Full text: Monatsschrift des Württembg. Vereins für Baukunde in Stuttgart (1893-97)

die Teilnahme des Vereins ausgesprochen habe. Die Versammlung 
erhebt sich zum ehrenden Andenken des Verstorbenen bon den Sitzen. 
Seit der letzten Versammlung sind in den Verein aufgenommen 
worden die Herren: 
Carl Schmid, Korherr, Woltz als hiesige Mitglieder, 
Hafner, Jori, Schiele, Stohrer und Weber als 
auswärtige Mitglieder. 
Durch Neuster ist zur Aufnahme vorgeschlagen: 
Abteilungsingenieur Hugo Kübler in Nagold, dessen 
Lebenslauf verlesen wird. 
Der von Lauser und Stotz ergänzte und wiederhergestellte 
Vereins Pokal wird zur allgemeinen Besichtigung ausgestellt. 
Verlesen wird ein Schreiben des Freiherrn v. Reischach, welcher 
für die Mitteilung des Protokollauszugs, „die Verbesserung der Feuer 
sicherheit der Klostergebände in Maulbronn betreffend", dankt. 
Mündlich hat derselbe sein Bedauern ausgesprochen, daß der Verein 
sich nicht für völlige Räumung der Gebäude verwendet habe, und 
mitgeteilt, daß er weitere Schritte beini Finanzminister in dieser 
Richtung zu thun beabsichtige. 
Vom Herrn Oberbürgermeister ist der Entwurf für ein neues 
Ortsbaustatut der Stadt Stuttgart eingelaufen mit der Bitte, 
sich hierüber zu äußern. 
Es wird hiefür die folgende Kommission gewählt: Mayer, Kölle, 
v. Bok, Walter, Eisenlohr, E. Stahl, L. Stahl, Hofacker und Lauser, 
sowie auf Anregung von Kölle noch die Bauräte Guide und Leibbrand, 
da diese dienstlich mit der betreffenden Angelegenheit zu thun haben 
tvcrden. Der Vorsitzende bemerkt hiezu, daß bei einer früheren Ge 
legenheit Herr Oberbaurat Brenner aus dem letztangeführten Grunde 
eine Wahl abgelehnt habe. 
Vom Verbandsvorstand ist die Mitteilung eingelaufen, daß der 
neue Entwurf der Verbands-Satzungen durch Herrn Prof. 
Baumeister fertiggestellt sei. 
Der Vorstand hält eine zweite Lesung des Entwurfs durch die 
schon früher gewählre Kommission für erforderlich und stellt folgende 
Punkte zur Beratung: 
1. Dringlichkeitsfrage. 
2. Soll Einberufung der Kommission erfolgen? 
3. Welcher Ort soll als Geschäftsstelle des Verbandsvorstands in 
Aussicht genommen werden? 
4. Soll gelegentlich ihrer Sitzung die Kommission auch die Personen 
frage für den neuen Verbandsvorstand in Erwägung ziehen? 
5. Soll die Kommission zugleich den Voranschlag für den Ver 
bandshaushalt pro 1893 feststellen? 
Auf Antrag des Ausschusses wird beschlossen die Fragen 1, 2, 
4, und 5 mit „Ja" zu beantworten, und auf die Frage 3 Berlin 
als wünschenswerte Geschäftsstelle zu bezeichnen. 
Der Vorsitzende teilt im Namen der Jngenieurabteilung des 
Polytechnikums mit, daß bei dieser die Stelle eines Assistenten 
zu besetzen sei und ersucht unter Angabe des näheren um Meldungen. 
Von Lauser ist eine reichhaltige Sammlung von Plänen, 
Entwürfen, Skizzen, Aquarellen re. ausgestellt, die von ihm erklärt 
wird, wofür ihm lebhafter Beifall gezollt wird. 
Ferner folgt von seiten des Vorsitzenden ein interessanter Vortrag 
über die Entwickelungs-Geschichte des Eisenbahnoberbanes, 
welcher ebenfalls mit Beifall und Dank aufgenommen wird und zu 
anregender Diskussion Veranlassung giebt. 
Die Steinbahnen im alten Griechenland und die mittelalterlichen 
Holzbahnen der deutschen und englischen Bergwerke kurz berührend, 
bespricht der Vortragende eingehender die Entwickelung des Stuhl- 
schienenoberbaues in England und die des Fuß- oder VignoleS- 
schienenoberbaues in Amerika und Deutschland. Er betont dabei die 
noch wenig bekannte Thatsache, daß der Württemberger Friedr. List, 
bekanntlich ein wackerer Vorkämpfer für den deutschen Eisenbahnbau 
überhaupt, auch die Einführung der amerikanischen Oberbau-Elemente 
bei uns, zunächst an der Leipzig-Dresdener Bahn im Verein mit 
Major Kuntz, dem genialen Erbauer dieser Bahn, veranlaßt hat. Es 
mehren sich übrigens die Anzeichen, daß man in Deutschland früher 
oder später zu dem englischen, zwar kostspieligeren, aber solideren 
und deswegen dem Schnell- und Masscnvcrkehr besser gewachsenen 
Oberbausystem übergehen werde. 
Ne uff er teilt auf Anfragen von Lueger und Kölle mit, daß 
gegenüber den namentlich in Belgien und Holland auftretenden Be 
strebungen, das Getvicht des Oberbaus durch Anwendung schwerer 
Schienen zu erhöhen, bei uns und in Preußen vorgezogen werde, diese 
der Sicherheit des Bahnbetriebs dienende Wirkung durch Vermehrung 
der Schwellenzahl zu erreichen, was sich namentlich auch billiger aus 
führen lasse, als ersteres. 
Bezüglich des Haarmannschen Schwellenschienenober 
baus teilt derselbe ferner mit, daß die in Württemberg im Großen 
gemachten Versuche — es sind rund 20 km ausgeführt — zu sehr 
guten Ergebnissen geführt haben, indem die Fahrt auf diesem Oberbau 
sehr sanft und die Abnützung des Oberbaus wie des rollenden 
Materials sehr gering ist, auch die Unterhaltungskosten nur etwa 
die Hälfte von denen anderer Systeme betragen. 
Bei Auswechslungen wird cs sich allerdings noch zeigen müssen, 
ob nicht der Altmaterialwert zu gering ist, um die Anwendung dieses 
Oberbaus noch als vorteilhaft zu erweisen. 
Schluß der Versammlung 11 Uhr. 
Zweite gesellige Wreinigmig am 23. April 1892. 
Obcrbaurat v. Bok teilte das Ergebnis seiner Studien und 
Erfahrungen über wetterbeständige Fassaden-Malereien mit, ivelche 
er in Veranlassung der Ausschmückung der von ihm erbauten neuen 
Kunstschule in Stuttgart gemacht hat. 
Er besprach zunächst die Wiederaufnahme der Freskomalerei (in 
München am Jsarthor und an der neuen Pinakothek), darauf die 
Keimfche Mineralfarbenmalerei (in München am Hotel Bellevue, in 
Stuttgart an den Attikafeldern der Kunstschule), sowie die verschie 
denen Mosaiktechniken und zwar die venetianische, mit Glasstiften 
hergestellte, als die schönste und teuerste, ferner die von Villeroy und 
von Boch in Mettlach mit Thonstiften ausgeführte, welche an der 
nordöstlichen Fassade der Kunstschule angewendet ist, und endlich auch 
die aus zusammengesetzten sechseckigen und bemalten Thonfliesen mit 
eingebrannten Farben hergestellte, welche von der letztgenannten 
Firma und insbesondere von deren Zweigniederlassung in Dresden 
ausgeführt werde und zwar ohne den bei früheren Lieferungen 
vorhandenen störenden Glanz. Nach der letzteren Methode, dargestellt 
durch ein im Versammlungslokal ausgestelltes Musterstück, sollen die 
vier Wandgemälde an der Nordseite der Kunstschule, je 2,7 m hoch 
und 2 m breit, hergestellt werden. 
Dem interessanten Vortrag folgte eine lebhafte Erörterung von 
Einzelfragen. 
Werte ordentliche Wrsammlung am 7. Mai 1892. 
Vorsitzender: v. Hänel. Schriftführer: Neu ff er. 
Der Vorsitzende begrüßt zuerst als Gast Herrn Zivilingenieur 
Wcigelin von Stuttgart und teilt sodann mit, daß Abteilungsingenieur 
Hugo Kübler von Nagold, in den Verein aufgenommen worden sei. 
Neue Aufnahmsgesuche liegen vor 
vom Architekt Hengerer in Stuttgart, vorgeschlagen von 
Architekt Lauser, ferner 
vom Regierungsbaumeister Burger, 
„ „ G lock er, vorgeschlagen von Re 
gierungsbaumeister Gebhardt. 
Der Ausschuß wird nach Ablauf der vorgeschriebenen 14tägigeu 
Frist über die Aufnahmegesuche beschließen. 
An Einläufen sind zu verzeichnen: 
1. Ein Schreiben des Herrn Finanzminister v. Rieckc, worin 
derselbe für die Zuschrift, betreffend die Erhaltung der Kloster 
gebäude Maulbronn, dankt und bemerkt, daß er das Schreiben 
der Domänenverwaltung überwiesen habe, welche ihrerseits schon 
mit Verbesscrungsarbeiten beauftragt sei. 
2. Der Verbandsvorstand teilt mit, daß die Firma Ernst 
& Sohn in Berlin sich bereit erklärt habe, die vom Verband 
herausgegebene Broschüre über den Anschluß der Blitzableiter
	        

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