die Teilnahme des Vereins ausgesprochen habe. Die Versammlung
erhebt sich zum ehrenden Andenken des Verstorbenen bon den Sitzen.
Seit der letzten Versammlung sind in den Verein aufgenommen
worden die Herren:
Carl Schmid, Korherr, Woltz als hiesige Mitglieder,
Hafner, Jori, Schiele, Stohrer und Weber als
auswärtige Mitglieder.
Durch Neuster ist zur Aufnahme vorgeschlagen:
Abteilungsingenieur Hugo Kübler in Nagold, dessen
Lebenslauf verlesen wird.
Der von Lauser und Stotz ergänzte und wiederhergestellte
Vereins Pokal wird zur allgemeinen Besichtigung ausgestellt.
Verlesen wird ein Schreiben des Freiherrn v. Reischach, welcher
für die Mitteilung des Protokollauszugs, „die Verbesserung der Feuer
sicherheit der Klostergebände in Maulbronn betreffend", dankt.
Mündlich hat derselbe sein Bedauern ausgesprochen, daß der Verein
sich nicht für völlige Räumung der Gebäude verwendet habe, und
mitgeteilt, daß er weitere Schritte beini Finanzminister in dieser
Richtung zu thun beabsichtige.
Vom Herrn Oberbürgermeister ist der Entwurf für ein neues
Ortsbaustatut der Stadt Stuttgart eingelaufen mit der Bitte,
sich hierüber zu äußern.
Es wird hiefür die folgende Kommission gewählt: Mayer, Kölle,
v. Bok, Walter, Eisenlohr, E. Stahl, L. Stahl, Hofacker und Lauser,
sowie auf Anregung von Kölle noch die Bauräte Guide und Leibbrand,
da diese dienstlich mit der betreffenden Angelegenheit zu thun haben
tvcrden. Der Vorsitzende bemerkt hiezu, daß bei einer früheren Ge
legenheit Herr Oberbaurat Brenner aus dem letztangeführten Grunde
eine Wahl abgelehnt habe.
Vom Verbandsvorstand ist die Mitteilung eingelaufen, daß der
neue Entwurf der Verbands-Satzungen durch Herrn Prof.
Baumeister fertiggestellt sei.
Der Vorstand hält eine zweite Lesung des Entwurfs durch die
schon früher gewählre Kommission für erforderlich und stellt folgende
Punkte zur Beratung:
1. Dringlichkeitsfrage.
2. Soll Einberufung der Kommission erfolgen?
3. Welcher Ort soll als Geschäftsstelle des Verbandsvorstands in
Aussicht genommen werden?
4. Soll gelegentlich ihrer Sitzung die Kommission auch die Personen
frage für den neuen Verbandsvorstand in Erwägung ziehen?
5. Soll die Kommission zugleich den Voranschlag für den Ver
bandshaushalt pro 1893 feststellen?
Auf Antrag des Ausschusses wird beschlossen die Fragen 1, 2,
4, und 5 mit „Ja" zu beantworten, und auf die Frage 3 Berlin
als wünschenswerte Geschäftsstelle zu bezeichnen.
Der Vorsitzende teilt im Namen der Jngenieurabteilung des
Polytechnikums mit, daß bei dieser die Stelle eines Assistenten
zu besetzen sei und ersucht unter Angabe des näheren um Meldungen.
Von Lauser ist eine reichhaltige Sammlung von Plänen,
Entwürfen, Skizzen, Aquarellen re. ausgestellt, die von ihm erklärt
wird, wofür ihm lebhafter Beifall gezollt wird.
Ferner folgt von seiten des Vorsitzenden ein interessanter Vortrag
über die Entwickelungs-Geschichte des Eisenbahnoberbanes,
welcher ebenfalls mit Beifall und Dank aufgenommen wird und zu
anregender Diskussion Veranlassung giebt.
Die Steinbahnen im alten Griechenland und die mittelalterlichen
Holzbahnen der deutschen und englischen Bergwerke kurz berührend,
bespricht der Vortragende eingehender die Entwickelung des Stuhl-
schienenoberbaues in England und die des Fuß- oder VignoleS-
schienenoberbaues in Amerika und Deutschland. Er betont dabei die
noch wenig bekannte Thatsache, daß der Württemberger Friedr. List,
bekanntlich ein wackerer Vorkämpfer für den deutschen Eisenbahnbau
überhaupt, auch die Einführung der amerikanischen Oberbau-Elemente
bei uns, zunächst an der Leipzig-Dresdener Bahn im Verein mit
Major Kuntz, dem genialen Erbauer dieser Bahn, veranlaßt hat. Es
mehren sich übrigens die Anzeichen, daß man in Deutschland früher
oder später zu dem englischen, zwar kostspieligeren, aber solideren
und deswegen dem Schnell- und Masscnvcrkehr besser gewachsenen
Oberbausystem übergehen werde.
Ne uff er teilt auf Anfragen von Lueger und Kölle mit, daß
gegenüber den namentlich in Belgien und Holland auftretenden Be
strebungen, das Getvicht des Oberbaus durch Anwendung schwerer
Schienen zu erhöhen, bei uns und in Preußen vorgezogen werde, diese
der Sicherheit des Bahnbetriebs dienende Wirkung durch Vermehrung
der Schwellenzahl zu erreichen, was sich namentlich auch billiger aus
führen lasse, als ersteres.
Bezüglich des Haarmannschen Schwellenschienenober
baus teilt derselbe ferner mit, daß die in Württemberg im Großen
gemachten Versuche — es sind rund 20 km ausgeführt — zu sehr
guten Ergebnissen geführt haben, indem die Fahrt auf diesem Oberbau
sehr sanft und die Abnützung des Oberbaus wie des rollenden
Materials sehr gering ist, auch die Unterhaltungskosten nur etwa
die Hälfte von denen anderer Systeme betragen.
Bei Auswechslungen wird cs sich allerdings noch zeigen müssen,
ob nicht der Altmaterialwert zu gering ist, um die Anwendung dieses
Oberbaus noch als vorteilhaft zu erweisen.
Schluß der Versammlung 11 Uhr.
Zweite gesellige Wreinigmig am 23. April 1892.
Obcrbaurat v. Bok teilte das Ergebnis seiner Studien und
Erfahrungen über wetterbeständige Fassaden-Malereien mit, ivelche
er in Veranlassung der Ausschmückung der von ihm erbauten neuen
Kunstschule in Stuttgart gemacht hat.
Er besprach zunächst die Wiederaufnahme der Freskomalerei (in
München am Jsarthor und an der neuen Pinakothek), darauf die
Keimfche Mineralfarbenmalerei (in München am Hotel Bellevue, in
Stuttgart an den Attikafeldern der Kunstschule), sowie die verschie
denen Mosaiktechniken und zwar die venetianische, mit Glasstiften
hergestellte, als die schönste und teuerste, ferner die von Villeroy und
von Boch in Mettlach mit Thonstiften ausgeführte, welche an der
nordöstlichen Fassade der Kunstschule angewendet ist, und endlich auch
die aus zusammengesetzten sechseckigen und bemalten Thonfliesen mit
eingebrannten Farben hergestellte, welche von der letztgenannten
Firma und insbesondere von deren Zweigniederlassung in Dresden
ausgeführt werde und zwar ohne den bei früheren Lieferungen
vorhandenen störenden Glanz. Nach der letzteren Methode, dargestellt
durch ein im Versammlungslokal ausgestelltes Musterstück, sollen die
vier Wandgemälde an der Nordseite der Kunstschule, je 2,7 m hoch
und 2 m breit, hergestellt werden.
Dem interessanten Vortrag folgte eine lebhafte Erörterung von
Einzelfragen.
Werte ordentliche Wrsammlung am 7. Mai 1892.
Vorsitzender: v. Hänel. Schriftführer: Neu ff er.
Der Vorsitzende begrüßt zuerst als Gast Herrn Zivilingenieur
Wcigelin von Stuttgart und teilt sodann mit, daß Abteilungsingenieur
Hugo Kübler von Nagold, in den Verein aufgenommen worden sei.
Neue Aufnahmsgesuche liegen vor
vom Architekt Hengerer in Stuttgart, vorgeschlagen von
Architekt Lauser, ferner
vom Regierungsbaumeister Burger,
„ „ G lock er, vorgeschlagen von Re
gierungsbaumeister Gebhardt.
Der Ausschuß wird nach Ablauf der vorgeschriebenen 14tägigeu
Frist über die Aufnahmegesuche beschließen.
An Einläufen sind zu verzeichnen:
1. Ein Schreiben des Herrn Finanzminister v. Rieckc, worin
derselbe für die Zuschrift, betreffend die Erhaltung der Kloster
gebäude Maulbronn, dankt und bemerkt, daß er das Schreiben
der Domänenverwaltung überwiesen habe, welche ihrerseits schon
mit Verbesscrungsarbeiten beauftragt sei.
2. Der Verbandsvorstand teilt mit, daß die Firma Ernst
& Sohn in Berlin sich bereit erklärt habe, die vom Verband
herausgegebene Broschüre über den Anschluß der Blitzableiter