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A. Auf unentgeltliche Abgabe für Zwecke der Stadt
verwaltung und für öffentliche Zwecke rund . . 24 °/o
B. Wasserabgabe an den Staat laut besonderem Ver
trag 4 „
C. Wasserabgabe gegen Bezahlung an Private und
einzelne Verwaltungen 67 „
D. Wasserverbrauch für Zwecke des Wasserwerksbetriebs
und Verluste 5 „
Die Zahl derjenigen Anwesen, welche gegen Bezahlung Nutzwasser
beziehen, hat betragen im Durchschnitt 2875, darunter 214 Konsu
menten, mit welchen nach Wassermesser-Ergebnissen abgerechnet wor
den ist. Für die übrigen Konsumenten wurde ein Tagesverbrauch
von 1,1 eiim pro Konsument annähernd ermittelt.
2) Zufuhr und Abgabe von Qnellwasser. Hier werden
fortlaufende Messungen nicht vorgenomnien; es wurde ein für alle
mal erhoben, daß in trockenen Zeiten noch die Gesamtergiebigkeit
der Quellen pro Tag 1650 ebtn oder wenn die Leitungen in Gab-
lenberg eingerechnet werden, 1780 cbm betrage. Dieses Wasser wird
in der Hauptsache zur Speisung der öffentlichen städtischen Brunnen
verwendet.
3) Die Konsumtionen vro Einwohner und Tag
betragen nun im Jahresdurchschnitt für Stuttgart mit den Vorstädten
Heslach und Berg mit zusammen 119 000 Einwohnern:
an Nutzwasser 56,5 Liter
an Trinkwasser 13,9 „
Zusammen 70,4 Liter,
für den Weiler Gablenberg mit 2400 Einwohner an Trink
wasser 54,2 Liter.
Diese Zahle» dürften für eine etwaige Berechnung der not
wendigen Leistungsfähigkeit des Werkes nicht ohne weiteres ange
wendet werden, denn an heißen Tagen hatten die Werke, wie schon
gezeigt wurde, mitunter das l'/cfache des Durchschnittsverbrauchs
zu liefern. Zur Vergleichung mag hier erwähnt werden, daß in
Berlin, wo für jedes Hans ein Wassermesser eingeschaltet ist, im
Jahre 1882 der Wasserverbrauch pro Kopf und Tag 63,7 I betragen
hat. Bei Vergleichungen unserer Zahlen mit denen anderer Städte
ist noch zu berücksichtigen, daß neben dem städtischen Werke noch
ein staatliches Wasserwerk besteht, mit einer Tagesleistung von
3000-4000 ein».
4) Notizen, betreffend die Unterhaltung der ver
schiedenen Anlagen. Hieraus mag liier erwähnt werden, daß
am Stadtröhrennetze im Berichtjahre 6 Nohrdefekte zu beseitigen
waren, welche sämtlich durch anderweitige Bauarbciten veranlaßt
worden sind. An den neuen Hauptleitungen, welche im Zusammen
hange mit dem Neckarwnsserwerke ausgeführt morden sind, ist bis
jetzt überhaupt nur ein einziger Schaden, eine kleine Undichtheit an
einer Muffenverpackung auszubessern gewesen. Nach allen Wahr
nehmungen können wir sagen, daß unser Rohrnetz sehr gut dich! ist,
welch wertvolle Eigenschaft man besonders schätzen lernt, wenn man
beispielsweise den Bericht des Banrats Lindley in Frankfurt a. M.
liest über die von ihm an dem Röhrennetze der Frankfurter Wasser
leitung angestellten Untersuchungen mit dem „Distriktswassermesser",
(zu ücrgl. „Journal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung",
1885). Auch betreffend den Betrieb der Sandsilter wurden ver
schiedene Aufzeichnnngen geführt. Die einzelnen Wasserbassins des
Neckarwafferwerkes in Berg waren je 8 mal im Lause des Bericht
jahres „abzuschlämmen". Diese Arbeit besteht darin, daß von der
Sandschttttung, durch welche das Wasser nach unten sickern muß,
oben jeweils eine 3 cm starke Schichte samt dein darüber gelagerten
Schlamm abgezogen wird. Zeitweise, je nach einigen Jahren, wird
die ganze Sandschüttung erneuert. Die abgehobenen Sandmaterialien
werden gewaschen und dann wieder verwendet. Man hat sich die
Mühe genommen einzelne Partien des abgezogenen Sandmaterials
vor und nach dem Auswaschen zu wiegen und daraus gefunden,
daß durchschnittlich pro Kubikmeter filtrierten Wassers 71a Schlamm
ausscheidung sich ergaben, oder also rund 7 Gewichtsteile Ausscheid
ung auf 100 000 Teile Wasser. Man sieht, daß die Wirkung der
Filter eine sehr belangreiche ist, wenn man zur Vergleichung be
merkt, daß nach den chemischen Analysen die Gesamtrllckstände beim
Eintrocknen des filtrierten Neckarwassers nur durchschnittlich 34 pro
100 000 betragen.
5) Die Ausdehnung der Röhrennetze und zugehö
rigen Anlagen und die dabei im Etatsjahre bewerkstelligten
Aenderungen. Hierüber liegt eine größere Zahl von Verzeichniffen
und Tabellen vor. Mit Ende des Berichtjahres hatte das gußeiserne
Stadtröhrennetz für Nutzwasser eine Gesamtlänge von rund 64,5 km,
dasjenige für Trinkwasser eine solche von 37,5 km. Die Zahl der
Hydranten betrug 1180. Die Gesamtlänge der für die Zuleitung
der Quellwasser nach der Stadt dienenden Leitungen mißt 32 km.
An öffentlichen städtischen Brunnen haben wir 39 lausende, 54 ein
fache Ventilbrunnen, 98 Doppelventilbrunnen, 24 Pumpbrunnen.
Den Bestand an letzteren bemüht man sich mehr und mehr zu
reduzieren.
6) Die Anlagekosten. Bei der Nutzwasserversorgung
wird eine Rentabilität verlangt. Um hierüber richtige Berechnungen
machen zu können, ist es notwendig für jeden Etatsabschluß evident
zu ermitteln, wie sich die Anlagekosten, welche ja mit Ausdehnung
der Nöhrennetze stets wachsen, jedes Jahr stellen und wie sich jedes
Jahr die noch zu verzinsende Schuld stellt. Die hier nötigen An
gaben sind ebenfalls in Tabellen zusammengestellt. Die auf die
Nutzwasserversorgung entfallenden Anlagekosten haben betragen mit
Ende des Berichljahrs abgerundet 3130 000 JL, wovon auf das
Seewafferwerk 578 000 JL, auf das Neckarwasserwerk 1 818 000 JL
und auf das Stadtröhrennetz 734 000 JL kommen. Die der Stadt
vom Wasserwerke zu verzinsende Schuld berechnet sich dagegen nur
auf 2 720 000 JL. Die Differenz rührt von Heimzahlungen her und
davon, daß einzelne Neubauten aus Betriebsüberschüssen bestritten
worden sind.
7) Die Selbstkosten des zur Verteilung kommen
den Nutzwassers. Der Jahresaufwand für Verwaltung, Betrieb
und Unterhaltung der Nutzwasserversorgungsanlagen betrug rund
62 000 JL oder pro Kubikmeter des gelieferten Nutzwassers 2,5 Pf.
Rechnet man 4 °/o für Verzinsung und 2 °/o für Amortisation des
Anlagekapitals, so ergibt sich entsprechend ein Jahresaufwand von
rund 167 000 Jb oder pro Kubikmeter Wasserlieferung ein Aufwand
von 6,8 Pf., sonach insgesamt Selbstkosten pro Kubikmeter Wasser
9,3 Pf. Bei Vergleichung dieser Zahl mit dem Tarife (15 Pf. pro
Kubikmeter) ist zu berücksichtigen, daß nur ein Teil des geförderten
Wassers für Wasserabgabe nach dem Tarife verwendet werden kann.
Man sieht, wie für den Preis des Wassers die Verzinsung des An
lagekapitals viel mehr ins Gewicht fällt, als der Betriebsaufwand,
wie also, im Falle die Anlagekosten für ein Wasserwerk verhältnis
mäßig hoch ausfallen, alle Ersparnisse, welche etwa beim Betriebe
eingeführt werden, für eine Ermäßigung des Wasserpreises nicht viel
beitragen können.
8) Nechnnngs-Abschluß. Aus den-Einnahmeüberschüssen,
welche aus der Nutzwasserversorgung resultieren, wurden an die
Stadtkasse abgeliefert rund 115 000 Jl\ das repräsentiert eine Ver
zinsung der Schuld mit 4,1 °/o. Bringt man dann noch das für
städtische Zwecke gelieferte Waffer mit dem Selbstkostenpreise von
9,3 Pf. pro Kubikmeter in Rechnung, so gibt es einen Wert von
56 000 JL, was einer weiteren Verzinsung der Schuld mit 2,1°/«
entspricht. Die gesamten Leistungen des Wasserwerkes für die Stadt
repräsentieren also 6,2 °/» des zu verzinsenden Anlagekapitals. Neben
bei wurde die weitere Ausdehnung des Röhrennetzes aus Betriebs
mitteln bestritten, auch der Betrieb und die Unterhaltung der Trink-
wassereiuxichtungen ohne besondere Anrechnung besorgt. Auch wird
es möglich werden, jährlich etwa 90 000 JL von der Schuld heim
zuzahlen, so daß diese in 30 Jahren etwa getilgt ist. Man sieht
also, daß die Wasserversorgungs-Einrichtung finanziell auf guten
Füßen steht, daß unsere Nachkommen durch unsere Arbeiten nicht
belastet werden und für weitere Thaten sonach freie Hand behalten.