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Nunmehr theilt Herr Prof. Laißle seine interessanten, auf
einer Reise durch Elsaß-Lothringen, Belgien, England und Frank
reich gesammelten Beobachtungen mit und erläutert dieselben
durch zahlreiche Plane, Photographien und Wandtaselskizzen,
vgl. Beilage 2. Die auf Metz bezüglichen Zeichnungen und
Photographien übergibt Redner Namens des Mitglieds Herrn
Baudirektor Schübler in Straßburg dem Verein als Geschenk,
was mit freudigem Dank, welchen der Vorsitzende dem Geber
noch schriftlich kund zu geben verspricht, vernommen wird. Wegen
der vorgeschrittenen Zeit verschiebt er den zweiten Theil des
Vortrags auf eine der kommenden Versammlungen.
Schluß der Sitzung 10 V- Uhr.
Der Schriftführer:
Lang.
Wiertc ordentliche Wersammlnng vom 15. Februar 1879.
Vorsitzender: Oberbaurath v. Schlierholz.
Schriftführer: Baumeister Laistner.
Anwesend: 25 Mitglieder und l Gast (Hr. Architekt Redtenbacher).
Es gelangt zunächst zur Verlesung ein Schreiben des Ver
bandsvorstands, worin derselbe in Erwiderung einer an ihn ge
wichteten Reklamation sich wegen der unvollständigen Aufnahme
der Aeußerung unseres Vereins in die jüngst in Sachen der
preußischen Gewerbeschulen veröffentlichte Kundgebung rechtfertigt.
Hieraus wird das Protokoll der letzten Versammlung ver
lesen und genehmigt und vom Einlauf des Jahresberichts des
Architekten- und Jngenieurvereins vom Königreich Böhnien pro
1878 Mittheilung gemacht.
Der Vorsitzende gibt ferner Kenntniß von einem Schreiben
Sr. Excellenz des Herrn Kultministers, welches im Allgemeinen
seine volle Zustimmung zu den ihm vom Vorstande mitgetheilten
Vereinsbeschlüssen in Betreff der Vorbildungsanstalten für das
technische Studium ausdrückt, und bringt ein zweites Schreiben
des Verbandsvorstands zur.Verlesung, wonach der Verband in
schriftlicher Abstimmung mit großer Majorität beschlossen hat, sich
an der „deutschen Landessektion der permanenten Kommission
des internationalen Kongresses für Jndustrieschutz" durch Ent
sendung eines Delegirten zu betheiligen, daran jedoch die Be
dingung zu knüpfen, „daß die Berathungen der Landessektion
freie, nicht durch die in Paris gefaßten Beschlüsse gebundene sind
und daß die Uebernahme der antheiligen, daraus erwachsenden
Kosten einschließlich der Auslagen des Delegirten des Verbands
für jetzt nur für die Jahre 1879 und 1880 bis zu einem Be
trage von jährlich höchstens 500 M. zugesagt wird." Als De-
legirter des Verbands ist Herr Geh. Regierungsrath v. Möller
in Berlin gewählt.
Es erfolgt hierauf die Aufnahme der Herren Baunieister
Eisenlohr und Weigle als ortsanwesende Mitglieder.
Der Fragekasten weist die Frage auf:
„Woher rührt es, daß größere Räume so verschieden
akustisch sind? Insbesondere: warum ist der Königsbau
saal weniger und der neue Liederhallesaal so gut akustisch?
Sind gewölbte Säle oder solche mit gewölbten Decken oder
solche mit starken Hohlkehlen den geraden Decken vorzuziehen?"
Die Frage, deren Beantwortung schon auf den ersten Blick
als mit außerordentlicher Schwierigkeit verknüpft erscheinen muß,
erregt lebhaftes Interesse und zieht alsbald eine länger dauernde
Debatte nach sich, welche einerseits auf verschiedene Erfahrungen
auf dem Gebiete der Akustik hinweist, andererseits Vorschläge zu
Tage bringt, wie der speziell vorliegenden Frage am Besten bei
zukommen sei, d. h. welche Antwort dem unbekannten Fragesteller
gegeben werden soll.
Oberbaurath v. Egle spricht sich dahin aus, daß die Vor
ausbestimmung der akustischen Wirkung eines größeren Raumes
stets eine unsichere sein werde und, daß eine streng wissenschaft
liche Behandlung der Sache überhaupt unmöglich sei, schlägt
aber zur Frage selbst vor, den Fragesteller auf die Literatur
des angeregten Gegenstandes zu verweisen und führt dabei an,
daß Orth in Berlin in Erb kam's Zeitschrift eine Abhandlung
über Akustik geschrieben habe.
Architekt Gebhardt verweist auf Changarnier und
Baumeister Lang auf eine Abhandlung Semper's.
Die Thatsache, daß der Äönigsbausaal weit weniger akustisch
ist, als der in hohem Maße akustische Liederhallesaal, ruft leb
hafte Erörterungen über die vermuthlichen Ursachen dieser Er
scheinung hervor, an welchen die Herren Oberbaurath Bok,
v. Egle, Architekt Lauser, Prof. Teichniann und Baumeister
Lang sich betheiligen. Letzterer erinnert daran, daß der Königs
bausaal schon vor längerer Zeit von Herrn Prof. Ör. Zech am
Polytechnikum der eingehendsten Untersuchung unterworfen wurde,
diese habe aber seines Wissens zu keinem befriedigenden Resultat
geführt. Der Hauptfehler scheint übrigens beim Königsbausaale
an dem eigenthümlichen Deckenabschluß der dem Saale angehäng
ten Nische zu liegen, während andererseits wohl anzunehmen ist,
daß die ausgezeichnete Akustik des Liederhallesaals von der Holz
konstruktion der Umfassungswände wesentlich beeinflußt ist.
Nachdem noch von mehreren Seiten über die Mittel (Tücher,
Netze und dergl.) gesprochen wurde, die mau in großen Räumen
(beispielsweise in Albert Hall in London) zur Verbesserung der
Akustik in Anwendung gebracht hat, wird auf Antrag des Vor
stands beschlossen, Herrn Oberbaurath I)r. v. Leins, den Er
bauer der beiden in der Frage erwähnten Säle, um eine Aeußerung
zu ersuchen, im Uebrigen aber den Fragesteller auf die Literatur
zu verweisen.
Nunmehr gelangt das Referat über die Frage der Ein
führung des Eisens in den Hochbau wiederholt zur Verlesung,
nachdem die betreffende Konmrission dasselbe im Sinne eines
früheren Vereinsbeschlusses einer nochnmligen Durchsicht unter
worfen hat. Das Referat wird in der nun vorliegenden Fassung
(vergl. Beilage 1) von der Versammlung gutgeheißen und wird
alsbald an den referirenden Verein zu Hannover gesandt werden.
Der Vorsitzende theilt mit, daß das auf der heutigen Tages
ordnung stehende Referat „über die Erfahrungen, welche bisher
bezüglich der Konkurrenzbestimmungen gemacht wurden" wegen
Erkrankung des Herrn Prof. Baumgärtner nicht zur Behand
lung gelangen könne, bemerkt ferner, daß noch 3 weitere Referate
im Rückstand seien und bittet die betreffenden Kommissionsvorstände
uni thunlichste Beschleunigung der Arbeiten.
Nachdem noch der Vorsitzende für eine der nächsten Ver
sammlungen ein Referat des Herrn Architekten Redtenbacher
über Backsteinarchitektnr in Aussicht gestellt, wird die Sitzung
10 “ )r D-, SchnWhmi
Laistner.
Künste ordentliche Wersamml'nng voni 2. März 1879.
Vorsitzender: Oberbaurath v. Schlier holz.
Schriftführer: Baumeister G. Morlok.
Anwesend: 24 Mitglieder.
Nachdem das Protokoll der letzten Sitzung verlesen und
genehmigt, kommt das Aufnahmegesuch des Herrn Baumeisters
H. Bälz, vorgeschlagen durch Herrn Bauinspektor Kno ll, zur
Abstimmung; derselbe wird einstimmig als ortsamvesendes Mit
glied in den Verein aufgenommen.
Der Vorsitzende macht nun folgende Mittheilungen: 1) über
eine Verbandssache. Es ist dies die Frage bezüglich Aufstellung
einer deutschen Bauordnung. Diese Frage ist schon früher auf An
regung des Herrn Professors Baumeister in Karlsruhe behandelt
worden; auch die Delegirtenversammlung in Dresden hat sich
mit der Sache beschäftigt und dem Herrn Professor das betref
fende Material zur Verfügung gestellt, welches durch die Einzel
vereine noch weiter ergänzt wurde. Herr x. Baumeister
hat nun bereits einen vollständigen Entwurf zu einer normalen
Bauordnung angefertigt und zum Druck gebracht. Der Verein
wird aufgefordert, eine Vorprüfung vorzunehmen und seine
Delegirten zur nächsten Abgeordnetenversammlung mit Instruk
tionen zu versehen. Der Vorsitzende beantragt, den Gegenstand
derselben Kommission zur Behandlung zuzuweisen, welche diese
Frage früher schon behandelt hat (s. 1. Heft 1877 S. 31—33),
mit dem Ersuchen, hierüber thunlichst in der Versammlung vonr
3. Mai zu referiren. Die Kommission bestand aus den Herren