Full text: Monatsschrift des Württembg. Vereins für Baukunde in Stuttgart (1893-97)

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Wandflächen und die etwas willkürlich gestalteten Renaissance-Orna 
mente sind teilweise farbig behandelt; 4 Erker mit kleinen Türmchen 
verzieren den mit Kupfer gedeckten Helm. — Mit Abb. 
(Mitteil. b.!. k.Zentral-Kommission z. Erforschung d. Bandenkmale 1892, S. 104.) 
Griechisch-orientalische Kirchen in Solka und Arbora (Buko 
wina). Die im Anfang des 16. bezw. 17. Jahrhunderts entstandenen, 
kleinen kirchlichen Bauwerke mit 24 m bezw. 33,4 m Länge und 
8,7 bezw. 10 m Breite und verhältnismäßig bedeutenden Mauer- 
stärken sind einschiffige Anlagen; der Männerraum (Naos) ist mit 
der nach Osten gerichteten halbrunden Altarnische verbunden und mit 
einer auf 4 Bögen ruhenden Kuppel überwölbt; in ähnlicher Weise 
ist der für die Frauen bestimmte Vorraum, von welchem eine kleine 
Thür in den Hauptraum führt, behandelt, auch ist die Kirche in 
Solka noch mit einer Vorhalle versehen. Abgesehen von einer Kuppel 
laterne sind die Bauwerke im Aeußeren ganz schlicht, die kleinen 
Fenster außerdem stark vergittert. — Mit Abb. 
(Mitteil. b. k. k. Zentral-Kommission z. Erforschung b. Baubenkmale 1892, S. 44.) 
Bemerkungen über russische Baukunst und Technik; Abhand 
lung von Reinhold Rohde über den Entwickelungsgang der 
russischen Kunst nebst einer Beschreibung hervorragender Baudenk 
mäler, u. A. der im 16. Jahrhundert erbauten Kathedrale Mariä 
Schutz und Fürbitte, der Wassily Blashennij in Moskau. — Mit zahl 
reichen Abb. 
(Zentralblatt der Bauverwaltung 1892, S. 365, 405, 413.) 
Der neue Dom in Berlin. Nach dem vom Geh. Regierungs 
rat Prof. I. Raschdorff im Verein mit seinem Sohne Prof. O. 
Raschdorff nunmehr umgearbeiteten bezw. eingeschränkten und für 
die Ausführung bestimmten Entwürfe wird das bedeutendste Bauwerk 
der evangelischen Kirche bekanntlich auf der Baustelle des alten Domes 
errichtet und in der Gestalt eines mächtigen Zentralbaues erscheinen. 
Die in der Mittelachse angeordnete Predigtkirche bildet einen Kuppel 
raum über ungleichseitig achteckigem Grundrisse mit 4 tonnenüberdecktcn 
Kreuzarmen; 3 Kreuzarme sind niit Emporeneinbauten versehen, 
während sich an den 4. die halbrunde Chornische legt. Von den 
4 Nischen an den kleinen Achteckseiten ist eine zur Aufstellung der 
Kanzel bestimmt, die übrigen enthalten Sitzplätze nebst Emporen. 
Die Kirche enthält außer 70 Plätzen für den Königlichen Hof 
und die Fürstlichkeiten auf der Westempore 1600 Sitzplätze. Außer 
einem mächtigen Vorhallenbau an der Westseite ist an dem südlichen 
Querarm eine kleine Tauf- und Traukirche mit 161 Sitzplätzen, an 
der Nordseite aber die Gruftkirche von chorartiger Gestalt angeschlossen 
und mit einem Kapellenkranze umgeben, von welchem eine Treppe 
in die unter dem ganzen Bauwerke sich erstreckende Hohenzollern- 
Gruft hinabführt. Das Hauptgesims liegt 30 m über dem Erdboden, 
der mittlere Oberlichtring der großen Kuppel 72,5 m über dem Kirchen- 
fußboden. Die Gesanitkosten sind auf 10 Millionen Mark ver 
anschlagt. — Mit Abb. (Zentralblatt der Bauverwaltnng 1892, S. 91.) 
Die Emmaus-Kirche in Berlin, nach den Plänen des Bau 
rats Orth erbaut, ist bemerkenswert sowohl durch die eigenartige 
Grundrißlösung, als auch durch Verwendung doppelter Emporen, welche 
zur Unterbringung zahlreicher Sitzplätze nötig waren. Die Kirche 
enthält im Ganzen 2600 Sitzplätze, wovon 1310 auf die Emporen 
entfallen, und besteht aus einem achteckigen Kuppelbau mit 5 viel 
eckigen Nischen und 6 radial gestellten Ausbauten für Eniporentreppcn, 
sowie einem im Innern kurz erscheinenden Langhause; vor demselben 
steht auf kräftigen Pfeilern ein schlanker Turm mit 2 achtseitigcn 
Anbauten, welche unten als Taufkapellen und Konfirmandensäle, in 
der Höhe der 1. Empore als Archive und Beratungssäle dienen, 
während die 2. Empore mit aufsteigenden Sitzreihen über die An 
bauten und den Turm ausgedehnt ist. Die Kanzel steht in der 
Mitte des Achtcckraumes, der Altar steht in der mittleren Chornische 
und ist von den meisten Plätzen aus sichtbar. Die Kirche ist in 
allen Räumen überwölbt und mit eisernen Dächern versehen, erscheint 
aber der beschränkten, 500 000 Mark betragenden Mittel wegen nur 
als einfacher Backsteinbau in romanischer Stilfassung. Unschön sind 
im Aeußeren die stiftartigen Säulen zwischen den kräftigen Strebe 
pfeilern und dem Rundbogenfriese des Hauptgesimses, auch sind die 
Fenster der 1. Empore etwas unscheinbar ausgefallen. — Mit Abb. 
(Baugewerks-Zeitung 1892, S. 363 und 388.) 
Katholische St. Sebastianskirche in Berlin; entworfen und 
ausgeführt vom Landbauinspektor Hasak. Die mit 1100 Sitzplätzen 
ausgestattete Kirche mit einschiffiger Grundrißanlage, kurzen Quer 
armen von der Breite eines Langjoches und einem mit 5 Seiten 
des Achtecks geschlossenen Chore nebst schmalem Umgänge ist dadurch 
bemerkenswert, daß im Aeußern ausschließlich Sandstein angewandt 
ist, und zwar in Gestalt einer Verblendung aus den kleinen, zu 
Architekturteilen nicht mehr brauchbaren sog. Grundstücken. Aus dem 
selben Baustoffe ist auch der 85 m hohe Helm mit massiver acht 
eckiger Pyramide hergestellt. An jeder Seite des 16,5 m breiten und 
bis zur Traufe 18 m hohen Langhauses sind 4 Kapellen angeordnet; 
neben dem Chore befinden sich zweigeschossige Anbauten für Sakri 
steien u. s. w. Der Uebersichtlichkeit wegen und um recht viele Steh 
plätze zu gewinnen, sind die Dienste der Gurte und Rippen in 4 m 
Höhe auf Kragsteine gesetzt; der Dachstuhl besteht aus Eisen. Die 
Kosten des monumentalen, in frühgotischen Stilformen ausgeführten 
Bauwerks betrugen 525 500 Mark, für 1 cbm des umbauten Raumes 
etwa 20 Mark. — Mit Abb. 
(Zentralblalt der Bauverwaltnng 1892, S. 353.) 
Dom zu Metz. — Mit Abb. 
(Zentralblatt ber Bauverwaltung 1891, S. 497 u. 517.) 
Synagoge in Währing (Wien); Arch. Modern. Bei recht 
eckiger Grundrißaulage ist der dreischiffige, basilikale Aufbau mit 
Emporen versehen und enthält im Ganzen 504 Sitzplätze; zu beiden 
Seiten der Vorhalle liegen die Treppen zu den Emporen, über dem 
Allerheiligsteu befindet sich die Sängertribüne in einer Nische. Die 
Ausführung erfolgte in maurischen, romanisierenden Stilformeu. — 
Mit Abb. (Allgemeine Banzeitnng 1892, S. 39, Bl. 32-34.) 
Verwaltungsgebäude in Kamerun. Von der Aktiengesellschaft 
für Monierbauten, vorm. G. A. Wayß & Co. hergestelltes, zwei 
geschossiges Gebäude auf eisernen Stützen, welche auf Betonkörpern 
stehen und in Abständen von 6 m die eisernen Deckenbalken tragen, 
zwischen denen Monier-Kappen eingespannt sind. An den Schmal 
seiten des Gebäudes erscheinen diese Kapven als halbe Gewölbe von 
2,80 m Breite, entsprechend der das Haus in beiden Geschossen um 
gebenden Halle, welche in'den Tropen unentbehrlich ist. Die Wände 
siud aus doppelten, durch eine Luftschicht getrennten, 7 cm starken 
HartgipSdielcu hergestellt, das Dach ist mit Holzzemcnt eingedeckt, 
der Fußboden des Erdgeschosses ruht auf einer 1 m hohen Sohle 
von Lehm und Beton. Ein eingeschossiger Anbau enthält Gefängnis- 
räume in Monier-Bauweise mit Holzzementdach. Die Kosten be 
trugen ausschließlich der Dampferfracht und der Löhne für die Ein 
geborenen 36 000 Mark oder 9,27 Mark für 1 cbm. — Mit Grund 
riß und Schnitt. (Zentralblalt ber Bauverwaltnng 1892, S. 149.) 
Rathaus in Pieschen bei Dresden; Arch. Schilling und 
Gräbner. Im Erdgeschosse des an allen Seiten freistehenden Ge 
bäudes befinden sich das Postamt und der Ratskeller nebst einer 
Ratslaube und 2 Vereinszimmcrn; der erste Stock enthält die eigent 
lichen Geschäftsräume, während im 2. Stocke außer dem im Mittel 
bau angeordneten Gemeinderatssaale vorläufig Dienstwohnungen für 
den Bürgermeister und den Postamtsvorsteher untergebracht sind. Die 
äußere Erscheinung des aus Laubaner Verblcndziegeln und Sandstein 
in deutschen Renaissanceformen errichteten Gebäudes ist eine vor 
nehme; das dreiachsige Mittelrisalit tritt als hoher Gicbelbau nur 
wenig vor, die Ecken sind durch zierliche, achteckige Türmchen belebt, 
das hohe Dach mit den zahlreichen Erkern wird von einem durch 
brochenen Dachreiter bekrönt. Im Innern verdient die Ausstattung 
des mit einem Holzgewölbe in Kleeblattbogenform überspannten Saales 
besondere Erwähnung. Baukosten 255 Mark für 1 c^m bebauter 
Grundfläche. — Mit Abb. 
(Zentralblatt der Bauverwaltnng 1892, S. 42.) 
Preisgekrönte Wettbewerb-Entwürfe zu einem Rathause in 
Pforzheim vom Rcg.-Baumeister O. Schmalz und von den Architekten 
Vollmer und Jassoy in Berlin. — Beschreibung und Abbildungen. 
(Zentralblatt ber Bauverwaltung 1892, S. 78.) 
Rathaus der Gemeinde Währing (Wien), Architekt M. und 
C. Hinträger. Die Geschäftsräume der Bezirks-Hauptmannschaft, 
des Gemeindeamtes und der Sparkasse sind in einem viergeschossigen,
	        

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