Full text: Monatsschrift des Württembg. Vereins für Baukunde in Stuttgart (1893-97)

— 40 — 
Der Verlagsbuchhandlung wird eine Mindestabnahme von 1500 
voll zahlenden Abonnenten aus den Mitgliedern des Verbandes ge 
währleistet. Sollte diese Zahl von 1800 Exemplaren überstiegen 
werden, so vergütet die Verlagshandlung dem Verbands-Vorstande 
für jedes Exemplar zwischen 1500 und 2000 Ji 
2000 3000 .. 2.50 
„ „ .. 3000 „ 5000 3.25 
„ „ „ über 5000 „ 4.— 
Für einen Gegenseitigkeitsvertrag zwischen dem Verbände dentscher 
Architekten- und Jngenieurvercine und dem sächsischen und hannoverschen 
Vereine ist ein Entwurf aufgestellt. 
Der Referent faßt seine Ausführungen dahin zusammen, daß 
es zwar wünschenswert gewesen wäre, daß einzelne Bestimmungen 
des Verlags-Venrags, namentlich diejenigen über den Anteil des 
Verbandes am Gewinn, etwas günstiger sich hätten gestalten lassen, 
daß dieses aber, ohne das Zustandekommen des Vertrags zu gefähr 
den, nicht möglich gewesen sei. Um in dieser Angelegenheit, welche 
bekanntlich den Verband und die Einzelvereine seit Jahren beschäftige, 
endlich zu einem Ziele zu gelangen, müsse man über einzelne kleine 
Mängel wegsehen; er beantrage daher, den Vorschlägen des Verbands- 
Vorstandes en bloc zuzustimmen. 
An dieses Referat knüpft sich eine kurze Debatte, an welcher 
sich v. Schlierholz, v. Hänel und v. Leibbrand beteiligen. 
o. Schlierholz fragt an, ob nach Erscheinen der Verbands-Zeit 
schrift die Monatsschrift des Vereins noch weiter bestehen solle, da 
der Bezug der Verbands-Zeitschrift nicht obligatorisch sei, so werde 
bei dem Preise von 14 Mk. nach seiner Ansicht nur ein kleiner Teil 
unserer Vereinsmitglieder diese Zeitschrift beziehen. Er wolle des 
halb den Wunsch aussprechen, daß die Monatsschrift beibehalten 
werde, und daß diejenigen Mitglieder, welche im Verein einen Vor 
trag halten, diesen in erster Linie in unserer Monatsschrift veröffent 
lichen; es stehe ihnen dann immer noch frei, nachher den Vortrag 
auch in andern Zeitschriften zu verwerten. 
v. Leibbrand erwidert darauf, daß nach der Ansicht der Kom- I 
Mission die Monatsschrift unseres Vereins noch so lange fortbestehen 
müsse, bis der Bezug der Verbands-Zeitschrift für die Einzelvereine 
obligatorisch sei. 
v. Schlierholz erklärt sich mit dieser Auskunft befriedigt und 
unterstützt den Antrag v. Leibbrands auf Annahme en bloc des An 
trags des Verbands-Vorstandes. 
Bei der Abstimmung findet dieser Antrag einstimmige Annahme. 
Ein weiterer vom Verbände zur Beratung zugesandter Gegen 
stand betrifft die Revision der Norm für die Honorierung von Ar 
beiten der Ingenieure und Architekten, welche Revision von der Ver 
einigung Berliner Architekten beantragt worden ist. 
Mayer referiert eingehend über diesen Gegenstand, indem er aus 
führt, worin der Unterschied zwischen der bisherigen, der sogenannten 
Hamburger Norm, und der von der Berliner Vereinigung vor 
geschlagenen bestehe. Während nämlich die erstere die Honorare auf 
Grund einer bestimmten Klasseneinteilung berechne, schlägt die Ber 
liner Vereinigung einen grundsätzlich abweichenden Weg ein, indem 
sie an Stelle der Klasseneinteilung eine Abstufung der Honorarsätze 
nach dem Verhältnis des Ausbaues zu den Gesamtkosten einführt. 
Die hiesige im Vorjahre unter dem Vorsitz von Dir. Walter thätige 
Kommission ist zu dem Antrage gekommen, den Berliner Vorschlag 
abzulehnen, da die bisherige Norm sich kaum erst in die Praxis ein 
gelebt habe und es deshalb nicht ratsam erscheine, jetzt schon wieder 
eine neue grundsätzlich verschiedene Norm einzuführen; etwaige Mängel 
könnten durch einfache Verbesserungen beseitigt werden. 
Der vom Verbände zur Beratung des vorliegenden Gegenstandes 
eingesetzte Ausschuß, welchem von unserem Vereine die Herren Eisen 
lohr und Lueger angehörten, hat im April d. I. in Berlin sich zu 
einer Sitzung zusammengefunden und beschlossen, zunächst eine grund 
sätzliche Entscheidung des Verbandes darüber herbeizuführen, ob das 
bisherige Systcni der Honorarbemessung zu Gunsten der neuen Vor 
schläge verlassen oder in seinen Grundsätzen beibehalten und nur in 
seinen Einzelheiten nötigenfalls geändert und ergänzt werden soll. 
Die von unserem Verein eingesetzte Kommission hat sich vor 
einigen Tagen nochmals mit der vorliegenden Frage beschäftigt, ist 
aber, obgleich sie die Vorteile, welche mit dem Berliner Vorschlage 
verbunden sind, nicht verkennt, doch zu den. Antrage gekommen, an 
dem im Vorjahr gefaßten Beschlusse zu beharren. 
Mayer spricht für die Annahme dieses Beschlusses durch den 
Verein, empfiehlt jedoch, die für die Versammlung in Rothenburg 
gewählten Abgeordneten zu ermächtigen, ihre Stimme auch in anderer 
Richtung abzugeben, falls bei den dortigen Verhandlungen neue Ge 
sichtspunkte zur Geltung kommen sollten, welche ein Eingehen auf 
die Vorschläge der Berliner Vereinigung rechtfertigen würden. 
v. Schlierholz giebt hierauf eine ausführliche Darstellung der 
Entwicklungsgeschichte der bisherigen Honorarnorm und des Anteils 
unseres Vereins an dem Zustandekommen derselben. Schon im 
Jahre 1858 sei durch v. Egle die Aufstellung einer Norm für die 
Arbeiten der Architekten in Anregung gebracht, aus welcher die im 
Jahr 1868 vom Verbände auf der Hamburger Versammlung be 
schlossene Honorarnorm hervorgegangen sei. Die Erweiterung auf 
die Arbeiten der Ingenieure wurde von unserem Verein schon im 
Jahr 1868 ins Auge gefaßt; eine endgültige Beschlußfassung fand 
jedoch erst nach langen Beratungen und Verhandlungen in den Einzel 
vereinen auf der 16. Abgeordnetenversammlung in Hamburg 1887 
statt. In demselben Jahre wurde die Norm durch Zusammengehen 
mit dem Verein deutscher Ingenieure auch auf maschinentechnische 
Arbeiten ausgedehnt. Hinsichtlich des Antrages der Vereinigung 
Berliner Architekten müsse er zugeben, daß die bestehende Norm 
[ einzelne Mängel besitzt, welche sich infolge der gesteigerten Ansprüche 
der Bauherrn namentlich in großen Städten im Laufe der Zeit heraus- 
j gebildet haben. Er möchte aber doch nicht das völlige Aufgeben der 
bisherigen Norm und die Aufstellung einer neuen, grundsätzlich 
verschiedenen Berechnungsweise empfehlen und unterstütze deshalb den 
Antrag des Referenten Mayer. 
Mayer giebt noch einige nähere Erläuterungen über die von 
der Berliner Vereinigung vorgeschlagene Berechnungsweise und be 
merkt ausdrücklich, daß über die Revisionsbedürftigkeit der bestehen 
den Norm allseitige Uebereinstimmung herrsche. 
Eisenlohr führt aus, daß die von der Berliner Vereinigung be 
antragte Norm ursprünglich nur für Architekten beabsichtigt gewesen 
sei, daß sie aber auf Grund des bei der letzten Abgeordnetenversamm 
lung in Berlin ausgesprochenen Wunsches nunmehr auch auf Ingenieur- 
arbeiten ausgedehnt worden sei. Der frühere Einwand des Badischen 
Vereins gegen den Berliner Antrag sei damit gegenstandslos ge 
worden. 
Böklen ist der Ansicht, daß der Berliner Antrag gegenüber der 
bisherigen Norm einen wesentlichen Fortschritt bedeute. 
Bei der Abstimmung wird der Antrag des Referenten mit Majo 
rität angenommen. 
Nach Beendigung des geschäftlichen Teils der Tagesordnung 
hält Bauinspektor Pantle den angekündigten Vortrag über die neuen 
Armenbauten an der Tunzhofer Straße. Der durch eine Reihe von 
Zeichnungen und Photographiern illustrierte Vortrag wird in der 
Monatsschrift erscheinen. 
Der Vorsitzende spricht dem Redner den Dank des Vereins für 
die interessanten Mitteilungen aus und bittet im Hinblick auf die be 
ginnenden Sommerferien die Mitglieder, ihn in der kommenden 
Winterzeit recht fleißig mit Vorträgen zu unterstützen. 
Aamitienausjlug nach Keilöronn. 
Unter sehr zahlreicher Beteiligung von Mitgliedern mit ihren 
Damen fand am 29. Juni d. I. (dem Feiertag Peter und Panl) 
der Ausflug nach Heilbronn statt. 
Gegen 8 Uhr vormittags wurde von Stuttgart in besondern 
Wagen abgefahren und die Gesellschaft in Heilbronn von den dortigen 
Mitgliedern empfangen, welche in liebenswürdigster Weise die Füh 
rung für den Rundgang durch die Stadt zur Besichtigung der vielen 
hervorragenden alten und neuen Bauwerke und sonstiger interessanter 
Gegenstände ausführten. Darunter mögen besonders erwähnt wer 
den die jetzt vollendete Renovierung der Kilianskirche, das Kaiser 
Friedrich-Denkmal, das Stadtbad mit der neu angebauten Damen 
schwimmschule, die zweite Turnhalle, der neue Ratskeller, in welchem 
eine fröhlich verlaufende allgemeine Frühstückspause zum Kosten der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.