20
bei 70"/° Güteverhältnis der Aufspeicherung also verwendet werden
M — 1000 Sek. MÜF — 13,3 Pfdkr., wozu eine mechanische Ar
beit von — 1333 Sek. mkg = 17,8 Pfdkr. nötig ist, wenn
die Ladung in derselben Zeit bewirkt würde, wie die Entladung.
Ladet man nun aber 10 Stunden lang, so braucht man pro
Sekunde nur die Arbeit 666 mkg, was 8,9 Pfdkr. entspricht.
Man kaun also eine geringe Arbeitskraft zum Speisen
einer großen Beleuchtungsanlage verwenden, und hat dabei ab
solut ruhiges Licht, während die z. B. in Fabriken meist va
riierende Arbeitskraft ein solches nicht zuließe.
Sollen nach Feierabend einzelne Lokalitäten einer elektrisch
beleuchteten Fabrik weiter beleuchtet werden, so bleiben einzig
und allein Accuniulatoren, weil es sehr unrationell wäre, wegen
weniger Lampen Dampf zu halten und eine überflüssig große
Maschine zu betreiben. Dasselbe gilt natürlich in noch viel
höherem Grade für Wohuräumlichkeiten, die mit den Fabriken in
Verbindung stehen.
Was die Kosten einer derartigen Anlage anbelangt, so sieht
man ohne Weiteres den Kernpunkt der Frage hervorleuchten.
Man kann kleinere Dynamos und nach Quantität und Qualität
geringere sekundliche Arbeitskräfte verwenden, als bei direktem
Betrieb. Man sieht aber auch die Nachteile in pekuniärer Hin
sicht: 1. Wegen des Verlustes in den Accumulatoren wird die
gesamte aufzuwendende Arbeit in Meterkilogramm größer.
2. Der durch die Accumulatoren hereinkommende Betrag an
Zins und Abschreibung kann so groß werden, daß er den Ge
winn mehr als aufhebt.
Es bleibt nichts anderes übrig, als in jedem speziellen Falle
zu entscheiden, ob der Kostenpunkt sich für direkten Betrieb, ob
er sich für Accumulation günstiger stellt. Sieht man bei qualitativ
schlechten motorischen Verhältnissen auf ruhiges Licht und hat man
nur zeitlich oder quantitativ beschränkte Arbeitskraft zur Ver
fügung, so sind unter allen Umständen Accumulatoren am Platz.
Finanziell relativ günstig stellt sich, wie schon erwähnt,
eine Anordnung, bei der den Tag über die Accumulatoren geladen
werden, während abends Maschine und Accumulator zusammen
die Lampen betreiben. Es kann daun die Maschine und die
Accumulatorenbatterie schwächer sein, als wenn jede allein den
Betrieb zu besorgen hätte.
Zugleich hat man bei dieser Anordnung noch den Vorteil,
daß die Accumulatoren in gewissem Maß die Geschwindigkeits
schwankungen der Dynamomaschine unschädlich machen.
Wird die Zahl der betriebenen Lampen im Laufe des
Abends geringer, so kann man die helfende Maschine abstellen
und hat nun allein Betrieb durch die Accumulatoren.
Eine Ausbildung dieser Anordnung finden wir im System
Turrettini, das dem Vernehmen nach zur Beleuchtung des
Kais. Theater in Wien zur Anwendung kommen soll und bei
dem aus ökonvinischen Gründen hochgespannte Ladeströme benutzt
werden.
Die Accumulatoren werden sicherlich eine große Zukunft
im elektrischen Beleuchtungswesen erlangen, sobald die Lebens
dauer länger und der Preis mäßiger sein wird. Insbesondere
wird sich die allgemeine Beleuchtung von Zentralstationen aus
rationeller gestalten, weil dann die teueren Maschinen nicht bloß
in den Abendstunden beansvrucht sind, und weil sie dann kleiner,
d. h. billiger gehalten werden können.
Beilage 3.
Vortrag
über
die Kosten der Meöenbatjnen in ihrer Beziehung zur Spurweite,
gehalten am 21. März 188b von Ingenieur-Assistent Laistuer.
Seitdem sich das Bedürfnis fühlbar gemacht hat, auch
minder verkehrsreiche Gegenden durch Schienenwege mit dem
Hauptbahnnetz in Verbindung zu bringen, ist vielfach darüber
verhandelt und gestritten worden, wie solche untergeordnete
Bahnen zweckmäßigerweise zu gestalten seien. Möglichste Wohlfeil
heit war erste Bedingung, und so ergab sich die Notwendigkeit,
die Anlage und Ausstattung der Nebenbahnen auch möglichst
einfach zu wählen, d. h. einer durch den Umfang des Verkehrs
und die Sicherheit desselben bedingten Minimalgrenze thunlichst
nahe zu bringen. Während nun die Einen diesen Zweck durch
Wahl einer kleineren Spurweite als der allgemein üblichen —
der sog. „normalen" von 1,435 m — zu erreichen suchten,
glaubten die Andern, auch mit Beibehaltung der Normalspur
zum Ziele gelangen zu können, und so spitzte sich — obwohl
natürlich noch mancherlei andere Differenzpunkte in den An
schauungen vorhanden waren — der ganze Streit im wesent
lichen aus die Spurweitenfrage zu.
Eine prinzipielle Entscheidung darüber, ob die Normalspur
der Schmalspur oder diese jener vorzuziehen sei, hat dieser
Kampf nicht gebracht; wohl aber hat er dazu beigetragen, die
Vor- und Nachteile beider Arten von Bahnen klar zu stellen.
So wie die Dinge heute liegen, läßt sich über die Frage der
Zweckmäßigkeit nur das ziemlich allgemeine Urteil fällen, daß
es einzelne Fälle giebt, in welchen die Normalspur als un
zweifelhaft richtiger erscheint, daß ebenso in manchen Fällen die
Schmalspur ohne weiteres den Vorzug verdient, und daß es in
fast allen übrigen Fällen lediglich die Kosten sind, welche den Aus
schlag zu Gunsten der einen oder anderen Spurweite zu geben haben.
Die Normalspur z. B. wird ohne Zweifel zu wählen
sein: wenn die Bahn bei einigerniaßen nennenswertem Güter
verkehr nur von geringer Länge ist, weil dann die Anlagekosten
von denjenigen einer Schmalspur nur wenig differieren, während
die Normalspur den Vorteil des Übergangs der Wagen von
der Haupt- zur Nebenbahn und event, auch umgekehrt bietet;
ferner: wenn in bestimmte Aussicht zu nehmen ist, daß die
Bahn nicht Sackbahn bleibt, sondern früher oder später ver
längert und auch niit ihrem zweiten Endpunkt an die Hauptbahn
angeschlossen wird;
weiterhin auch daun, wenn die Art der zu transportierenden
Materialien — wie z. B Langholz — die Anwendung scharfer
Kurven bei verhältnismäßig schmaler Radbasis nicht rötlich er
scheinen läßt, oder Dimensionen der Wagenkasten nötig macht,
welchen nur ein normalspuriges Untergestell entsprechen kann.
Die Schmalspur dagegen wird sich beispielsweise em
pfehlen: wenn der Personenverkehr bedeutend vorwiegt, weil
für diesen die Vorteile des Wagenübergangs nicht in Betracht
kommen, da an der Anschlußstation so wie so umgestiegen wer
den muß;