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zwischen den darunter durchführenden Geleisen sind kleine,
isolirt stehende, mit allen Bequemlichkeiten ausgestaltete Warte
sale beabsichtigt, in welchen Durchreisende beim Umsteigen von
einem Zuge in den andern Unterkunft finden, ohne der großen
Wartelokale im Hauptbau zu bedürfen.
Sodann berührte der Berichterstatter die die Handelswelt
in Straßburg so sehr beschäftigende Anlegung eines Handels
hafens, welcher bei dem neuen Stadtplane ins Auge zu fassen
war, sowie den Zusammenhang dieser Schaffung eines Hafens
mit der beabsichtigten Korrektion bezw. Schiffbarmachung des
Oberrheins und wenn diese sich als unmöglich herausstelle,
mit der Herstellung eines Schiffsahrtskanals zwischen Straßburg
und Ludwigshafen.
Das Bett des Oberrheins ist nämlich ausnehmend wech
selnden Versandungen ausgesetzt, so daß bis jetzt eine geordnete
Schifffahrt der wandelnden Kiesbänke wegen und wohl noch
weniger eine Tauerei möglich ist. Von dieser Frage, ob Rhein
schifffahrt oder Kanal wurde nun auch die Lage des Hafens ab
hängig gemacht und falls ein solcher Kanal, wie kaum anders
denkbar, unweit des Rheins in den Rhein-Marne-Kanal aus
münde, würde die zwischen dem großen und steinen Rhein
gelegene Sporeninsel als der geeignete Platz empfohlen.
Herr v. Leins endet hiemit die heutige Versammlung
und sagt Fortsetzung seiner weiteren Mittheilungen auf nächste
Versammlung zu.
Schriftführer:
Kn oll.
Dreizehnte ordentliche Wersammknng am 9. November 1878.
Vorsitzender: Oberbaurath v. Schlier holz.
Schriftführer: Bauinspektor Knoll.
Anwesend 36 Mitglieder und 2 Gäste.
Der Vorsitzende stellt als neu aufgenommenes Mitglied
den Herrn Baron v. König und als Gäste die Herren Bau
meister Tafel, Ingenieur Joos und Jligenieur Pfau vor.
Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und ge
nehmigt. Sodann werden die Herren Baumeister Neu ff er
und Rast einstimmig als ordentliche hiesige Mitglieder in den
Verein aufgenommen.
Als Geschenke sind dem Verein zugegangen:
der Jahresbericht des polytechnischen Vereins zu Karls
ruhe für das Jahr 1877/78,
der Jahresbericht deS Technischen Vereins zu Oldenburg
vom Jahr 1877,
Lulletiir mensuel de l’association de ingenieurs sorties
des ecoles speciales de Gent, 187 8, sept. et oct.
Der Vorsitzende theilt mit, daß
a) bei Zumsteg, Calwerstraße, die Tuschzeichnung von
Fr. Schinkel „Ansicht von Köln", von Kennern zu etwa
100 cA geschätzt, zum Verkaufe aufliege und an den
jenigen überlassen werde, welcher bis 15. November d. I.
am meisten biete;
d) das Werk „Berlin und seine Bauten" erschien und gegen
36 M, gebunden gegen 45 J( zu erhalten sei,
c) ein Prospekt von einem Rollwagen nach dem System
Kayser von Ed. Böking, Maschinenfabrik in Neu-
kirchen bei Trier aufliege.
Sodann macht der Vorsitzende die Mittheilung, daß der
Vereinsausschuß beschlossen habe, die nächste Generalver-
sanrnilung Samstag den 18. Januar n. I. abzuhalten
und im Monat Mai 1879 eine Ausstellung von
Planen und Projekten zu Profanbauten, sowie von
neueren Kirchenbauten, welche im Jahr 1875 noch
nicht ausgestellt waren, zu veranstalten. Hiebei spricht
der Vorsitzende die Hoffnung aus, es werde diese Ausstellung
ebenso gelungen ausfallen, wie die Ausstellung von Kirchen
bauplanen im Jahr 1875, und von Jngenieurarbeiten im
Jahr 1877, und es werde dieselbe bei der außerordentlichen
Thätigkeit unserer Architekten in den letzten Decennien mit
Planen für Staats-, Kommunal- und Privalbauten, sowie für
Dekoration und Innenausstattung, reichlich beschickt werden,
um auch auf diesem Gebiete nuferen Vereinsmitgliedern den
Nachweis liefern zu können, was und wie viel auf demselben
— zugleich für die gegenseitige Belehrung — geleistet worden
ist. Die Versammlung erklärt sich hiemit einverstanden und
es wird beschlossen, sämmtliche Vereinsmitglieder durch ein
besonderes Cirkular zur Betheiligung bei dieser Ausstellung
einzuladen.
Von den früheren Jahrgängen der Vereinshefte sind
theilweise noch zahlreiche Exemplare vorhanden, es wird da
her auf den Antrag des Vorsitzenden beschlossen, diese Hefte
gegen eine Vergütung von je 40 an die Mitglieder ab
zugeben.
Nun erhielt Herr Professor Schlebach das Wort zu
einem Vortrag über die Belastungsproben der Neuß
brücke bei Mellingen.
Die Reußbrücke vermittelt den Uebergang der schweizeri
schen Nationalbahn, welche — von Constanz resp. Singen
ausgehend und in Zosingen endigend — den Nordosten der
Schweiz mit dem Südwesten in direkte Verbindung zu bringen
sucht, über das Thal der Reuß bei Mellingen zwischen Ba
den und Lenzburg.
Die Reußbrücke, deren Belastungsproben im Oktober v. I.
ausgeführt wurden, besteht aus einem eontinuirlichen Träger
mit zwei Oeffnungen von je 50 m und einer Oeffnung von
60 ui Stützweite, anschließend an diesen eontinuirlichen Träger
einen kleinen Träger von 30 in Weite. Die Mittelpfeiler
des eontinuirlichen Trägers sind von Schmiedeisen, seine End
pfeiler, sowie auch der Landpfeiler der kleinen 30 m weiten
Oeffnung von Stein. Die Träger sind für ein Geleis gebaut
und haben die Form gerader Fachwerke mit doppeltem System
ohne Vertikalen, sie sind beim Hauptträger 5 m hoch und
4,5 m von einander entfernt, bei der kleinen Oeffnung 3 in
hoch und 2,5 in weit.
Die eisernen Pfeiler bestehen im Wesentlichen aus 4
schmiedeisernen Röhren mit etagenförmigem Aufbau und der
nöthigen Verstrebung. Die Eisentheile der Brücke wurden
durch die Brückenbauwerkstätte von Ott in Bern in Ausfüh
rung gebracht.
Die Konstruktion ist verhältnißmäßig leicht; es beträgt
nämlich das Eisengewicht der 30 in weiten Oeffnung 33 Ions
d. i. pr. lfd. Meter 1,1 tons,
das Eisengewicht des continuirl. Trägers . . . 244 „
d. i. pr. lfd. Meter 1,5 t.,
der 2 Eisenpfeiler zusammen 135 „
also pro Höhenmeter 2,1 t.,
der Auflager 9 „
Summa 421 t.
Die Versuche wurden mit großer Sorgfalt vorgenommen
und auf alle denkbaren Aenderungen erstreckt. Bei ruhender
und mobiler Belastung bestimmte man
1) die Einsenkungen jeder Oeffnung und jedes
Auflagers,
2) die Aenderungen in der Träg erhöh e, sowie auch
3) seitliche Schwankungen.
Zu den Untersuchungen ad 1 verwendete man Nivellir-
in st rum e n te, welche auf den steinernen Pfeilern placirt
waren, mit Nivellirlatten an der Obergurt und auf den Dreh-
zapsen der Lager, sowie sogenannte „Schlauchwagen" und
„Drahtzüge", letztere in den Oeffnungsmitten und an den
eisernen Pfeilern. Die Aenderungen ad 2 ermittelte man
durch direkte Messung an Meßlatten, welche in den Oeffnungs-
mitten der Träger angebracht waren und die Seitenschwan
kungen durch sogen. „Kern'sche Universalinstrumente" und Ni-
vellirlatten an den Gurten und an den Köpfen der Eisen-
pfeiler.
Die Anwendung der Schlauchwagen beruht auf dem
Prinzip der communicirenden Röhren: es sind vertikale Stand
rohre von Glas mit einer Theilung, in gegenseitiger Verbindung
durch Schläuche, welche durch Hahnen aufgehoben werden kann.
Mit dem Einsenken des Unterstützungspunktes eines solchen