Full text: Monatsschrift des Württembg. Vereins für Baukunde in Stuttgart (1893-97)

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zum Teil ganz eigenartigen Bauten von höchstem Interesse in jeder 
Beziehung. 
Nach längerem Aufenthalt zuni Besuch der Ausstellung da 
selbst, machte Redner einen Abstecher nach Milwaukee mit 204000 
Einwohnern am Michigan-See gelegen, mit schönen Bauten, deren 
Architektur die Mitte hält zwischen deutschem und englischem Charakter. 
Ein weiterer Abstecher führte nach St. Louis mit 450 000 Ein 
wohnern, darunter 150 000 Deutsche. Hier war es außer den vielen 
öffentlichen und Privatbauten der Mississippi und die prächtige 1900 m 
lange Bogen-Brücke, welche großes Interesse darboten. Sodann ging 
die Reise über Detroit nach den Niagara-Fällen und Buffalo, Toronto, 
Montreal in Canada mit 236 000 Einwohnern, einer 200 Jahre alten 
Stadt am mächtigen Lorenzostrom gelegen, mit einer Menge ausfallend 
schöner malerischer Architekturbilder. Eine reizende Fahrt, schräg durch 
die Neu-Englandstaaten mit ihren schönen Gebirgszügen, Flüssen und 
träumerischen Bergseen führte sodann nach Boston, einer der ältesten 
und reichsten Städte der Vereinigten Staaten, dessen schöne und 
mannigfachen Gebäude der verschiedensten Art einer eingehenden Be 
sichtigung unterzogen wurden. Von hier führte der Weg zunächst 
nach Providence an der Naraganset Bah und von da auf einem der 
prachtvollen Dampfer nach New-Aork, um mit einem von keinem 
Amerika-Reisenden zu versäumendeu, äußerst lohnenden Ausflug den 
Hudson hinauf nach Albany mit seinen prachtvollen Bauten die Reise 
in Amerika abzuschließen und endlich dessen Gestade mit der „Nor- 
mannia" zu verlassen, um wieder der Heimat sich zuzuwenden. 
Mit den Worten: „Gehen Sie hin und thun Sie desgleichen", 
schließt der Redner seinen mit köstlichem Humor durchwürzten drei 
stündigen Vortrag, dem die Zuhörer von Anfang bis zu Ende mit 
ungeteilter Aufmerksamkeit lauschten. Reicher Beifall, sowie der herzliche 
Dank des Vorsitzenden wird dem Redner für seine gediegenen Aus 
führungen gespendet. 
Schluß der Sitzung 1172 Uhr. 
Der Ingenieur-Kongreß aus 
Zu der Abteilung A dieses Kongresses (Bau-Jngenieurwesen) 
hat Deutschland in Bezug auf die Zahl der gelieferten Aufsätze allen 
andern Nationen den Rang abgelaufen und es hat die Gediegenheit 
dieser Aufsätze eine vielfach ausgesprochene Anerkennung gefunden. 
Auch in der Abteilung B (Maschinen -Jngenieurwesen) war 
Deutschland vorzüglich vertreten. 
Das Ergebnis des Kongresses wird, abgesehen von der Förderung 
der persönlichen Beziehungen unter der großen Zahl der aus allen 
Ländern zusammengekommenen Fachgcnosscn, noch in der Drucklegung 
der Verhandlungen zum Ausdruck kommen. Es wird aber diese Arbeit 
erst nach einiger Zeit zum Abschluß gelangen, da in einzelnen Ab 
teilungen beabsichtigt ist, die Diskussion der verschiedenen Aufsätze 
Iamilienabend. 
Am 9. Dezember hielt der Verein unter starker Beteiligung der 
Mitglieder mit ihren Familien und zahlreicher Gäste (zusammen 
ungefähr 130 Personen) in den Nebensälen des Stadtgartcns einen 
sehr belebten Familienabend mit genieinsamcm Abendessen ab. Ein 
geleitet wurde die Unterhaltung durch Vorträge des Vereinsgnartetts, 
welchen in reicher Abwechselung musikalische Vorträge verschiedener 
Art und die Aufführung eines trefflich gespielten Einakters „Unter 
vier Augen" von Ludwig Fulda folgten. Um die musikalischen Auf 
führungen hat sich besonders der Dirigent des Vereinsquartetts, Herr 
Schwab jr., und um die Thcatcraufführung die Hofschauspielerin 
Fräulein Brand verdient gemacht. Den Schluß des genußreichen 
Abends bildete ein lebhaft ausgeführtes Tanzvergnügen. 
Weunte ordentliche Wersammlung am 23. Dezember 1893. 
Vorsitzender Fuchs. Schriftführer: Hofacker. 
Anwesend 22 Mitglieder. 
Der Vorsitzende giebt Kenntnis von dem Hinscheiden des Vereins 
mitgliedes Kommerzienrat Stotz und widmet demselben einen herz 
lichen Nachruf; die Versammlung ehrt das Andenken des Verstorbenen 
durch Erheben von den Sitzen. 
Es wird die Aufnahme des Herrn Abt.-Jng. Stendel und 
die Anmeldung zur Aufnahme von Seite der Herren Reg.-Banmeister 
Schanzenbach und Ingenieur Otto Böcklen, sowie die Fest 
setzung der Generalversammlung auf den 3./4. Februar mitgeteilt. 
In einem interessanten Vortrag erläutert darauf Herr Baurat 
Dolmetsch die von ihm entworfenen 3 Projekte für den Umbau 
und die Vergrößerung der aus dem 13. Jahrhundert stammenden 
Katharinenkirche in Hall an der Hand der aufgehängten Pläne, sowie 
die Projekte für eine Hilfskirche in Reutlingen, welche durch die 
Restaurierung der dortigen Marienkirche, die ebenfalls Herrn Banrat 
Dolmetsch übertragen ist, notwendig geworden war. 
Mit dem Dank für den interessanten Vortrag schließt der Vor 
sitzende die Versammlung. 
Schluß der Sitzung gegen 10 Uhr. 
der Ausstellung in Chicago. 
noch durch die Aufforderung geeigneter Fachgenossen zur Einsendung 
schriftlicher Beiträge fortzuführen. 
Für die Besucher der Ausstellung hat sich das vom amerikanischen 
Ingenieur-Vereine eingerichtete „Engineering Headquarter“, an 
welchem ein Sekretär mit Gehilfen ständig anwesend war, als eine 
sehr dankenswerte Einrichtung erwiesen. Dasselbe hat sich durch seine 
reichhaltigen Lesezimmer, durch die bequeme Gelegenheit zur Korre 
spondenz-Besorgung und zu schriftlichen Arbeiten, sowie durch die 
abendlichen, an bestimmten Tagen durch einen Trunk gewürzten 
geselligen Versammlungen als ein nicht genug zu rühmender Mittel 
punkt für die in Chicago anwesenden Fachgenossen gestaltet. 
(Nach den Verbandsmittellungen, Heft 30.) 
Die deutsche Architektur aus der Ausstellung in Chicago 
Auf der Weltausstellung in Chicago hatte die deutsche Architektur- 
Abteilung ihre Stelle im Wcstflügel des Kunstgebändcs neben den 
für deutsche Malerei und Bildhauerkunst bestimmten Räumen gefunden. 
Die Abteilung umfaßte etwa 150 Entwürfe, dargestellt durch 
200 Zeichnungen und 5 Modelle, worunter das vom Bildhauer 
Berger (Berlin) im Maßstab 1 : 25 hergestellte Modell des Reichs- 
tagsgebäudes und die Modelle zu der Kaiser Wilhelm-Gedächtnis 
kirche Schwcchten's und der Gnadenkirche Spitta's. 
Der Eindruck des Ganzen war ein vortrefflicher, tvaS u. a. von 
vielen Fachgenossen des Auslandes, zumal amerikanischen, neidlos 
anerkannt wurde. 
Auf jeden Entwurf fielen durchschnittlich nur 1V 3 Blatt Zeich 
nungen, meistens prospektivische und zum Teil größten Maßstabes. 
Als Aussteller haben sich 5 Behörden (das Reichsamt des Innern, 
das kgl. preußische Ministerium der öffentlichen Arbeiten, die kgl. 
Generaldirektiou der bayerischen Staatsbahnen, die Stadtverwaltung 
zu Frankfurt a. M. und das Kuratorium der Straßburger Uni 
versität), und ferner 51 Architekten (Berlin 15, Frankfurt a. M. 5, 
München 4, Stuttgart 3, Karlsruhe 3, Hannover 2, Nürnberg 2, 
Leipzig 2, Bremen 2, und die Städte Hamburg, Düsseldorf, Köln, 
Hildcsheim, Treseburg, Aachen, Metz, Neustadt a. d. H., Mainz, 
Darmstadt, Worms, Straßburg und Colmar je 1) beteiligt. 
Der verfügbare Platz wurde nicht nur vollkommen gefüllt, sondern 
reichte sogar nicht einmal aus, so daß einzelne Gegenstände in 
Mappen zur Ansicht ausgelegt werden mußten. 
Die vom Ausschuß gegebene Zusicherung, daß die Aussteller
	        

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