und theilt dann noch mit, daß für diesen Sommer eine größere
Exkursion nach Ulm und Wiblingen am 10. Juli, sowie zwei
kleinere an die Heslacher Kirche und in den Justizpalast in Aus
sicht genommen seien; er fordert zu zahlreicher Betheiligung auch
seitens der Damen auf und schließt die Versammlung um
10 Va Uhr.
Der Schriftführer:
Lang.
G-ecurrsion
nach Ulm, Wiblingen und an die Iller,
Sonntag, den 10. Juli 1881.
Für die Theilnehmer aus Stuttgart, die — beiläufig be
merkt — in dem „reservirten Wagen 2. Klasse" bequem Platz
fanden, war es wenig tröstlich zu sehen, wie die Morgensonne
nach kurzer Begrüßung sich scheu hinter eine Wolkenwand verzog,
welche, noch ehe Geißlingen erreicht war, die Gegend mit ihreni
Ueberfluß beglückte. Trotzdem gelang es dem Wetter nicht, die
schon früh erwachte heitere Stimmung der Excursionstheilnehmer
zu trüben. Als vollends die Vorhersage eines mitreisenden
Wetterpropheten in Erfüllung gieug und die Einfahrt in Ulm int
Sonnenschein erfolgte, stand ailerwärts die Ansicht fest, daß „die
Sache" doch noch „recht" werde.
Nach Begrüßung der zahlreich erschienenen Ulmer Kollegen
umrde zu dem programmgemäßen Gabelfrühstück geschritten, wäh
rend dessen die Oberländer Züge noch eine stattliche Zahl von
Theilnehmern herbeibrachten.
Mit Beendigung des Frühstücks zerfiel die Gesellschaft in
einen architektonischen und einen ingenieurlichen Theil, wovon sich
der erstere per Wagen nach Wiblingen, der letztere per Bahn zu
nächst nach der bayrischen Station Senden bringen ließ.
In Wiblingen handelte es sich darum, unter der sachkundigen
Führung des Herrn Bauinspektor Banholzer und an der Hand
der durch Herrn Kameralverwalter Müller in anerkennendster
Weise gelieferten Beschreibung die imposante Kirche mit der Be-
gräbnißstätte unter dem Chor, die frühere Klosterbibliothek und
sonstige interessante Klosterräume zu besichtigen. Ueber die Kirche
mag kurz angeführt werden, daß sie zwischen 1770 und 1780
entstanden, eine Kreuzeskirche ist, deren Querbau jedoch nur
segmentartig über den Hauptbau hervortritt, während Chor und
westliche Giebelseite halbrunde Ausbauten besitzen. Die Kirche
ist etwa 94 m, der Querbau derselben 37 rn lang; die Höhe
beträgt bis zum Dachfries 27 m und bis zur Kuppel 31 m
Das Innere ist, dem Rococco schon entrückt, einfach, würdig und
wirkungsvoll ausgeschmückt: Die Wände sind weiß, die Kapitäle
vergoldet und Decke und Kuppel mit Fresken behandelt.
(Wer sich für eingehendere Mittheilungen über dieses schöne
Bauwerk interessirt, lese die Beschreibung in Nr. 162 des „Staats
anzeigers" vom Ist. Juli d. I.)
Während in Wiblingen der Architektur gehuldigt wurde,
begaben sich die wasserbauwissenschaftsdurstigen Ingenieure, denen
sich ebenso wie der Wiblinger Partie Damen angeschlossen hatten,
von Senden an die nahe gelegene Iller, uni dort zunächst die
interessanten Ausführungen des Herrn Baumeisters Koch (der
zeitigen Straßenbauinspektionsverwesers in Ulm) über die Ver
heerungen entgegen zu nehmen, welche das vorjährige große Hoch
wasser der Iller am Wehr der Spinnerei Ay (bei Oberkirchberg)
angerichtet hatte und über die in Folge dessen nöthig gewordenen
'Neubauten. An der Hand von Plänen ließ sich ein Bild von
den nicht geringen Schwierigkeiten gewinnen, mit welchen der
Neubau des Wehres, das des reißenden Wassers wegen tiefe
Betonfundationen erforderlich machte, zu kämpfen hatte.
Anschließend hieran gab Herr Koch noch einen kurzen Ueber-
blick über die bisher ausgeführten und die noch vorzunehmenden
Ufercorrektioncn der Iller, worauf in 3 mit Grün und Fahnen
reich geschmückten Booten die Thalfahrt gegen Wiblingen ange
treten wurde.
Trotz der Verspätung, welche dem Programni gegenüber
schon eine volle halbe Stunde betrug, war bei der Landung in
der Nähe von Wiblingen noch keiner der Klosterbesucher in Sicht,
ein Beweis, daß die angesetzte Zeit überhaupt etwas zu kurz
bemessen war. Nach kurzer Rast bei herrlichen Erfrischungen
wurde zur Abfahrt geblasen und ruderte die Flotille, welche der
inzwischen eingetroffenen „Wiblinger" wegen um 1 Boot ver
mehrt war, emsig der alten Reichsstadt zu. Bis man an: Münster
anlangte, woselbst die Gesellschaft von den Herren Oberbürger
meister v. Heim und Dekan Presset freundlichst empfangen
wurde, hatte sich die Verspätung schon auf 1 Stunde gesteigert.
Leider niußten daher mit Rücksicht auf den Gottesdienst die Herren
Oberbaurath v. Egle und Münsterbaumeister Prof. Beyer ihre
Ausführungen über das Münster im Allgemeinen, sowie namentlich
über die Frage des Thurmausbaues — wegen deren gegen
wärtig die Fundamente blos gelegt sind — in gedrängtester
Form geben, soweit mit denselben eine Besichtigung an Ort und
Stelle verbunden werden mußte. Dagegen boten die Erläute
rungen, welche genannte Herrn in der Bauhütte an der Hand
von vielen Zeichnungen gaben, des Belehrenden und Interessanten
so viel, daß damit jeder in die Lage kam, sich ein klares Bild
über den bisherigen Gang der Münsterrestauration und die Plane
für die Vollendung des Baues zu machen.
Mittlerweile war das Wetter trüb und immer trüber ge
worden, so daß der Gang zum Neubronner'schen Hause und von
dort zum Krouprinzen unter offenem Regendach bewerkstelligt
werden mußte.
Gleichwohl fand sich die Gesellschaft in aller Behaglichkeit
beim Mittagsrisch zusammen. Hier war es erstmals möglich,
eine genaue Zählung der Theilnehmer vorzunehmen und siche da:
es waren 42 Mitglieder und Gäste und 8 Damen, zusammen
just 50.
Daß das Mittagsmahl in heiterster Stimmung verlief, be
darf für den keiner Versicherung, der die alljährlichen Exkursionen
des Vereins aus eigener Anschauung kennt. Die Toaste galten
den Führern der Excursion, dem „unermüdlichen" Vereinsvor-
stande, den Damen, den Ulmer Collegen u. s. f. Und so kam
es auch diesmal, wie sonst, daß die Bahnzüge zu früh zur Heim
fahrt mahnten. Verschwiegen soll jedoch nicht sein, daß ein
Häuflein Unterländer sich um 6 Uhr noch nicht mahnen ließ,
sondern den Nachtschnellzug oder gar den Montag für früh genug
zur Heimreise erachtete.
L a i st n e r.
Ausschuß-Sitzung am 22. Juli 1881.
Anwesend: v. Schlierholz, Weyrauch, Lang, Laistner.
Der Vorsitzende bringt zunächst zur Mittheilung, daß für
den nach Freudenstadt versetzten Baurath Knoll in den Aus
schuß eingetreten sei der in Ersatz gewählte Baumeister Laistner
und bringt die Beschickung der Abgeordnetenversammlung in
Danzig zur Sprache. Die Anwesenden alle sind bezüglich dieser
Frage der Ansicht, daß mit Rücksicht aus die große Entfernung
Danzigs und auf die Unmöglichkeit, den betr. Delegirten aus der
Vereinskasse zu subventioniren, sich wohl kein Mitglied des Ver
eins entschließen werde, die Vertretung zu übernehmen.
Weyrauch bemerkt, daß seines Wissens Oberbaurath
v. Hänel demnächst eine größere Reise nach Norddeutschland
antrete und empfiehlt, denselben um Uebernahnie der Vertretung
zu ersuchen, falls hiedurch seine Reisedispositionen nicht wesentlich
alterirt werden.
Diesem Vorschlag wird zugestimmt.
Auf Anregung des Vorsitzenden wird ferner beschlossen, für
den Fall, daß der Verein nicht in Danzig vertreten werden
könnte, dem Verbandsvorstande wenigstens die Beschlüsse, welche
derselbe zu den einzelnen Punkten der Tagesordnung der Ab-
geordnetenversannnlung gefaßt hat, zur Kenntniß zu bringen.
Dabei soll namentlich bezüglich der Frage der einheitlichen
Behandlung der Staatsprüfungen die Ansicht des Vereins dahin