Full text: Sitzungs-Protokolle / Verein für Baukunde in Stuttgart (1879)

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aber nachher mit einem dünnen glatten Ueberzuge, sog. Striche, 
versehen wird, der sich in der Regel bald abblättert und ablöst. 
Will je auf eine glatte Fläche abgehoben werden, so muß die 
betreffende feinere Mischung für die Außenwände mit der übrigen 
gleichzeitig in die Form gebracht werden. 
Letzteres ist auch bei der Anfertigung von Fußböden, Trot 
toirs, Estrichen zu beachten, und weiter zu berücksichtigen, daß, 
wenn sie eine Unterlage von rauhereni Roman- oder Portland 
cement-Beton erhalten, während der obere meist 3 ein dicke Theil 
von Portlandcement und Sand, gewöhnlich 1:3 bis 1:4 ge 
mischt, erstellt wird, der erstere vor dem Aufbringen des letzteren 
nicht abbinden darf, indem sich sonst beide Lagen nicht mitein 
ander verbinden, die obere lose wird, Risse erhält und besonders 
im Freien, wenn Wasser durch diese eindringt, im Winter beim 
Gefrieren sich hebt und zerbröckelt. 
In Stuttgart sind in neuerer Zeit Trottoirs von der Firma 
Diß & Wayß von Frankfurt a. M. in der Art ausgeführt 
worden, daß der untere gröbere Theil nur aus Kies und Cement 
ohne Sand besteht und daher porös wird, er wird gepritscht und 
alsbald mit einer dünnen Schicht Cement im Gemisch mit Sand 
überzogen, gepritscht, abgestrichen, geglättet, mit eingedrückten 
Fugen (in Größe von Steinplatten) versehen, mit einer kleinen 
gerippten Messingwalze gerauht (wodurch die Oberfläche wie ge- 
krönelt aussieht) und wenn die Oberfläche etwas gebunden hat, 
bis zur Erhärtung mit einer Sandschicht einige Tage über 
schüttet; der mm kostet so 5 M. bis 5 M. 50 4- Auf diesen 
Trottoirs, die Dauer versprechen, läuft es sich sehr gut; der 
gleichen Beton ohne Sandzusatz wird auch zu Einwölbungen 
verwendet. 
Was die Mischungsverhältnisse und Kosten von Betonarbeiten 
weiter betrifft, so diene folgendes: 
Fiir größere Massen mit einer Einlage von größeren be 
netzten Steinen in den noch weichen Beton zur Ersparniß der 
Kosten wurde z. B. am Argenviadukt an der Kißlegg-Wangener 
Bahn im Allgäu verwendet: 
auf 1 kbin Portlandcement von Espenschied in Mannheim 
ä 89 M. 76 4 = 89 JL 76 -4 
famen: 5 " fS b [ & 2^- 10= . 14 „ 70 „ 
zus. 8 Theile, 
die Handarbeit incl. Einbringen kostete laut 
Akkord 4 „ 30 „ 
kostete der Beton zusammen 108 M. 76 -4 
Obige 8 Theile der Mischung geben 5,8 Theile erhärtete 
Masse und kostet sonach der kbm M. — 4 
und wenn besondere Gerüste nöthig sind . 20 M. 60 4 
bei einer Mischung 1:8 . . . —' • 18 M. 20 4 
und 1 : 9 . . . — 17 M. 50 4 
wogegen daselbst ein Zwischengemäuer gekostet hätte pro kbm 
von Findlingen, die zur Zeit des Bedarfs schwer in der erfor 
derlichen Masse zu erhalten gewesen wären, 20 M., von nach 
Schichten vermauerte Kalksteine aber 54 M. 
In Formen gefertigte und geschlagene Quader- und 
Kandelstücke kosten daselbst bei einer Mischung von 
1 Theil Portlandcement, 
2 „ Sand, 
3 „ zarten Kies 
bei Anfertigung von 16,440 Stück verschiedener Größe und 
Form zusammen 1960 kbm messend und zwar bei 305 Stück 
Modellen, welche incl. Transport gekostet . 1895 M. 
per kbm — <M>. 97 4 
die Handarbeit kostete 6 „ 96 „ 
die Materialien: der Cement pro kbm Beton 18 „ 58 „ 
Kies und Sand, Gewinnung 
und Werfen 1 M. 24 4 
Transport auf 50 m weit . — „ 26 „ 
1 „ 50 „ 
zusammen 
sonach pro kbm Beton 28 M. 01 4 
hiezu noch allgemeine Einrichtungskosten. . — „ 56 „ 
ohne Versetzen zusammen 
28 JL 57 4 
Für den Transport an die. Verwendungsstelle (der zum 
Theil bei großem Höhenunterschiede schwierig). Versetzen und 
Zugabe von Cement wird pro kbm durchschnittlich bezahlt 10 M., 
wogegen die betreffenden Gegenstände aus den Molassesandstein- 
brüchen der Schweiz bei Rorschach oder aus dem Württembergi 
schen Unterlande bezogen 75—95 JL gekostet hätten. 
Hiebei wurden die Seiten der Formen nach 8—10 Stunden 
gelöst, die Steine nach 3—4 Tagen von den Unterlagsbrettern 
genomnien, aufgestellt und können, wenn sie in weiteren 8—14 
Tagen täglich 2—3 mal mit Wasser begossen werden, transportirt 
und versetzt werden, während bei solchen mit größeren Zuschlägen 
dies erst sicher in 24—28 Tagen zu empfehlen ist. Am sicher 
sten ist aber auch hier wie bei anderen Steinen ein Ueber- 
wintern. 
Für den Bahnhof Ulm wurden zu Perronfassungen 
im Jahr 1870/71 ca. 15 000 Kubikfuß oder ca. 352 kbm Beton 
quader gefertigt, wobei sich bei einem Preise 
des Portlandcements von Dykerhoff pro kbfuß von 2 M. 
34 4 oder pro kbm 33 M. 63 4 
geworfenen Donaukies pro kbm .... 2 „ 91 „ 
quarzigem Donausand 3 „ 16 „ 
der Form pro kbm 1 „ 21 „ 
der Handarbeit (da 3 Arbeiter täglich etwa 
1 kbm fertigen) 7 „ 90 „ 
der kbm ohne Versetzen bei einem Mischungs 
verhältniß von 
1 Thl. Cement u. 6 Thl. Kies u. Sand auf 34 „ — „ 
1 7 3sl 37 
- L n n „ 1 „ rr n n tt n o t „ 
i „ „ „ 8 „ „ „ j f ,, 26 „ t 5 „ 
berechnete und das Versetzen incl. Cementzugabe pro kbm 7 M. 
30 4 kostete. 
Der Grund des verhältnißmäßig höheren Preises gegenüber 
den vorn erwähnten Quadern liegt hier in dem damals noch 
theuer gewesenen Cement, dem theueren Kies und Sand und in 
der theueren Handarbeit, immerhin aber hätte die Fassung von 
Hausteinen ohne Versetzen daselbst 90—96 J& pro kbm gekostet 
und haben sich bis dato die Cementsteine als sehr dauerhaft und 
wenigstens so hart wie gute Sandsteine erwiesen. 
Beton aus der Mischung von 
'U Theil Portlandcement pro kbm 89 M. 76 4 
3 /, „ Romancement pro kbm . 22 „ — „ 
1V* " Scmd l „ 
4 „ Kies ] pr0 kD - • • 1 " 
kostete durchschnittlich pro kbm 15 <M>. 
Solche aus Romancement, nach Mittheilung unseres Mit 
glieds Herrn Barons v. König, am Wohngebäude der 
Jmmobilien-Gesellschaft zu Blaubeuren bei einem Preise 
pro kbm 
Cement zu 21 M. — 4 
des Sandes 5 „ 10 „ 
Kieses 4 „ 50 „ 
der geschlagenen Kalkbruchsteine 2 „ — „ 
Die Handarbeit pro kbm zu 2 M. 65 4 bis 3 M. je 
nach der Gemäuergattung kostete: 
der kbm Beton zum Fundament . 11 M. 32 4 
zu Keller und Sockelmauer . . . 11 „ 93 „ 
zu Kellergewölben 21 „ 54 „ 
zu Stockgemäuern je nach der Höhe 13 „ 36 „ 
bis 15 „ 36 „ 
wozu noch 8 °/„ für Verschalungsmaterial und Geschirrabnützung. 
Hienach soll der kbm Raum dieses Gebäudes nur 7 M. 
97 4 gekostet und will die Gesellschaft durch die Anwendung 
von Beton gegenüber von anderem Mauerwerk 40"/„ erspart 
haben, wobei der Berechnung durchaus Backsteingemäuer pro kbm 
zu 23 Ji 72 4 gegenüber gestellt ist. 
Diese Fabrik führte weiter mit Beton ein Dampfkamin 
36 m hoch aus, wobei der Beton aus Roman- und Portland 
cement gemischt 
am Fundament und Sockel pro kbm 15 Ji 50 4 
ant Schlot 21 „ — „ 
die Gesimse 60 „ — „ 
kosteten, sowie eine kleine Brücke mit 2,8 m Spannweite,
	        

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