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Erste ordentliche Versammlung mir 8. Januar 1881.
Vorsitzender: Oberbanrath v. Schlierholz.
Schriftführer: Bauinspeklor v. Seeger.
Anwesend: 27 Mitglieder.
Der Vorstand suchte für den ersten Versamnrlungsabend den
Anwesenden eine Abwechslung in der Art der technischen Mit
theilungen zu bieten und zwar durch eine Ausstellung non Photo
graphiern und Zeichnungen interessanter und zugleich weniger
bekannten Bauten der Neuzeit (Hochbauten und Brücken).
Sämmtliche irgend verfügbaren Wandflächen des Saales
waren bedeckt mit den meist photographischen Darstellungen, die
durch Inhalt und Anzahl für Einen Abend fast zu viel boten
und die leider nicht die erwartete Anzahl Beschauer gefunden hatten.
Der Vorstand hat jedoch ohne Zweifel befriedigenden Ersatz
gefunden für die von ihm aufgewandte Mühe in dem großen
Interesse das sämmtliche Anwesenden für das Gebotene bekundeten,
und es wurde denn auch allgemein der Wunsch um öftere
Wiederholung ähnlicher Ausstellungen ausgesprochen. Abgesehen
von den aufgelegten Sammelwerken umfaßte die Ausstellung
gegen 160 Blätter.
Die Aussteller waren:
Oberbaurath v. Egle, Architekt Lauser, Baurath Leib
brand, Oberbaurath vr. v. Leins, Professor Reinhardt und
Oberbaurath v. Schlierholz.
Für den geschäftlichen Theil des Abends brachte der Vor
stand Nachstehendes zur Berathung:
Gelegentlich der Generalversammlung zu Wiesbaden vorigen
Jahres erwuchs dem Mittelrheinischen Verein ein Deficit von
1401 X. 75 -4-
Er erklärt, die Summe von 401 X. 75 -4 auf sich über
nehmen zu wollen und beantragt dagegen, daß die Verbands
kasse — die heuer einen Ueberschuß von 2500 X. habe — für
die fehlenden 1000 X. gegen Ueberlassung von ca. 100 Fest
schriften und 185 Fremdenführern für Wiesbaden, die zusammen
einen Werth von ca. 6—700 X. repräsentiern, aufkommen solle.
Der Verbandsvorstand theilt diesen Antrag den Einzelvereincn
empfehlend mit, unter Stellung folgender Fragen:
1. Ist der vorliegende Antrag des Vorstandes des Mittel
rheinischen Architekten-und Ingenieur-Vereins als dringend
anzuerkennen?
2. Soll dem bezeichneten Vereine zu dem bei der Abrechnung
für die Generalversammlung zu Wiesbaden sich ergebenden
Deficit ein Beitrag von 1000 X. aus der Verbandskasse
bewilligt werden?
3. Soll der bleibende Vorrath an Festschriften und Führern
für die Generalversammlung unter die Vereine nach dem
Verhältnisse ihrer Beiträge zu den Verbandsausgaben ver
theilt oder dem Vorstande des Verbandes zu anderweiter
Verwerthung übergeben werden?
Die Frage all 1 wird von der Mehrheit der Anwesenden
bejaht.
Zu den Fragen 2 und 3 entspinnt sich eine längere Debatte.
Es wurde für fraglich erachtet, ob die Verbandskasse über
haupt für derartige Vorkommnisse in Mitleidenschaft gezogen
werden könne, resp. ob der Mittelrheinische Verein nicht doch für
die ganze Summe einzustehen habe.
Unter Bezugnahme auf den §. 29 der Statuten, der besagt,
daß die Abwickelung der Kosten der Wanderversammlungen Ob
liegenheit bleibe des abtretenden Vorstandes in Gemeinschaft mit
dem Lokalcomite, sowie endlich in Erwägung des schwachen Besuchs
in Wiesbaden, wird schließlich auch der Frage 2 zugestimmt, da
gehofft wird es werde dem Verbandsvorstand gelingen, einiger
maßen Deckung durch den Verkauf der überlassenen Schriften
zu erhalten, ad 3 wird entschieden, daß der Verbandsvorstand
die übrigen Festschriften rc. zur Verwerthung erhalte.
Zur Aufnahme in den Verein sind durch Baumeister Staib
in Heilbronn vorgeschlagen: die Herrn Architekten Schmohl,
Kleber und Wölz in Heilbronn, welche sämmtlich die I. Staats
prüfung abgelegt haben; die Aufnahnie der erwähnten Herrn
als auswärtige Mitglieder erfolgt einstimmig.
Ferner bringt der Vorstand zur Mittheilung:
eine Brochüre von Gerhard Herfeld, betreffend die hp-
draulischen Eigenschaften des Traßmörtels von Traß aus dem
Nettethal, der besser sei als der des Brohl-Thales;
eine Schrift von W. Fee ge und Gotthard aus Frank
furt a/M. über die von ihnen auf der Düffeldorfer Ausstellung
aufgestellt gewesene 20 in weite Betonbrücke. Dieselbe ist in
Folge des Hochwassers resp. einer ungeschickten Anlage der Fundation
und damit eingetretenen Unterspülung eingestürzt; ferner
eine Publication der Vorwohler Portland-Cement-Fabrik;
über Ausführung von Brücken aus gewöhnlichen Bruchsteinen
mit einer mageren Cement-Bc'örtelmischung.
Tie Brochüren werden der Bibliothek übergeben.
Schließlich theilt der Vorsitzende mit, daß die Generalver
sammlung nunmehr auf den 5. Februar festgesetzt sei; worauf
sich schon um 10 Uhr zum Bedauern des Vorstandes die An
wesenden entfernen.
Der Schriftführer:
Seeger.
Zweite ordentliche Versammlung am 22. Januar 1881.
Vorsitzender: Oberbanrath v. Schlierholz.
Schriftführer: Baumeister Lang.
Anwesend: 28 Mitglieder und ein Gast.
Der Vorsitzende stellt als hiesiges bisher auswärtiges Mit
glied Herrn Ingenieur-Assistenten Haas, sowie als Gast Herrn
Baumeister W eifert, derzeit bei der Ministerial-Abtheilung für
Straßen- und Wasserbau, von hier, vor.
Der Vorsitzende theilt mit, daß das Protokoll der letzten
Versammlung noch nicht abgeschlossen sei, also erst am nächsten
Vereinsabend zur Verlesung kommen könne fund bedauert, daß
von Seiten der Herrn Architekten die letzte Versammlung so
wenig besucht war, trotzdem er eine sehr reichhaltige Ausstellung
von Photographien aus dem Gebiete der Architektur und des
Brückenbaues veranstaltet habe, welche nach dem Urtheil aller
Anwesenden des Interessanten sehr viel geboten habe.
Er möchte daher die immer sich wiederholenden Einwürfe
der Architekten, daß für sie an den Vereinsabenden zu wenig
geboten werde, wiederholt zurückweisen und sie auffordern, sich
selbst lebhafter zu betheiligen, dann werden diese Klagen ver-
! schwinden. Er richtet schließlich warme Worte der Ermunterung