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Ein großer Uebelstand ist das vollständig unzureichende Bibliothek
zimmer. Die Neueinverleibungen können größtenteils in den Kästen
nicht mehr untergebracht werden, trotzdem ein neuer Kasten angeschafft
wurde. Ein weiterer Kasten läßt sich nicht mehr aufstellen.
Die Beschaffung eines andern Lokals wird in Bälde notwendig
werden.
Kölle wünscht, daß bei Schenkungen auch die Namen der
Schenker genannt werden.
Schließlich berichtet Stadtbaurat Mayer als Verwalter des
Hilfsfonds für Unterstützung von im Kriege verwundeten oder er
krankten Architekten und Ingenieuren, daß der Anwachs durch Zinsen
im letzten Jahr JL 122.98 betragen habe.
Neu angelegt wurden ^ 404.55 in 20 £ 5°/ 0 1899 er cons.
äußer. Mexic. Anleihe zum Kurs v. 98*/r.
Der Fonds besteht nun aus:
200 JL 3V/o Württ. Staatsobl. von 1894,
40 £ 5°/o 99 er Mexic. Staatsanleihe,
200 JL Franks. Eisenbahnrentenbank-Oblig.,
500 Jl 4°/o Northern Pacific Prior Lien Bond
und hat einschließlich eines Bankguthabens von Jl 19 05 ^ einen
Wert von ca. JL. 3240.—.
Die Rechnung wurde geprüft durch die Herren Architekt Schmid
und Hofbauinspektor Link und in Ordnung gefunden.
Den letzten Gegenstand der Tagesordnung bildete die Neuwahl
des Vorstandes für die Vereinsjahre 1900/1902.
Zum Vorsitzenden wird mit 23 Stimmen von Euting
gewählt, welcher die Wahl annimmt.
Der seitherige Vorsitzende dankt dem Gewählten dafür, daß er
sich bereit erklärt hat, den Vorsitz zu übernehmen, und beglückwünscht
den Verein zu der sehr glücklichen Wahl.
von Euting bittet die Versammlung, Kölle den Dank des
Vereins für seine Thätigkeit, sowie den Wünschen für sein ferneres
Wohlergehen und dem Bedauern über seinen Weggang von Stuttgart
durch Erheben von den Sitzen Ausdruck zu verleihen. Dies geschieht;
Kölle spricht seinen Dank hiefür aus.
Als weitere Vorstandsmitglieder werden gewählt:
Gug enhan
mit
21
Stimmen
Laistner
»f
20
Walter
rr
20
n
Hofacker
u
20
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Feil
ft
20
„
Zügel
tt
19
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Schury
,/
17
„
Mayer
rt
13
„
Gebhardt erhält 12, Jassoy 5 Stimmen.
Schluß der Sitzung um 12 Uhr.
Die Wmer Äadterweiterung.
Aus dem Bortrag des Bauinspektors Braun in Ulm, gehalten in der 10. ordentlichen Versammlung.
Aus dem Vortrag des Vorstandes des städtischen Tiefbauamtes
Ulm, Bauinspektor Braun, über die Ulmer Stadterweiterung, holen
wir auszugsweise folgendes nach:
Der Redner erinnerte zunächst an den bedeutenden Schritt, den
die Gemeindevertreter für die Erweiterung der Stadt Ulm unter
nahmen, indem sie die Niederlegung der inneren Umwallung veranlaßt
und diese von dem Reiche zum Preise von 4V2 Mill. JL eigentümlich
erworben haben, sowie an das Abkommen der Stadt mit der Eisen
bahnverwaltung, nach welchem letzterer um den Preis von 600000 Jl
dasjenige Areal von dem früheren Festungsgelände abgetreten wurde,
das für die Erweiterung des Bahnhofs notwendig wird. Außer
dem Areal der inneren Umwallung wird noch ein Gebiet von etwa
480 Hektar frei, das bisher infolge der Rayonbestimmungen mit
Bauverbot oder mit schweren Baubeschränkungen belegt war, so daß
das Gesamtstadrgebiet ca. 830 Hektar mißt.
Wegen der außerordentlichen Schwierigkeiten, mit denen die
Aufstellung des Stadterweiterungsprojekls von Ulm durch die Festung,
namentlich aber durch die Lage des Bahnhofs verknüpft ist, erschien
es zweckmäßig, hervorragende Sachverständige heranzuziehen, die ihre
Erfahrungen mit den lokalen Kenntnissen der einheimischen Techniker
vereinigen und die Grundzüge für den künftigen Ansbau der Stadt
geben sollten. Es waren dies: Geh Rat Stüb ben-Köln, Ober
baurat Prof. Baumeister-Karlsruhe, Stadtbaurat Kölle-Stuttgart.
Das Programm für den Bebauungsplan wurde von ihnen unter
2 verschiedenen Annahmen festgestellt: 1) Der Personenbahnhof
bleibt, wie in den Grundlagen des städtischen Tiefbauamts ange
nommen, in seiner gegenwärtigen Höhenlage erhalten und es
werden nur diejenigen Aenderungen an demselben vorgenommen,
welche durch das Anwachsen des Personenverkehrs und durch die
Herstellung von Straßenüberführungen notwendig werden. 2) Der
Personenbahnhof wird so weit gehoben, daß mit sämtlichen Straßen
in der Richtung gegen den neuen westlichen Stadtteil und mit der
Uferstraße gegen den Galgenberg unter den Gleisen der Bahn durch
gefahren werden kann.
Bei beiden Plänen ist vorausgesetzt, daß der Personenbahnhof
an seiner gegenwärtigen Stelle verbleibt und vom Güierbahnhof
vollständig getrennt wird, so daß auch der sogenannte Ostbahnhof und
die seither neben dem Empfangsgebäude angereihten Güterschuppen
mit der Zeit beseitigt und an den neuen Güterbahnhof verlegt werden.
Von den Sachverständigen wurde der zweite Plan als der in erster
Linie für die Stadtgemeinde in Betracht kommende bezeichnet.
Der Redner entwickelte nun ein Bild von der zukünftigen Ge
staltung der Stadt nach diesen Projekten und beschrieb eingehend die
Anschlüsse der verschiedenen einmündenden Bahnen, die beabsichtigte
Anlegung einer besonderen Industrie- und Hafenbahn entlang der
Brenzbahn, sowie die Erweiterung der Stadt bis zu den Grenzen,
welche durch die neue Gestaltung der Festungswerke gegeben sind,
und die Anlegung eines Hafens für die Donauschiffahrt. Es zeigte
sich jedoch, daß behufs ungehinderter Verbindung der beiderseits
liegenden Stadtteile auch noch als 3. Plan die Möglichkeit der voll
ständigen Verlegung des Personenbahnhofs mit dem Güterbahnhof
gegen Nordwesten in den sog. Bleicher-Haag in Berechnung gezogen
werden müsse und vor allem eine vergleichende Kostenberechnung für
die verschiedenen Möglichkeiten der Abänderung der Bahnhofverhältnisse
auszufertigen sei.
Der Vortragende legte dar, daß mit der Höherlegung des Bahn
hofs an der alten Stelle nicht nur große Kosten, sondern auch be
deutende Schwierigkeiten verbunden wären, und daß die Belassung
des Bahnhofs an seiner gegenwärtigen Stelle auf der bisherigen
Höhe mit Rücksicht auf die große Entfernung der Ueberfahrten am
Ehinger und Blaubeurer Thor und im Hinblick auf die Notwendig
keit einer späteren Vergrößerung des Bahnhofs unzulässig erscheine,
während bei der Verlegung des Bahnhofs sich nicht nur der Eisen
bahnumbau, sondern der Eisenbahnbetrieb und die Ausgestaltung des
Straßennetzes der Stadt wesentlich günstiger gestalten würden. Nach
den Berechnungen des städtischen Tiefbauamtes stellen sich die Kosten
für die Höherlegung des Bahnhofs um 4 m auf 10 Mill. Jl, um
5,2 m auf 11 Mill. JL, für Verlegung an der jetzigen Stelle auf
13 Mill., für Belassung und Erweiterung desselben auf 4 Mill. JL.
Die Eisenbahnverwaltung konnte sich nicht davon überzeugen, daß
die Gesamtverlegung des ganzen Bahnhofs in den Bleicher-Haag sich
zweckentsprechend gestalten könne, es erschienen ihr die Kosten hiefür
zu hoch, auch hatte sie Bedenken gegen die Zusammenlegung (Neben
einanderlegung) von Güter- und Personenbahnhof. Es wurde von