Full text: Monatsschrift des Württembg. Vereins für Baukunde in Stuttgart (1893-97)

WürltembergisäM 
erein für '^^Daukunde 
IN 
Stuttgart. 
Ueilagen ,u den Nevsammlungs-Uevichten 
crus dem Wereinsjcrhr 
1892. 
Der Hygiene -Kongreß m Kondon im Zähre 1891. 
Vortrag, gehalten von Prof. Lueger am 12. März 1892. 
(Schlich.) 
7. Duchoffoy: Krankenzelte undKranken-Baracken. Mitteilung von 
Erfahrungen mit Zelten und Baracken im Sommer und Winter. 
8. F e w: Vorübergehend zu errichtende Jfolier-Spitäler in länd 
lichen Bezirken. Große Spitäler sind vielfach unzulässig, 
der Vernachlässigung preisgegeben, sehr kostspielig, weil meist 
unbenutzt, und hinderlich, wo Isolierung nötig wird. Am 
bulanzen bringen den mit denselben zu passierenden Dörfern 
Gefahr. In schwereren Fällen ist auch der Transport auf 
große Entfernung gefahrvoll. Vorübergehend errichtete 
Spitäler können an den Krankheitsherd gelegt werden; 
sie lokalisieren das Unglück, sind bequem für alle, welche sie 
zu benützen wünschen oder zu benützen gezwungen sind und 
die Kranken werden von ihrem eigenen Arzte behandelt und 
befinden sich in Nähe ihrer Freunde. Es werden derartige 
transportable Anlagen beschrieben, die in 12 Stunden auf 
gestellt werden können und etwa 6 Schilling (ca. 6 Mark) 
pro Quadratmeter Bodenfläche des Jnnenraums kosten. 
Die finanziellen Vorteile gegenüber ständigen Spitälern 
werden erörtert rc. 
9. Gordon-Smith: Logierhäuser. In den allgemeinen Londoner 
Logierhäusern bleiben einige 30000 Personen über Nacht; die 
Sache ist also von Wichtigkeit. Ihre Anlage ist Parla 
mentsbeschluß: sie haben Schlafsäle, für jedes Geschlecht 
getrennt, Tagräume und Küchen mit Spülküchen oder Wasch 
haus und besondere Räume für verheiratete Paare. Manch 
mal werden neue Häuser ausschließlich zu dem Zwecke 
errichtet, manchmal benützt man alte unbewohnte Häuser, 
Magazine rc. dazu. Der Betrag von 300 Kubikfuß Luft 
raum pro Kopf im Logierhause ist geringer, als der in 
ähnlichen Unterkunftshäusern in Paris und Berlin angesetzte, 
scheint aber ausreichend. Die Trennung nach Geschlechtern 
erfolgt nur in den Schlafsälen; die Rücksichtnahme auf 
verheiratete Ehepaare, wo sie genommen wird, führt zu 
schweren Mißbräuchen. 
10. Greene: Ueber Asyle. Es wird der Unterschied zwischen Asyl, 
(Pfründnerhaus, Armenhaus) und Spital hervorgehoben und 
sodann in die baulichen Details eingegangen. 
11. Hine: Anordnung und Konstruktion von Asylen. Grundprinzip 
bei der Anlage: das Pavillonsystem oder gänzlich getrennte 
Bauten. Hauptanordnungen: Die besten Lagen sind für 
die Wärter zu reservieren und zwar sowohl was Licht und 
Luft, als auch Uebersicht und leichte Verbindung mit der 
Zentrale anbelangt; jeder Wärter soll angewiesen sein, die 
besonderen Anforderungen seiner Klasse von Patienten ent 
gegenzunehmen. Zunächst der Zentrale ist der Wärter für 
die Kranken und Schwachen; sodann jener für die Epilep 
tischen; in dritter Reihe jener für akute Krankheiten und 
des weiteren jener für die ruhigen und arbeitenden Insassen 
zu setzen. Die Zahl der Einzelräume hat sich dem Cha 
rakter der Inhaber anzupassen und sollen diese hiernach 
verteilt sein. Die Anlage der Treppenhäuser muß so er 
folgen, daß bei Feuersgefahr verschiedene Auswege möglich 
werden und daß der Besuch der Einzelabteilungen leicht ist. 
Feuersichere Konstruktion hat verschiedene Vorteile und er 
höht die Kosten in der Regel nicht bedeutend. Für die 
Administration sind Küchen, eine allgemeine Vorratskammer, 
ein Erholungsraum, Waschhäuser für die Weiber und Werk 
stätten für die Männer anzuordnen. Die Kirche kann an 
gebaut sein oder von den übrigen Räumen getrennt werden. 
Das Pfarrhaus sollte womöglich ein besonderer Bau sein. 
Besondere Wohnhäuser für Wärter und Wärterinnen, welche 
nicht im Hauptgebäude schlafen, sind nötig; ebenso ein 
Jsolierspital, ein Leichenhaus rc. Wasserversorgung, Ent 
wässerung und Beleuchtung ist vorzusehen. Heizung und 
Ventilation sollen folgenden Bedingungen entsprechen: sic 
müssen so angebracht sein; daß sich die Insassen nicht be 
schädigen können; die Temperatur muß genau reguliert 
werden können, die Kombination zwischen Heizung und
	        

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