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mit bett Oertlichkeiten vertraut zu machen, und einige beherzte, be
sonnene Feuerwehrleute besonders zu instruieren, damit dieselben im
Augenblick der Gefahr möglichst nahe zum Feuerherd selbst vor
dringen, und auf diese Weise dem ausgebrochenen Feuer auch wirklich
erfolgreich begegnen können.
Die Begleitschreiben an den Herrn Finanzminister und an den
Freiherrn v. Reischach haben die folgende Fassung erhalten:
1. An Seine Exzellenz,
den Herrn Staatsminister der Finanzen, Dr. von Riecke dahier
Mit 1 Beilage. (Abschrift von Vorstehendem.)
Nachdem vor kurzem eines der alten Maulbronner Kloster
gebäude durch Feuer zerstört und hierauf in den öffentlichen Blättern
die Frage erörtert worden ist, in welcher Weise das unversehrt ge
bliebene eigentliche Klostergebüude mit Zugehörden am ehesten gegen
Feuerschaden geschützt werden könnte, ist dieser Gegenstand in letzter Zeit
auch im Verein für Baukunde zur Sprache gekommen und hat der Verein
— in der Hoffnung, damit auch seinerseits beitragen zu können zur
Erhaltung eines so herrlichen Kleinods vergangener Zeit — in seiner
Versammlung am 12. März d. I. beschlossen, Euer Exzellenz, hoch-
derer Obhut das Kloster Maulbronn unterstellt ist, von der Ansicht
des Vereins, welche sich hiebei geltend machte, durch Mitteilung eines
Protokollauszugs, den Gegenstand betreffend, Kenntnis zu geben.
Wollen daher Euer Exzellenz den in Ausführung dieses Be
schlusses hier beiliegenden Protokollauszug hochgeneigtest und wohl-
i» »chm-». 3n ^E,.»»,
Der Vorstand des Vereins rc.
2. (Schreiben) an Seine Exzellenz
den Herrn Freiherrn von Reischach, Obersthofmeister I. M. der
Königin Wwe., K. Kammerherr re. re.
Mit 1 Beilage (wie oben).
Ew. Exzellenz
beehre ich mich, in Erwiderung Ihrer hochgeschätzten Zuschrift vom
18. v. Bits., betr. die Erhaltung der Klostergebäude in Maulbronn,
mitzuteilen, daß in unserer Versammlung am letzten Samstag den
12. März von dem hiezu erwählten Ausschuß Bericht erstattet und
vom Verein darüber Beschluß gefaßt worden ist.
Das Ergebnis wollen Ew. Exzellenz aus dem angeschlossenen
Protokollauszug ersehen, welchen ich mir erlaube, Ihnen im Namen
des Vereins zur gefälligen Kenntnisnahme mit dem Anfügen zu
unterbreiten, daß wir einen gleichen Auszug auch dem Herrn Staats
minister der Finanzen, Dr. von Riecke, Exzellenz, dessen Obhut das
Kloster Maulbronn unterstellt ist, in der uns angemessen scheinenden
„ehrerbietigen" und „geziemenden Form", haben zugehen lassen,
und daß es dem Vereine stets ein Anliegen sein wird, beizutragen
zur Erhaltung eines so herrlichen Denkmals vaterländischer Baukunst.
Mit vorzüglicher Hochachtung re. re.
Der Vorstand des Vereins.
Der Vorsitzende erteilt sodann das Wort an Herrn Privatdozent
Dr. Lueger zu dem Vortrag: „Ueber den hygienischen Kongreß
in London", welcher in der Beilage wiedergegeben ist. Der licht
volle Vortrag wird mit großem Interesse aufgenommen und dankte
der Vorsitzende dem Redner für seine Ausführungen namens der
Versammlung.
Nach Schluß des Vortrags fand die Besichtigung der an den
Wänden in zahlreichen hübsch ausgeführten Blättern aufgehängten
italienischen Reiseskizzen statt, welche Regierungsbaumeister Böklen
ausgestellt hatte. Leider war derselbe durch Unwohlsein am Er
scheinen in der Versammlung verhindert.
Der Vorsitzende teilt hierauf noch mit, daß die für die
Schaffung eines Künstlerhauses bestellte Kommission der verschie
denen beteiligten Vereine beschlossen habe, zunächst einen Herren-
Abend (sog. Anfreundungs-Abend) am 28. März im Stadtgarten
abzuhalten, an welchem den Mitgliedern der einzelnen Vereine Ge
legenheit gegeben werden solle, sich gegenseitig kennen zu lernen und
wobei eine Reihe von Aufführungen geboten werden, über deren
Details der Delegierte unseres Vereins, Lauser, noch einige nähere
Mitteilungen gab. Die Mitglieder des Bauvereins werden sämtlich
noch besondere Einladungskarten hiezu erhalten. Der Vorsitzende
bittet die Anwesenden, möglichst zahlreich sich an der Vereinigung
zu beteiligen.
Schluß der Versammlung 10'/- Uhr.
Krlte gesellige Bereinigung am 26. März 1892.
Stadtbaurat Zobel spricht über die Erweiterung des Stuttgarter
Neckar-Wasserwerks, welche schon bei der ersten Anlage im Jahre 1880
in Aussicht genommen war; es werden uemlich an der Wasser-Ent-
nahmestelle zu Berg neben den bestehenden 4 offenen Landfiltern
noch 3 weitere überwölbte von gleicher Größe (je 700 qm Grund
fläche) angelegt. Ein Bedürfnis lag vor, da der Wasserverbrauch in
noch größerem Verhältnis als die Einwohnerzahl gestiegen war, in
dem der größte Tagesverbrauch auf den Kopf von 81 1 im Jahre
1882—83 auf 110 1 im Jahre 1889—90 angewachsen war. Die
neuen Behälter haben einen rechteckigen Grundriß, wie die alten,
von rund 38 m auf 20 m; sie werden in der Hauptsache aus Beton
hergestellt, wozu die Baugruben selbst Sand und Kies liefern. So
wohl die aus Kreuzgewölben gebildete, mit Erde überschüttete Decke
und die sie tragenden Pfeiler, als auch die gegen Grundwasserdruck
nach unten gewölbartig hergestellte Sohle bestehen ans Stampfbeton.
Auf die Sohle wird das Filtriermaterial geschüttet, nämlich zunächst
eine 75 cm dicke Kiesschicht, aus von unten nach oben immer feiner
werdendem Material bestehend, und darüber eine 90 cm dicke Schicht
feinen Filtriersandes. Die größte Tagesleistung der Filter wird zu
3 cbm für 1 qm Grundfläche angenommen, so daß die 7 Filter
zusammen bis zu 14 700 cbm filtriertes Wasser täglich liefern
können. Für sinnreiche Pegel- und Meßvorrichtungen zur Ueber-
wachung des Betriebes ist gesorgt. Bezüglich der Güte des filtrierten
Wassers ist zu bemerken, daß dasselbe nicht nur mechanisch vollständig
gereinigt ist, sondern daß es auch durch den Filtrierprozeß nach an
gestellten Untersuchungen etwa ein Drittel des ursprünglichen Gehaltes
an gelösten organischen Stoffen verloren hat und daß die Zahl der
im Wasser befindlichen Bazillenkeime auf durchschnittlich '/-vo ver
mindert ist.
Die Baukosten der neuen Filter werden rund 220 000 JL be
tragen, wovon auf die Behälter selbst, abgesehen von den außerhalb
liegenden Rohrleitungen, 192 900 M. kommen. Auf 1 qm Filter
fläche kommen bei den neuen, überwölbten Filtern 92 Jl., wogegen
bei den alten, offenen der Preis etwa 60 Jl. gewesen ist. — Da
die Behälter bis 15 m unter dem Grundwasserspiegel zu liegen
kommen, so hat sich auch ein etwa 19 000 Jt. betragender Aufwand
für Wasserschöpfen ergeben; zu diesem Zweck wurden Lokomobilen mit
einer soliden, nach den einzelnen Pumpen führenden Transmission
angewendet. — Die Betriebskosten für das Filtrieren betragen rund
0,8 $ für 1 cbm Wasser.
Am Schluffe seines mit vielem Beifall aufgenommenen Vortrages
lud Redner den Verein zur Besichtignug des Baues ein. Dieselbe
fand mittels eines Ausfluges nach Berg und Cannstatt am 31. März
statt. Zunächst wurde dem Bau der neuen Neckarbrücke, deren Mittel
pfeiler eben jetzt pneumatisch gegründet worden, ein sehr lehrreicher
Besuch unter der liebenswürdigen Führung der Herren Baurat
Schaal und Regierungsbaumeister Reihling abgestattet und darauf
die neue Filteranlage in eingehendster Weise besichtigt.
Dritte ordentliche Wersammlnng am 9. April 1892.
Vorsitzender: v. Hänel. Schriftführer: Weigel in.
Anwesend 27 Mitglieder und 2 Gäste.
Der Vorsitzende teilt mit, daß Regierungsbaumeister Lebret,
bis vor kurzem Mitglied des Vereins, gestorben sei, und daß er durch
Nebersendung eines Kranzes nebst Begleitschreiben an dessen Mutter