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Gesamtgewicht. Das entspräche einem Gewicht von 22 kg für
die Leistung einer Pferdekraft während einer Stunde. Diese
Zahlen sind als die zu erreichende Maximalleistung von Blei-
accumulatoren anzusehen, und man wird wohl kaum darauf
rechnen dürfen, darüber hinaus zu kommen. Der Vortragende
teilt nun mit, wie sich die heutigen Accumulatoren der im Ma
ximum zu erreichenden Leistung annähern. Zur Charakterisie
rung giebt er Zahlen an, welche unlängst durch umfassende,
unter seiner Beiwirkung vorgenommene Versuche gefunden wur
den. Die betreffenden Accumulatoren waren sehr sorgfältig zu
bereitet, hatten aber vor dem Versuch eine lange Reise durch
zumachen, welche durch die unvermeidlichen Erschütterungen die
Qualität nicht verbessert. Man erhielt bei der Entladung aus
1 kg Elektroden 5450 mkg,
1 „ Elektroden und Flüssigkeit 3530 mkg,
1 „ Gesamtgewicht 2620 mkg.
Die letztgenannte Zahl wäre bei Anwendung von etwas leich
teren Gefäffen höher ausgefallen. Man kommt damit auf ein
Gesamtgewicht von 100 kg pro Stundenpferdekraft. Bei pas
senderem Gefäß hätte man 90 kg pro Stundenpferdekraft er
reichen können.
Man sieht, daß die hier untersuchten Accumulatoren noch
4mal bis 5mal schwerer sind, als man nach dem oben Gesagten
vermuten sollte, und man darf dieses Resultat wohl für alle
heute üblichen Accumulatoren gelten lassen. Bei näherer Ueber- !
legung ist auch gar nicht zu erwarten, daß man die Zahl von
22 kg pro Stundenpferdekraft jemals erreichen wird. Man
kann eben mit dem Laden nicht beliebig lange fortmachen, weil
die entwickelten oxydierenden und reduzierenden Gase mit wach
sender Ladungszeit immer schlechter absorbiert werden, also
immer größere Verluste auftreten. Würde man beliebig lange
mit dem Laden fortmachen, unbekümmert um das Güte
verhältnis, so könnte man dem Kilogramm Accumulatoren-
gewicht eine weit größere als die zuletzt erwähnte Leistungs
fähigkeit verleihen. Mit dem Laden muß man aufhören, sobald
eine starke Sauerstoffentwickelung sich an der Oberfläche bemerk
bar macht. Ueberdies darf die beim Laden in die Accumula
toren hineingeführte Energie beim praktischen Gebrauch nicht
mehr ganz entnommen werden, nicht nur weil die Klemmen
spannung während der Entladung allmählig sinkt, sondern auch,
weil bei nicht völlig gleichzeitiger vollständiger Erschöpfung der
einzelnen Accumulatoren einer Batterie schwere Betriebsstörungen
auftreten würden.
Für die Aufspeicherungsfähigkeit eines Accumulators ist
gerade wie für die Formierungszeit, die Ausbreitung des an
gewendeten Bleies auf eine möglichst große Oberfläche günstig:
wie schon oben erwähnt, steht eine solche Anordnung aber im
Widerspruch mit hoher Lebensdauer.
Technisch kommt neben der Aufspeicherungsfähigkeit pro
Kilogramm Gewicht noch ein Punkt sehr in Frage, nämlich das
Verhältnis der zur Ladung zu verwendenden elektrischen Arbeit
zu der aus dem Accumulator wieder herauszubekommenden elek
trischen Nutzarbeit, oder das sogenannte Güteverhältnis. Dieses
Güteverhältnis ist um so besser, je langsamer der Accumulator
geladen und entladen wird; natürlich kann man aber beim prak
tischen Gebrauch nicht unter ein bestimmtes Maß des Stromes
beim Laden und Entladen herabgehen, weil die Zeit auch einen
Geldwert besitzt und weil der Zweck meist einen ganz be
stimmten Strom erfordert.
Unter sonst gleichen Verhältnissen wird also der Accumu
lator der beste sein, welcher mit möglichst hohem Grade der
Beanspruchung hinsichtlich des Ladungs- und Entladungsstroms
das beste Güteverhältnis verbindet. Man variirt bei den heute
gebräuchlichen Accumulatoren mit dem Ladungs- und Entladungs
betrag zwischen '/s und 3 k Ampere pro 1 kg Elektroden und
Flüssigkeit. Entladet man nun so lange, bis die elektrische
Kraft der Accumulatoren rasch abzunehmen beginnt, so erhält
man z. B. bei den Accumulatoren, an welchen die oben er
mähnten Versuche vorgenommen wurden, ca. 70°/o Güteverhält
nis. Ein gewisser Verlust ist unvermeidlich, wegen des inneren
Widerstandes der Accumulatoren und wegen ihrer Eigenschaft,
beim Laden eine höhere elektromotorische Kraft zu haben, als
beim Entladen.
Schließlich erwähnt Redner noch, daß beim Stehenlaffen
geladener Accumulatoren ein geringer Verlust durch allmählige
Selbstentladung eintritt, der sich noch erheblich vermindert, wenn
man die Flüssigkeit abgießt, und den er nach 37 Stunden bei
sorgfältig hergestellten Accumulatoren noch gar nicht konstatieren
konnte. Bezüglich des letzterwähnten Punktes darf aber nicht ver
schwiegen werden, daß man mit der Selbstentladung schon viel
fach schlechte Erfahrungen gemacht hat.
Ueber die Verwendung von Accumulatoren zur Beleuchtung
mögen die nachfolgenden Beispiele einigen Aufschluß geben.
1. Wie viel Accumulatoren des Systems Faure-Sellon-
Volckmar braucht man, um 1 Edison-4.-Lampe zu speisen?
Vorausgesetzt seien die sog. Vspferdigen Accumulatoren.
Die Gewichts- und Preisverhältnisse derselben gestalten sich
wie folgt:
Elektroden . . . . . . 30 kg,
verdünnte Schwefelsäure. . 10 „
Gefäß . 5 „
zusammen . . 45 kg.
Preis loco Stuttgart . 40,00 0 W>. incl. Glas,
2,40 „ Zoll,
3,75 „ Fracht,
46,15
Von den Fabrikanten wird angegeben:
zulässiger m-ximäl-r j|SiXm I8B,.,
Eine Edison-16 Kerzen-Lampe erfordert 100 Volt Klemmen
spannung und 0,7 Amp. Stromstärke. Arbeit 70 V. A. — 7 Sek.
mkg. 1 Accumulator für sich allein hat 2 V. Spannung, also sind
zur Erreichung von 100 V. 50 hintereinander geschaltete Accu
mulatoren nötig, oder weil der unvermeidliche, wenn auch kleine
innere Widerstand der Accumulatoreü eine gewisse Spannung
vernichtet, etwa 53 Accumulatoren.
Dieselben enthalten pro Kilogramm Gesamtgewicht etwa
2500 mkg, also im ganzen 38 X 45 X 2500 — 6 000 000 mkg,
somit läßt sich die Lampe speisen = 240 Std. lang.
7.60.60 "
2. 100 Edison-4-Lampen sind täglich 5 Stunden mit Ac
cumulatoren zu betreiben, wie viele sind nötig?
Mit obigen 53 Accumulatoren, die für 1 Lampe gefunden
wurden, könnte man nicht bloß diese einzige Lampe speisen, son
dern ebenso gut eine größere Zahl. Stromerzeuger von so
kleinem inneren Widerstand, wie die Accumulatoren, haben die
Eigentümlichkeit, daß sie ganz proportional der Zahl der ange
hängten Glühlampen Strom liefern, also wenig bei Einer Lampe
und entsprechend mehr bei n Lampen.
Da 18 Amp. einer Batterie dieser Accumulatoren erfah
rungsmäßig höchstens entnommen werden dürfen, und jede
Lampe 0,7 Amp. braucht, so können die obigen 53 Accumula-
18
toren im Maximuni speisen — 25 Lampen.
Erfahrungsgemäß kann man den hier vorausgesetzten Ac
cumulatoren 8 Stunden lang ihre 18 Amp. entnehmen, also ist
es jedenfalls möglich, die für 5 Stunden verlangte Beleuchtung
zu leisten, ohne daß man den ganzen aufgespeicherten Energie
vorrat aufbraucht. Run sind aber nicht 25 Lampen zu betreiben,
sondern 100, und man hat also 4 solche Serien von je 53 Accu
mulatoren nötig, oder was ebenso möglich wäre und billiger
zu stehen käme, eine größere Accumulatorengattung, die ohne
Schaden mehr Entladestrom enthalten kaun. Die vier Serien
von je 53 Accumulatoren wären parallel zu schalten. Rechnet
man 7 Edison-4,-Lampen auf 1 mechanische Pferdekraft, so hätte
man 14,3 Pferdekräfte zum direkten Betrieb der Anlage nötig.
Die Lampen verzehren zusammen 100.7 — 700 Sek. mkg
S elektrische Arbeit. Auf die Ladung der Accumulatoren müßten