Full text: Monatsschrift des Württembg. Vereins für Baukunde in Stuttgart (1898-1904)

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Gratwinkeleisen verschraubt sind und außen mit 
krabbenartigen Steigeisen versehen sind. An den 
Lager- und Stoßfugen greifen die Steinplatten 
in zweckmäßiger Weise ineinander. Weiter waren 
noch einige malerisch wirkende Türme zu sehen, 
deren obere Stockwerke im sichtbaren Holzriegel 
fachwerk erdackt waren. 
^-.Gruppe X. Kirchenmobiliar. Zum Schlüsse 
wurde als zehnte Gruppe eine Anzahl Detail 
zeichnungen über Kirchenmobiliarstücke vorgeführt, 
bei welchen Neuerungen durchgeführt waren, welche 
sich seit einigen Jahren Westens bewährt haben. 
Redner erwähnte hier zunächst die ineinanderschieb- 
baren Sitzbänke für Orgelemporen. Durch diese 
sinm eiche Anordnung sei es nämlich möglich, den 
mittleren Teil der Orgelemporen für die gedrängt 
aneinander stehenden Kirchenchormitglieder frei zu 
halten. Um nun aber nach Beendigung des Chor 
gesangs sofort den Sängern die nötigen Sitzplätze 
bieten zu können, zieht man aus den seitlichen 
feststehenden Bänken die auf eisernen Schienen 
laufenden, mit Rücklehnen versehenen Schiebbänke 
heraus. Ferner hat der Vortragende Kirchenbänke 
konstruiert, bei welchen durch geschweifte Ausbildung 
des Sitzbretts und der Rücklehne eine sehr bequeme 
Sitzweise möglich ist, ohne hiedurch für die Bänke 
mehr Grundfläche, als sonst üblich, in Anspruch 
nehmen zu müssen. Dies wurde dadurch erreicht, 
daß die Breite des bisher am obersten Ende der 
Stuhllehnen befestigen Bücherbrettchens zur 
schrägeren Stellung der Rücklehnen benützt wurde. 
Das Bücherbreltchen ist alsdann etwas weiter nach 
unten versetzt. In geschickter Weise stehen Hut 
aufhänger mit darunter befindlichen Schirmauf 
legern hiemit in Verbindung. An den Sluhlenden 
ist es gelungen, Schiebsitze mit Rücklehnen in je 
einer Sitzbreite auszubilden, deren besondere Kon 
struktion einen sehr leichten Gang gewährleistet. 
Für die Emporenbrüstungen hat der Vor 
tragende das alte Vorbild der unten ausgebauchten 
Theaterbrüstnngen sich zu Nutzen gemacht, wodurch 
der Kirchenbesucher das Bücherbrett in wünschens 
werter Nähe hat, ohne unten im Ausstrecken der 
Füße behindert zu sein. Welche verschiedene 
Formengebung solche Brüstungen zulassen, beweisen 
die vorgelegt gewesenen Zeichnungen von einfachster 
bis zur reichsten Form. Dieselben Bequemlichkeiten 
bieten die Brüstungen vor den Parterrestuhlungen, 
nur ist dort das Hervortreten des unteren Teils 
gegen die Gangseiten zugleich als Unterlage für 
bequeme bewegliche Klappsitze benützt werden. 
Durch die Einführung derartiger Klapp- und Schiebsitzc sind 
die durch Ueberfüllung der Kirchen hervorgerufenen Aufstellungen 
loser Schrannen und Stühle und alle die hiemit verbundenen Stö 
rungen und Unzuträglichkeiten für immer vermieden. 
Noch haben wir einer andern Bankkonstruktion zu gedenken, 
welche dazu bestimmt ist, die feststehenden Bänke sowohl zum Vor 
wärts- als auch zum Rückwärtssitzen benützen zu können. Hiebei 
Fig 46. 
ist, wie auch anderwärts schon ausgeführt wurde, die Rücklehne be 
weglich gemacht. In der Regel wird aber bei solchen Rücklehnen ent 
weder zu viel Raum beansprucht, oder wird die Sitzbanktiefe zu 
schmal. In vorliegendem Falle ist nun die Einrichtung getroffen, 
daß z. B. bei Nückwärtsdrehung der Rücklehne gleichzeitig sich das 
Sitzbrett um ca. 8 cm nach vorwärts schiebt und umgekehrt. 
Von der Versammlung wurden diese fortschrittlichen Neuerungen 
auf dem Gebiete des Kirchenmobiliars mit freudigem Interesse begrüßt. 
Die Ieier der Jahrhundertwende an der Techn. Hochschule in Berlin 
vollzog sich am 9. Januar d. I. durch einen besonderen Festakt, dem 
durch die erste Ehrenpromotion eines Doktor-Ingenieurs, wie 
durch die Bekanntgabe einer von Sr. Majestät dem Kaiser am 
5. Dezember v. I. gehaltenen Ansprache an die Rektoren der drei 
preußischen Hochschulen eine besondere Bedeutung verliehen wurde. 
Unter Teilnahme des Kultusministers Dr. Studt und seines Vor 
gängers D. Dr. Bosse, des Ministerialdirektors Althof, Oberbaudirektors 
Kummer, Geh. Ober-Regierungsrats Naumann, Prof. Dr. Waldeper, 
Stadtbaurats Krause und anderer Ehrengäste begann bald nach 6 Uhr 
in dem glänzend erleuchteten Lichthof des Hauptgebäudes die durch 
Gesang eingeleitete Feier mit der Festrede des Rektors Geheimen 
Rats Prof. Ri edler,
	        

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