Full text: Monatsschrift des Württembg. Vereins für Baukunde in Stuttgart (1893-97)

I /BiAcOi i ! I I 
! |v*.V' SÄN»«.'»».'«LSXÄ!M«Ä »■-»»Sfl'SM'V.'.rl 1 v.'» > | 
^snatssHp,'^, 
Mt«kg. MMMS stk 
in Stuttgart. 
Jahrgang 1894. 
- I | .'.v/v.'.'. .’.V;\vVnv^"fi^ ■■•••■^v’.'^t.V/v’.v/o.vmO/'.-.V/I —>7.>-e.,.-.^-,'.t . -• ■• i'-l•■"..vS^A-.'-gvCv'^v.a>^| - ». 
"T/T^Tx^ 5 i i i i i i i i i i i i i i i i i i i i i i iif! VvV^. ^ 
L - • • 
11! 11 i 11111111111111111 i 
Inhalt: Vereinsthätigkeit. — Mitteilungen über das Besörderungswesen in China, von Regierungsbaumeister H. Baur. — Berichtigung. 
Vereins-Thätigkeit. 
Am 6. Oktober siebente ordentliche Versammlung (Bericht über die Abgeordnetenversammlung und die Wanderversammlung des Ver 
bandes zu Straßburg durch die Abgeordneten des Vereins und andere Mitglieder). 
Am 20. Oktober Familienausflug nach Untertürkheim (Herbstfeier). 
Am 27. Oktober achte ordentliche Versammlung (Vortrag über das Beförderungswesen in China von Regierungsbanmeister G. Baur). 
Mitteilungen über das Besörderungswesen in China. 
Vortrag, gehalten am 27. Oktober 1894 von Regierungsbaumeister G. Baur. 
Wenn ich da und dort Bekannten von China erzählt habe, 
so habe ich fast immer gefunden, daß den Zuhörern nichts komisch, 
nichts absonderlich genug sein konnte, daß das Unwahrscheinlichste 
am leichtesten geglaubt wurde, weil man bei uns den Chinesen fast 
nur unter dem Gesichtspunkte des Lächerlichen zu betrachten gewohnt 
ist. Wenn Sie ähnliche Erwartungen von meinem heutigen Vortrag 
hegen, so werden Sie enttäuscht werden. Die Zustände in China 
hinsichtlich des Beförderungswesens sind im großen Ganzen die 
jenigen, die bei uns vor Einführung des Dampfes geherrscht haben, 
die der guten alten Zeit, immerhin mit einigen wesentlichen Eigen 
tümlichkeiten. 
Bei einem Land von der Größe Chinas ist zu erwarten, daß 
die Beförderungsarten in den verschiedenen Landesteilen auch ver 
schieden sein werden; im südlichen und mittleren China spielen z. B. 
die Wasserstraßen eine viel größere Rolle, als im nördlichen. Ich 
werde mich in der Hauptsache auf Mitteilungen über die Land- 
beförderungsmittel im nördlichen China beschränken. 
An der Beförderung der Lasten in China hat der Mensch 
als Lastträger einen viel bedeutenderen Anteil als bei uns. Die 
Bewegung von Lasten auf kurze Distanzen besorgt fast ausschließlich 
der Mensch, der „Kuli", ein Wort, das in seiner jetzigen chinesischen 
Schreibweise „bittere Kraft" bedeutet. Im ganzen Osten geschieht 
die Beladung der Schiffe mit Kohlen durchweg durch Kulis, welche 
in Körben die Kohlen eintragen. Der Taglohn eines gewöhnlichen 
Arbeiters in China ist etwa 100 Kupfermünzen, das sind etwa 
25 Pfennig, in den größeren Seestädten geht er etwa auf 37 Pfennig 
hinauf, und im Innern sinkt er auf 15 Pfennig und vielleicht noch 
niederer herab. Dabei ist nicht von einem Normalarbeitstag die 
Rede, oder von Kranken- und Unfallversicherung oder Jnvaliditäts- 
marken. Es ist klar, daß bei solchen Taglohnsätzen der Kraftarbeit 
des Menschen gegenüber der Maschinenarbeit ein viel weiteres Gebiet 
zufällt, als bei uns. Zudem werden ja die Maschinen dort durch 
die Fracht u. s. w. noch verteuert, und die Verwendung von Ma 
schinen hat namentlich in entlegenen Teilen von China den Nach 
teil, daß Defekte an Maschinen lange und sehr nachteilige Betriebs 
störungen zur Folge haben können. Es hat sich z. B. an einer in 
der äußeren Mongolei gelegenen Silbergrube gezeigt, daß gewisse 
Arbeiten durch Menschenkraft rationeller betrieben werden konnten, 
als mit den neuesten Maschinen, die sich andern Orts bewährt hatten, 
so daß nunmehr die maschinelle Einrichtung zum Teil ganz unbenutzt 
dasteht. 
Die niederen Taglöhne stehen in Uebereinstimmung mit den 
Kosten des Lebensunterhalts. Es ist einem Arbeiter möglich, monat 
lich von 3 Dollar (ca. 6 Mark beim jetzigen Kurs) zu leben und 
mit 6 D»llar (ca. 12 Mark) sich und seine Familie zu unterhalten. 
Die Kosten der Ernährung einer erwachsenen Person gehen herunter 
bis auf 2 Cents (4 Pfennig) per Tag. 
Ich führe hier nur an, daß z. B. in Tientsin das Pfund Rind 
fleisch ca. 20 Pfennig kostet; ich war im Innern an einem Platz, 
wo für das Pfund Rindfleisch nur 7 1 /* Pfennig bezahlt wurde,
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.