Full text: Monatsschrift des Württembg. Vereins für Baukunde in Stuttgart (1893-97)

des badischen Oberbaudirektors Honscll ein Detailprojekt aus 
gearbeitet. 
In Straßburg wird für den Ausbau der Hafenanlagen, Be 
gründung eigener Schiffahrt u. s. w. mit jener Regsamkeit gearbeitet, 
welche nur das Vertrauen auf die Zukunft der modernen Binnen 
schiffahrtsbestrebungen zu erwecken vermag. Auch Baden ist neuer 
dings sehr thätig für die Anlage eines großen Rheinhafens oberhalb 
Mannheim. Von vielen wird Kehl als der hiefür geeignetste Platz 
bezeichnet, doch dürfte das Projekt, die Residenzstadt Karlsruhe mittelst 
eines Großschiffahrtskanals zum Rheinhafen zu machen, die meiste 
Aussicht auf Verwirklichung haben. Rach dem bereits vorliegenden 
Detailprojekt wird für diesen Stichkanal der Höhenunterschied zum 
Rhein durch moderne Schiffshebewerke überwunden. Neuesten Nach 
richten zufolge hat sich Privatkapital für die Ausführung des Werkes 
bereits gefunden und ist für eine große Hafenanlage ein Staats 
zuschuß gesichert. Die Entwicklung der Obcrrheinschiffahrt ist einer 
seits für die baperische Pfalz von großer Bedeutung, da nun auch 
die bayerischen Rheinstädte oberhalb Ludwigshafen, insbesondere Speier, 
als Rheinhafenplätze mehr als bisher in Betracht zu ziehen sind, 
andererseits für das rechtsrheinische Bayern, da dieses Gebiet durch 
das Vordringen der Großschiffahrt auf dem Oberrhein ebenso im 
Westen überholt wird, wie durch das ersichtliche Fortschreiten der 
österreichischen Donau-Oder- und Donau-Elbekanalprojekte im Osten. 
3) Das Projekt eines Donau-Elbe-Kanals. Bayern hat alle 
Ursache, die Entwicklung der österreichischen Kanalprojekte mit ge 
nauester Aufmerksamkeit zu verfolgen. Nachdem hinsichtlich des Aus 
baues der Wasserstraßen für Großschiffahrt Norddeutschland längst 
einen großen Vorsprung vor Bayern hat, nachdem die Idee der 
Schiffbarmachung des Oberrheins nun in das Stadium der Detail 
projektierung getreten ist, muß Bayern, wenn es sich nicht auf einem 
der wichtigsten Gebiete des modernen Verkehrswesens von allen Seiten 
überholt sehen will, mit Eifersucht darauf achten, daß ihm nicht auch 
sein östlicher Nachbar in der Verbindung der Donau mit den deutschen 
Strömen durch Großschiffahrtskanäle zuvorkommt. 
Einen Vorsprung hat Oesterreich bekanntlich bereits in dieser 
Hinsicht dadurch, daß für den Donau-Oderkanal ein Detailprojekt 
für 600000 fl. ausgearbeitet ist und zur Zeit von der österreichischen 
Regierung geprüft wird und daß 60 Mill. fl. von Privaten für die 
Ausführung des Werkes gezeichnet sind; dadurch ferner, daß für den 
Donau-Elbekanal, mit welchem die von der Regierung bereits generell 
projektierte Kanalisierung der Moldau und der österreichischen Elbe 
verbunden ist, schon eine Reihe von generellen technischen Projekten 
fertig gestellt und mit der Ausarbeitung eines technischen Detail 
projektes auf Grund einer verfügbaren Summe von 130 000 fl. be 
gonnen worden ist. Gleichzeitg hat sich ein statistischer Ausschuß, in 
dem auch die deutschen Handelskammern von Hamburg, Lübeck, 
Halberstadt, Dresden und Magdeburg vertreten sind, daran gemacht, 
die volkswirtschaftliche Bedeutung eines Donau-Elbekanals festzustellen. 
Einer soeben erschienenen Denkschrift dieser Kommission ent 
nehmen wir über das Donau-Elbekanalprojekt folgendes: 
Seit Jahrhunderten besteht die Idee einer Verbindung zweier 
Hauptwasserstraßen Europas, der Elbe und der Donau, um eineu 
ununterbrochenen Binnenschiffahrtsweg von der Nordsee bis znm 
Schwarzen Meere herzustellen. Er ist berufen, in gleicher Weise den 
internen Frachtenverkehr Nord- und Südböhmens mit Niedcrösterreich 
und Ungarn zu befruchten, wie dem Massengüterverkehr zwischen dem 
Norden Deutschlands und Europas einerseits, Oesterreich-Ungarn und 
den Balkanstaaten andererseits in hervorragendem Maße zu dienen; 
bedeutet ja die Schaffung dieses Kanals eine Abkürzung des bis 
herigen Handelswasserweges Hamburg-Orsowa um 3779 Um und 
des Seeweges Hamburg-Konstantinopel um 2811 Um. Im Hinblick 
darauf sagt der über diese Frage im Jahre 1891 erstattete Bericht 
des volkswirtschaftlichen Ausschusses des österreichischen Abgeordneten 
hauses, daß der Donau-Moldau-Elbekanal als Verbindungslinie 
zwischen der Nordsee und dem Schwarzen Meere bezw. Mittelmeere 
vermöge der zu erzielenden billigen Frachtsätze unter die Mitbewerber 
für die kommerzielle Beherrschung des Mittelmeeres treten wird, und 
daß die an dieser Wasserstraße liegenden Handelsemporien einen tief 
greifenden Einfluß nicht nur auf die wirtschaftlichen Interessen der 
Monarchie, sondern auf den internationalen Handel gewinnen werden. 
Ebenso sicher ist, daß ein Teil des großen Nutzens, der gegenwärtig 
den Seestädten Westeuropas durch den Güterverkehr der nordwest 
europäischen Häfen nach dem Oriente zuströmt, den Uferläudern der 
Kanalstrecke zufallen müßte. 
Dieses bedeutsame Projekt hatte bis in die letzten Jahre keine 
Aussicht auf Verwirklichung. Nunmehr ist aber, nachdem die Fort 
schritte in der Technik des Kanalbaues die Möglichkeit der Herstellung 
und Erhaltung des neuen Wasserweges außer Zweifel gestellt haben, 
das von allen maßgebenden Faktoren in Böhmen und Niederösterreich, 
den Ländern, in deren Gebieten der Kanal zu erbauen sein wird, 
geförderte Projekt der Verwirklichung so weit nahe gebracht, daß man 
sagen darf, sie hänge nur mehr von einer befriedigenden Lösung der 
finanziellen Frage ab. 
Bezüglich der Wahl des geeignetsten der modernen Mittel zur 
Ueberwindung der Höhen beim Kanalbau ist von der technischen 
Kommission der Donau-Elbekanalprojektierung noch keine Entscheidung 
getroffen. Wahrscheinlich wird man sich für Schiffshebewerke ent 
scheiden. (Schluß folgt.) 
Äeraurge-eden vom Württemb. Verein für Vaukunde. Für denselben: Oberbaurat a. D. v. Vrockmnnn. — Druck von Alfred Müller <fc Co. — Verlag von L. Weise'« 
Hofbuchhandlung. sämtlich in Stuttgart. 
Soeben erschien im Verlag von W. Kohlhammer in Stuttgart: 
itnimiß für te 
Handausgabe mit Lrläuterungen. 
Al 
Von Friedrich v. Schindler, Regierungsdirektor. 
Meis öroschierl 7 Wk. 50 Mg., gebunden 8 Wk. 50 Mg. 
Diese von dem Verfasser nach zwanzigjähriger Wirksamkeit als Mitglied der Ministerial-Abteilung für das Hochbauwesen 
bearbeitete Ausgabe darf als eine authentische Darstellung des jetzt geltenden Baupolizeirechts bezeichnet und allen Behörden 
und Technikern zur Anschaffung empfohlen werden. 
(Zu beziehen durch alle Buchhandlungen.) 
Vorrätig in I. Weiset Königt. Hofbuchhandtung, Stuttgart.
	        
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