Full text: Monatsschrift des Württembg. Vereins für Baukunde in Stuttgart (1893-97)

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am 23. Oktober 1841 eröffnete Ständeverfaminlung den König um 
die Erlaubnis, die Festfäule, die den Schloßplatz ziere, von Eisen 
als bleibendes Denkmal an das Jubelfest auch für die späteste Nach 
welt ausführen zu dürfen. Nicht ein prunkvolles Kunstwerk sollte 
aufgestellt werden, das Hunderttausende verschlinge, sondern ein ein 
faches Denkmal, das geeignet fei, das Andenken an all das bleibend 
festzuhalten, was jenen Festtag verherrlichte. Dies war die in der 
Ständeversammlung ausgesprochene Absicht; und in feierlicher Audienz 
gab der König seine Zustimmung. 
Der ständische Ausschuß, den der Landtag mit der Ausführnug 
beauftragt hatte, erließ am 13. Dezember 1841 im „Schwäbischen 
Merkur" und in der Angsbnrger „Allgemeinen Zeitung" einen von 
dem Präsidenten der II. Kammer, Kanzler v. Wächter unterzeichneten 
kurzen Ausruf, in welchem die Künstler aufgefordert wurden, Pläne 
an die Hand zu geben über die Ausführung des Denkmals in Form 
einer Säule; von den eingereichten Plänen werde man denjenigen, 
welcher die Billigung des „Komitees" (d. h. des ständischen Aus 
schusses) erhalte, angemessen honoriere, die andern ohne Honorierung an 
die zu bezeichnende Adresse zurückgeben. Ein Lieferungstermiu wurde 
nicht genannt; auch was die Säule kosten dürfe, wurde zunächst 
nicht gesagt. Erst auf ergangene Anfragen beschloß der Ausschuß 
„eine große Latitüde zu lassen" und daher 50—100 000 Gulden 
als Anhaltspunkt zu bezeichnen; endlich wurde auch ein Lageplan 
des Schloßplatzes mit primitivster Andeutung der denselben um 
schließenden Gebände angefertigt und jedem Künstler, der um den 
selben nachsuchte, mit der lithographierten Ansicht des Schloßplatzes 
unter dem Beifügen zugesandt, daß nur die Form des Denkmals 
als Sänle, ihr Aufstellungsort und ihre Bestimmung als Erinnerungs 
zeichen an die Feier des Regierungsjubiläums festzuhalten, alles 
Uebrige aber dem Künstler anheimgegeben sei. Die hölzerne Fest 
säule Knapps, die so gefallen hatte, ließ man noch ein Vierteljahr 
stehen, um lusttragenden Künstlern ihre Betrachtnng zu ermöglichen. 
Am 10. März 1842 erging abermals ein Ausruf mit dem 
Anfügen, daß die Uebergabe der Pläne spätestens bis Ansang 
April 1842 gewünscht werde. Die Künstler hatten sonach etwa 
3 Monate Lieferzeit. 
Bis Ende Mai 1842 reichten 10 Künstler nnd Kunstliebhaber 
31 Pläne ein und zwar: 
1. W. Strecker, Historienmaler in Stuttgart; dieser hatte schon 
unaufgefordert im Oktober 1841 seinen Entwurf, lithographierte 
Tafeln mit Erläuterungen, im Drnck erscheinen lassen und mich 
den Ständen 2 Exemplare davon überreicht. 
2. Hofbaumeister Knapp in Stuttgart, 3 Entwürfe. 
3. Baumeister Zeller in Cannstatt, 9 Blätter. 
4. Pfarrer Keller in Gemmrigheim, 2 Blätter. 
5. Graf Monteeueuli, K. K. Kämmerer und Major in Modena, 
Dienstkämmerer des Erbprinzen von Modena. 
6. Gustav Neureuther, Baukondukteur in Nürnberg, 3 Blätter. 
7. Baurat Burnitz in Frankfurt a. M., 3 Blätter. 
8. Derselbe 1 Blatt. 
9. Modelleur Plock in Wasseralfingen, 3 Blätter. 
10. L. Mäntler, Architekt in Stuttgart. 
11. Carl Alexander Heideloff, Professor in Nürnberg. 
Die Entwürfe von Monteeueuli u. Plock wurden diesen nach 
Erledigung der Konkurrenz auf Verlangen zurückgegeben. 
Wie heute, so beteiligten sich auch schon vor 50 Jahren Nicht 
sachmänner an öffentlichen Konkurrenzen: Pfarrer Keller schüttet 
erst einen 3sach terrassierten Erdhügel an, den er mit sackförmigen 
Weichsteinen und .Kettelt umzäunt, ehe er mit dem Aufbau des Monu 
ments beginnt; eine breite Treppe führt zu demselben; ein sarkophag 
ähnlicher Klotz bildet den Unterbau einer Säule, die in breitem 
Bande mit dem Festzug umwunden ist; das Kapitäl bilden sym 
bolische Figuren (Glaube, Gerechtigkeit, Handel u. s. w.), obenauf 
ruht eine in Rot, Blau und Gold gehaltene mützenartige Krone 
mit Kreuz, welche unter den Zacken der Krone die Inschrift: Wilhelm 
trägt. Eine wunderbare Leistung! 
Nicht weniger als 14 Entwürfe lieferte Baumeister Zeller; 
römische Säulen, gothische Pfeiler, riesige Fruchtschaleu in der 
Art der Volksfestsäule folgen sich in bunter Reihe. Alle Zeichnungen 
sind nur roh in Bleistiftmanier behandelt. An dekorafiven Zuthaten 
ist der Künstler ganz unerschöpflich. Der König muß überall auf 
die Säule; selbst bei dem Motiv der Fruchtschaale entgeht er diesem 
Geschick nicht; da wird er mitten in die mit allen Erzeugnissen der 
Landwirtschaft gefüllte, mit Sicheln, Gabeln, Sensen und dergleichen 
gespickte Schale gestellt. Auch diese Entwürfe wirken mehr erheiternd. 
Neureuther legt seinem Entwurf eine kanellierte korinthische 
Säule zu Grunde; auf mehreren Stufen erhebt sich ein quadratisches 
Piedestal, dessen Ecken 4 merkwürdig eingezwängte Figuren (Neckar, 
Donau, Jaxt und Schwarzwald) umgeben von heraldischem Barock- 
ornament flankieren; auf dem Kapitäl, das mit allerlei Allegorien ge 
schmückt ist, erhebt sich das Standbild des Fürsten im Königsornat. 
Baurat Burnitz baut beim 1. Entwurf das Denkmal auf 
einer 6seitigen Terrasse auf; die mit schlichtem gothisierenden Stab 
werk umflochtene Säule und ihr Unterbau sind von 6 auf vorspringenden 
Postamenten stehenden Figuren — die Tugenden des Monarchen dar 
stellend — umgeben; darüber erst die Wappen der Aemter, dann im 
Fries des Unterbaues der Festzug und hierauf 25 Sterne, der Re 
gierungszeit des Königs entsprechend. Die Statue des letzteren steht, 
die segnende Hand ausstreckend, auf der kuppelförmig abgedachten 
Säule. 
Der 2. Burnitz'sche Entwurf behandelt das Denkmal als einen 
recht nüchternen, spätgothischen, 8eckigen Pfeiler auf quadratischem, mit 
gewundenen Kandelabern geschmücktem Terrassenunterbau; der sog. 
deutsche Styl sollte hierbei zur Geltung kommen; der Entwurf 
sollte frei von unpassenden griechischen und römischen Mythen blei 
ben; 8 Figuren, die Tugenden des Königs andeutend, werden in 
mit Maßwerk verzierte Nischen gestellt, um den Pfeilerfnß zu beleben. 
Die Wappen der Aemter schmücken, mit Eichenlaub verbunden, die 
Seiten des Pfeilers; sie sollen das Volk Württembergs darstellen, 
das seinen König oben auf trägt. 25 Sterne schmücken den Kopf 
des Pfeilers in vergoldetem Kranze. Die Säule war hohl in Aus 
sicht genommen und eine innere Treppe vorgesehen. 
Der Entwurf von Mäntler entwickelt sich aus dem Grund 
motiv einer schlichten, dorischen Säule; das Piedestal mit Relieffiguren, 
Stärke, Konstitution, Gerechtigkeit u. s. w. darstellend, geschmückt, darüber 
im Fries die Wappen der Oberämter; die Säule nach der Art der 
Trajanssäule mit einem schraubenförmigen Band unwunden, auf dem 
der Festzug dargestellt ist. Oben auf der Säule, auf schlichtem 
Postament, steht die Statue der Geschichte. 
Der 1. Entwurf Knapp's schloß sich der provisorischen Säule 
in vielen Stücken an. Auf 8eckigem Unterbau erhob sich kräftig ab 
getreppt das 8eckige Postament der ebenso gestalteten Sänle. Im 
Innern des Unterbaues war eine Halle von 6 Fuß Breite und 
10 Fuß Höhe gedacht mit einer getreuen Darstellung des Festzuges 
im Friese; ein zweiter Kranz brachte die Bildnisse sämtlicher Stände 
mitglieder. Reliefs der Schlachten Wilhelms und ein Wappenfries 
sollten den Unterbau, 4 Statuen (Landwirtschaft, Gewerbe, Kunst 
und Krieg) abwechselnd mit 4 Inschriften und ein Fries mit den 
wohlthätigen Einrichtungen König Wilhelms in Relief sollten das 
Postament beleben. Die Säule war reich mit Palmetteu geschmückt, 
trug ein mit Füllhörnern geziertes Kapitäl, oben eine auf einer Kugel 
schwebende Viktoria. 
Beim 2. Entwurf Knapps ist der Unterbau quadratisch, die 
Säule rund gestaltet; der Schaft des Unterbaues mißt 19' im Quadrat, 
die Säule hat einen Durchmesser unten von 6,5', oben von 5,5' 
und eine Höhe vom Sockel bis zum Kapitäl von 65', die ganze 
Höhe des Denkmals bis zur Spitze des Kapitäls beträgt 98'. Die 
Verhältnisse dieses Entwurfs sind unstreitig weit glücklicher, als die 
jenigen der beiden auf 8eckiger Grundform aufgebauten Säulenan 
lagen. Reicher figürlicher Schmuck war in Aussicht genommen; den 
Unterbau sollten 4 Schlachtenreliefs und die Wappenschilde der 64 Ober 
ämter zieren; auf den das Piedestal begleitenden Postamenten waren 
4 Figuren, am Fries des letztem Reliefs mit den Hauptwerken der 
Königszeit vorgesehen. Der Säulenfuß war mit Guirlanden und 
Hirschköpfen geschmückt; aus einem Lorbeerkranz als Basis windet 
sich in Relief ausgeführt der unvergeßliche Festzug um die Säule 
hinauf; das reiche Kapitäl ist mit Akroterien und Füllhörnern ge 
ziert; auf dem Kapitäl steht der König mit Scepter und Schwert. 
Der 3. Entwurf unterscheidet sich von dem zweiten nur dadurch, 
daß der Säulenschaft glatt ist und auf da? Kapitäl eine mit den
	        

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