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an Betriebskosten bei weitem nicht. Letzteres wäre nur dann möglich,
wenn sich die in diesen Oefen entstehenden Gase praktisch verwerten
ließen entweder zur Beleuchtung oder als Nutzgas zum gewerblichen
Betriebe.
In neuester Zeit sollen in Wien diesbezügliche Versuche von
Erfolg begleitet gewesen sein, zuverlässige Nachrichten stehen aber
hierüber noch aus. Sollten sie sich bestätigen, so könnte an Stelle
des Platzes im Stöckach ein Platz neben der Gasfabrik in Gaisburg
in Frage kommen, bei welchem sich nach der Eingemeindung von
Gaisburg weniger Anstände seitens der Umgebung ergeben dürften.
Die Stadt Zürich hat uns inzwischen überholt, in derselben hat
die Wahl des Platzes auch große Kämpfe gekostet. Die Sache ist
aber dort wenigstens bei einer der Anlagen, im sog. „Hard", durch
alle Instanzen entschieden und die dortige Stadtverwaltung steht un
mittelbar vor der Ausführung.
Der Güte des dortigen Kollegen verdanke ich die Mitteilung
der bezüglichen Vorlagen und Zeichnungen, welche ich ausgehängt habe.
Die Anstalt ist für 36 Zellen projektiert, von welchen zunächst 12
zur Ausführung kommen sollen. Die Oefen sollen nach dem ver
besserten Horsfallsystem angelegt werden mit Vorkammern neben dem
Hauptfuchs und einem vor dem Kamine eingeschalteten Staubfänger.
Mit der Verbrauchs-Anlage sollen zugleich zahlreiche Stallungen,
Werkstätten und Verwaltungsgebäude erstellt werden. Der Gesamt
aufwand ist zu 1 Million Frs. berechnet.
Hoffen wir, daß Stuttgart mit seinen Anstalten bald nachfolgt.
Iie Iurigfraubahn.
Mit 1 Tafel.
Die Bahn, welche Lauterbrunn mit dem 4166 m hohen Gipfel |
der Jungfrau verbinden soll, ist aus der Fase des Projektes heraus
getreten; ihr Bau ist seit einiger Zeit begonnen, so daß die erste
Teilstrecke im Laufe des Herbstes 1898 eröffnet werden konnte.
Schon im Jahre 1889 wurden drei Projekte für den Bau
einer Eisenbahn auf den Gipfel der Jungfrau der schweizerischen
Regierung unterbreitet; dieselben erhielten aber deshalb nicht die
Genehmigung, weil sie außer Kompliziertheiten in der Betriebsweise,
in den Zwijchenstationen den Touristen nur einen sehr beschränkten
Ausblick auf die großartige Alpenwelt geboten hätten.
Da nahm 1893 Geyer-Zeller den Gegenstand wieder auf,
um welche Zeit die 80 cm spurige Eisenbahn der Wengeralp, welche
Lauterbronn mit Grindelwald verbindet, eröffnet wurde; dieselbe passiert
bei der Sration Klein-Scheidegg eine Höhe von 2069 m. Es war
nun ein naheliegender Gedanke, diese Station als Ausgangspunkt
der Jungfraubahn zu wählen, da hierdurch die Höhe von 1100 m
zwischen Lauterbrunn und dem Jungfraugipfel zu gewinnen war.
Anfänglich entstand das Projekt, mit der Bahn von Klein-
Scheidegg unter dem Massiv des Mönchs- und Guggi-Gletschers mit
einer Steigung von 40°/« direkt den Jungfraugipfel zu erreichen;
die große Steigung, sowie auch die nur nach Norden beschränkte
Fernsicht auf den Zwischenstationen ließen jedoch dieses Projekt nicht
durchdringen; Geyer-Zeller wählte daher schließlich eine, das Ge-
birgsmassiv umgehende, weit längere Trace, welche aber auf den
Zwischenstationen herrliche Blicke nach Süd nnd Nord gestattet; auch
konnte man die Steigung auf 25°/« ermäßigen. Dieses Projekt wurde
von der Regierung angenommen, nachdem von Sachverständigen die
übereinstimmende Erklärung abgegeben wurde, daß der kürzere Auf
enthalt in der Höhe von 4200 m gesunden Personen ohne voraus
gehender körperlicher Anstrengung keinen Schaden bringe.
Die Länge der Bahn von Klein-Scheidegg auf den Jungfrau
gipfel beträgt beiläufig 12 Ion und ist durch vier Zwischenstationen
in fünf Abschnitte geteilt (siehe die Situation Fig. 1); die aus dem
Längenprofile (Fig. 2) ersichtliche Höhendifferenz der beiden Endpunkte
ist 2102 m. Der erste Abschnitt geht bis zur Station Eigergletscher
und ist beiläufig 2 1cm lang; die Länge bleibt mit Ausnahme eines
kurzen Tunnels von 84 m immer oberirdisch und schmiegt sich dem
Terrain an; die Höhendifferenz von 257 m wird durch Steigungen
bis zu 20°/» erreicht; dieser Abschnitt wurde am 21. September 1898
eröffnet.
Der zweite Abschnitt, ebenfalls beiläufig 2 km lang, reicht bis
zur Station Grindelwaldblick und erklimmt die Höhendifferenz von
491 m mit Steigungen bis 25°/«; 434 m nach der Station Eiger-
Gletscher beginnt der Tunnel, der sich nun kontinuierlich bis zum
Gipfel der Jungfrau fortsetzt.
Der dritte Abschnitt, 2 1<m lang, erreicht die Station Kalifirn;
die Linie umkreist mit Hilfe eines Bogens von 550 m Radius das
Massiv des Eigers und ersteigt die Höhendifferenz von 458 rn mit ,
25°/o Steigung; von Kalifirn geht der Ausblick nach Süden in
das Rhonethal.
Der vierte Abschnitt, 3,5 km lang, überwindet die Höhen
differenz von 123 m zur Station Jungfrau-Joch mit einer kontinuier
lichen Steigung von 6,25°/o bei der die Adhäsion zur Zugförderung
genügt. Die Station Jungfrau-Joch ist doppelt angelegt, indem nach
rechts und links Galerien abzweigen, welche durch Oeffnungen in
der Felswand das Panorama nach Süden und Norden zeigen.
Der fünfte nnd letzte Abschnitt geht bis zur Station Jungfrau,
4094 m hoch, 73 m unter dem Gipfel des Berges; er ersteigt die
Höhendifferenz von 700 m in einer Rampe von 25“/o mit 3 km
Länge; der Gipfel der Jungfrau wird durch einen elektrisch be
triebenen Aufzug in einem vertikalen Schachte erreicht. Es wurde
anfangs befürchtet, daß derselbe teilweise Gletschereis treffen könnte;
doch haben die angestellten Messungen nur eine ungefährliche Tiefe
des Gletschereises von 18 bis 20 m ergeben.
Die Zwischenstationen vom Grindelwaldblick an sind in den Fels
gehauen, die Decke wird von Säulen gestützt und ist, wie auch die
Wände, mit Holz verkleidet; große schließbare Fensteröffnungen ge
währen mit Balkönen den Ausblick, je nach der Lage der Station,
nach Süden oder Norden; die Beheizung und Beleuchtung erfolgt
elektrisch; außerdem sind Räume zum Uebernachten für Touristen und
Wohnräume für Bahnbedienstete, sowie Buffets hergestellt.
Der Tunnel hat 10,5 km Länge, 3,6 m Breite, 4,25 m Höhe,
sonach 14 qm Querschnittsfläche; das Profil ist zumeist rund und
nur im oberen Teile durch einen Halbkreis ersetzt; das durchbrochene
Gestein ist in dem unteren Teile Jura; oberhalb 3600 m Höhe beginnt
Gneis, der hie und da Verkleidung braucht, was beim Jura nicht
nötig ist. Die Arbeiten haben bereits angefangen und sind vorläufig auf
1200 m Länge vollendet. Die Bohrung wird mit einem Firsttunnel
begonnen, dem dann ein Sohlentunnel folgt; nach 3 m Fortschritt
wird das ganze Profil ausgebrochen.
Im Firsttunnel arbeiten drei, im Sohlentunnel zwei Bohr
maschinen,, deren jede vier übereinander stehende Löcher von 45 mm
Durchmesser und 1 m Länge bohrt; jede der rotierenden Bohr
maschinen ist durch einen elektrischen dreifasigen Motor mit 3 HP
und einen Strom von 7 Amp. und 220 Volt angetrieben;
der Tagesfortschritt ist 4 bis 5 m. In Erprobung sind auch Bohr
maschinen mit Percussion, als Sprengmittel wird Spreng-Gelatine
verwendet; die Ventilation besorgt ein elektrischer Motor mit 9 H?.
Da die Sommerzeit kaum drei Monate dauert, so muß auch
im Winter gearbeitet werden, wo oft die Verbindung mit dem Thale
ungemein schwierig wird; es sind daher Wohnungen für die Arbeiter
angelegt, welche Unterkunft und Verpflegung, aber kein Bargeld er
halten; dasselbe wird in einer Bank zu Jnterlaken angelegt, wo es
entweder bedarfsweise von den Angehörigen oder im Frühjahr von
den Arbeitern erhoben wird. Die Mauern dieser Gebäude sind innen
mit Holz überzogen, worauf noch Filzlagen mit Lichtzwischenräumen