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und Herbstes neu erstellt worden war, einer eingehenden Erläu
terung: so die reich stilistisch, mit biblischen Darstellungen be
malten Fenster des Querschiffes und der Chöre, in welch'
ersterem einerseits die Patriarchen und Propheten, andererseits
Kirchenlehrer und Apostel dargestellt sind (von der Regensburger
Glasmalerei), während die in den Seitenchören (von der Mayer'-
schen Kunstanstalt in München) und die am Hauptchore (ent
worfen von Professor Klein in Wien, ausgeführt von der
Tyroler Glasmalereianstalt in Innsbruck) das Leben und Leiden
Christi, Kreuzigung, Auferstehung, Verklärung, sodann das
Pfingstfest, die Verleihung des Schlüsselamtes und in der Mitte
die Krönung Mariä zeigen. Die Pracht dieser durchweg meister
haft ausgeführten Darstellungen kommt vorzugsweise im Haupt
chor zur Wirkung. Die Fenster des Langhauses erhielten vorerst
nur Butzenscheiben mit gemalten Kanten — Kathedralglas -—
und eine Bemalung der Maßwerke. Letztere, sowie die Dar
stellung der hl. Cäcilia über der Orgel sind von Glasmaler
Hecht in Ravensburg ausgeftihrt. Der Hanptaltar von
weißem und farbigem Marmor, vergoldeter Brouce und kostbar
emaillirt, dessen Mensa auf Säulen ruht und dessen Aufbau
sich treppenförmig für die Ausstellung der Leuchter und in der
Mitte eine auf zierlichen Säulchen ruhende Kuppel — zur Auf
nahme von Kreuz oder Monstranze — tragend, erhebt und der sich
leicht von dem grünen, teppichartig gemalten Hintergründe ab
hebt, ist ausgeführt in dem Etablissement von Brunet in Paris;
der Marienaltar des linksseitigen Seitenchores von Bildhauer
Metz in Gebratshofen in gelungenster Weise von Eichenholz
über marmorner Mensa ausgeführt, berechtigt zu der Annahme,
daß auch der noch fehlende rechtseitige Nebenaltar ein Meisterwerk
werde. Zu nennen sind ferner der Taufstein von Marmor
auf 3 Säulchen, die Chorstühle (aus der Mayer'schen Anstalt
in München), die Comunicantenbank aus Marmor, die
Orgel mit 26 Registern von Walker in Ludwigsburg (welche
von Herrn Attinger, Hauptlehrer am Conservatorium gespielt,
von bester Wirkung sich erwies), die Kanzel, die Beicht- und
Kirchstühle von Brauer hier, sowie der Fußboden aus
Mettlacher Plättchen mit reichen Teppichmustern. Bei der
Besichtigung waren auch die von Sr. Majestät dem Könige ge
stifteten Altarleuchter, die Monstranz, Rieß- und Communion-
relche mit Meßkrügen auf dem Altare, das Prozessionskreuz
daneben aufgestellt und der Kronleuchter für das ewige Licht
bereits aufgehängt, alles in Bronce mit reicher Vergoldung aus
geführt.
Die Beschauer empfiengen wohl Alle den Eindruck vollster
Harmonie bei edler Einfachheit und die Ueberzeugung, daß auch
das Innere der Kirche reichlich dazu beiträgt, das Ganze zu
einem Meisterwerke frühgothischen Stiles zu erheben.
Rach beendigter Besichtigung begab sich ein Theil der
Mitglieder nebst Damen (ein anderer Theil ließ sich durch den
seltenen schönen Nachmittag zu einem Spaziergange verleiten)
in das Vercinslokal, woselbst sich Gelegenheit bot, den Erbauer
der Kirche zu seinem wohlgelungenen Werke zu beglückwünschen
und ihm für die freundliche Führung zu danken.
Lai st n er.
Von einem Mitglieds, das arn Erscheinen durch Unwohlsein
verhindert ivar, traf nachträglich folgende gereimte Beglückwün
schung ein:
Der Meister, der in Straßburg,
Ter wunderschönen Stadt,
Den Wunderbau des Münsters
Einst aufgerichtet hat,
Erwin, der aus dem Dunkel
Des Grabes auferstand.
Zeigt seines Geistes Werke
Uns jetzt ini Schwabenland.
Seht da die Kirche glänzen
In ihres Baues Pracht;
Das hat Erwin der Meister
Voll hohen Geists erdacht.
Drum hat ihn auch sein König
Geschmückt mit Krön und Stern,
Deß freu'n sich seine Freunde,
Und gratuliren gern.
Sie heben hoch die Gläser
Und rufen mit Vergunst:
Erwinus redivivus
Leb hoch mit seiner Kunst!
fünfzehnte ordentliche Wersammkung
vom 22. November 1879.
Vorsitzender: Oberbaurath v. Schlierholz.
Schriftführer: Bauinspektor Knoll.
Anwesend: 33 Mitglieder und 1 Gast.
Der Vorsitzende stellt der Versanimlung Herrn Baumeister
Engel als Gast vor.
Das Protokoll der letzten Sitzung wird zur Verlesimg ge
bracht und genehmigt.
Sodann macht der Vorsitzende Mittheilung über die vom
Komits für die Gründung einer Ferdinand Redtenbacher-Stiftung
in Steyer eingelaufene Bitte um Unterstützung. Die Stiftung
soll bedürftigen Studirenden technischer Fächer die zu ihrem Stu
dium erforderlichen Mittel gewähren und es sollen aus derselben
zunächst Stipendien für die technische Schule in Steyer und das
Polytechnikum in Karlsruhe errichtet werden. Die Beschaffung
der Geldmittel soll durch den Verkauf einer Festschrift: Geistige
Bedeutung der Mechanik und geschichtliche Skizze der Entdeckung
ihrer Prinzipien, ein Vortrag von Ferdinand Redtenbacher ge
halten im Herbst 1859, herausgegeben von dessen Sohn Rudolf
Redtenbacher, sowie durch sonstige Beiträge zu dieser Stiftung
erfolgen. Das KomitS hat ein Exemplar dieser Schrift einge
sendet und bringt der Vorsitzende diese unter den hiesigen Vereins
mitgliedern zur Subskription, wobei er auf die bahnbrechenden
Leistungen Ferd. Redtendacher's auf deni Gebiete der Mechanik
hinweist und um Unterstützung des genannten Unternehmens
bittet. Auswärtige Mitglieder können durch portofreie Einsendung
von 2 <Mx 40 diese Schrift durch den Vereinsvorstand oder
durch das betr. Komits in Steyer in Oesterreich erhalten.
Herr Professor Laißle hält hierauf einen Vortrag über
eine im vergangenen Sommer vorgenommene Reise nach Italien,
wie er in Beil. 1 — hiezu Zeichnungsbeil. 2 — enthalten ist.
Bei der hierauf erfolgten Discussion erwidert Herr Ober
baurath v. Schlier holz, dem Herrn Vortragenden zugleich
für das Mitgetheilte dankend, daß er, als er vor 2 Jahren in
einer Streitangelegenheit Schiedsrichter anl Gotthardtunnel war,
das Tunnelgemäuer — soweit er sich Ueberzeugung von demselben
verschaffen konnte — weit nicht in dem von dem Herrn Pro
fessor geschilderten Zustande fand. Es sei zivar richtig, daß auf
Göschener Seite weniger genau gemauert, aber immerhin auf gute
Mörtelverbinduug und für das Gewölbe auch auf gute Bearbei
tung der Steine gesehen worden sei, auf der Strecke gegen Airolo
aber sei die Pünktlichkeit geradezu übertrieben worden iit einer
Weise, wie dies bei uns kaum verlangt und vorkommen würde.
Dies bilde ein Gegenstück zu der vom Herrn Vorredner
geschilderten, gewiß nicht nachahmenswerthen Mauerung an der
Bahnstrecke B r u n n e n - G ö s ch e n e n, bei welcher jedoch nicht vergessen
werden dürfe, daß fiir ein solches tüchtige Maurer und ein sehr
guter Mörtel allzeit zu Gebot stehe ohne welche Factoreu, be
sonders für Eisenbahnbauten, wenn nicht eine übergroße Mauer
stärke gewählt werden wolle, keine Dauer gewährende Arbeit
erwartet werden könne.