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f) die Veröffentlichungen des Jngenieurvereins in Gent pro
1883-84, Heft 1 und 2;
g) Mitteilungen über die internationale Ausstellung von
Apparaten und Einrichtungen zur Vermeidung des Rauchs
in London 1881, von Prof. Rzifa. -
Gegenstand der Tagesordnung rc. ist die Berichterstattung
des Prof. Dr. Wer,rauch als Mitglied der, außer ihm aus den
Herren Prof. Bach, Oberbaurat v. Bok, v. Brockmann,
Leibbrand, Prof. Laißle und Oberbaurat v. Morlok be
stehenden Kommission zur Beratung des vom Verbände über
gebenen „Entwurfs zu Normalbestimmuugen für die
Lieferung von Eisenkonstruktionen für Brücken- und
Hochbau", bearbeitet vom sächsischen Architekten- und Ingenieur-
verein als Referenten und dem Aachener Vereine als Cor-
refenten
Nach einigen einleitenden historischen und kritischen Be
merkungen des Vorsitzenden und des Berichterstatters wird jener
Entwurf abschnittsweise verlesen und jedesmal die betreffenden
Abänderungsvorschläge der Kommission durch Prof. Dr. Wey
rauch nebst den Motiven dazu vorgetragen. Die Versammlung
stimmt den Kommissionsanträgen zu mit nur wenigen, unbe
deutenden Abänderungen, welche teils, auf Antrag von Hänel
den Winddruck (Abschnitt I), und die Wirkung (Abschn. VI),
teils auf den Antrag von Baumeister Tafel den Anstrich der
Brücken (Abschnitt IX und XI) betreffen. Das Detail der
Beschlüsse kann von denjenigen Mitgliedern, welche sich für
diesen Gegenstand besonders interessieren, beim Vorstande ein
gesehen werden.
Zum Schluß dankt der Vorsitzende für die mühevolle und
gründliche Arbeit der Kommission und insbesondere dem Be
richterstatter.
Der Vorsitzende teilt ferner das Ergebnis der im Verein
veranstalteten Sammlung für das Semper-Denkmal mit, wonach
im Ganzen 569 eingegangen sind.
Baumeister Klett bringt zur Sprache, daß ein von ihm
in der Versammlung am 3 Rovbr. v. I. gestellter Antrag betr.
die Sammlung von statistischen Notizen über den Schiffahrtsver
kehr auf Donau und Rhein durch Vermittlung des „Verbandes",
irrtümlich im Protokoll als abgelehnt bezeichnet sei. Hänel
bestätigt dies; der Vorsitzende sagt die betr. Berichtigung zu.
Auf die Anfrage des letzteren nach einem Vortrage für
die nächste Versammlung erklärt sich Hänel bereit, „über den
Bau des Arlbergtunnels" zu sprechen.
Schluß der Versammlung nach 10 Uhr.
Der Schriftführer:
Hänel.
Aünfte ordentliche Wersammlung am 25. März 1884.
Vorsitzender: Oberbaurat v. Schlierholz.
Schriftführer: Jngenieurassistent Laistner.
Anwesend: 40 Mitglieder und 8 Gäste (die Herren Baudirektor v. Flattich
aus Wien, Musikalienhändler Zumsteeg und Prof. Fauser von Stuttgart).
Nach Begrüßung der Gäste durch den Vorsitzenden erfolgt
die Verlesung und Genehmigung des Protokolls der 4. Ver
sammlung.
Sodann bringt der Vorsitzende zur Beratung des vom
Hamburger Ingenieur- und Architekten-Verein ausgearbeiteten
Entwurfs von
„Normalbestimmungen für Verträge zwischen Tech
niker und Auftraggeber"
eine Kommission in Vorschlag, bestehend aus den Herren Ober
baurat v. Bok, Bauinspektor Eh mann, Dr. Huber, Baurat
Rheinhard, Prof. Sapper, Tafel und Walter.
Die Versammlung stimmt zu, worauf der Vorsitzende an
gesichts des kurzen Termins die Kommission ersucht, ihren Be
richt in der Versammlung am 19. April zu erstatten.
In den Verein wünschen aufgenommen zu werden
die Herren Baumeister Alfr. Braun hier,
„ Fromm, Bahnmeister in Erbach, vor
geschlagen durch Oberbaurat v. Sch lier-
holz,
und „ Jul. Schweizer in Mühlhauseni. E.,
vorgeschlagen durch Jng.-Ass. Neu ffer.
Die Aufnahme erfolgt ohne Kugelung.
An Geschenken sind eingelaufen: vom germanischen Museum
in Nürnberg dessen Publikationen pro 1870, 71, 73, 74, 79,
82 und 83; und vom Jng.-Vercin Stockholm diejenigen
pro 1883.
Hierauf erteilt der Vorsitzende das Wort Herrn Baudirektor
v. Flattich aus Wien, welcher sich gelegentlich seiner Anwesen
heit in Stuttgart auf gestelltes Ansuchen bereit erklärt hatte,
Mitteilungen über den gegenwärtigen Stand der Wiener Stadt
bahnfrage zu machen. Einleitend schildert der Redner die Ver-
kehrsverhältniffe der Großstädte und die sich hieraus ergebenden
Bedürfnisse im allgemeinen, spricht von dem Fortschritte der
Verkehrsmittel und deren Einfluß auf die Gesellschaft, erwähnte
hiebei auch der Mißstände, welche entstehen, wenn die Beding
ungen der Existenz von dem Kültursortschritte überholt werden.
Der Vortragende machte weiter darauf aufmerksam, daß
die Technik nur Vorteile aus der Entwicklung des Verkehrs
ziehe und daß der technische Stand berufen sein dürfte, mitzu
wirken, um die Organisation der Menschheit — der neuge
schaffenen kulturellen Verhältnisse gemäß zu bilden. Ohne ein
Mandat hiezu zu haben, spricht der Vortragende aus, daß die
österreichischen Techniker mit Interesse die Entwickelungen in
Süddeutschland verfolgen und jederzeit mit Freuden von den
Resultaten Gebrauch machen, welche Hierzuland erzielt werden.
Auf die Frage der Stadtbahnen übergehend wird nachge
wiesen, wie jene in London und New-Aork entstanden sind,
und welche Vorteile sie bieten, und betont, daß die Stadt Wien
derzeit noch nicht solche Schwierigkeiten des Verkehrs biete, wie
London, daß es sich vielmehr darum handle, der Bevölkerung
den Gebrauch der Hauptbahnen zum Besuch der herrlichen Um
gebung zu erleichtern, da für viele Bewohner Wiens die Bahn
höfe zu entfernt liegen.
Wenn Städte mittlerer Größe durch Zentralbahnhöfe in
richtiger Weise bedient werden, so wird der gleiche Zweck bei
größerer Ausdehnung der Städte nur durch eine Linie erreicht,
welche mit sämtlichen Hauptbahnen in Verbindung steht, wie
dieses in Berlin schon durchgeführt ist: Eigentliche Stadtbahn
linien mit selbständigem Betrieb sollen anschließend an diese
Verbindungslinie der Hauptbahnen angelegt werden. Redner
erkennt in diesem Gedanken die richtige Basis für die Wiener
Stadtbahnanlage und weist nach, daß die bestehende Verbind
ungsbahn zur Ausführung verwendet werden kann, wenn sie
vom Bahnhof Hauptzollamt zur Franz-Josefsbahn und weiter
zur Nordwestbahn verlängert wird und an dieser Linie einige
Hauptstationen errichtet werden.
Er zeigt ferner, daß durch diese Auffassung alle Bedenken
gegen die bekannte Fo gerty'sche Anlage behoben werden, und
daß das ganze Unternehmen in einzelne Teile auszulösen ist,
welche stets in sich als ein ganzes zu betrachten sind, so daß
es auch möglich ist, mit geringeren Mitteln das Werk zu be
ginnen.
Besonders hervorgehoben wird der Grundsatz, daß alle
Stadtbahnen nur im Einklang mit der Stadtbildung geplant
werden müssen, wenn der öffentliche Nutzen gewahrt bleiben soll.
Es wird sodann eine Hauptverkehrsader im Wienthal nach
Hietzing besprochen und gezeigt, wie die Anlage der Stadtbahn
längs dieser Linie die richtige Entwicklung der Stadt fördern
würde, und wie hiedurch auch Gelegenheit gegeben wäre, die
Nechnungsfrage besser als in den bekannten vierstockhohen Zins
häusern zu lösen. Im weitern wurde angedeutet, in welchem
Zusammenhang die geplante Donaustadt längs des regulierten
Stromes zur Stadtbahnfrage steht und auf den Vorteil für
die Entwicklung des Geschäfts in Wien hingewiesen, welcher