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halten hat und zu welcheni die Mitglieder des Vereins für
Baukunde eingeladen waren.
4. Vom Verband ein Schreiben, daß an Stelle des verstorbenen
Herrn Regierungs- und Baurats Jüttner in Köln Herr
Baurat P f l au ui e daselbst als viertes Mitglied in den Ver
bandesvorstand eingetreten sen
5. Katalog der Bibliothek des böhmischen Architekten- und Jn-
genieurvereius in Prag.
6. Zeitschriften, Versammlungsberichte und Mitgliederverzeichnisse
verschiedener Nachbarvereine.
Der Vorsitzende ersucht die Kommission für die Aufstellung
der Fragen an die physikalischtechnische Reichsanstalt, womöglich bis
zur nächsten Versammlung ihre Anträge zu stellen, damit sie recht
zeitig zur Behandlung in der Verbandsvcrsammlung abgegeben
werden können, was von dem Referenten dieser Kommission, Herrn
Baurat Rheiuhard zugesagt wird.
Hierauf erhält das Wort Herr Baudirektor v. Schlierholz
als Referent der Kommission, welche dem Vereine über die Denk
schrift und Eingabe der württ. Regierungsbaumeister Bericht zu er
statten hat.
In einleitenden Worten berichtet v. Schlierholz, daß die
Kommission einstimmig zu der Ansicht gekommen sei, daß der Ver
ein mit einer einzigen Ausnahme, welche eine irrtümliche Auffassung
der Staatsdienerverhältnisse in Preußen betreffe, — rückhaltslos der
genannten Eingabe sich anschließen bezw. dieselbe befürworten könne,
um so mehr als der Verein für Baukunde schon in seinen im Jahre
1882 der K. Staatsreqierung überreichten Vorschlägen über die
Organisation des technischen Dienstes in Württemberg viele dieser
Fragen in demselben Sinne behandelt habe.
Rach Verlesung des mit großem Beifall aufgenommenen Re
ferats, welches in der Beilage IV. wiedergegeben ist, durch v. Schlier
holz, dankt der Vorsitzende dem Referenten und der Kommission
im Namen des Vereins für die gründliche Bearbeitung der Frage.
In der anschließenden Erörterung schlägt Regierungsbaumeister
Kölle vor, an der Stelle im Referate, welche davon handle, daß
die Regierungsbaumeister nicht wie andere Beamte monatlich ihren
Gehalt vorausbezahlt erhielten, hinter das Wort „Beamte" in
Klammer beizusetzen: (wie selbst die Bahnwärter und Straßen
wärter). Baurat Rheiuhard beantragt die Fassung: „wie sogar
die niederstangestellteu Beamten", was angenommen wird.
Rach einer weiteren Debatte über die Verwendung der Re
gierungsbaumeister zu Bauführerdiensten, wobei sich die Herren
Rheinhard, v. Schlierholz, Berner, Bareiß, Philippi
beteiligen, wird beschlossen: zu dem Satze, daß in Preußen die
Regieruugsbaumeister nicht als Bauführer bezeichnet werden, sondern
als Hilfsbeamte rc. beizusetzen: „in der Regel".
Das Referat wird nun mit den beiden genannten Zusätzen
einstimmig gutgeheißen und beschlossen, dasselbe als Aeußerung des
Vereins über die Eingabe der württ. Regierungsbaumeister dem
K. Staatsministerium zu unterbreiten.
Weigelin spricht im Namen der württ. Regierungsbaumeister
dem Vereine für den gefaßen Beschluß und insbesondere dem Herrn
Referenten für die wohlwollende Beurteilung der Eingabe und die
eingehende wohlbegründete Aeußerung des Vereins den aufrichtigsten
Dank aus. Er erblickt in der Bereitwilligkeit des Vereins, auf die
Bitte der Regiernngsbaumeister einzugehen und in der ausgedrückten
vollen Zustimmung zu den Wünschen derselben einen neuen Beweis
des warmen Interesses, welches die älteren, in Rang und Würden
stehenden Vereinsmitglieder den Bestrebungen der jüngeren Fachge
nossen entgegenbringen. Die anwesenden Regierungsbaumeister
schließen sich dem Ausdrucke des herzlichen Dankes durch Erheben
von den Sitzen an.
Hierauf hält Herr Oberbaurat v. Bok den angekündigten
Vortrag über ein im Jahre 1865 erbautes Thermalwasserreservoir
in Wildbad und den Bau des Katharinenstifts daselbst, welcher in
der Anlage wiedergegeben ist (s. Beilage V).
Für den mit lebhaftem Beifalle aufgenommenen Vortrag, der
durch zahlreiche Pläne unterstützt ein deutliches Bild der baulichen
Entwicklung der Badeinrichtungen Wildbads bot, dankt der Vor
sitzende und hebt hervor, daß die Leistung des Herrn Vortragenden
um so dankenswerter erscheine, als derselbe infolge unerwarteten
Wegfalls eines anderen Gegenstandes für den heutigen Abend sich
erst vor zwei Tagen auf seine Bitte zu dem Vortrage entschlossen habe.
Schluß der Versammlung IOV2 Uhr.
Der Schriftführer:
Tafel.
Zweite gesellige Vereinigung, am 17. Mai 1888.
Andwesend: 21 Mitglieder und 8 Damen.
Herr und Frau Oberbaurat v. Brockmann schildern in einer
Reihe von ansprechenden Bildern die Erlebnisse und Eindrücke ihrer
Reise nach Brasilien: die Seefahrt, die Ankunft im Hafen von
Rio de Janeiro, das Straßenleben, das Familienleben, die land
schaftliche Schönheit der Umgebung. Vortrüge des Vereinsquartetts
schließen sich an und so gestaltet sich der Abend zu einem sehr in
teressanten und genußreichen.
Sechste ordentliche Versammlung, den 2. Juni 1888.
Vorsitzender: Göller; Schriftführer: Laistner.
Anwesend: 19 Mitglieder, 2 Gäste.
Nach Eröffnung der Sitzung begrüßt der Vorsitzende zunächst
die als Gäste anwesenden Herren: Professor Nieß aus Hohenheim
und Fabrikant Kühner aus Degerloch, bringt sodann zur Kennt
nis, daß die Aufnahme der Herren Regierungsbaumeister Weiß,
Reihling und Held und Architekt Dorn in den Verein satzungs
gemäß vollzogen sei, und hebt unter den Einläufen das Protokoll
der Hauptversammlung deutscher Zementfabrikanteu, die Einladung
zur Teilnahme am Binnenschiffahrtskongreß in Frankfurt a. M.,
die Honorarnorm für Architektur- und Jngenienrarbeitcn und die
Aufnahme des Mannheimer Vereins in den Verband besonders
hervor.
Hierauf wird das Protokoll der 5. Versammlung verlesen und
genehmigt.
Bezüglich der Vertretung des Vereins bei der diesjährigen
Abgeordnetenversammlung wird der Ausschuß ermächtigt, je nach
der Wichtigkeit der Tagesordnung einen Vertreter zu entsenden oder
von einer Vertretung ganz abzusehen.
Nunmehr berichtet Baurat Rheinhard Namens der für die
Aufstellung von Fragen an die physikalisch-technische Reichsanstalt
berufenen Kommission. Zunächst entschuldigt er die verspätete Be
ratung und Berichterstattung mit anderweitiger starker Inanspruch
nahme einzelner Kommissionsmitglicder und beleuchtet sodann die
Wichtigkeit der in den Geschäftsbereich der neuen Reichsbehörde
fallenden Aufgaben für die gesamte Technik.
Im ganzen werden der Versammlung 9 Fragen unterbreitet,
die von einzelnen Mitgliedern der Kommission in der im Anhange
wiedergegebenen Weise begründet werden.
Frage 1, welche Weyrauch an Stelle Laißles, der ab
wesend ist, erläutert, bezieht sich auf die Erweiterung derWöhler-
schen Versuche. Sie wird von der Versammlung gutgeheißen.
Frage 2 betrifft Untersuchungen über die Verteilung der
Druckspannung in Mauerwerkskörpern bei excentrischer Belastung.
Dieselbe wird von v. Hänel behandelt und nach dessen Antrag
genehmigt.
Frage 3 wünscht Erhebungen über den Einfluß der Tem
peratur auf Festigkeit und Elastizität verschiedener Materialien,
insbesondere von Stahl und Eisen. Sie wird von Weyrauch
begründet und nach lebhafter Unterstützung durch Rheinhard und
Kölle angenommen.
Frage 4 schließt sich der vorhergehenden eng an, sofern sie
Untersuchungen über den Einfluß der Temperatur auf Ausdehnung,
Zusammenziehung und Kohäsion von größeren Mauerwerks- uud
Betonkörpern wünscht. Ueber diese Frage spricht sich Rheinhard
unter Bezugnahme auf verschiedene Wahrnehmungen an großen
Betonbauten, wie z. B. der neuen Quaimauer in Bremen, aus.
Auch sie wird im Sinne des Antragstellers gutgeheißen.
Auf Antrag Weyrauchs wird als
Frage 5 eingefügt diejenige nach dem Einfluß der Dauer
ruhender Belastung auf die Festigkeit der Materialien.