Full text: Sitzungs-Protokolle / Verein für Baukunde in Stuttgart (1878)

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2) Häußler'sche Holzcementdächer. In Franken 
stein wurden hiemit sehr gute Erfahrungen gemacht. Die zahl 
reichen, 1861 hergestellten Dächer stehen noch unverändert, 
und ohne Kosten zu verursachen und werden dort seitdem mit 
Vorliebe verwendet. Die Herstellungskosten betragen 2,^ Ji 
pro qm. 
In Glogau dagegen haben sich die Dächer schlecht gehalten 
und mußten nach 5 Jahren umgedeckt werden. 
Sehr wichtig ist die richtige Herstellung und das Auf 
bringen einer deckenden Kiesschicht, gute Ventilation unter 
der gespundeten Schalung und Zinkverkleidung an den An 
schlüssen. 
3) Zinkdächer. Die Erfahrungen sind hier sehr schlechte. 
Anlage und Unterhaltung ist theuer, doch gibt Verfasser zu, 
daß dies seinen Grund in der zu geringen Blechstärke (Nr. 9 
bis 10) und fehlerhafter Deckungsart hat, auch räth er, in 
Verakkordirungen von Zinkeindeckung nicht die Nr. der Blech 
stärke, sondern das Gewicht pro qm. vorzuschreiben, da sonst 
in den Blechstärken keine Controle möglich sei. 
In Süddeutschland wurden weit günstigere Erfahrungen 
gemacht und erfordern diese Dächer sehr wenig Unterhaltung, 
wenn sie nur sorgfältig und von geübten Meistern hergestellt 
wurden. 
4) Schieferdächer; hievon lag den Kostenberechnungen 
nur ein einziges Beispiel zu Grunde, das Empfangsgebäude 
zu Glogau mit 11 Jahre Beobachiungszeit. 
5) Ziegeldächer. Die Erfahrungen über 8 Ziegeldächer 
der niederschlesischen Zweigbahn, welche mit Flachziegeln, zur 
Hälfte als Doppel-, zur andern Hälfte als Schließdächer ein 
gedeckt sind, können im Verhältniß zu den übrigen Dächern 
als sehr günstige bezeichnet werden. 
Der Verfasser stellt nun die Herstellungs- und Unter 
haltungskosten pro Jahr tabellarisch zusammen und berechnet 
daraus die Gesammtsumme, welche am Schluß jedes Jahres 
für den qm der betreffenden Dachfläche ausgegeben war, also 
Herstellungs-, Unterhaltungs- und etwaige Um- und Neudeckungs- 
Kosten incl. 5 °/ 0 Zinseszinsen. Diese letzteren Werthe vereinigt er 
dann zur anschaulichen Vergleichung in einer graphischen Zu 
sammenstellung, indem er die Jahre als Abscissen, die bis zum 
Schluß des betreffenden Jahres ausgegebenen Summen als 
Ordinaten aufträgt und für jede Deckungsart die Endpunkte 
der letzteren durch eine Kurve verbindet. Daraus ergeben sich sog. 
Preislinien, die sich zum Theil überschneiden und von denen 
diejenige die günstigste sein wird, welche bei großer Abscisse d. h. 
langer Zeitdauer die kleinsten Ordinaten liefert, während der 
Schnittpunkt zweier Kurven die Zeit angibt, nach welcher die 
Kosten beider Dachgattungen gleich hoch kommen. 
Nach den vorliegenden Erfahrungen, die allerdings als 
ziemlich einseitige bezeichnet werden müssen, gibt die Krupp'sche 
Dachpappe in finanzieller Beziehung die günstigsten Resultate, 
dann folgen die Ziegeldächer, die Holzcement-, Papp-, Schiefer- 
Dächer, endlich als am theuersten die Zinkdächer. 
Läßt man die Krupp'schen Dächer, als unvollständig in 
den Kostenangaben (vgl. oben) außer Betracht, so folgt, daß 
Ziegeldächer schon bei einer Dauer von 6—8 Jahren finanziell 
vortheilhafter wären, als Pappdächer, sich also unter Umständen 
auch für Provisorien besser eignen würden. 
Dem Einwand, daß Ziegeldächer wegen der stärkeren 
Neigung eine größere Fläche erfordern, als flache Dächer, 
hält Verfasser die geringere Höhe der Frontwände entgegen, 
die bei Ziegeldächern nöthig ist, um einen gleich großen Boden 
raum zu erzielen. Immerhin wäre eine Berechnung der Kosten 
pro qm bedeckte Grundfläche zur Vergleichung wünschenswerth 
gewesen. Büscher und Hoffmann in ihrer Broschüre über 
die Vorzüge der Steinpappe machen von diesem Umstand 
günstigen Gebrauch für die Pappdächer, die eine Neigung 
von 1:10 gegen 1:1 der Ziegeldächer haben und daher pro 
qm Grundfläche nur 1,005 qm. Dachfläche, gegen 1,415 qm 
bei letzteren, bedürfen. 
Obgleich also, wie vom Verfasser selbst anerkannt wird, 
seine Beobachtungen keineswegs erschöpfend oder allgemein 
giltig sind, ist doch die klare und übersichtliche statistische Zu 
sammenstellung rühmend hervorzuheben, und der Aussatz ein 
werthvoller Beitrag zu einer rationellen Preisstatistik über 
Dachdeckungen. Es wäre zu wünschen, daß die auswärts ge 
machten Erfahrungen mit gleicher Sorgfalt gesammelt und ver 
öffentlicht würden, denn nur durch das Zusammenwirken aller 
betheiligten Kreise kann die Statistik ihren vollen Werth er 
reichen, dessen Bedeutung uns übrigens dieser lesenswerthe 
Aufsatz schon sehr einleuchtend macht. Die graphische Zusammen 
stellung der Resultate ermöglicht eine rasche und anschauliche 
Vergleichung, und ist für alle statistischen Arbeiten sehr zu em 
pfehlen. 
Der Vorsitzende dankt Herrn Lang für sein interessantes 
Referat, und bittet die Mitglieder, aus ihren Erfahrungen 
weitere Mittheilungen zu machen, hauptsächlich über Dachpappe, 
welche sich wegen ihrer Billigkeit und Leichtigkeit besonders 
empfehlen würde. Bei den württ. Eisenbahnen seien bis jetzt 
keine günstigen Erfahrungen damit gemacht worden. 
Herr Fabrikant v. Seeger weist darauf hin, daß die 
großen Unterschiede in der Dauer der Pappdächer wesentlich von 
verschiedenartiger Qualität des verwendeten Theers und von 
der Art der Herstellung des Belages herkomme, auch sei das 
Begehen solchen Dächern nachtheilig. Sodann führt derselbe 
Beispiele von Pappdächern in Stuttgart an, welche sich schon 
seit 18, beziehungsweise 22 Jahren vollkommen gut gehalten 
haben. Die Dächer seien wenig feuergefährlich, vielmehr 
habe sich bei dem Brande in der Schöttle'schen Fabrik dahier 
im Jahre 1861 deutlich gezeigt, daß die weitere Ausbreitung 
des Feuers durch dieselben verhindert werde. 
Auch Herr Architekt Bitz er bestätigt aus seinen Er 
fahrungen das günstige Verhalten der Dachpappe zur Ab 
haltung der Ausbreitung des Feuers, ebenso Herr Fabrikant 
Stotz und Herr Baurath Günther. 
Im weiteren Verlauf der Diskussion wird konstatirt, daß 
Pappdächer, welche mit guten Materialien hergestelltund mit Sorg 
falt ausgeführt seien, allen billigen Anforderungen entsprechen. 
Es sei jedoch eine gute Unterhaltung derselben nothwendig. Auch 
sei das Klima von wesentlichem Einfluß auf dieselben, da große 
Hitze schädlich auf sie einwirke, weßhalb in Norddeutschland durch 
schnittlich bessere Erfahrungen damit gemacht worden seien, als 
in Süddeutschland. 
Herr Oberbaurath v. Egle erwähnt noch, daß auch die 
Schiefer- und Zinkdächer in der Regel sehr schlecht ausgeführt 
werden und die damit gemachten ungünstigen Erfahrungen 
wesentlich eine Folge von schlechtem Material und schlechter 
Arbeit seien. Nach seiner Ueberzeugung werde ein wirklich gut 
hergestelltes Zinkdach beinahe gar keine. Unterhaltungskosten 
veranlassen und daher nach einer längeren Reihe von Jahren 
sich billiger stellen, als Dächer von anderen Materialien 
Der Herr Vorsitzende zeigt dann gußeiserne Falz- und 
Fayettenziegel von der Tangerhütte und von Gröditz bei 
Riesa, über deren Zweckmäßigkeit jedoch noch keine Erfahrungen 
vorliegen. 
Zum Schluß wird die Versteigerung der Bibliothek des 
verstorbenen Mitglieds, Oberbaurath von Binder, fortgesetzt 
und beendigt. 
Schriftführer 
K n o l l. 
Zehnte Wersammlnng vom 25. Mai 1878. 
Vorsitzender: Oberbaurath v. Schlier holz. 
Schriftführer: Architekt Gebhardt. 
Anwesend 33 Mitglieder, 1 Gast, Herr Baumeister Sigle aus Hagen. 
Herr Bauinspektor Kn oll verliest das Protokoll der 
letzten Versammlung; dasselbe wird gutgeheißen. 
Der Vorsitzende theilt mit, daß in Folge der Anfrage 
wegen eventueller Verschiebung der dritten Generalversamm
	        

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