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mit Interesse Aufnahme fand, beschlossen: unter dieser
Anerkennung es abzulehnen bezüglich der vermehrten
Verwendung des Eisens im Hochbau eine Einwirk
ung auf die technischen Lehranstalten auszuüben
oder sonstige Schritte zu thun.
f. Ueber den Normal-Entwurf einer Bauord
nung von Herrn Prof. Baumeister aus Karlsruhe
lagen nur wenige Beurtheilungen vor, da die meisten Vereine
mit Verbandsaufgaben im vergangenen Jahre übersättigt
waren. Herr Prof. Baumeister will die betreffende Bau
ordnung weniger vorerst als eine Vorarbeit für eine Reichs-
Bauordnung , als vielmehr als eine ideale Banordnung zu
einem Anhalt für fernere in den deutschen Staaten oder
größeren Städten entstehende Bauordnungen zu Erzielung von
einer thunlichsten Einheit betrachtet wissen, und wünscht sehr
deren Beurtheilung durch die Vereine.
Nach längerer Diskussion, bei welcher der Mehrzahl nach
der Gedanke für eine Reichs-Bauordnung ebenfalls keinen An
klang fand, wurde beschlossen: Detaillirte Gutachten der
Vereine, und zwar bis Ende dieses Jahres zu er
bitten.
In letzterer Beziehung stellt der Referent an Herrn Bau
rath Kaiser das Ersuchen, dieses Gutachten bis zu genannter
Zeit niit der hiefür aufgestellten Konimission zu ermöglichen.
g. Ueber Aufstellung von Normalprofilen für
Walzeisen referirt Herr Prof. Dr. Heinzerling aus
Aachen, daß hierüber eine Kommission aus 5 Mitgliedern von
Seiten des Verbandes deutscher Architekten und Ingenieure
und 5 von Seiten des deutschen Ingenieur-Vereins berathen,
und bei gründlichster Bearbeitung eine Anzahl von Profilen,
welche im Sitzungssaale aufgehängt waren, und welche sowohl
in theoretischer Beziehung, wie hinsichtlich der Verwendung
für konstruktive Zwecke und in Bezug aus die Leichtigkeit der
Herstellung allen billigen Anforderungen genügen werden, auf
gestellt habe.
Letzteres wird durch eine von Prof. Jntze gefertigte
graphische Darstellung nachgewiesen, woraus ersichtlich war,
daß die alten Profile sich sehr unregelmäßig, sowohl bezüglich
ihrer Dimensionen, als des Preises und Gewichtes darstellen,
wogegen die Linie der neuen Profile eine stetige ist, und meist
den größten Konsum tangiren und sich unter den Preisen und
Gewichten der alten Profile halten.
Es ist vorgeschlagen, die neuen Profile in natür
licher Größe darzustellen und durch den Buchhandel
zu veröffentlichen, eine Tabelle über die Dimen
sionen der genehmigten Profile nebst den Motiven
zu dieser Annahme durch das Verbands-Organ zu
publiziren und eine Kommission mit der Bearbeit
ung des Profil Heftes zu beauftragen und diese mit
der Ausführung der Beschlüsse und zur Vervoll
ständigung ihrer Arbeiten zu autorisiren.
h. Ueber die Vorbildung der Architekten und
Ingenieure, veranlaßt durch den Osnabrückeuer Techniker
verein, welcher glaubt, es könne durch den Wechsel in der
Person des Kgl preußischen Unterrichtsministers eine Aenderung
in den Beschlüssen bezüglich der Vorbildung auf 9 klassige
Realschulen ohne Latein herbeigeführt werden, und zur Er
wägung stellte: ob nicht Seitens des Verbandes
1) durch geeignete Artikel in den gelesensten Zeitungen,
2) durch Brochüren,
3) durch öffentliche Vorträge
eine Einwirkung auf die öffentliche Meinung zu organisiren wäre.
Herr Baurath Blankenstein aus Berlin als Referent
stellt den Antrag: Der Verein solle zwar das wünschenswerthe
des Osnabrückeuer Antrags aussprechen, da er aber glaube,
daß hiemit nicht viel erreicht werde, so erkläre er, daß er
heute noch unverändert auf dem in der Denkschrift vom März
1875 bezeichneten Standpunkt stehe, und in der Zulassung der
9klassigen Gewerbeschulen zur Vorbereitung für die technische
Hochschule eine schwere Schädigung des Faches erblicke und
soll dies in einer Resolution gegenüber dem preußischen
Unterrichtsmiuisteriunr mit der Bitte ausgesprochen werden, es
möchte diese Angelegenheit durch ein allgemeines Unterrichts
gesetz definitiv geregelt und hiezu ebenso, wie dies in ähnlichen!
Falle bei den ärztlichen Vereinen geschah, der Verband deut
scher Architekten und Ingenieure beigezogen werden, bemerkend,
daß diese wichtige Sache weniger als eine preußische, denn
als eine deutsche betrachtet werden müsse.
Die Debatte zeigte, wie diese Frage und ihre Folgen in
den Verband eine bedauerliche Verstimmung gebracht hat und
fehlte es nicht an Versuchen, diese Angelegenheit ruhen zu
lassen, besonders von Hannover, Dresden und Bremen; Ham
burg hält an seiner früheren von der Majorität abweichenden
Erklärung fest, enthält sich der Abstimmung und motivirt dies
im Protokoll, ebenso geben die württembergischeu Abgeordneten
seitens des württembergischeu Vereins zu Protokoll:
Daß derselbe heute noch bezüglich der Vorbildung
der Architekten und Ingenieure auf dem Boden
des Verbandsbeschlusses, ck. ck. 22. September 1874
stehend und an seiner diesbezüglichen Kund gebung
vom 26. Dezember 1878 festhaltend, wonach er zwar
die Vorbildung auf Realgymnasien in erster Linie
vorzieht, aber auch lOklassige Realschulen (analog
9klassigen in Preußen) in der Ausdehnung der Wiirttem-
bcrgischen hiezu nicht ausschließt, es nicht für angezeigt finde,
weiteres gegen ein für das Königreich Preußen verkündetes
Gesetz zu thun, wonach sich die württembergischeu Abgeordneten
der Abstinlmung enthalten.
Hierauf glaubte Herr Baumeister Hamel aus Berlin,
die der Berliner Auffassung abgeneigten süddeutschen Stimmen
bitten zu sollen, sich an diese, die demnächstigen Verbands
arbeiten wahrscheinlich beherrschenden Ansichten zu gewöhnen.
Ihr Referent glaubte hierauf vertrauend, daß Herr
Hamel mit dieser seiner Ansicht seinen norddeutschen Kollegen
gegenüber allein stehen werde, welche unbekümmert wie wir,
jeden Vorschlag stets unparteiisch prüfen und das Gute nehmen
werden, komme es woher es feie, nicht antworten zu sollen.
Bei der Abstimmung sind 68 Stimmen anwesend, es ent
halten sich der Abstimmung 11, gegen den Berliner Antrag
erklären sich 15, dafür 42 Stimmen und soll in die Eingabe
eine kurze Motivirung aufgenommen, und mit der Bearbeitung
die Herren Baumeister, Blankenstein und Funk beauf
tragt werden.
1. Ueber die Statistik des Bauwesens zeigt Herr
Baurath Blankenstein an, daß hierüber demnächst eine von
Herrn Bauinspektor Theurer in Kottwitz ausgearbeitete
Denkschrift erscheinen werde.
st. Ueber die Veröffentlichung bedeutender
Bauten referirt Herr Geh. Regierungsratb Funk, daß hier
über ebenfalls die Denkschrift druckfertig feie, und wird be
schlossen, daß der Zahl der Vereinsmitglieder, also ca.
600 Exemplare gedruckt und zur Förderung der Veröffentlich
ung interessanter Bauten an Behörden, Korporationen rc. ver
theilt werden sollen.
I. Ueber die Druckhöhenverluste in geschlossenen
Röhren wird von Bauinspektor Bargum aus Hamburg
mitgetheilt, daß, nachdem auch ein sehr ausführliches, in hohem
Grade anerkennenswerthes, tüchtiges Gutachten in dieser Frage
von Herrn Oberbaurath Dr. v. Ehmann und Bauinspektor
Zobel aus Stuttgart eingelaufen feie, die Veröffentlichung
der Denkschrift durch den Buchhandel in kürzester Zeit bevorstehe.
' m. Ueber die einheitliche Bezeichnung mathe
matisch technischer Größen wird beschlossen, daß der Ver
bandsvorstand einen Antrag von Abgeordneten deutscher tech
nischer Hochschulen zur Erledigung dieser Frage herbeiführen
und dies durch ein Schreiben an die technischen Hochschulen
deutscher Sprache veranlassen möge.
Nach weiterer weniger wichtjger Fragen-Behandlung wurde
endlich als Ort für die nächste General- und Abge-
ordneten-Versammlung im Jahre 1880 Wiesbaden