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einander rote gebräuchlich; sehr flache Dächer erhalten zwischen
den Sparren horizontale Quersprossen, auf denen die Tafeln
auch durch Vermittelung der Randstreifen aufliegen und zwar
ohne sich zu überdecken.
Fig. 1. Fig. 2.
Das Prinzip des Systems läßt sich darin zusammenfassen,
daß die Glastafeln durch die Randstreifen verlegbar gemacht
werden sollen wie Bleitafeln. Es ist einleuchtend, daß der
Wert dieses Grundgedankens niit der Erreichbarkeit einer dauernd
wasserdichten Verbindung von Randstreifen und Glas steht und
fällt; das übrige ist leichte Aufgabe und läßt viele Lösungen
zu. Diese Verbindung hatte der Vortragende durch eine An
zahl von Probestücken in Längen bis zu einem Meter zur An
schauung gebracht; sie wird dadurch bewerkstelligt, daß man den
Bleistreifen zwischen die Tafel und einen auf sie gesetzten etwa
15 mm breiten Stab aus einfach-starkem Glas einklemmt. Da
bei ist sowohl zwischen dem Streifen und der Tafel als zwi
schen dem Streifen und dem Glasstab gedichtet durch Glaser
kitt oder solche Materialien, die mit dem Pinsel aufgetragen
werden können; man streicht sie auf die Tafel und den Stab
und drückt diesen auf den aufgelegten Streifen, derart, daß er
ihn um etwa 5 mm überragt und die Gläser auf diese Breite
nur durch das Dichtungsmatcrial getrennt sind. Anstatt die
Gläser anzustreichen, kann man auch den Bleistrcifen mit dem
Rand in ein langes Gefäß eintauchen, das mit dem Dichtungs
material gefüllt ist. Die Verbindung des Glasstabes mit der
Tafel wird. durch Blech klammern gesichert, die mit einem
schnell erhärtenden Kitt ans Schellacklösung und Bleiglätte an
die Tafelecken angesetzt und so gestaltet sind, daß sie jede Be
wegung des Glasstabes unmöglich machen, auch wenn das Dich
tungsmaterial nicht mehr zum Zusammenhalt von Tafel und
Glasstab genügen würde (Fig. 3 und 4). Es hat also nicht
zu halten, sondern nur zu dichten, und wird gehalten. Durch
die spätere Lage dieser Klammern auf dem Dach ist dafür ge
sorgt, daß sie selber sich nicht verschieben können, auch wenn
das Bindemittel sie nicht mehr an der Tafel festhalten würde.
Der Preis einer solchen Klammer stellt sich auf etwa 3—4 Pf.;
die Herstellung der Glasstäbe ist bis zu Längen von 1,5 m
noch leicht aus einfach-starkem Glas möglich. Man könnte bei
sehr langen Tafeln fürchten, daß durch eine Ausbiegung des
schwachen Glasstabes zwischen den beiden Klammern ein Oeffnen
der Fuge und ein Herausschlüpfen des Bleistreifens eintreten
könnte; doch wird dies dadurch verhindert, daß der Glasstab
unter die Tafel zu liegen kommt und auf seine ganze Länge
im Kittlager eingebettet ist. Dieses soll ihn nicht nur unter
stützen, sondern ganz umhüllen (Fig. 1).
Fig. 3. Fig. 4.
Die Beweglichkeit der Tafel auf'dem Sprossen wird ohne
Beeinträchtigung der gleichmäßigen Druckverteilung zwischen
beiden dadurch erreicht, daß man die Flantschen des letzteren
vor dem Legen der Tafeln mit gefalztem Staniol oder Papier
belegt; der Falz sieht dabei nach außen; der untere Teil des
Falzes wird mit Kleister aufgeklebt, der obere bleibt lose. Das
nach dem Verlegen von der Seite her eingestrichene Kitt
lager heftet sich an die Tafel und den Glasstab und gleitet
nach seinem Erhärten mit dem oberen Teil des Staniols als
Fuß auf dem unteren Teil und auf dem Sprossen. Das Profil
der Sparrenkappen ist so gewählt, daß sie dem An- und Ab
rücken der Tafeln durch eine leichte federnde Biegung nachgeben
können; zu diesem Zweck sitzen auch die Mutterschrauben ziem
lich hoch an der Sparrenrippe. Um auch die Beweglichkeit
jeder Tafel auf der nächstunteren bei gleichzeitigem dichtern
Fugenverschluß zu erreichen, bestreicht nian beide Glasflächen,
die sich decken sollen, mit Kitt, und legt ein gefaltetes Staniol-
band, mit dem Falz nach oben, auf die Verkittung der unteren
Tafel, ehe man die obere aufpreßt (s. Figur 2).
Der Anschluß an Dachflächen aus andereni Material, so
wie an Firstlinien, Gratlinien, Kehlen u. s. w. wird unter
Wahrung der Beweglichkeit wasserdicht gemacht, indem man die
betreffenden Tafelränder ebenfalls mit Randstreifen behandelt.
Die Eindeckung ist auf Tafeln jeder Größe anwendbar;
doch würde für kleinere Tafeln, von denen mehr als 8—10
auf den Quadratmeter gehen, das Verfahren mit den Blei
streifen zu zeitraubend, und die Auslage für Blei und Klam
mern zu groß.
Für diesen Fall kann man billigere Randstreifen verwen
den, deren Zeug in großen Flächen durch Aufziehen von Staniol
auf Packleinwand (oder starke Gaze oder Leder) mit Goudron
und ein wenig Harz hergestellt wird, und die durch einfaches
Ankleben mit einer dichten Schellacklösung an die Tafeln zu
setzen sind. Durch die Umhüllung mit Goudron und Staniol
wird der Schellack nie zu spröde.
Die mit der Goudronseite nach außen sehenden Streifen
erhalten dabei (je nach dem Verlegen der Tafeln längs eines
ganzen Sprossens) eine weitere Stanioltapezierung, die auch
über die Glasränder und die Sparrenrippe hinweggeht. Ein
solcher Staniolüberzug kann auch bei Bleistreifen zuin Schutz
derselben gegen Oxydation beigefügt werden; es ist dieses Ver
fahren der Wahl einer stärkeren Bleisorte vorzuziehen, indem
bei einer solchen die starke Dilatation des Bleis die Fuge un
dicht machen könnte.
Zum Schluß wurden verschiedene andere Varianten erklärt,
die für die Befestigung der Randstreifen und für die Sprossen-
prosile möglich sind; z. B. eine Eindeckung auf rechteckigen
Holzlatten, das Einkeilen der Randstreifen in eine Nut des
Sprossens, das Verbinden benachbarter Randstreifen unter dem
Sprossen u. s. f.
Die Figuren 1 und 2 zeigeit den Durchschnitt durch den
Sprossen und die llebergreifung der Tafeln, Randstreifen und
Zinkkappen längs des Sparrens. Die Figuren 3 und 4 geben
die Form und die Lage der Zinkblechklammern, die den Glas
stab halten. Die kleinere Querklammer wird nach dein Ansetzen
an die Tafel mit einem Falzbein abgebogen, wie es der Pfeil
der Fig. 4 andeutet, wodurch die Unterscheidung rechter und linker
Klammern wegfällt. In den 2 letzten Figuren sind Varianten
für die Befestigung der Bleistreifen an den Tafeln dargestellt,
wie sie bei sehr langen Tafeln deren Glasstäbe gestoßeit werden
müssen, oder bei Verbindung der Randstreifen unter dem
Sprossen geeignet sind.
Fig. ö. Fig- 6-
Ein in Stuttgart int Oktober 1884 mit den Randstreifen
aus Blei an der K. Staatsbibliothek ausgeführtes Dach von