immer diejenige Zusammen
setzung hatten, wie sie die betreffenden Prozesse verlangten.
Man versuchte daher schon in den dreißiger Jahren eigene
Apparate zur selbständigen Erzeugung von Kohlenoxyd
gas aus jedem beliebigen Brennstoff zu construiren und
erzielte dabei auch sehr günstige Resultate, nainentlich in
den Gegenden, welche Mangel au Steinkohlen haben, wie die
österreichischen Eisen- und Glasindustriedistrikte. Diese zur
Gaserzeugung benutzten Apparate, Gas-Generatoren ge
nannt, mußten aber stets mit Gebläseluft betrieben werden,
ein Umstand der ihre Verbreitung sehr beschränkte, so daß die
selben bis gegen Ende der fünfziger Jahre nur ausnahms
weise (Steiermark, Kärnthen, Böhmen) zur Anwendung
kamen. In dieser Zeitperiode wurden nun in mehreren Ländern
großartige Versuche über den effectiven Heizwerth der Brenn
stoffe angestellt, wobei sich ergab, daß bei den besten Kessel
anlagen damaliger Zeit nur etwa 66 °/ 0 des theoretischen Heiz
wertes ausgenützt wurden. Den bedeutenden Verlust von
34° o glaubte man vorzugsweise zu finden in der ungenügen
den Mischung von Luft und Brennstoff, respektive Sauerstoff
und Kohlenstoff bei dem Verbrennungsprozeß, in Folge dessen
es nöthig wird, ein weit größeres Luftquantum zuzuführen,
zu erwärmen und abzuführen, als das theoretisch erforderliche.
Diese Erkenntniß lenkte wiederum die Aufmerksamkeit
der Techniker auf die Benützung der Generatorgase, bei welcher
eine innigere Mischung leicht erzielt werden kaun, da Kohlen
stoff und Sauerstoff in flüssiger Form auftreten.
Gegen die sechziger Jahre erschien Siemens auf der
Bühne mit seinem Regeuerativ-Gasofen, wobei er durch
Veränderung der Dimensionen des Generators und durch zweck
mäßige Placirung desselben unterhalb der Hüttensohle das
Gebläse entbehrlich machte und zugleich auch durch kostenfreie
Erwärmung von Gas und Luft auf hohe Temperaturen (bis