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Baurath Brenner und Kaiser, Professor Baumgärtner,
Silber, Walter, Baumeister Schittenhelm und Architekt
Braunwald, wobei für den indessen verstorbenen Herrn
Silber Herr Banrath Leibbrand bezeichnet wurde. Herr
Baurath Kaiser übernimmt es, die übrigen Herren zu den
betreffenden Sitzungen einzuladen;
2) von einem Schreiben des Verbandsvorstandes bezüglich
der Reorganisation der preußischen Gewerbeschulen, daß in der
Folge zusammen 22 Vereine sich für die Aufrechthaltung des
Beschlusses der Abgeordnetenversammlung vom 22. September
1874 und gegen die Herabminderung der humanistischen Aus
bildung, insbesondere gegen den Wegfall der lateinischen Sprache
aus der Vorbildung für das Studium der Architekten und In
genieure ausgesprochen haben;
3) von einem Schreiben der Berliner Akademie der Künste,
die Einladung zu Betheiligung an deni von ihr jährlich veran
stalteten Konkurs für den großen Staatspreis enthaltend. Dasselbe
wird jedoch, da sich an diesem Konkurs nur preußische Landes
kinder betheiligen können, zunächst den preußischen Mitgliedern in
Hohenzollern mitgetheilt, im übrigen unter Anerkennung registrirt.
4) von einem Schreiben des ostpreußischen Architekten- und
Jngenieurvereins, welcher dem Verein das Schriftchen „Civil
rechtliche Haftbarkeit der Ingenieure und Architekten" als Ge
schenk anbietet. Der Vorsitzende glaubt, daß dasselbe auch die in
unserem Verein zu behandelnde Frage sehr fördern würde, er
beantragt die Anschaffung von 10 Exemplaren ä 25 ^ auf
Vereinskosten und läßt zugleich eine Liste unter den Mitgliedern
zur Subscription circuliren.
Nachdem nun noch eine Empfehlung des chromopyrographi-
schen Instituts in München, ein Generalkatalog über Kunst
materialien von Spielhagen in Berlin und ein Prospekt über
Gartengeräthschaften von Carl Schließmann in Mainz zur
Vertheilung gekommen, erhält Herr Professor La iß le das Wort
zu Fortsetzung seiner Mittheilungen von auf einer Reise nach
Belgien und England über städtische Straßeuanlagen gesam
melten Notizen, welche in Beilage 2 und Zeichnungs-Beilage 1
näher gegeben sind. Hierauf sprach der Vorsitzende den: Herrn
Professor für die so sehr sorgfältig bearbeiteten und interessanten
Mittheilungen den Dank des Vereins aus und leitete eine Dis
kussion über das von Herrn Laißle Gesagte ein. Es zeugte die
lebhafte Betheiligung insbesondere von Seiten der Herren Ober
bauräthe v. Schlierholz, Bok, v. Landauer, Baurath
Günther und Kaiser von dem großen Interesse, mit dem die
Mitglieder dem Vortrage gefolgt waren.
Hiebei kam wesentlich zur Sprache:
1) bezüglich der macadamisirten Straßen die an manchen
Orten bestehende Methode, das Kleingeschläg niit Mörtel bezw.
Cement auszugießen, um eine feste Fahrbahn zu erhalten; hie-
gegen wurde geltend gemacht, daß sich der Verband durch die Ein
wirkung der Fuhrwerke alsbald löse und der Cement entweder zu
Staub werde oder sich in eine weiche Masse auflöse, dagegen
habe da, wo ein Einwalzen der Straße nicht gut auszuführen
feie, eine Ueberlagerung von reineni Straßenabraum, — besonders
von gutem Kalksteingeschläg erzeugt, — über dem Kleingeschläg, so
wie durch Benetzen und Einstampfen sich gut bewährt und gute
und ebene Fahrbahn erzielt;
2) bezüglich der gepflasterten Straßen sollte die Pflasterung
normal zur Straßenrichtung mit Steinbreite von höchstens
8—10 cm hergestellt werden, um so den Zugthieren möglichst
viel Gelegenheit zum wirksamen Eingreifen in die Fugen zu
geben und da, wo die Straße nicht wegen Anlage von Dohlen,
Gas- und Wasserleitungen rc. aufgerissen zu werden brauche, sei
das Zweckmäßigste, unter dem Pflaster eine Unterlage mittelst
Betonirung zu erstellen und zwischen diese und dem Pflaster eine
Zwischenlage von Sand einzulegen.
3) Bezüglich der Holzstraßen wurde als Vortheil das ruhige
Fahren auf denselben hervorgehoben, als Nachtheil jedoch der
üble Geruch in Folge des Einflusses der Excremente und die
kurze Haltbarkeit der Hölzer.
Hiemit schloß die Sitzung.
Der Schriftführer:
G. Morlok.
Sechste ordentliche Versammlung vom 29. März 1879.
Vorsitzender: Oberbaurath v. Schlierholz.
Schriftführer: Bauinspektor v. Seeger.
Anwesend: 25 Mitglieder und 1 Gast.
Der Vorsitzende stellt der Versammlung als Gast Herrn:
Ingenieur Staib, derzeit hier, als auswärtiges Mitglied
Herrn Baumeister Seible aus Bondorf und als neues Mit
glied Hrn. Baumeister Bälz von hier vor.
Das Protokoll der letzten Versammlung wird vorgelesen
und an demselben berichtigt, daß bei der in ersterem erwähnten
Macadamisirung das Macadam selbst im Cement verlegt wer
den soll.
Ein Wiederaufnahmegesuch des Hrn. Bauinspektor Mar et
in Herrenberg, welcher im Jahr 1874 wegen der großen Ent
fernung seines damaligen Wohnsitzes von Stuttgart aus dem
Verein ausgetreten war, wird mitgetheilt und demselben ein
stimmig entsprochen.
An Zuschriften ist Folgendes eingegangen:
ein Schreiben des Technikerclubs in Tetschen in österr.
Schlesien; derselbe bittet um die Publikationen des Vereins;
Publikationen des Ingenieur-Vereins in Stockholm,
desgl. des Ingenieur-Vereins in Gent;
der Architekten- und Ingenieur-Verein des Königr. Böhmen
beabsichtigt eine Ausstellung von Plänen, Baumaterialien rc..
in Prag im Laufe dieses Sommers zu veranstalten und
ladet zur Betheiligung an derselben ein.
Fabrikant Witte in Berlin sendet eine Broschüre über
einen Kaminheizapparat für Wohnräume ein.
Hr. Prof. Walter trug sodann das Referat der Kom
mission, welche im Auftrag des Vereins über die Frage:
„Wie haben sich im Gebiet der einzelnen Vereine die Grund
sätze über das Verfahren bei öffentlichen Konkurrenzen bewährt,
und wie weit hat sich ein Bedürfniß zur Abänderung oder
Ergänzung dieser Grundsätze herausgestellt?" berathen hatte, vor.
Die Kommission führt 5 öffentliche und 4 beschränkte
Konkurrenzen als die einzigen an, die ihr in unserem Vereius-
gebiet seit Aufstellung der Grundsätze für das Konkurrenz
verfahren bekannt geworden und spricht sich dahin aus, daß
dabei Mißstände bezüglich der Grundsätze nicht zu Tage getreten
sind, insoweit dieselben korrekt durchgeführt wurden und daß,
wenn auch die Konkurrenz nicht immer ein direkt für die
Ausführung brauchbares Projekt geliefert hat, doch die hie
durch erreichte Klärung der Baufrage den großen Nutzen der
Konkurrenzen über allen Zweifel setzt.
Das Referat weist ferner darauf hin, daß im Interesse
des Konkurrenzwesens selbst die Bestimmungen stets gleich
mäßig sowohl vom Gesichtspunkte des Konkurrenten als von
dem des Bauherrn aus zu betrachten seien, daß eine Revision der
Grundsätze mit aller Sorgfalt zu geschehen habe, weil öftere
Abänderungen nicht geeignet seien, dieselben in dem allge
meinen Bewußtsein zu befestigen und ihre strikte Einhaltung
zu fördern, und daß eine zu detaillirte Fassung der Grund
sätze sich nicht empfehle, es vielmehr zweckmäßig erscheine,
neben dieselben die nöthigen näheren Bestimmungen, gleichsam
als Direktiven für die Preisrichter, in besonderen Beisätzen
aufzustellen.
Die Paragraphen 1—3 geben der Kommission zu keinem
Abänderungsvorschlag Anlaß. Bei §. 4: „das Programm
darf an Zeichnungen und Berechnungen nicht mehr verlangen^
als die klare Darlegung des Entwurfs einschließlich der Kon
struktion erfordert und muß die Maßstäbe für die Zeichnungen
genau vorschreiben" glaubt die Kommission die Worte: „ein
schließlich der Konstruktion" entbehren zu können, weil in
allen Fällen, wo die Konstruktion von Wichtigkeit ist, dieselbe
zur Klarlegung der Aufgabe dienen und daher eingezeichnet
werden muß, während sie in den übrigen Fällen füglich als
werthlos fortgelassen werden kann.