Full text: Versammlungs-Berichte / Württembergischer Verein für Baukunde in Stuttgart (1885/86)

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Von den auswärtigen Mitgliedern Zimmer in Reut 
lingen und Leib brand in Sigmaringen sind schriftliche Aen- 
derungsvorschlüge eingereicht worden, welche bei den betr. Para 
graphen zur Erwähnung kommen. 
Die wenigen Abänderungen, welche zu dem vorliegenden 
Entwürfe nach teilweise lebhafter Beratung beschlossen werden, 
sinv folgende: 
In §. 5 wird auf Antrag von Prof. Schlebach hinter 
„die Aufnahme erfolgt" hinzugesetzt „durch den Ausschuß". 
Zu §. 6 wird auf Antrag von Prof. Göller beschlossen, 
die Jahresbeiträge auf bezw. 14, 8 und 4 ,M. festzusetzen (statt 
22, 16 und 12 Ji) und die Kosten der Zeitschrift mit 8 <M>. 
besonders anzuführen; ferner auf Antrag von Oberbaurat Leib- 
brand, hinzuzusetzen: „Der Ausschuß ist berechtigt, einzelnen 
Vereinsmitgliedern in außerordentlichen Fällen den Bezug der 
Zeitschrift zu erlassen". 
Zu §. 16, welcher im Entwurf jährlich nur 9 ordentliche 
Versammlungen, je zu Anfang der Monate Oktober bis Juni 
vorschreibt, die Berufung weiterer ordentlicher Versammlungen, 
sowie geselliger Vereinigungen aber dem Ermessen des Vorstan 
des überläßt, wird auf Antrag von Prof. Laißle beschlossen, 
daß 14tägige Pausen zwischen den Versammlungen die Regel 
bilden sollen, daß es aber dem Erniessen des Vorstandes über 
lassen bleibe, je nach den Verhältnissen eine ordentliche Ver 
sammlung oder eine gesellige Vereinigung auszuschreiben. — 
Am Schluß der Beratung werden sodann die neuen Satzungen 
im ganzen einstimmig gutgeheißen*). 
Ing.Ass. Tafel fordert die Versammlung auf, in Aner 
kennung der Leistungen des Vereinsausschusses und der zur 
Satzungsberatung beigezogenen Mitglieder bei Aufstellung des 
neuen Entwurfs, sich von den Sitzen zu erheben. Dies geschieht. 
Zum Schluffe bringt der Vorsitzende noch die bevorstehende 
Exkursion zur Sprache mit der Bitte, für das Ziel derselben 
Vorschläge zu machen. Es kommen in Vorschlag: Rottenburg a. T., 
Sigmaringen, Hohenzollern, Freudenstadt-Alpirsbach, Karlsruhe 
Baden-Baden und Schussenried, und wird der Ausschuß beauf 
tragt, das weitere Hiewegen einzuleiten. 
Für den Fall, daß in nächster Zeit nicht genügend Stoff 
zu Vorträgen und Diskussionen an den Vereinsabenden vor 
liegen sollte, bringt Baurat Rheinhard in Vorschlag, die 
Stellung des Vereins zur Frage der Hebung des Fremden 
verkehrs in Stuttgart zum Gegenstaud der Erörterung 
zu machen. 
Der offizielle Teil der Hauptversammlung wird hierauf 
gegen 11 Uhr geschlossen, worauf sich die Mehrzahl der Mit 
glieder zu einer geselligen Vereinigung in Dierlamms Restau 
rant zusammenfindet. 
Der Schriftführer: 
Laistner. 
Im Anschluß an diese Versammlung fand am folgenden 
Vormittag, Sonntag den 3. Mai, eine Besichtigung der Mate 
rialprüfungsanstalt im K. Polytechnikum statt, wozu 
sich 42 Mitglieder und 3 Gäste eingefunden hatten. Der Vor 
stand der Prüfungsanstalt, Prof. Bach, hielt einen einleitenden 
Vortrag, worauf die einzelnen Apparate in Thätigkeit gesetzt 
und verschiedene Zerreiß- und Zerdrückungsproben vorgenommen 
wurden. 
Das darauffolgende Mittagsmahl ini Stadtgarten vereinigte 
23 Mitglieder in heiterer, durch Tischreden gewürzter Stimmung. 
*) Den Bereinsmitqliedern ist je ein Exemplar dieser Satzungen, so 
wie sie in der Ausschußsitzung vom 9. Mai 1885 endgiltig abgefaßt wurden, 
alsbald darauf zugesendet worden. Für die Empfänger gegenwärtigen Heftes, 
welche nicht Vereinsmitglieder sind, liegt je ein Exemplar der Satzungen 
hier bei. 
Neunte ordentliche Versammlung, 
am 16. Mai 1885, abends 8 Uhr. 
Vorsitzender: v. Hänel. 
Schriftführer: Laistner. 
Anwesend: 35 Mitglieder und 1 Gast. 
Das Protokoll der letzten Versammlung wird verlesen und 
angenommen. 
Eingelaufen sind: 
der Verwaltungsbericht der Stadt Stuttgart pro 1881/84, 
die neueste Publikation des Schwedischen Arch. - und Jng.- 
Vereins, 
ein Protokoll der Verhandlungen deutscher Zementfabrikanten 
vom 19./20. Februar 1885, 
eine Nummer der Zeitschrift für Straßen und Brückenbau, 
ein Tableau vo>n Stuttgarter Immobilien- und Baugeschäft; 
ferner vom Verband: 
der durch den Hannoverischen Verein ausgearbeitete Entwurf 
zu einer Honorarnorm für Jngenieurarbeiten. 
Auf Vorschlag des Ausschusses wird zu gutächtlicher Be 
handlung dieses Entwurfs eilte Kommission bestimmt, bestehend 
aus den Herren Kaiser, Kröber, Laißle, Leibbrand, 
Lueger, v. Martens, Rheinhard, Schlebach und 
v. Schlierholz. 
Einer zweiten Kommissiott, bestehend aus den Herren Dobel, 
Eisenlohr, Laistner, Rheinhard, v. Schlierholz, 
v. Seeger, Tafel und Walter wird die Behandlung der 
satzungsgemäß neu eingeführten „geselligen Vereinigungen" über 
tragen und beiden Kommissionen das Recht der Kooptation zu 
gestanden. 
Die erste gesellige Vereinigung soll Samstag den 23. Mai 
stattfinden. Baurat Rheinhard schlägt vor, in derselben die 
Stellung der Techniker zur Frage der Hebung des Frem 
denverkehrs in Stuttgart zur Erörterung zu bringen. 
Nachdem noch der Vorsitzende namens des Ausschusses die 
Ausführung einer Exkursion auf den Hohenzollern am 
Sonntag den 7. Juni in Vorschlag gebracht und sich hiegegen 
kein Eiilwand erhoben hat, erhält 
v. Morlok das Wort zu dem auf die Tagesordnung 
gesetzten Vortrag über „den Bahnhof Stuttgart", und 
äußert sich im wesentlichen wie folgt: 
Bei der im Jahre 1862 geplanten Erweiterung des Bahn 
hofs haben die Techniker nur über geringe Breite und Länge 
der Gesamtanlage disponieren können und haben sich daher ge 
nötigt gesehen, die für die bis 500 in langen Güterzüge, ebenso 
großen Militärzüge und für den Rangierdienst nötigen Geleise 
mit den Personengeleisen zusamntenzulegen, anstatt sie, wie dies 
anderwärts geschieht, je in besonderen Gruppen in die Ver 
längerung oder seitlich des Personenbahnhofs zu rücken. Hier 
aus schon dürfte hervorgehen, daß dieser Zentral- und Kopf- 
bahnhof unter sehr erschwerenden Umständen zu projektieren und 
auszuführen war, noch mehr aber, wenn in Betracht gezogen 
wird, daß derselbe zugleich einen ganz ungewöhnlichen Lokal 
verkehr zu bedienen hat, der häufig Extralokalzüge erfordert. 
Es wäre wohl entschuldbar, wenn bei der beschränkten Länge 
voit 850 m und einer durchschnittlichen Breite von ca. 90 m 
der Betrieb über ungünstige und lästige Einzelanordnungen zu 
klagen hätte. Dies ist aber gar nicht der Fall, indem das 
Ein- und Ausfahren sämtlicher Personen- und Güterzüge, sowie 
das Rangieren derselben ganz anstandslos und regelmäßig von 
statten geht und den Reisenden große Bequemlichkeiten geboten 
sind, beim Abgang und bei der Ankunft. Sollten jedoch bei 
weiter anwachsendem Verkehr die jetzigen Einrichtungen nicht 
mehr genügen, so wäre Abhilfe möglich durch folgende Mittel, 
welche schon bei Projektierung der bestehenden Anlage ins Auge 
gefaßt und teilweise schon jetzt in Anwendung gebracht worden sind: 
1. Anlage von Rangiergeleisen auf den benachbarten Statio 
nen Cannstatt und Zuffenhausen, so daß im Bahnhof 
Stuttgart das Rangiergeschäft sich auf einfaches Abstellen 
und Aufnehmen der Stuttgarter Wagen beschränken würde.
	        

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