Full text: Monatsschrift des Württembg. Vereins für Baukunde in Stuttgart (1893-97)

Untersuchungen über die Festigkeit und Abnützung, sowie über den relativen Wert 
der?ur Stratzenunterhaltung verwendbaren Gesteinsarten. 
(Mitteilungen von Präsident v. Leibbrand.) 
Zur Vornahme von Proben mit den zur Straßenunterhaltung 
verwendeten oder zu verwendenden Gesteinsarten, wie solche in anderen 
Ländern mehrfach stattgefunden haben, wurde in den Etat des 
Departement des Innern für 1885/87 die Summe von 5700 Mt. 
vorgesehen und bewilligt. 
Im Ganzen wurden 12 verschiedene Gesteinsarten nur 55 Sorten 
zur Untersuchung bestimmt, nämlich von ungeschichteten Gesteinen: 
Granit (2), Aplit (1), Granitporphyr (1), Porphyr (7), Basalt (3), 
und von geschichteten Gesteinen: 
Bunlsaudstein (1), Wellenkalk (2), Muschelkalk (15), Keupersand 
stein (2), Fleinsstein (2), Liaskalk (7) und Weißer Jurakalkstein (12). 
Die von den hiebei beteiligten 14 Inspektionen den Gewinnungö- 
stellen unmittelbar entnommenen Probekörper wurden in der erforder 
lichen Anzahl (im Ganzen 387 Stück) zunächst der Granatschleiferei 
von A. Wintermantel in Waldkirch (Baden) zugestellt und daselbst zu 
sog. Probewürfeln mit quadratischer Grundfläche von 55 mm Seiten 
lange und ca. 60 mm Höhe fein geschliffen verarbeitet. 
Die Prüfung der Steine, welche sich auf die Ermittlung der Ab 
nützung in trockenem und nassem Zustande, sowie auf die Bestimmung 
der Druckfestigkeit der teils trockenen, teils nassen Steine zu erstrecken 
hatte, geschah durch die am K. Polytechnikum Stuttgart bestehende 
Material-Prüfungsanstalt und wurde von derselben überdies tioch 
die Wasseraufnahme und das spezifische Gewicht der Probekörper ohne 
besondere Anrechnung bestimmt. 
Die Prüfung auf Abnützung erfolgte durch Schleifen der Probe 
körper, welche hiebei gegen eine rotierende Scheibe von Gußeisen in 
einem Abstand des Schwerpunkts der geschliffenen Fläche von der 
Axc der Scheibe von 0,5 m mit 30 kg Belastung, unter Beigabe 
von 0,02 kg Schmirgel (Naxos Nr. 3) für je 10 Umdrehungen der 
Scheibe, angepreßt wurden und gilt die ermittelte Abnützung für 
100 Umdrehungen der Scheibe. 
Gleichzeitig mit dieser Prüfung erfolgte die Bestimmung des 
spezifischen Gewichts und der Wasseraufnahme der Probckörper. 
Die vorher auf ihre Abnützung geprüften Körper wurden sodann 
durch Hobeln mittelst Diamantstahl je mit zwei parallelen Flächen 
(Druckslächen) versehen und deren Druckfestigkeit mittelst einer hydrau 
lischen Presse, welche die Ausübung eines Druckes von 150000 kg 
gestattet, bestimmt. 
Das Ergebnis dieser Untersuchungen ist in der tabellarischen 
Uebersicht zusammengestellt. 
Der Aufwand für dieselben betrug im Ganzen 4224 Mk. 96 Pf. 
In Ergänzung dieser mehr theoretischen Versuche wurde sodann — 
zugleich eineni Beschlusse der Kammer der Abgeordneten entsprechend — 
die Vornahme von Versuchen mit 23 verschiedenen Gesteinsarten an 
83 Straßenstrecken von verschiedener Verkehrsgröße angeordnet, um 
möglichst zuverlässige Anhaltspunkt,, darüber zu gewinnen, mit welchen 
Gesteinsarten die Staatsstraßen am besten und zugleich am billigsten 
unterhalten werden können und welcher Aufwand für die stets gute 
Unterhaltung regelmäßig erforderlich ist. 
Das Ergebnis dieser, während eines Zeitraumes von 3 Jahren 
fortgesetzten, Versuche ist jedoch aus mehrfachen Ursachen nicht be 
friedigend ausgefallen und bedarf es zur Erzielung brauchbarer 
Resultate noch einer weiteren eingehenden Sichtung und Prüfung 
des hierüber vorliegenden umfangreichen Materials, welche bis jetzt 
wegen Mangel an Personal nicht zur Ausführung gebracht werden konnte. 
Auch in der Berichtsperiode 1889/91 hat die Verwendung 
harten Geschlägs zur Unterhaltung der Staatsstraßen weitere 
Ausdehnung erfahren. 
Die Länge der mit hartem Geschläg unterhaltenen Staatsstraßen 
betrug im Jahre 1889/90 248,869 km, im Jahre 1890/91 
238,549 km und kamen hiebei, einschließlich der zu Rekonstruktions- 
zwccken verbrauchten, in, ersteren Jahre 25279 cbm, im letzteren 
22 798 cbm zur Verwendung. 
Im Jahre 1889/90 wurden an Porphyr auf 109,610 km 
Straßen 12 677 cbm, an Basalt auf 84,138 km 8316 cbm und 
im Jahre 1890/91 an ersterem Material auf 108,475 km Straßen 
13853 cbm, an letzteren aus 63,462 km 5639 cbm verwendet. 
Die in letzterem Jahre gegen das Vorjahr eingetretene Abnahme 
der Länge der mit Basalt unterhaltenen Straßen und der hiezu ver 
brauchten Materialmengen hat hauptsächlich darin ihren Grund, daß 
die im Jahre 1889/90 mit Basalt rekonstruierten Straßen im Jn- 
spektionSbezirk Ulm im darauffolgenden Jahre kein weiteres Unter-
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.