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Rathauses Hierselbst. Nach eingehender Debatte an welcher haupt
sächlich teilnehmen: v. Tritschler, Walter, Kölle, Hengerer
und Fuchs, die sich teils für, teils wider eine nochmalige Aeußerung
des Vereins zu dieser Frage aussprechen, wird namentlich aus betn
Grunde, weil eine Aufforderung zur Aeußerung nicht erfolgt ist,
ferner die Zeit für gründliche Beratung einer Aeußerung, angesichts
des kurzen Termins (11. Juli) für die Abstiinmnng im Gemeinderat
fehlen würde, und weil endlich die übersandten Drucksachen zu einer
eingehenden Aeußerung ungenügend wären, von einer nochmaligen
Aeußerung des Vereins Abstand genommen, und mangels eines be
stimmten Antrags zur Tagesordnung übergegangen.
Kölle erstattet namens der Kommission für den Fragebogen
betreffend: „Die Niederschlagsmengen Deutschlands" einen
Bericht, welcher gutgeheißen wird.
Lueger bemerkt zu dieser Frage, daß ein wesentlicher Unterschied
ztvischen Regen-Flutkanälen und solchen für städtische Schmutzwasser
kanäle besteht, letztere erforberu ganz andere Abmessungen als erstere.
R. Schmid hält den angekündigten Vortrag über die zur An
sicht aufgehängten Pläne des im Ban begriffenen städtischen
Spitals, an welchen sich eine Besprechung der seit der stattgehabten
Konkurrenz für dieses Gebäude vorgenommenen kleinen Aenderungen
anschließt; an letzterer beteiligen sich noch Walter und E. Stahl.
Mayer und Pantle weisen einige persönliche, gegen die
städtische Hochbauverwaltung gerichtete, die genannten Aenderungen
betreffende Bemerkungen des Vortragenden als nicht vor das Forum
des Vereins gehörig zurück, worin sie vom Vorsitzenden unterstützt
werden.
Einer von Mayer ausgesprochenen Einladung auf den kommenden
Herbst zum Besuche dieser Bananlage wird der Verein dankbar
Folge leisten.
Pantle bespricht die für den 12. Juli in Aussicht genommene
Exkursion nach Oberstenfeld, zu welcher noch Einladungen in den
Blättern ergehen werden.
Weigelin nimmt Bezug auf das eben erfolgte Erscheinen der
Vereinspublikation: „Die Bausteine Deutschlands" und stellt
fest, daß der von unserem Verein hiezu gelieferte Beitrag — die in
Württemberg vorkommenden Bausteine betreffend — weder nach
seinem Umfang, noch nach seinem inneren Werte hinter denjenigen
der übrigen Vereine zurückstehe, und daß namentlich der früher er
hobene Vorwurf des Mangels an Nachweisungen der physikalischen
Eigenschaften — Härte, Druckfestigkeit, Wasseraufnahme, Gewicht, —
nach Ausweis der Einleitung zu genanntem Werke auch bei den
Zusammenstellungen der übrigen Vereine in mindestens gleichem Grade
sich bemerklich mache. Er spricht ferner sein Bedauern aus, daß
keine Korrekturbögen an die Einzelvereine gesandt worden seien, da
infolge dessen eine große Anzahl von Druckfehlern, namentlich
die Ortsbezeichnungen betreffend, stehen geblieben sind.
Walter erwähnt als vorjähriger Abgeordneter, daß man sich
im Verbandsvorstand sehr beeilt habe, die Zusammenstellung zum
Druck zu bringen, und daß deshalb eine Ausmerzung der Fehler
für die 2. Auflage habe vorbehalten werden müssen.
Lueger dankt den Veranstaltern und Leitern der Exkursion
nach Sigmaringen, nämlich den Herren v. Schlierholz, v. Hänel
und Kräutle für ihre ausgezeichneten Vorbereitungen, welche diese
Exkursion zu einer äußerst gelungenen und genußreichen gestaltet haben.
In eine Kommission für die Jubiläumsausstellung werden
gewählt: Mayer (als Einberufer), Walter, Zobel, v. Schlierholz,
v. Leibbrand, v. Bok, Bok, Eisenlohr, Lambert, R. Schmidt,
Kölle, L. Stahl und Ehmann.
Schluß der Versammlung 11 Uhr.
Der Hygiene-Kongreß m London im Zähre 1891.
Vortrag, gehalten von Prof. Lueger am 12. März 1892.
Der Kongreß hat in London am 10. August 1891 begonnen
und war am Samstag den 16. August in der Hauptsache zu Ende.
Die wissenschaftlichen Verhandlungen nahmen die Zeit vom 11. bis
einschließlich 14. August in Anspruch; der 10. war Eröffnungstag,
während vom 15. ab meistens Besichtigungen und Exkursionen aller
Art — teils zur Belehrung, teils zum Vergnügen, stattfanden. Meiner
besonderen Fachrichtung entsprechend wandte ich mein Hauptaugenmerk
dem Gegenstände „Sanitary Engineering“ zu; die Vorträge, welche
die Architekten zu hören Gelegenheit hatten, kenne ich nur aus den
sogen. „Papers“. Es sprachen:
1. Blashill: Die Baukontrole im Hochbau. Wünscht die gesetz
liche Baukontrole auch auf die hygieinischen Einrichtungen
eines Hauses ausgedehnt.
2. Boettger: Das neue hygienische Institut von Dr. Koch in
Berlin. Beschreibung von bekannten Einrichtungen.
3. Browne: Theater-Hygiene. Gesundheitliche Anforderungen
an die Einrichtungen der Bühne, der Garderoben und des
Zuschauerraumes. Das Theater soll ganz freistehen. An
gaben über Lage der Wafferklosets und Pissoirs, Ventilation,
Beleuchtung und Heizung. Es sollten allgemeine Vorschriften
gegeben und eine regelmäßige Instruktion in higienischerBezieh-
ung ebensowenig unterlassen werden, wie in feuerpolizeilicher.
4. Burrough: Zentrale Städteheizung. Dieselbe wird in vielen
amerikanischen Städten mit Erfolg gehandhabt. Dampf
heizung ist die einpfehlenswerteste. Auch wird bei Zentral
stationen der Ranch, der von Einzelöfen :c. entstehen würde,
vermieden. Die Wärme wird durch die mit schlechten Wärme
leitern umhüllten Dampfröhren ökonomisch verteilt. Die
Feuersgefahr in den Städten ist wesentlich verringert. Große
Ersparnisse und Annehmlichkeiten, da die Erwärmung eines
jeden Lokales in beliebiger Weise und sichervollzogen werden kann.
5. Cacheux: Die Hauptursache ungesunder Arbeiterwohnungen in
Paris und die Abhilfe dagegen. Der Mangel an Sonnen
licht in den Wohnungen ist am nachteiligsten; daher sollte
man nicht zu hoch bauen. Im übrigen sind die Meinungen
darüber, ob Einzelwohnhäuser (Familienhäuser) oder Massen-
wohnungen besser seien, geteilt. Jedenfalls sind die letzteren
billiger und werden in der großen Mehrzahl aller
Fälle von den Arbeitern und deren Familien
vorgezogen.
6. Cnypers: Fundation auf Moorboden und Abhaltung der
Feuchtigkeit in den Wohngebäuden. Alle Hölzer (Pfühle
und Rost ec.) sind tiefer als der Niederwasserspiegel ein
zubringen. Früher setzte man das Mauerwerk unmittelbar
auf die Pfahlköpfe auf; heute wird zunächst auf die letz
teren ein mit Dielen benagelter Rost gelegt. Die Ingenieure
umhüllen manchmal die Pfahlköpfe mit einer Betonschichte;
dieses Verfahren ist jedoch nur bei einem Untergründe zu
lässig, der weniger sumpfig ist als jener der meisten hollän
dischen Städte. Bei gewöhnlichen Häuserbauten ist es bis
her nicht verwendet worden. Die hygienischen Bedingungen
für Souterrains und Keller, welche auf Holzfundamenten
ruhen, sind: Fundation des Mauerwerks unterhalb Nieder
wasserspiegel, Legung des Fußbodens oder Pflasters über
dem Höchstwasserspiegel; wasserdichte Ummauerung und
Pffasterung, wenn der Fußboden tiefer liegt. Besondere
Kellerkonstruktionen sind üblich, wenn dieselben unabhängig
von der Umfassungsmauer als schwimmende Mauerkörper
erbaut werden. Beschreibung der Art der Ausführung solcher
Fundamente: Sohlengewölbe. Holzdecken. Wasserdichte
Mauern. Gebäude in Verbindung mit Kanälen oder Gräben.
(Schluß folgt im nächsten Heft.)
Heranegegeden vom Württemd. verein für Saukunde. Für denselben: Mberdaurat a. v. u. Srockmanu. — Druck von Alfred Müller & Co. — Verlag um 3. Weife',
Hofdnchyandlung, sämtlich in Stuttgart.