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2) Häußler'sche Holzcementdächer. In Franken
stein wurden hiemit sehr gute Erfahrungen gemacht. Die zahl
reichen, 1861 hergestellten Dächer stehen noch unverändert,
und ohne Kosten zu verursachen und werden dort seitdem mit
Vorliebe verwendet. Die Herstellungskosten betragen 2,^ Ji
pro qm.
In Glogau dagegen haben sich die Dächer schlecht gehalten
und mußten nach 5 Jahren umgedeckt werden.
Sehr wichtig ist die richtige Herstellung und das Auf
bringen einer deckenden Kiesschicht, gute Ventilation unter
der gespundeten Schalung und Zinkverkleidung an den An
schlüssen.
3) Zinkdächer. Die Erfahrungen sind hier sehr schlechte.
Anlage und Unterhaltung ist theuer, doch gibt Verfasser zu,
daß dies seinen Grund in der zu geringen Blechstärke (Nr. 9
bis 10) und fehlerhafter Deckungsart hat, auch räth er, in
Verakkordirungen von Zinkeindeckung nicht die Nr. der Blech
stärke, sondern das Gewicht pro qm. vorzuschreiben, da sonst
in den Blechstärken keine Controle möglich sei.
In Süddeutschland wurden weit günstigere Erfahrungen
gemacht und erfordern diese Dächer sehr wenig Unterhaltung,
wenn sie nur sorgfältig und von geübten Meistern hergestellt
wurden.
4) Schieferdächer; hievon lag den Kostenberechnungen
nur ein einziges Beispiel zu Grunde, das Empfangsgebäude
zu Glogau mit 11 Jahre Beobachiungszeit.
5) Ziegeldächer. Die Erfahrungen über 8 Ziegeldächer
der niederschlesischen Zweigbahn, welche mit Flachziegeln, zur
Hälfte als Doppel-, zur andern Hälfte als Schließdächer ein
gedeckt sind, können im Verhältniß zu den übrigen Dächern
als sehr günstige bezeichnet werden.
Der Verfasser stellt nun die Herstellungs- und Unter
haltungskosten pro Jahr tabellarisch zusammen und berechnet
daraus die Gesammtsumme, welche am Schluß jedes Jahres
für den qm der betreffenden Dachfläche ausgegeben war, also
Herstellungs-, Unterhaltungs- und etwaige Um- und Neudeckungs-
Kosten incl. 5 °/ 0 Zinseszinsen. Diese letzteren Werthe vereinigt er
dann zur anschaulichen Vergleichung in einer graphischen Zu
sammenstellung, indem er die Jahre als Abscissen, die bis zum
Schluß des betreffenden Jahres ausgegebenen Summen als
Ordinaten aufträgt und für jede Deckungsart die Endpunkte
der letzteren durch eine Kurve verbindet. Daraus ergeben sich sog.
Preislinien, die sich zum Theil überschneiden und von denen
diejenige die günstigste sein wird, welche bei großer Abscisse d. h.
langer Zeitdauer die kleinsten Ordinaten liefert, während der
Schnittpunkt zweier Kurven die Zeit angibt, nach welcher die
Kosten beider Dachgattungen gleich hoch kommen.
Nach den vorliegenden Erfahrungen, die allerdings als
ziemlich einseitige bezeichnet werden müssen, gibt die Krupp'sche
Dachpappe in finanzieller Beziehung die günstigsten Resultate,
dann folgen die Ziegeldächer, die Holzcement-, Papp-, Schiefer-
Dächer, endlich als am theuersten die Zinkdächer.
Läßt man die Krupp'schen Dächer, als unvollständig in
den Kostenangaben (vgl. oben) außer Betracht, so folgt, daß
Ziegeldächer schon bei einer Dauer von 6—8 Jahren finanziell
vortheilhafter wären, als Pappdächer, sich also unter Umständen
auch für Provisorien besser eignen würden.
Dem Einwand, daß Ziegeldächer wegen der stärkeren
Neigung eine größere Fläche erfordern, als flache Dächer,
hält Verfasser die geringere Höhe der Frontwände entgegen,
die bei Ziegeldächern nöthig ist, um einen gleich großen Boden
raum zu erzielen. Immerhin wäre eine Berechnung der Kosten
pro qm bedeckte Grundfläche zur Vergleichung wünschenswerth
gewesen. Büscher und Hoffmann in ihrer Broschüre über
die Vorzüge der Steinpappe machen von diesem Umstand
günstigen Gebrauch für die Pappdächer, die eine Neigung
von 1:10 gegen 1:1 der Ziegeldächer haben und daher pro
qm Grundfläche nur 1,005 qm. Dachfläche, gegen 1,415 qm
bei letzteren, bedürfen.
Obgleich also, wie vom Verfasser selbst anerkannt wird,
seine Beobachtungen keineswegs erschöpfend oder allgemein
giltig sind, ist doch die klare und übersichtliche statistische Zu
sammenstellung rühmend hervorzuheben, und der Aussatz ein
werthvoller Beitrag zu einer rationellen Preisstatistik über
Dachdeckungen. Es wäre zu wünschen, daß die auswärts ge
machten Erfahrungen mit gleicher Sorgfalt gesammelt und ver
öffentlicht würden, denn nur durch das Zusammenwirken aller
betheiligten Kreise kann die Statistik ihren vollen Werth er
reichen, dessen Bedeutung uns übrigens dieser lesenswerthe
Aufsatz schon sehr einleuchtend macht. Die graphische Zusammen
stellung der Resultate ermöglicht eine rasche und anschauliche
Vergleichung, und ist für alle statistischen Arbeiten sehr zu em
pfehlen.
Der Vorsitzende dankt Herrn Lang für sein interessantes
Referat, und bittet die Mitglieder, aus ihren Erfahrungen
weitere Mittheilungen zu machen, hauptsächlich über Dachpappe,
welche sich wegen ihrer Billigkeit und Leichtigkeit besonders
empfehlen würde. Bei den württ. Eisenbahnen seien bis jetzt
keine günstigen Erfahrungen damit gemacht worden.
Herr Fabrikant v. Seeger weist darauf hin, daß die
großen Unterschiede in der Dauer der Pappdächer wesentlich von
verschiedenartiger Qualität des verwendeten Theers und von
der Art der Herstellung des Belages herkomme, auch sei das
Begehen solchen Dächern nachtheilig. Sodann führt derselbe
Beispiele von Pappdächern in Stuttgart an, welche sich schon
seit 18, beziehungsweise 22 Jahren vollkommen gut gehalten
haben. Die Dächer seien wenig feuergefährlich, vielmehr
habe sich bei dem Brande in der Schöttle'schen Fabrik dahier
im Jahre 1861 deutlich gezeigt, daß die weitere Ausbreitung
des Feuers durch dieselben verhindert werde.
Auch Herr Architekt Bitz er bestätigt aus seinen Er
fahrungen das günstige Verhalten der Dachpappe zur Ab
haltung der Ausbreitung des Feuers, ebenso Herr Fabrikant
Stotz und Herr Baurath Günther.
Im weiteren Verlauf der Diskussion wird konstatirt, daß
Pappdächer, welche mit guten Materialien hergestelltund mit Sorg
falt ausgeführt seien, allen billigen Anforderungen entsprechen.
Es sei jedoch eine gute Unterhaltung derselben nothwendig. Auch
sei das Klima von wesentlichem Einfluß auf dieselben, da große
Hitze schädlich auf sie einwirke, weßhalb in Norddeutschland durch
schnittlich bessere Erfahrungen damit gemacht worden seien, als
in Süddeutschland.
Herr Oberbaurath v. Egle erwähnt noch, daß auch die
Schiefer- und Zinkdächer in der Regel sehr schlecht ausgeführt
werden und die damit gemachten ungünstigen Erfahrungen
wesentlich eine Folge von schlechtem Material und schlechter
Arbeit seien. Nach seiner Ueberzeugung werde ein wirklich gut
hergestelltes Zinkdach beinahe gar keine. Unterhaltungskosten
veranlassen und daher nach einer längeren Reihe von Jahren
sich billiger stellen, als Dächer von anderen Materialien
Der Herr Vorsitzende zeigt dann gußeiserne Falz- und
Fayettenziegel von der Tangerhütte und von Gröditz bei
Riesa, über deren Zweckmäßigkeit jedoch noch keine Erfahrungen
vorliegen.
Zum Schluß wird die Versteigerung der Bibliothek des
verstorbenen Mitglieds, Oberbaurath von Binder, fortgesetzt
und beendigt.
Schriftführer
K n o l l.
Zehnte Wersammlnng vom 25. Mai 1878.
Vorsitzender: Oberbaurath v. Schlier holz.
Schriftführer: Architekt Gebhardt.
Anwesend 33 Mitglieder, 1 Gast, Herr Baumeister Sigle aus Hagen.
Herr Bauinspektor Kn oll verliest das Protokoll der
letzten Versammlung; dasselbe wird gutgeheißen.
Der Vorsitzende theilt mit, daß in Folge der Anfrage
wegen eventueller Verschiebung der dritten Generalversamm