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Verein durch den Vorsitzenden und an Stelle des durch Berufs
geschäfte verhinderten v. Fuchs durch Eisenlohr vertreten war, be
richtet der Vorsitzende.
Aus den wichtigeren Gegenständen der Verhandlungen mögen
die folgenden erwähnt werden:
Stubben berichtet über die Beteiligung an dem internationalen
Architekten-Kongreß zu Brüssel, dieselbe ist sehr befriedigend aus
gefallen; der nächste Kongreß findet 1900 in Paris statt. Eben
daselbst und ebenfalls im Jahre 1900 wird auch der Kongreß des
internationalen Verbandes für Materialprüfungen abgehalten werden.
Beschlossen ist, daß ein Verzeichnis aller Verbandsmitglieder
vom Verband alljährlich aufgestellt und allen Mitgliedern kostenfrei
zugestellt werden soll.
Von dem Arbeitsplan des Verbandes sind die folgenden Gegen
stände als erledigt oder zur weiteren Behandlung nicht geeignet ab
gesetzt worden:
Beteiligung der Techniker au der Rechtsprechung,
die Standfestigkeit von Gebäuden mit weiten Oeffnungen und
eisernen Stützen,
Schutz der architektonischen Arbeiten gegen Ausbeutung durch
die Presse,
Einführung einer für ganz Deutschland giltigeu Bezeichung der
akademisch gebildeten Techniker,
Umlegung städtischer Grundstücke und Zoneneuteignung,
Neuauflage des deutschen Normalprofilbuches für Walzeiscn.
Hinsichtlich des Standes der Verbandsarbeiten, betreffend die
Normalien für Hausentwässerungs-Leitungen, sowie die Stellung der
städtischen höheren Beamten wird berichtet, daß die betreffenden Aus
schüsse die Arbeiten noch nicht zu Ende führen konnten. Dem
Ausschüsse, betreffend das deutsche Bauernhaus, ist ein Betrag bis
zu 2000 Jl. zur Verfügung gestellt; auch von der sächsischen Re
gierung und von der Provinz Schleswig-Holstein sind für die Her
stellung des Werkes je 1500 Jl. bewilligt worden, sowie weitere
Beiträge von andern Regierungen in Aussicht gestellt.
Der Entwurf der Grundzüge für das Verfahren bei öffent
lichen Wettbewerbungen ist einer eingehenden Besprechung unterzogen
worden und sollen die dabei beschlossenen Aenderungen in den Einzel
vereinen durchberaten werden.
Für den Entwurf einer neuen Norm zur Berechnung des
Honorars für Arbeiten des Architekten und Ingenieurs ist ein
neuer Ausschuß von 12 Mitgliedern gewählt.
Die Gründung eines Verbands-Organs (Zeitschrift für Archi
tektur- und Jngenieurwesen, z. Zt. herausgegeben von dem sächsischen
und dem hannoverschen Vereine und gemeinschaftlich mit diesen Vereinen
vom Verbände herausgegeben) wird beschlossen und demgemäß der
Vorstand zum Vertragsabschluß ermächtigt. (Das Nähere über dieses
Organ findet sich in Heft 8 der Monatsschrift.)
Für den Bericht und die Thätigkeit der beiden Abgeordneten
bei den Verbandsverhandlungen spricht v. Hänel im Namen des
Vereins den Dank desselben aus.
Auf Antrag des Vorsitzenden wird beschlossen, daß der Betrag
welcher sich daraus ergiebt, daß den Teilnehmern an der Besichtigung
der Umgehungsbahn von 13. Mai eigentlich infolge der Preis
ermäßigung je 35 zurückbezahlt werden sollten, an die Vereins
kasse abgeführt werden soll.
Stadtbaurat Mayer hält darauf einen Vortrag über die neueren
Turnhallen in Stnttgart, welcher durch eine große Zahl von im Saal
aufgehängten Zeichnungen illustriert wird. (Dieser Vortrag findet
sich weiter unten in diesem Heft.)
Für diese interessanten Mitteilungen spricht v. Hänel im Namen
des Vereins den Dank desselben aus.
Keröstfeier in Zlntertnrksteim.
Am 23. Oktober 1897 fand unter großer Beteiligung, auch
von seiten der Damen, eine Fahrt nach Untertürkheim statt, wo ein
gemeinsames Abendessen eingenommen wurde und der Abend mit
hnmoristischen Trinksprüchen, Gesangvortrügen und lebhafter Tanz-
uuterhaltuug in heiterster Stimmung verlief.
Zehnte ordentliche Dersammknng am 6. November 1897.
Vorsitzender: Mayer. Schriftführer: Neu ff er.
Anwesend: 10 Mitglieder.
Der Vorsitzende teilt dem Verein mit, daß mehrere Agenten von
Unfallversicherungsgesellschaften bei ihm die Versicherung der Vereins
mitglieder nach Vorgang anderer Vereine in Anregung gebracht haben.
Er halte den Gegenstand für wichtig und schlage deshalb die Wahl
eines besonderen Ausschnffes zur Weiterbehandlung vor.
Auf den Vorschlag von Laißle wird von dieser Wahl abge
sehen und der Ausschuß des Vereins beauftragt, sich mit der Frage
zu beschäftigen und darauf dem Verein Vorschläge vorzulegen.
Die Aufnahme des Studierenden der Architektur Alfred Storz
als außerordentliches Mitglied, sowie der Austritt des Baurat a. D.
Koch in Heilbronn wegen hohen Alters wird dem Verein mitgeteilt.
Eingelaufen sind:
Jahresbericht und Programm der technischen Hochschule Stutt
gart von der Direktion der Hochschule,
ein Exemplar des Taschenbuchs süddeutscher Baupreise von
der Buchhandlung von Cäsar Schmidt in Zürich.
Der Vorsitzende macht sodann auf einen interessanten Aufsatz
des Ingenieurs Ziffer über den mechanischen Betrieb der amerika
nischen Straßenbahnen aufmerksam, welcher in den Mitteilungen des
Vereins für die Förderung des Lokal- und Straßenbahn-Verkehrs
in Wien (Heft 1897) erschienen ist; ebenso weist der Vorsitzende
auf die in den letzten Nummern der deutschen Bauzeitung erschienenen
Veröffentlichungen des Präsidenten v. Schlierholz „über den Aushub
großer Einschnitte" hin.
Von der Akademie der Künste in Berlin ist eine Einladung
zu dem Wettbewerb um den großen Staatspreis auf dem Gebiete
der Architektur für das Jahr 1898 ergangen; dieser Wettbewerb ist
übrigens auf geborene Preußen beschränkt.
Von dem Ehrenmitglied des Vereins, Baudirektor v. Egle, ist
dessen neueste Publikation über die Frauenkirche in Eßlingen der
Vcreinsbibliothck als Geschenk übergeben worden; dem Geber ist vom
Vorsitzenden der wärmste Dank des Vereins zum Ausdruck gebracht.
Der Verband hat ein Exemplar der Denkschrift übersandt, be
treffend die Umlegung städtischer Grundstücke und die Zonenenteignug,
verfaßt von den Herren Baumeister (Karlsruhe), Classen (Hamburg)
und Stubben (Köln).
Nach Erledigung des geschäftlichen Teils der Tagesordnung
hält Professor Schmid einen Vortrag über die Staatsstraßen Bayerns;
der Abdruck dieses Vortrags ist bereits im vorhergehendem Heft
begonnen.
Der Vorsitzende dankt dem Redner für seine Mitteilungen,
welche namentlich durch den Vergleich zwischen den bayerischen und
Württembergischen Verhältnissen der Staatsstraßen von besonderem
Interesse seien.
Die Staatsstraße» Bayerns.
Mitteilungen, hauptsächlich gesammelt auf den Landesausstellungen in Anrnöerg 1882 und 1896,
vorgetragen von Prof. C. Schmid am 6. November 1897.
(Schluß.)
In der Oberpfalz werden 803 km Staatsstraßen fast zur
Hälfte mit hartem Material unterhalten.
Die Staatsstraßen der Oberpfalz befanden sich von jeher im
allgemeinen in einem guten Zustande. Schon Goethe, welcher beim
Antritt seiner italienischen Reise die Strecke von Waldsassen über
Regensburg nach München durchfuhr, spendete diesen Straßen seine
Anerkennung.