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dann flüssigen Theerasphalt eingießt. Nach Ausstreuung von
feinem Steingruß (Abfall der Steinbrechmaschine) wird noch
mal abgewalzt. Auf die geschlossene glatte Fläche kommen ca.
5 cm feiner Sand, in welchen die Steine mit offenen Fugen
verpflastert werden. Man füllt die Fugen mit grobem Sand
(Kies) und gießt mit flüssigem Theerasphalt aus. Material
des Pflasters Granit oder Limestone von Wales. Die Beschaffen
heit der Straßen läßt nichts zu wünschen übrig, obgleich die
auf diesen Straßen gehenden schweren Fuhrwerke ein Eigengewicht
von 3 'l'«. und Ladung von 11 Ts. haben. (Spurweite zwi
schen den Rädern 1,63 m, Felgenbreite 13 cm, Raddurchmesser
1,05—1,70 m.) Bei allen diesen Pflasterungen ist selbstver
ständlich bestes Material verwendet, das meist aus den Brüchen
von Wales bezogen wird. Um so auffallender war es dem
Unterzeichneten, daß hier in Stuttgart in neuester Zeit sich wie
der Stimmen erhoben haben, den Stein von Kusel durch unsere
Liaskalksteine zu ersetzen. Wir sollten einmal froh sein, ein
gutes Material für unsere Straßen gefunden zu haben, Mate
rialien, die nun einmal für frequente Straßen nicht passen, sollte
man nicht aufs Neue wieder bei uns einführen wollen. Die
Liaskalksteine sind gewiß ganz gut für Kandel, für Nebenstraßen,
nicht aber für Straßen niit starkem Verkehr.
Die in diesen Straßen liegenden Tramwaps profitiren
ebenfalls von der soliden Betonunterstützung, partielle Senkungen
sind unmöglich, woraus sich zur Genüge der sorgfältige Zustand
der Unterhaltung von Straßen und Pferdebahngeleisen erklärt.
Von neueren Pferdebahnspstemen ist neben dem Straß
burger nur das von Edinburg zu erwähnen, welches aus hohen
Hartwichschienen mit ausgehobelter Spurkranzrinne ohne Quer
verbindungen besteht (vergl. Fig. 12). Der breite Schienenfuß
liegt direkt auf dem Beton in Mörtel aus Kies oder feineni
Schotter. Sonst sieht man nur Flachschienen auf Holz, letzteres
hält sich aber besser als bei uns, wegen der wasserdichten Be
schaffenheit des Straßenkörpers. Als Beispiel erwähne ich das
Profil der Londoner Straßenbahn in Camden road (s. Fig. 13).
Es wurde niir gesagt, daß die eben in Umlegung begriffene
Bahn seit 7 Jahren sich gehalten habe, daß alles auf den Beton
ankomme, der gewöhnlich 9" — 22,5 cm stark genommen werde,
bei schlechtem Boden noch mehr.
Meine Ansicht bezüglich der eben geschilderten Straßen
konstruktionen geht dahin, daß für sehr frequente Straßen mit
Frachtverkehr die Betonunterlage das einzig richtige ist. Asphalt
beton halte ich für besser als gewöhnlichen Beton, weil der sonst
starre Mauerkörper hiedurch einige Elasticität erhält und geöff
nete Fugen sich wieder von selbst schließen, aus demselben Grunde
halte ich das Versetzen der Steine in eine Sandschicht für besser
als das Verlegen in Mörtel. Das Ausgießen der Fugen mit
Mörtel gibt einen sehr festen Zusammenhalt des Ganzen, es
müssen, wenn nach Jahren das Pflaster umgebrochen wird, eine
Reihe Arbeiter mit kräftigen Hebeisen angestellt werden, um die
Pflasterschichten von einander zu lösen. Die Wasserdichtigkeit
ist größer und deßhalb das Versetzen der Pflastersteine im Mörtel
besonders für Brückcnfahrbahneu zu empfehlen; auf der eisernen
Brücke in Holborn macht sich nicht die geringste Durchsickerung
bemerkbar.
Als Nutzanwendung für Stuttgart möchte ich hervorheben,
daß man bei den Dimensionen der Steine von Kusel (10 cm
breit, 15 lang und 15 dick) bleiben und größere Formen auf
geben sollte, 2) daß man bei sehr frequenten Straßen ein Beton
fundament statt der nachgiebigen Packlage von Werksteinen ein
führen sollte.
Holzpflaster findet sich in allen englischen Städten
in großer Ausdehnung angewendet und zwar in den verkehrs
reichsten Straßen. In Oxfordstreet in London wird gegenwärtig
das Granitpflaster ausgebrochen und durch Holzblöcke ersetzt.
Die älteren Konstruktionen scheinen sämmtlich ver
lassen zu sein; ich habe nur eine in Ausführung gesehen, die
durch ihre große Einfachheit sich auszeichnet. Auf einer Beton
schichte von 20 cm liegt eine dünne Sandschicht, auf welche
man die Holzblöcke mit offenen Fugen von '/?" — 13 mm
zwischen Führungslatten versetzt, leicht abrammt und die Fugen
mit Mörtel vergießt. An die Stelle der Sandschicht tritt an
derswo eine Mörtelschicht (vergl. Fig. 14 u. 15).
Es ist gar keine Frage, daß die Holzstraßen am besten
aussehen. Sie sind sehr eben im Ganzen wie im Einzelnen,
brauchen deßhalb wenig Wölbung und sind sehr rein. Daß bei
nassem Wetter die Pferde leicht rutschen, haben sie mit den As
phaltstraßen gemein, doch sind die Granitstraßen in dieser Be
ziehung noch schlechter, die Pferde rutschen sehr leicht bei trocke
nem Wetter; dagegen ist die Unterhaltung theuer, wie die in
der deutschen Bauzeitung 1877 und in den Referaten über
Straßenbau der Zeitschrift für Baukunde 1878 veröffentlichten
statistischen Notizen zur Genüge zeigen. Das Holz fault leicht
und habe ich häufig Holzblöcke herausnehmen sehen, die im In
nern ganz vermodert waren; eine oberflächliche Abnützung hin
gegen ist in sehr geringem Maße wahrnehmbar. Man sagte
mir, daß Holz für schweren Verkehr nicht passe; wenn trotzdem
in den verkehrsreichsten Straßen Londons Holzpflaster angewendet
wird, so walten hier Rücksichten für die Haus- und die Equi
pagenbesitzer vor, es scheint, das geringe Geräusch, der Mangel
an Staub, die Schonung der Wagen geben hier den Ausschlag.
Für Stellen, wo große Ruhe erwünscht ist, dürfte Holzpflaster
zu empfehlen sein und verdient es das Mißtrauen nicht, das
man ihm in Deutschland entgegen bringt. Daß komplizirte
Konstruktionen nichts taugen, zeigt New-Street in Birmingham,
wo man eben Holzpflaster umlegt, das auf getheerten Dielen
verlegt war. Die Holzblöcke kommen hier in ein Mörtelbett zu
liegen, ein Fundament von Beton mit Sandzwischenlage dürfte
aber vorzuziehen sein.
Asphaltstraßen finden sich vielfach in Belgien, Eng
land und Frankreich, sie haben aber auf mich nicht den erwar
teten Eindruck gemacht. Die Oberfläche hat immer eine gewisse
Unregelmäßigkeit (Wellenförmigkeit), die gerade durch ihre Glätte
noch mehr hervortritt, als bei Pflaster. Verursacht sind die
Wellen durch die Fabrikation, indem das zum komprimirten
Asphalt verwendete Material in Pulverform auf die Straße
aufgebracht wird und mit heißen Stämpfeln verdichtet wird.
Die Erzielung einer ganz gleichmäßigen Dicke ist dabei nicht
möglich. In Anlage und Unterhaltung sind nach statistischen
Nachweisen die Straßen nicht theurer als Pflaster, die Pferde
rutschen zwar leicht bei feuchtem Wetter, wenn nicht für sorg
fältige Reinigung oder Aufstreuen von Sand gesorgt wird;
sonstige Nachtheile sind aber nicht bekannt. Wo große Stille
verlangt wird, sind Asphaltstraßen gewiß am Platze. Man
sollte sie aber nicht unmittelbar an macadamisirte Straßen
anstoßen, weil der hereingeschleppte Koth und Schotter den As
phalt ruinirt, sondern 'immer eine Steinpflasterung von minde
stens 10 m Länge dazwischen legen. Für Asphaltstraßen ist
selbstverständlich eine Unterlage von Beton unentbehrlich, deren
Dicke ca. 15—20 cm beträgt, während der Asphalt in compri-
mirtem Zustand 4—5 cm stark sein soll.
Die Konstruktion der Straßentrottoirs ist fast überall die
selbe. Die Randsteine von Granit sind 20—30 cm breit (die
hiesigen sind etwas zu schmal), das Trottoir selbst besteht ent
weder aus Kalkstcinplatten (Brüssel) oder Granitplatten (London,
Glasgow) oder Asphalt (Gußasphalt) von Val de Travers oder
Limmer Asphalt, selten aus Backsteinen. In Birmingham wer
den hart gehrannte Klinker verwendet, deren Masse mit Eisen
gemischt sein soll, ich weiß nicht in welcher Form, um sie härter
zu machen; sie sehen fast schwarz aus. Nirgends jedoch findet
man so schöne Plättchen wie die in Stuttgart verwendeten (aus
Mettlach oder Sinzig), freilich ist die Dauerhaftigkeit der neuen
Stuttgarter Trottoirs erst noch zu erproben; Asphalt scheint bis
jetzt noch das Beste zu sein.