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XL Wanderversammlung des Verbandes deutscher Architekten- und
Ingenieur-Vereine
zu Straßburg, vom 26.—31. August 1894.
Diese Wanderversammlung war von ungefähr 400 Teilnehmern
besucht; unter ihnen befanden sich 56 Damen. Besonders hervor
zuheben ist dabei, daß auch Oesterreich und die Schweiz Fachgenossen
zur Teilnahme an den Beratungen entsendet halten.
Am Abend des 26. August (Sonntag) fand die Begrüßung der
Festgäste in den schönen, mit Gobelins, Teppichen, Pflanzen u. s. w.
glänzend geschmückten Räumen des Zivilkasinos statt. Es herrschte
dort die heiterste Begrüßungsstimmung, welche bis in späte Stunden
ungemindert fortdauerte und sich noch erhöhte, als man die heiß
gewordenen Säle zu verlassen beschloß, um den festlich erleuchteten
Garten aufzusuchen.
Am andern Morgen fanden sich alle Teilnehmer zu den Ver
handlungen in den schönen Nokokosälen des Stadthauses am Broglie-
platze ein. Der Vorsitzende, Geh. Baurat Hinckeldeyn, begrüßte
die Versammlung und sprach den Landes- und städtischen Behörden,
sowie dem Straßburger Verein den Dank des Verbandes dafür aus,
daß er durch die Einladung in die so sehr interessante Stadt Straß-
burg Gelegenheit erhalten habe, durch eigene Anschauung den Auf
schwung, welchen die Stadt unter der deutschen Verwaltung genommen
habe, kennen zu lernen.
Unlerstaatssekretär v. Sch raut und Bürgermeister Dr. Back
begrüßten oarauf die Versammlung mit Ansprachen, welche mit leb
haftem Beifall aufgenommen wurden.
Die hierauf folgenden eigentlichen Verhandlungen eröffnete
Znsp. Pinkenbürg (Berlin) mit einem kurzen Bericht über das
Ergebnis der Abgeordiietenversammlung.
Die Reihe der wissentschaftlichen Vorträge eröffnete Stadtbaurat
Oll (Slraßburg) mit einer anschaulichen Schilderung der bau
lichen Entwickelung Straßburgs.
Es folgte darauf der Vortrag des Oberregierungsrats Funke
über die Reichseisenbahncn in Elsaß-Lothringen, in welchem
ein sehr interessantes Bild der verschiedenen Phasen der betreffenden
Arbeiten dargeboten wurde.
Der Nachmittast war den verschiedenen Besichtigungen gewidmet.
Den Teilnehmern war dazu ein hübsch ausgestatteter „Führer durch
Straßburg" überreicht worden Die Besichtigung der architektoni
schen Werke fand in 3 Gruppen statt; die Ausflüge der Ingenieure
waren der Besichtigung der verschiedenen Kanäle, der Schleusen-An-
lagen und der Eisenbahnwerkstätte gewidmet. Sämtliche Teilnehmer
vereinigten sich abends zu fröhlicher Geselligkeit in der Rheinlust,
einem großen, am Rheinufer gelegenen Wirtschaftsgarten.
Die Verhandlungen des zweiten Tages begannen mit dem Vor
trage des Regierungs- und Baurats PaulBöttger (Berlin) über
„Grundsätze für den Bau von Krankenhäusern";
die sehr interessanten Ausführungen lehnten sich im wesentlichen
an die beiden bedeutendsten deutschen Krankenhäuser an, das am Urban
in Berlin und das Eppendorfer.
Es folgte eine unter sehr lebhafter Beteiligung geführte Dis
kussion über das von Prof. Barkhausen (Hannover) und Ober
ingenieur Lauter (Frankfurt) ausgearbeitete Referat, betreffend
„die praktische Ausbildung der Studierenden des
Baufaches während und nach dem Hoch schul st udiu m".
Diese Frage ist auf das nächstjährige Arbeitsprogramm des Ver
bandes gesetzt; es wurde deshalb ein bindender Beschluß nicht gefaßt.
Gegen 1 Uhr sprach der Vorsitzende den Schluß der geschäft
lichen Verhandlungen aus.
Um 5 Uhr begann das Festessen in dem schön geschmückten
Saal der Aubette, welchem verschiedene Vertreter der staatlichen und
städtischen Behörden und Körperschaften beiwohnten, und bei welchem
mehrere Toaste, zum Teil launiger Art, ausgebracht wurden. Gegen
8 Uhr brachen die Teilnehmer zur Besichtigung der sehr effektvollen
Beleuchtung des Münstertuims (teils mittels bengalischen Flammen,
umschwärmt von Raketen und Leuchtkugeln, teils mittels eines elek
trischen Scheinwerfers) auf. Den Schluß des Abends bildete das
Abendfest in der Orangerie, wo durch elektrische Lampen, offene
Flammen, Lampions u. s. w. in der mit schönen Bäumen und
üppigen Gesträuchen umgebenen Gartenanlage ein sehr effektvolles
Bild geschaffen war.
An dem folgenden Tage fuhren die Teilnehmer mit einem
Extrazuge nach Münster, und zwar in der Weise, daß eine Ab
teilung sich in Colmar zur Besichtigung dieser architektonisch sehr
interessanten Stadl aufhielt, eine zweite Abteilung von Türkheim
aus und eine drille von Metzerol aus eine Fußtour in den Vogesen
unter sachkundiger liebenswürdiger Führung ausführte, und alle
Teilnehmer sich schließlich in Münster zum gemeinsamen Mahl,
welches durch Trinksprüche, gemeinsam gesungene Lieder u. s. w.
gewürzt wurde, vereinigten.
Am 30. August war für die Teilnehmer ein Ausflug nach Rietz
vorbereitet, welcher unter starker Beteiligung ausgeführt wurde; auch
an dem Besuch der Schlachtfelder bei Metz am 31. August beteiligten
sich noch etwa 100 Personen.
Schließlich ist noch anzuführen, daß auch für die Unterhaltung
der Damen während der wissenschaftlichen Vorträge durch Ver
anstaltung von Spazierfahrten und Rundgängen durch die Stadt in
bester Weise gesorgt war.
V e r s ch i e d e n e s.
Rener Heizkörper für elektrische Heizung (D.R.P. Nr. 77 262)
der Firma Siemens und Halske in Berlin. Dieser Heizkörper wird
gebildet von auf eine Platte aufgeklebtem Metall- (z. B. Nickelin-)
Papier, dessen Metallüberzug mit Längs- und Querschnitten derart
versehen ist, daß dem elektrischen Strom ein sich über die ganze
Fläche erstreckender Weg von gleichbleibendem geringen Querschnitt
geboten wird. Eventuell kaun das Nickelin-Papier ohne Unterlage
auf die zu heizende Fläche, z. B. die Innenfläche einer hohlen Metall
walze unmittelbar aufgeklebt werden. (Vom Patentbureau Otto Wolff
in Dresden.)
Die Straßenkehrmaschine von F. W. Dessau in Amsterdam,
N. A., V. St. A., zeichnet sich gegenüber den hierzulande gebräuch
lichen Maschinen dadurch aus, daß der Kehricht von dem die Maschine
tragenden Wagen aufgenommen wird. An den Wagenkasten schließt
sich lt. Mitteilung des Patentbureaus von Otto Wolff in Dresden
hinten eine schiefe Ebene an, welche seitlich von Brettern begrenzt ist
und somit eine Rinne bildet. In der Rinne laufen endlose Ketten,
auf welchen die Bürsten befestigt sind, die den Kehricht von der
Straße aufnehmen und durch die Rinne in den Wagenkasten be
fördern. Zwischen Vorder- und Hinterrad befinden sich beiderseits
schräg gestellte Bürstenwalzen, welche den Kehricht nach innen und
den Bürsten zuleiten.
Das Gerät zum Schnellheften von Akten von Ph. C. Trautloff
in Hartmannsdorf bei Leipzig (D.R.G.M. 32213) besteht aus einer