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Verbände angeregter Weise einzuwirken, er glaube vielmehr
den Zweck der Regelung dieses Verhältnisses viel kürzer und
zweckentsprechender dadurch zu erreichen, daß man im Anschluß
an die Verbandsbestimmungen der Norm für das Honorar
allgemeine Gesichtspunkte über die civilrechtliche Verantwort
lichkeit bearbeite und Formulare für Verträge zwischen Bau
herren und Architekten wie Ingenieuren aufstelle.
Beschlossen wurde:
Zusendung des Materials an die Vereine unter Erläuter
ung der Fragestellung mit dem Ersuchen um event. Vervoll
ständigung der Beantwortung durch die Vereine (besonders
der an die Vereine früher gestellten Fragen 2 und 3, d. h.
ob die allgemeinen Rechtsgrundsätze genügend seien und welche
Mittel geeignet sowohl zum Schutz der Techniker wie der Bau
herrn erscheinen), alsdann Behandlung der Angelegenheit in
nächster Abgeordneten-Versammlung.
ad b. Ueber die Frage der Verwendung von Beton
im Hochbau- und Ingenieur-Wesen, welche schon vor
fünf Jahren angeregt wurde, glaubte man, trotzdem sich zu
sammen 17 Vereine äußerten und indeß seitdem reiche Er
fahrungen auf dem betreffenden Felde gemacht wurden, dennoch
kein genügend sicheres Resultat hieraus ableiten zu sollen, und
es haben die Referenten von Hannover und Stuttgart bean
tragt, hierüber keine Resolution zu fassen und keine Denkschrift
auszuarbeiten, vielmehr das vorliegende zum Theil werthvolle
Material in irgend einer Zeitschrift zu veröffentlichen.
Die Aeußerung unseres Vereins, wie sie im ersten Jahres
hefte Beil. 3 gegeben, ist bekannt und theilt Referent daher
nur einiges weiter Bemerkenswerthe von anderen Vereinen
mit, welches hier in Rücksicht auf spätere Veröffentlichung nur
kurz berührt wird.
Hienach gibt der Arch itekten - V e re in zu Berlin
Kenntniß von 68 von der Berliner Cementban-Aktien-Gesell-
schast in der Victoria - Stadt und Friedrichsöerg bei Berlin
in den Jahren 1871 und 1872 mit einem Aufwand von
800,000 Ji>. errichteten Beton - Wohnhäusern (mit Portland
cementverwendung), wovon 12 zu einer Gruppe vereinigt, die
übrigen theils zu mehreren Wohnungen zusammengebaut oder-
vereinzelt stehen, und meist mit gewöhnlicher Bedachung
versehen sind und pro cbm Raum 15 V2 bis 17 M. kosteten,
also im Verhältniß zu dergl. Gebäudeu aus billigen Ziegeln
viel theurer sich stellten, daher auch eine weitere Nachfrage
um dergl. Gebäude später nicht mehr stattfand, und die Bau
thätigkeit der Gesellschaft eingestellt wurde, zudem auch bei dünnen
Mauern und größerer Wärmeleitungsfähigkeit der Betonhäuser
diese als kälter befunden wurden gegenüber solchen von Back
steinen. Weiteres hierüber findet man in dem Merkchen: Der
Cement und Cementbetonbau von Lieb old. Weiter seien in
Preußen Belonbanteu in den Provinzen Brandenburg, Posen
und Pommern ausgeführt.
Bayern berührt nur wenige Betonbauten als Kanäle,
Wasserbehälter, Bassins, Souterrainbauten und Einwölbuugen,
wozu theils Portland-Cement, theils dieser im Gemisch mit
Roman- Cement verwendet wurde.
Sachsen (der sächsische Architekten- und Ingenieur-Verein)
gibt nähere Angaben über die Betonfundationen der Elbbrücke
bei Risa mit Portlandcemeut im Gemisch von 2% : 4 1 /, wobei
2 Tonnen die Cementeinheit bildet ä Tonne 0,12 cbm, hienach
2 Tonnen Cement . . . 0,24 cbm
Kies .... 0,64
Steingeschläg . 1,00 „
zusammen 1,88 cbm lose Masse
— 1,17 bis 1,4 cbm festen Beton gaben, also 62,2 bis 74,4 °/ 0 .
Ferner über Trottoiransführungen in Dresden aus 120 mm
dickem gröberen Grundbeton und einem feineren 23 mm starken
Ueberzug, ersterer aus 1 Theil Portlandcement, 3,5 Kies,
3,5 geschl. Steine; letzterer aus 0,9 Porllandcement, 1 Kies,
womit eine gute Arbeit erzielt, aber die Erfahrung gemacht
wurde, daß etwa auf 5 m Länge Schwindrisse entstanden, so
daß deshalb in solchen Entfernungen zur Erzielung gerader
Schwindfugen schmale Granitstreifen eingelegt wurden.
(Nm diesem Uebel entgegenzuarbeiten, theilt die Frank
furter Gesellschaft „Wayß & Dyß" die Trottoire in Platten
format ein, auf dessen Fugen im schlimmen Falle die Risse
entfallen.)
Sowie endlich über ein kreisrimdes Cementgewölbe in
Dresden vom Jahr 1873 1240 m lang, 0,86 m weit bei
20 cm Gewölbestärke bei 1 Thl. Portlandcement, 3 Thl. Kies
und 3 Thl. Knak mit gutem Resultate.
Hamburg erwähnt dreier im Jahre 1874 und 1875
vom Ingenieur Ulzhöfer im Vororte Barmbeck ausgeführten
3 Doppelhäuser für Arbeiterwohnungen vollständig incl. Dach
aus Beton, im Jnbau ohne jegliches Holz (s. Scholze, Hoch-
bauentwürfe 1876), wobei das Mischungsverhältnis; für Um-
fassungs- und Scheidewände aus
1 Thl. Portlandcement,
2 „ Sand,
4 „ Schlacken,
6 „ Ziegelbrocken,
zu Decken, Dach, Treppen rc.
1 Thl. Cement,
3 „ Schlacken,
2 „ Ziegelbrocken
bestand und die Decken mit 450 kg pro qm belastet wurden.
Nach dem Bezug zeigten sich die Umfassungswände bei
nur 227 mm Dicke und bei ihrer festen, wenig hygroskopischen
Masse feucht, welcher Zustand sich bei kaltem Wetter steigerte
und daher in einem Abstand von 20 mm eine auf Leisten
angebrachte Bretterverschaalung und diese vergipst angebracht,
wie auch das undicht gewordene Dach mit einem Holzcement
dache nachträglich versehen wurde.
Bei hohem Preis für Sand und Kies rc. kostete der cbm
Hohlraum, 21,78 J(, was gegenüber einem Ziegelbau theuer
und dem Betonbau nicht günstig war.
Der mittelrheinische Architekten- und Ingenieur-
Verein lieferte Notizen von Dyckerhoff in Biberich, die be
treffen Fußböden, Einwölbungen rc. zwischen eisernen Balken
resp. Ausfüllungen bei 1 bis 1,4 m Weite, im Scheitel 17 bis
20 cm stark, theils voll, theils mit hohlen Räumen, die unteren
Wände 5 cm, die oberen zugleich Fußböden 8 cm stark.
Mischung 1 Thl. Portlandcement, 5 Thl. Kies. Zum
Boden darüber 1 Thl. Cement, 3 Thl. Sand bei 4 cm Dicke,
sowie kleinere Brückenbauten vom Jahre 1865 mit 3,2 m
Spannweite, 0,5 m Pfeilhöhe, 0,36 m Gewölbestärke, wozu
Mischungen: zum Widerlager 1 Thl. Portlandcement, 4 Thl.
Sand, 8 Thl. klein geschlagene Steine; zum Gewölbe 1 Thl.
Cement, 2 Thl. Sand, 3 Theil Stein.
Ferner von Ueberwölbungen bei 4,8 m Spannweite,
2,4 m Pfeilhöhe und 0,45 m Stärke bei 1 Thl. Cement,
2'/ 2 Thl. Sand, 5 Thl. geschl. Steine; endlich von einem
Gasoincter-Bassin bei 1 Thl. Cement und 5 Thl. Kies und
Sand.
Der Westpreußische Architekten- und Ingenieur-
Verein zu Danzig berief sich aus Mangel eigener Er
fahrungen auf ein Gutachten vom Zweigverein zu Elbing:
a. über ein villenartiges, einstöckiges Wohnhaus mit Thurm
und Balkonvorbau vom Jahre 1870 — 71 von Beton
(vide Deutsche Bauzeitung 1871), die Souterrainmauern
0,52—0,65 m, die Umfassungsmauern 0,4—0,5 m., die
Scheidemauern 0,13—0,44 in stark ausgeführt, der cbm
Gebäuderaum kostete 22,3 M., war also sehr theuer;
wogegen
b. ein zweistöckiges Fabrikgebäude, die Decken zwischen
Schienen gewölbt, das Dach mit Cementplatten abge
deckt, Mischung 1:8 der cbm Gebäuderaum nur 5,4 M.
kostete.
Der ostpreußische Architekten- und Ingenieur-
Verein berichtet: